Journey of the Gods - Test, Action-Adventure, OculusRift, VirtualReality, OculusQuest
Die größte Stärke von Journey of the Gods ist seine vereinnahmende Atmosphäre. Mit stilisierten glühenden Kultstätten schaffen es die Left-4-Dead-Entwickler, eine erstaunliche Präsenz aufzubauen, die vom akkuraten Roomscale-Tracking des neuen Headsets noch verstärkt wird. Ob man bedächtig übers offene Feld schreitet, einen labyrinthartigen Tempel erforscht oder mit präzisen Schwerthieben bizarre, haushohe Stelzen-Monster in die Knie zwingt: Hier vergisst man schnell, dass die Kulisse nur aus sehr groben Polygonen besteht, die sogar unter kleinen Popups leiden. Der kantige Stil und die ruhige Musikuntermalung passen bestens zum geheimnisvollen Thema des felsigen Landes, das von finsteren Mondbiestern heimgesucht wird.
Klassisches Action-Adventure auf neuen Pfaden
Die Geschichte um eine unheilvolle Sonnenfinsternis bleibt leider denkbar simpel. Sie kommt mit wenigen Dialogfenstern und Sprechblasen-Symbolen aus. Der Auserwählte mit göttlichen Fähigkeiten soll die Welt und das leidende Dorf voller liebenswert animierter Figuren retten, darunter ein weiser Greis, ein bulliger Schmied oder eine archaische Kriegerin. Zur Rettung beamt man sich in der zentralen Grotte der Oberwelt an überfallene Orte. Dort kämpft man sich über weitläufige, aber verhältnismäßig lineare Pfade mit kleinen Abzweigungen, knobelt sich den Weg über Hindernisse oder brodelnde Lavaströme frei und stürzt sich in Kämpfe gegen gigantische Bosse.
Komfortables Freiheitsgefühl
Schön, dass das Aufmotzen von Standard-Ausrüstung wie dem praktischen Schild oder der zielgenauen Armbrust nicht Überhand nimmt. In VR gehen Micro-Management und Sammelaufgaben schließlich schneller auf die Nerven als vorm Fernseher. Hier findet man lediglich einige Erweiterungsteile abseits des Weges und liefert sie bei den hilfreichen Dorfbewohnern ab. Die wichtigste Rolle spielen aber die Verwandlungen in eine riesige Gottheit. Als Steingolem z.B. drischt man extrastark zu, die übrigen göttlichen Fähigkeiten wurden schön in kleine Puzzles eingeflochten. Pflückt man einen Blitz aus der Gewitterwolke, lassen sich neben Kristall-Hindernissen auch Gegner einäschern.
Spätere Macken
Um die Probleme zu entschärfen, wurden aber immerhin viele Speicherpunkte in der Welt verteilt. Trotz einiger Frustmomente ist Journey of the Gods also einer der spannendsten und faszinierendsten Starttitel für Oculus Quest, der später übrigens auch für Oculus Rift und die neue Variante Rift S umgesetzt werden soll.
Fazit
Journey of the Gods passt unheimlich gut zum Freiheitsgefühl der Oculus Quest! Trotz kantiger Kulissen fühlt man sich sofort, als würde man persönlich durch die fremdartige Natur schreiten, während man mit den eigenen Händen gegen geheimnisvoll glühende Kreaturen kämpft. Das Repertoire der nur leicht aufrüstbaren Standardwaffen bleibt zum Glück überschaubar. Schwert, Schild und Armbrust ergänzen sich gut mit den übernatürlichen Fähigkeiten als riesiger Gott, in dessen Gestalt man schön eingeflochtene Umgebungs-Puzzles löst. Schade, dass das Action-Adventure zum Ende hin immer ungeschliffener wirkt, was sich vor allem mit technischen Macken wie Übersichtsproblemen oder unausgegorenem Aufgabendesign bemerkbar macht. Trotzdem bin ich froh, dass sich Oculus zum Start der Quest nicht nur typische schnelle Arcade-Titel wie Beat Saber, sondern auch diesen ruhigeren, etwas größeren Exklusivtitel gesichert hat.
Pro
- immersives Freiheitsgefühl passt bestens zu Oculus Quest
- faszinierendes, mystisch glühendes Artdesign in felsiger Natur
- bizarre Gegner und verschrobenes Figurendesign
- Großteil der Bosskämpfe sind spannend, mit motivierenden Rettungsaktionen
- überschaubare Zahl an Fähigkeiten und Aufrüstungen bringt Abwechslung, ohne es zu übertreiben
- interessant in die Umgebung eingeflochtene Gott-Puzzles
- viele fair gesetzte Speicherpunkte
- zahlreiche Optionen sorgen für komfortables Spielen, weitgehend ohne Übelkeit
Kontra
- Verteidigungsmissionen und Angriffsmuster vor allem später verwirrend
- Kamera
- und Übersichtsprobleme führen zu unverschuldeten Stürzen
- simpel präsentierte Sprechblasen-Story lässt auch spielerisch manchmal Fragen offen
- trotz technisch schlichter Kulissen mit groben Polygonen sichtbarer Grafikaufbau
- gelegentliche Abstürze und nicht komplett deutsch lokalisierter Text
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