A Plague Tale: Innocence - Test, Action-Adventure, XboxOne, Switch, PlayStation4, PlayStation4Pro, XboxOneX, PlayStation5, PC, XboxSeriesX
Inseln aus Licht
Amicia kann z.B. Stöcke entzünden, aber die brennen nur kurze Zeit, so dass sie schnell Gluthaufen finden muss, die für eine permanente Lichtquelle sorgen. Nach jedem erfolgreichen Schritt muss man erstmal das Gelände erkunden und nach
Lösungen suchen. Schon bald kann sie auch alchemistisches Feuer werfen, um weit entfernte Wagen, Windmühlräder oder Belagerungsgerät zu entzünden. Später kommen explosive Pulver hinzu, die sie direkt in die zischelnde Meute werfen kann, um zumindest einen Teil zu vernichten. Denn die Gefahr lauert immer zentimeternah: Gehen sie nur einen falschen Schritt, ist es vorbei! Zwar gibt es nur einen eher angenehmen Schwierigkeitsgrad, aber der sorgt trotzdem für einige anspruchvolle Situationen und Bildschirmtode. Manchmal müssen die beiden auch rennen, wenn etwa Blitze nur für kurze Zeit die Ratten verscheuchen. So kommt es zu spannenden Situationen, in denen sich Action und Rätselflair auf unterhaltsame Art ergänzen.Zwar sind viele Lösungswege ebenso klar wie linear und manche Übergänge vorgegeben, aber es geht auch um Kampf und
Schleich-Taktik im Gelände. Amicia muss zwar in speziellen Duellsituationen so etwas wie Bosskämpfe meistern, aber hat ansonsten keine Chance in einem Nahkampf. Trotzdem sorgt ihre Schleuder für tödliche Kopftreffer, so dass sie einige Wachen aus der Distanz eliminieren kann. Trägt der Feind einen Helm, muss sie diesen allerdings erst mit einer Säure treffen, damit er ihn absetzt und verwundbar ist - danach stürzt er sich auf sie. Aber sie kann die Ratten auch in eine Waffe verwandeln: Wenn eine Wache mit Laterne durch sie hindurch spaziert, muss sie nur seine Lichtquelle zerstören, um den Mann in Futter zu verwandeln. Und wenn sie direkt hinter einem Feind steht, kann sie ihn mit alchemistischem Pulver von hinten betäuben - falls sie denn die Zutaten dafür hatte.Die Pest breitete sich seit etwa 1348 in Europa aus und wured später "Schwarzer Tod" genannt. Innerhalb weniger Jahre wurde etwa ein Drittel bis fast die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht. Es entstanden bizarre Bewegungen wie die "Geißler" und die Schuld wurde u.a. bei den Juden gesucht, die angeblich Brunnen vergiftet hatten.Das Handwerken und Aufrüsten bleibt aber eher dezente Nebensache, zumal die Auswirkungen der permanenten Verbesserungen nur gerinfügig spürbar sind. Man findet auf dem Weg diverse Zutaten wie Leder, Stoffe, Salpeter, Öl oder Fläschchen, mit denen man sofort diverse feurige, ätzende oder betäubende Substanzen oder nur an Werkbänken auch Erweiterungen für die Schleuder, die Beutel oder die Kleidung anfertigen kann - all das lässt Alicia schneller schießen, mehr tragen oder leiser gehen; klassische Charakterwerte wie in einem Rollenspiel gibt es nicht. Trotz der eher begrenzten Areale wird das Absuchen von Abzweigungen oder Gängen belohnt. Das Wenige, was man dort an Blumen oder Artefakten finden kann, wird sehr schön als 3D-Modell mit historischem Infotext archiviert. Da erfährt man dann z.B., wie lebensrettend das gute alte Bier schon im Pestzeitalter war.
Sehr schön sind zudem die Möglichkeiten der Tarnung und Ablenkung: Aufrecht oder rennend ist man schnell entdeckt, also muss man meist geduckt unterwegs sein. Man kann mit Steinen auf metallische Gegenstände oder Vasen werfen, um eine Wache von A nach B zu locken. Dann kann man sie umrunden, um wieder im hohen Gras oder hinter einer Deckung zu verschwinden. Zwar sind die Areale meist recht überschaubar, die solide KI hat kleine Aussetzer, aber so entsteht ein spannendes Katz- und Mausspiel, das vor allem aufgrund der vielfältigen interaktiven Elemente wie Ratten, Patrouillen, Köder, Feuer, Deckung, Alchemie und Schleuder für abwechslungsreiche Unterhaltung sorgt. Nur ab und zu zickt die Steuerung, wenn man etwas zu umständlich einen Wagen mit Feuerschale schieben muss oder von nicht mal hüfthohen Hindernissen aufgehalten wird. Und im letzten Drittel wiederholen sich einige Herausforderungen.
Schleichen und ablenken
Das Ganze wird aber über 17 Kapitel überraschend lebendig sowie erzählerisch interessant inszeniert. Das betrifft nicht nur die ansehnlichen Animationen der Geschwister, wenn sie sich beim Klettern helfen oder sie ihren Bruder tragen muss, sondern vor allem ihre Kommunikation: Amicia und Hugo
werden als Charaktere greifbar, weil man ihre Konflikte, Ängste und Zuneigung spürt. Die ältere Schwester muss sich plötzlich als Beschützerin ihres kranken Bruders beweisen, der bis dato unter der Obhut ihrer Mutter lebte und Panik bekommt, wenn er zu lange alleine ist - manche Aufgaben muss Amicia aber getrennt von ihm erledigen, so dass sie sich sputen muss, weil ein Game Over droht. Gerade in diesen Phasen der Trennung steigt der Adrenalinpegel. Der fünfjährige Junge wird jedenfalls sehr gut getroffen, wenn er neugierig Fragen stellt, sich über Schönes freut oder vor Unheimlichem fürchtet. Es entstehen ebenso lustige wie charmante und traurige Situationen, in denen man mitfühlen kann.
Ähnlich wie in God of War sorgen auf dem Weg zum nächsten Ziel angenehm natürliche Dialoge dafür, dass man sich immer besser mit den Geschwistern indentifizieren kann, die plötzlich vom Schicksal getroffen wurden. Das Unheil kam wie aus dem Nichts über die priveligierte adlige Familie. Amicia war gerade mit ihrem Vater auf der Jagd in einem idyllischen Wald, um mit ihrer
Natürliche Dialoge
Schleuder zu üben, als ihr Hund auf seltsame Art starb. Und noch seltsamer war das klaffende Loch im Boden, aus dem es wie aus einem Schlund der Hölle rumorte. Dann ging alles ganz schnell: Die Häscher der Inquisition überfielen das Rittergut, forderten den Bruder und metzelten alles nieder. Seitdem befinden sich die beiden auf der Flucht.
Für erzählerische Neugier sorgen vor allem drei Fragen: Was will die Inquisition von Hugo? Was hat es mit seinen Kopfschmerzen auf sich? Und was steckt hinter der Rattenplage, die selbst die Schrecken des Hundertjährigen Krieges übertrifft? Es gelingt der Regie übrigens gut, die fiktiven Elemente glaubwürdig in das historische Szenario einzuflechten.
Zu der Zeit regierte König Eduard III. (1327 - 1377) in England, der sich aufgrund seiner Herkunft aus dem Hause Anjou-Plantagenêt im Jahr 1340 zum König von Frankreich erklärte und ab 1346 die militärische Offensive auf dem Festland startete, die mit dem glorreichen Sieg in der Schlacht bei Crécy sowie der Eroberung von Calais ihren ersten Höhepunkt erreichte. Ähnlich wie im Spiel die Rattenplage sorgte der Ausbruch der Pest allerdings für einen Stillstand der Feldzüge mit dem
Historisches Flair
Für Stimmung natürlich auch die technisch saubere sowie abwechslungsreich designte Kulisse, die mit ihren Wäldern, Aquädukten, Grotten, Dörfern, Tunneln und Burgen ein breites Spektrum an Arealen inkl. toller Lichteffekte abdeckt. Man bleibt gerne mal in der Landschaft stehen, um die Kamera zu drehen; das Figurendesign kann sich ebenfalls sehen lassen, denn die Mimik ist gut, die Kleidung sehr gut texturiert und einzelne Teile wie Gürtel, Taschen oder Schnüre werden in Aktion bewegt. Das ist ein überaus kompetentes Bild, das die hauseigene Engine hier bei ihrer Premiere zeichnet - darauf kann das Studio aufbauen. Ärgerlich sind lediglich einige wenige Clippingfehler sowie geklonte Figuren wie z.B. Offiziere im Lager der Engländer. Schön ist übrigens, dass man die Benutzeroberfläche so reduzieren kann, dass es keinerlei Hilfs- oder Infoanzeigen mehr gibt.
Fazit
Pro
- interessante Story, glaubwürdige Charaktere
- hervorragend inszenierte Dialoge
- authentisches Spätmittelalter-Flair mit Bezügen
- kreative Einbindung einer Rattenplage (Licht, Dunkel)
- überzeugende Nebenfiguren
- abwechslungsreiche Spielmechanik
- solide Stealth-Taktik mit solider KI im Gelände
- Ablenkungen und Fallen stellen
- Teamwork im Duett oder in der Gruppe
- nette alchemistische Spielereien
- Schleuder & Ausrüstung verbessern
- tolle orchestrale Musikuntermalung
- sehr gute Animationen, solide Mimik und Gestik
- ansehnliche und abwechslungsreiche Kulissen
- weitgehend stabile Bildrate und saubere Technik
- schöne 3D-Artefakte mit historischen Infos
- Benutzeroberfläche anpassbar
- faire Speicher- und Rücksetzpunkte
- komplett auf Deutsch
Kontra
- Lösungswege meist recht klar
- weitgehend lineare Abläufe in begrenzten Arealen
- ab und zu zickige Steuerung (Wagen schieben...)
- KI mit kleinen Aussetzern
- Crafting nur geringfügig spürbar
- hüfthohe Hindernisse versperren manchmal Weg
- einige Klonfiguren, Clippingfehler
Echtgeldtransaktionen
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- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.