Assassin's Creed 3 - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation4, XboxOne, XboxOneX, Wii_U, PlayStation3, PlayStation4Pro, Switch, PC

Assassin's Creed 3
21.05.2019, Mathias Oertel

Test: Assassin's Creed 3

Runderneuerter Assassine für unterwegs

Als Ubisoft ankündigte, die Remastered-Version von Assassin‘s Creed 3 auch auf Switch veröffentlichen zu wollen, war die Skepsis groß. Das System ist schlichtweg nicht in der Lage, mit den HD-Varianten auf One, PS4 oder PC mithalten zu können. Doch die Version für Nintendos Hybrid basiert technisch natürlich nicht auf der aufgewerteten Variante, sondern auf der Wii-U-Version aus dem Jahr 2012, die seinerzeit mit technischen Problemen kämpfte. Ob diese jetzt ausgeräumt sind und was die Fassung noch zu bieten hat, klären wir im Test.

Kommt man von den letzten beiden Assassinen-Abenteuern Origins oder Odyssey in das Amerika zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges, merkt man, wie viele inhaltliche und mechanische Fortschritte die Serie seit 2012 gemacht hat. Die Kämpfe in Ägypten oder Griechenland sind deutlich dynamischer als seinerzeit, die Spielgeschwindigkeit ist höher, die Aufgaben sind abwechslungsreicher. Und ob man die massiv gestiegene Beute mag oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, ob man mit dem mittlerweile nahezu vollzogenen Schritt zum Action-Rollenspiel etwas anfangen kann oder nicht. Dessen ungeachtet bringt die Remastered-Version sowohl inhaltlich als mechanisch natürlich alle positiven und negativen Elemente mit, die den Titel vor sechseinhalb Jahren definiert haben und die auch heute noch die Motivationswaage in beide Richtungen schwingen lassen. Dementsprechend haben nahezu alle Punkte aus dem damaligen Fazit immer noch Bestand, das ich nachfolgend in weiten Teilen zitieren möchte und für weitere Details auf den Test aus dem Jahr 2012 verweise, obwohl angesichts der Farbgebung, Levelarchitektur etc. technisch im Wesentlichen die Fassung für Wii U als Basis dient – die damals mit technischen Problemen zu kämpfen hatte.

Eine andere Zeit

Aveline taucht das erste Mal auf einem Nintendo-System auf, um im Amerika des 18. Jahrhunderts Rache zu nehmen.
„Was Ubisoft hier hinsichtlich Inszenierung, glaubhafter Verknüpfung von Fiktion und historischen Ereignissen sowie erzählerischem Spannungsbogen vom Stapel lässt, ist […] klasse. Mehr noch als bei seinen Vorgängern Altair oder Ezio hat man das Gefühl, dass die amerikanische Geschichte sich tatsächlich mit Connors Hilfe so ereignet haben könnte.  Zudem wird auch die Gegenwarts-Story um Desmond angemessen weitergeführt. […] Spielerisch hingegen gibt es Stagnation, beinahe Rückschritte: So glaubhaft Connors charakterliche Entwicklung ist, so frustrierend ist seine spielerische. Bereits vor dem Zeitpunkt seiner Ausbildung zum Assassinen wirkt er übermächtig. Der Vorteil der gut choreografierten, aber viel zu leichten Kämpfe, des Kletterns auf Schienen sowie all der anderen bekannten Elemente: Man fühlt sich als Assassin's Creed-Veteran wie zu Hause und kommt unheimlich schnell in einen angenehmen Spielfluss. Allerdings hat man auch viel zu oft das Gefühl, dass man mehr oder weniger per Autopilot von Mission zu Mission gleitet. […] Gute Ideen sind durchaus vorhanden, nur in der Umsetzung sowie Verzahnung hat Ubisoft den Faden verloren. Und das führt dazu, dass die neuen Elemente Schwierigkeiten haben, sich sinnvoll zu etablieren - mit Ausnahme der kinoreif inszenierten Missionen auf hoher See. Die Wildnis ist anfänglich noch faszinierend, doch spätestens wenn man seinen ersten Bären erlegt hat, ist man der Spitzenprädator, der vor nichts und niemand Angst haben muss – auch hier wurde wie beim oberflächlichen Handel und den meist nur statistische Bedeutung innewohnenden Nebenmissionen viel Potenzial verpulvert. […]“

Die Kulisse dürftet echnisch auf der Wii-U-Version basieren, ist aber u.a. hinsichtlich Bildrate deutlich optimiert worden.
Dass Ubisoft mit Black Flag erneut einen frischen Helden, aber letztlich wenigstens einen weiteren Höhepunkt der Serie folgen ließ, bevor man mit Unity und vor allem Syndicate die Talsohle und daraus folgend die dringend nötige kreative Pause einläutete, zeigt, dass der Abstecher in die Gründungsphase der USA Schwierigkeiten hatte, seine Identität zu finden. Dass spürt man auch daran, dass sich die Einstiegsphase, in der man mit dem Briten Haytham Kenway unterwegs ist (einem Nachfahren des Black-Flag-Helden Edward), enorm in die Länge zieht. Dass Action ab und an entschleunigt wird, begrüße ich ausdrücklich – insbesondere wenn es dramaturgisch Sinn ergibt. Doch das Ubisoft hier in der Anfangsphase erst spät zum Punkt kommt und es mit den Tutorials etwas übertreibt, ist aus heutiger Sicht störend, dürfte aber von Neueinsteigern in die Welt von Templern und Assassinen wohlwollend aufgenommen werden. Sobald man mit Connor unterwegs ist, wird alles etwas straffer und damit besser, wobei die Charakterzeichnung nicht ganz so gelungen ist wie in späteren Epispoden. Dennoch ist Assassin’s Creed 3 als alternative Geschichtsstunde mit einem ganz speziellen Blick auf u.a. George Washington oder Benjamin Franklin nach wie vor unterhaltsam.

Aus alt wird neu

Der Halbindianer Connor ist im erzählerischen Kern eine interessante Figur, schafft es aber nicht, in die Fußstapfen von Ezio Auditore zu treten.
Und die visuellen Probleme, die sich vor beinahe sieben Jahren auf Wii U zeigten, gehören mittlerweile weitgehend der Vergangenheit an. Zwar gibt es immer noch der Engine geschuldete Pop-Ups von Figuren in einiger Entfernung, die mit etwas Fleißarbeit vermutlich ebenso behoben werden könnten wie die eine oder andere abgehackte Animationsphase. Doch dies stört nur selten in einem Gesamtbild, das mittlerweile mit einer deutlich angenehmeren sowie weitgehend stabilen Bildrate als seinerzeit auf Wii U läuft – sowohl im Dock als auch im mobilen Betrieb. Schade ist allerdings, dass die Sichtweite, in der Objekte ins Bild ploppen, nicht erhöht wurde. Die Benutzerführung wurde auf Basis der alten Version ebenfalls optimiert. Bei den eingeblendeten Aufgabentexten ist man zwar grenzwertig klein, aber letztlich noch akzeptabel. Die Größe der Untertitel bei den umfangreichen Dialogen hingegen sind beinahe schon zu groß – aber das sind Kleinigkeiten, die ins persönliche Ermessensspektrum fallen. Etwas problematischer sind da schon die zusätzlichen Downloads, die nötig sind. Dazu gehören nicht nur Sprachpakete, wenn man etwas anderes als Englisch hören möchte, sondern vor allem die seinerzeit veröffentlichten Zusatzinhalte, die hier im Gegensatz zu dem erstmals auf einem Nintendo-System veröffentlichten Spin-Off Assassin‘s Creed Liberation (die Umsetzung eines PlayStation-Vita-Titels, 4P-Wertung: 67%) nicht beim initialen Download mit von der Partie sind. Wer diese Episoden noch nicht kennt, kann sich auf ein üppiges Gesamtpaketes freuen, das Ubisoft für die Remastered-Version von Assassin’s Creed 3 geschnürt hat. Zumal man auch bei der Steuerung ein paar Extras eingepackt hat. Wo es möglich ist und Sinn ergibt (z.B. in den Menüs), stellt Assassin‘s Creed 3 eine Berührungssteuerung zur Verfügung. Und wer möchte, kann beim Zielen mit Fernkampfwaffen auch eine Bewegungssteuerung aktivieren, die ebenso pixelgenaues Zielen ermöglicht wie mit den Standard-Kontrollen – allerdings zieht dies beim Spielen in der Öffentlichkeit (wie z.B. der S-Bahn) eher merkwürdige Blicke nach sich.

Fazit

Ebenso wie bei der letztes Jahr erschienenen Remastered-Version von Assassin’s Creed Rogue, die allerdings nicht auf Switch erschien, wirkt die Mechanik der Meuchler zur Zeit der amerikanischen Unabhängigkeit wie ein Relikt einer vergangenen Spiele-Ära. Wo Origins und Odyssey vor allem im Kampf mit einer frischen Dynamik punkten konnten, wirken die etwas statischen Gefechte hier vergleichsweise fast wie Rundenstrategie. Zudem ist die Inszenierung etwas in die Jahre gekommen, während die schon das Original plagenden Probleme bei der Charakterzeichnung natürlich weiterhin Bestand haben. Dies schadet der inhaltlichen Faszination dennoch nur wenig. Es bleibt weiterhin dabei, dass man erzählerisch eines der ausgefeiltesten Kapitel der Assassinen-Saga erlebt - verbürgte Geschichte und historische Fiktion werden so gut vermengt wie nur selten zuvor oder danach. Wer seinerzeit noch nicht die Gelegenheit hatte, die amerikanische Wildnis kennenzulernen oder den Unabhängigkeitskrieg zu beeinflussen, wird mit dem Paket, das auch Assassin’s Creed Liberation sowie alle Download-Inhalte wie das sehr gelungene Add-On „Die Tyrannei von George Washington“ beinhaltet, auf jeden Fall glücklich – selbst wenn man diese Zusatz-Kapitel ebenso wie die weiteren Sprachpakete nachträglich herunterladen muss. Technisch nutzt die um optimierte Berührungs- sowie Bewegungs-Steuerung ergänzte Switch-Fassung die Wii-U-Basis, zeigt sich aber bei der Bildrate als deutlich stabiler und damit insgesamt spielenswerter als auf dem damaligen Nintendo-System. Dennoch muss man sich bewusst sein, dass das Schattendasein von Connor nicht von ungefähr kommt. Er hatte es seinerzeit nicht geschafft, die Fußstapfen von Ezio Auditore auszufüllen und war letztlich der erste Schritt auf dem Weg zum Umbruch der Serie.

Wertung

Switch

Komplettpaket der Assassinen-Abenteuer im revolutionären Amerika, das technisch auf der Wii-U-Version aufbaut und verbessert. Mechanisch spürt man das Alter des Originals, das allerdings bei der Verknüpfung von Fiktion und historischen Ereignissen einer der besten Serienteile ist.

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