Castlevania Anniversary Collection - Test, Arcade-Action, PlayStation4, PC, Switch, XboxOne

Castlevania Anniversary Collection
17.05.2019, Mathias Oertel

Test: Castlevania Anniversary Collection

Die Anfänge der Vampirjagd

Es gibt wenige Serien, die für sich beanspruchen können, seit mehr als 30 Jahren die Spielehistorie begleitet und mitgeprägt zu haben. Doch genau dies ist Konamis Castlevania gelungen, dessen Name in Kombination mit Nintendos Metroid zum Synonym der actionbasierten Plattformers mit clever verzahnten Levels geworden ist. Im Test der Castlevania Anniversary Collection schauen wir, ob die Anfänge dieses Phänomens immer noch faszinieren können.

Seit über drei Jahrzehnten betätigt sich die Belmont-Familie als Vampirjäger. Castlevania, der Anfang der Reihe auf dem Nintendo Entertainment System im Jahr 1987 war zwar noch ein weitgehend linearer Action-Plattformer. Doch mit den Fortsetzungen Simon’s Quest (1988) und Dracula’s Curse (1990), beide ebenfalls noch auf dem NES, wurden die Level weiträumiger und die simplen Sprung-bzw. Kampfmechaniken durch leichte Rollenspiel-Elemente ergänzt. Der ganz große Durchbruch der Serie gelang schließlich 1991 auf dem SNES mit Super Castlevania 4 – auch wenn es sich dabei erzählerisch nur um ein Remake des ersten Teils handelte. Neben diesen vier Episoden warten in der Anniversary Collection auch noch die GameBoy-Ableger Castlevania: The Adventure aus dem Jahr 1989 sowie Castlevania 2: Belmont’s Revenge (1991), Bloodlines, die MegaDrive-Vampirjagd aus dem Jahr 1994 und das rudimentär mit dem Castlevania-Universum verbundene, aber die Ur-Serie parodierende Kid Dracula, das ebenfalls auf dem GameBoy sowie dem NES erschien.

30 Jahre und nur ein bisschen müde

Die Castlevania Anniversary Collection führt Fans in die Anfangsphase der bis heute nachwirkenden Action-Adventure-Serie.
Mit diesen acht Titeln sowie einem umfangreichen und sehr informativen digitalen Buch, in dem man Artworks, Interviews und vieles mehr findet, ist die Sammlung durchaus ansprechend gefüllt. Dennoch ist schade, dass Konami nicht über den eigenen Schatten gesprungen ist und die ersten zehn Jahre der Vampirjagden in einem Paket schnürte. Denn 1997 erschien mit Castlevania: Symphony of the Night auf der PSone der Titel, mit dem man die Serie bis heute am ehesten assoziiert und der den Castlevania-Anteil an der MetroidVania-Wortschöpfung als Definition eines Subgenres des Action-Adventures maßgeblich definierte. Dies wäre eigentlich der krönende Abschluss dieser Sammlung gewesen – doch Konami war offensichtlich anderer Meinung. Abseits dessen kann man auch angesichts des Fehlens zahlreicher anderer Castlevanias wie Rondo of Blood, Dracula X oder Chronicles vortrefflich über den Inhalt dieser Sammlung oder die Definition von „Anniversary Collection“ streiten.

Es sind auch zwei GameBoy-Titel dabei, die sich technisch allerdings nicht von ihrer Schokoladenseite zeigen.
Für die Umsetzung der Klassiker hat Konami das erfahrene japanische Studio M2 beauftragt. Per se keine schlechte Entscheidung – mit gelungenen Umsetzungen vor allem von Sega-Klassikern hat man auf zahlreichen Systemen von 3DS bis 360, von PS3 bis Switch die Expertise bei der Retro-Konvertierung bewiesen. Allerdings hat M2 seinen Job in dem einen oder anderen Fall dieser acht Castlevania-Spiele etwas zu genau genommen. Dass die GameBoy-Ableger seinerzeit nicht komplett sauber liefen, ist schön und gut. Allerdings darf man erwarten, dass bei der Umsetzung auf ein modernes System rudimentäre technische Mankos beseitigt werden. Denn in dieser Form, mit dem ständigen Ruckeln und Zuckeln auf dem Bildschirm, machen ausgerechnet diese beiden Titel nur wenig Spaß. Auch Kid Dracula hätte hier und da optimiert werden können, um zwar ein Retro-Spielgefühl, aber eben nicht die Technik-Sperenzchen der damaligen Zeit transportieren zu können.

Technisch zu nah am Original

Kid Dracula wurde als Spin-Off von der Hauptserie inspiriert.
Dabei hätte sogar eine optionale „Zuschaltung“ des flüssigen Ablaufs gereicht, der bei den anderen Episoden der Sammlung übrigens nur selten gefährdet ist und sich dort nie auf das Spielgefühl auswirkt. Dem halben Dutzend jederzeit umschaltbarer Darstellungsoptionen (u.a. 4:3, 16:19, mit oder ohne Scanlinien) hätte diese Ergänzung auf jeden Fall nicht geschadet. Denn ansonsten gibt es an den Umsetzungen nicht viel zu meckern. Die Steuerung reagiert gut, die Akustik der Konsolenfrühphase wird ebenfalls gut emuliert. Und der Schwierigkeitsgrad von damals ist halt so, wie man damals Spiele gespielt hat: Man wurde gefordert, mitunter sogar über die tolerierbare Frustgrenze hinaus, doch unfair war (und ist) es eigentlich nie – auch wenn man sich dies aus Selbstschutz immer wieder eingeredet hat. Im Gegensatz zu anderen Klassik-Sammlungen wie z.B. den Mega Drive Classics gibt es hier keine Rückspulfunktion, die einem das Vorwärtskommen erleichtern könnte. Man darf nur auf einen Schnellspeicherpunkt pro Spiel zurückgreifen – und damit ist das absolute Minimum an möglichem Zusatzservice erreicht.

Fazit

Konami und das für die Umsetzung der acht in dieser Sammlung enthaltenen Retro-Klassiker verantwortliche Team von M2 haben es sich etwas zu leicht gemacht – in fast jeder Hinsicht. Nicht nur, dass die Titelauswahl einige durchaus interessante Serienableger wie Rondo of Blood oder Dracula X außer Acht lässt, wofür M2 natürlich nicht verantwortlich ist – von einem Symphony of the Night kann man hier ebenfalls nur träumen. Abseits des umfangreichen digitalen Buches, das mit Artworks, Interviews und vielen Informationen prall gefüllt ist, gibt man sich technisch und hinsichtlich Spielkomfort auch eher spartanisch. Bei den zuschaltbaren Grafikfiltern bietet man ebenso nur das Nötigste wie bei dem einen Schnellspeicherpunkt pro Spiel – auf eine Vor-/Rückspulfunktion, wie sie z.B. die Mega Drive Classics bieten, wird hier verzichtet. Und vor allem bei den GameBoy-Vampirjägern fällt auf, dass diese technisch schon damals die Konsole ans Limit brachten. Originalgetreue Emulation in allen Ehren, aber bei dem Ruckeln und Zuckeln in diesen Titeln hätte man durchaus behutsam eingreifen und optimieren können, ohne Angst haben zu müssen, den „Retro-Faktor“ zu verlieren. Die Castlevania Anniversary Collection ist ein gelungener Einstieg in die Frühphase der Action-Plattformer, die wie kaum eine andere Serie bis heute Auswirkungen haben – allerdings auch ein unvollständiger.

Einschätzung: befriedigend

Wertung

PlayStation4

Technisch nicht immer sauber und hinsichtlich der Auswahl der integrierten Titel diskussionswürdig. Dennoch und vor allem dank des umfangreichen Digitalbuchs eine ordentliche Sammlung aus den Anfängen einer bis heute nachwirkenden Serie.

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