Katana ZERO - Test, Action-Adventure, PC, Mac, Switch

Katana ZERO
09.05.2019, Benjamin Schmädig

Test: Katana ZERO

"Jetzt mach schon!"

Tür auf… tot – von vorn. Tür auf, Gegner weg… tot – von vorn. Tür auf, Gegner eins weg, Gegner zwei brennt, Gegn… tot – von vorn. Tür auf… Wem das rasante Stakkato eines Hotline Miami jeden Spaß raubt, der ist hier falsch. Wer stylischem Schwerkampf mit brutalen Finishern was abgewinnen kann, sollte allerdings zumindest einen Blick riskieren. Und wer eine coole Story mag, der muss Katana Zero sowieso ins Auge fassen. Denn wenn die Action anhält, ist in diesem Test noch längst nicht Pause…

In Katana Zero geht es ziemlich hart zur Sache. Es fordert gut geölte Reflexe und eine Portion taktisches Denken. Denn ob man erst die Gegner auf Ebene eins erledigt oder gleich zu Beginn ihre Kumpels ein Stockwerk drüber erledigt, kann über Weiterkommen oder Neustart entscheiden. Die Räume sind klein. Hat man den Dreh erst mal raus, ist man in wenigen Sekunden durch. Dann köpft man Feinde, rollt ankommenden Projektilen aus dem Weg, springt in engen Schächten von Wand zu Wand, wirft aufgelesene Messer oder Vasen oder bricht durch eine Decke, bevor die Herren in Schwarz merken, dass man sie gerade im ersten Stock umlaufen hat.

Beinhart, aber...

Katana Zero ist nicht überladen. Ein paar Knopfdrücke sind alles, was man braucht. Einen noch für die aufgrund des rasanten Ablaufs dringend benötigte Zeitlupe und fertig ist Arcade-Eleganz in Reinform. Hinzu kommen eine Fahrt auf dem Motorrad und in einer Lore sowie einfallsreiche Bosskämpfe.

All das ist selbstverständlich bockschwer, zumal der anfangs unbekannte Katana-Schwinger nach einem Treffer schon das Zeitliche segnet. Man kann die kurzen Abschnitte allerdings sofort wiederholen. Und so probiert man, ändert die Taktik, übt die filigrane Choreografie der Finger erst im Kopf, dann in echt und ist irgendwann mal durch. Daraufhin darf man sich das Ganze wie eine Videoaufzeichnung noch einmal anschauen.

... sehr überschaubar

Tür auf, Gegner weg... tot - und von vorn. Katana Zero orientiert sich in Teilen am Rhythmus von Hotline Miami.

Viel ist es ja nicht, was man trainieren muss, denn im Grunde besteht das Spiel aus gerade mal zehn recht überschaubaren Levels, in denen sich der spielerische Umfang trotz der erwähnten Abwechslung und durchaus vielseitiger Möglichkeiten beim Ausschalten der Gegner in Grenzen hält. Echten Schwung baut die Wiederholungsschleife zudem nie wirklich auf, da der Ablauf durch die sehr knappen (Fehl)versuche ständig gebremst wird. Das klingt vermutlich schlimmer, als es ist. Ein richtig großes Spiel entfaltet sich aber nie.

Trotzdem macht die Action Spaß, versteht das nicht falsch. Seinen ganz großen Reiz zieht Katana Zero allerdings aus der Geschichte und daraus, wie sie inszeniert wird – nicht nur im Sinne der aufwändigen Pixelkunst und ihren vielsagenden

Nur: Wieso kann man eigentlich an der Zeit drehen und was bedeuten die Männer mit den seltsamen Masken?
Animationen, sondern vor allem dank der Erzählung, die vom Start weg auf ganz verschiedenen Ebenen Fragen aufwirft. Kein einziges Mal wirkt das angestrengt verkopft! Der rote Faden ist einfach nur auf clevere Art mit dem ständigen Wiederholen verknüpft und bringt gleich mehrere Geheimnisse ins Spiel, die schon bald auf interessante und plausible Art zusammenkommen.

Mystery Killer

Warum findet man sich plötzlich in der Sitzung mit einem Psychologen wieder? Was haben die brutalen Albträume zu bedeuten, wer ist das Mädchen im Treppenhaus und was zur Hölle ist da gerade mit den lauten Nachbarn geschehen? Ein satter Elektro-Soundtrack wechselt sich mit Klavier-Soli ab. Leiernde Videobänder geben starke audiovisuelle Hinweise. Und besonders clever: Wer keinen Bock auf Multiple-Choice-Unterhaltungen hat, klickt sich einfach schneller durch – mit der Besonderheit, dass man dann die anfangs einzige Dialogoption wählt und dass die Gegenüber auf dieses gestresste „Jetzt erzähl schon!“ reagieren. Das gibt den Dialogen einen herrlich rabiaten Schwung, der hin und wieder sogar einen erzählerischen Sinn erfüllt, sich vor allem aber herrlich befriedigend anfühlt.

Fazit

So anspruchsvoll die knappen Herausforderungen und so vielseitig die spielerischen Möglichkeiten auch sind, so sehr wiederholt sich vieles hier in kurzer Zeit. Das Prinzip Hotline Miami fühlt sich spätestens dann klasse an, wenn man einen Raum geleert hat, die Euphorie ist aber stets schnell vorbei. So bleibt das eigentliche Spiel trotz seiner einfallsreichen Vielfalt sehr überschaubar. Die toll inszenierte und clever erzählte Geschichte trägt es allerdings sehr weit! Denn Katana Zero ist ein ausgesprochen cooler Mystery-Krimi mit überraschenden und immer logisch herbeigeführten Einsichten. Ständig hinterfragt man, was echt ist oder überhaupt gerade geschieht, ohne von verschwurbelten Hinweisen überwältigt zu werden. Dass dann sogar noch die notwendigen Multiple-Choice-Unterhaltungen spielerisch spannende Teile sind, tut dem interaktiven Thriller nur gut. Lasst euch diesen coolen Ritt daher nicht entgehen!

Pro

  • knackige, oft anspruchsvolle Action mit vielen Überraschungen
  • aufwändige Pixelkunst mit tollen Animationen
  • interessant aufgerollte Geschichte, die verschiedene Ebenen zusammenbringt
  • coole Unterhaltungen, in denen selbst das Abkürzen erzählerische bzw. emotionale Auswirkungen hat
  • satter, teils emotionaler Soundtrack

Kontra

  • die spielerisch sehr überschaubar bleibt
  • insgesamt gebremster Schwung, da man lediglich wenige kurze Abschnitte ständig wiederholt
  • kein besonders anspruchsvolles New Game Plus oder veränderliche Regeln (z.B. ohne Zeitlupe)

Wertung

PC

Spannende, spielerisch fordernde Arcade-Action, die vor allem erzählerisch fesselt.

Switch

Spannende, spielerisch fordernde Arcade-Action, die vor allem erzählerisch fesselt.

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Kommentare
RaPe

Seit einiger Zeit gibts das Spiel auch auf Xbox. Es ist noch kurzzeitig im Gamepass.

vor 3 Jahren