Sword Art Online: Hollow Realization - Test, Rollenspiel, PC, PS_Vita, PlayStation4, Switch

Sword Art Online: Hollow Realization
07.06.2019, Jens Bischoff

Test: Sword Art Online: Hollow Realization

Zurück nach Ainground

Mit der Deluxe Edition von Sword Art Online: Hollow Realization (ab 24,99€ bei kaufen) laden Bandai Namco und Aquria nun auch Switch-Spieler zur virtuellen Beta ihres nur von simulierten Spielern bevölkerten Online-Rollenspiels Sword Art: Origin ein. Wie uns die Rückkehr nach Ainground auf der Nintendo-Konsole gefallen hat, verrät der Test.

Wie .hack oder Log Horizon versetzt einen auch Sword Art Online in die Welt eines fiktiven Online-Rollenspiels. Bei Hollow Realization wird mit Sword Art: Origin sogar der geschlossene Betatest eines neuen Titels inszeniert, was Kirito, Asuna und Co. wieder ganz von vorn beginnen lässt und Neulingen den Einstieg trotz Verknüpfungen zu den Vorgängern entsprechend erleichtert.

Die Inszenierung im Anime-Stil weiß zu gefallen.
Man darf sich sogar einen Charakter basteln und so über Aussehen, Name und Geschlecht des Protagonisten entscheiden - selbst nachträgliche Anpassungen sind über die eigene Unterkunft im Spiel jederzeit möglich.

Virtuelle Online-Welt

Allerdings würde ich davon eher abraten, da es sonst nach wie vor zu unschönen Diskrepanzen mit den vorgefertigten Anime-Sequenzen kommt, die zwar selten, aber einmal mehr sehr sehenswert sind. Und auch sonst werden via Editor festgelegte Veränderungen vom Spiel noch immer ignoriert, so dass man mehrfach mit falschen Namen angesprochen wird oder als Frau weiterhin mit einer Männerstimme redet und "Bruder" oder "Daddy" genannt wird.

Das Verändern des Hauptcharakters sollte man aufgrund von Diskrepanzen lieber sein lassen.
Zwar kann man die eigene Stimme notfalls auch deaktivieren, aber während der umfangreichen Dialoge als einziger keinen Mucks von sich zu geben, wirkt nicht weniger befremdlich.

Die japanischen Sprecher leisten jedenfalls gute Arbeit, während die Lippenbewegungen der ansehnlichen Charakter-Portraits angenehm synchron sind und für gelungenes Anime-Flair sorgen. Anderssprachige Tonspuren sind hingegen nicht verfügbar. Dafür gibt es deutsche Untertitel, auch wenn deren Qualität teils zu wünschen übrig lässt. Dass man gelegentlich Schwierigkeiten hat, die trotz Getratsche und Voyeurismus durchaus interessante Rahmenhandlung fortzusetzen, dürfte hingegen eher am teils unklaren Missionsdesign als an der manchmal schludrig anmutenden Lokalisierung liegen.

Gelungenes Anime-Flair

Neben der linearen Haupthandlung mit ihren spannenden Recherchen über rätselhafte NPCs, drogenabhängige Cheater und versteckte Programmzeilen, gibt es auch ein paar nett gemachte Nebenquest-Reihen zu den wichtigsten Charakteren. Auf Switch sind auch der "Abyss of the Shrine Maiden"-DLC und das "Warriors of the Sky"-Update bereits an Bord. Die vielen optionalen Kill- und Sammelaufträge vom Schwarzen Brett sind hingegen rein zur Geld- und Item-Beschaffung bzw. dem Festigen von Freundschaften da.

In den stimmungsvoll gestalteten Spielarealen sind auch andere Abenteurergruppen unterwegs.
Wie in echten Online-Rollenspielen läuft man nämlich auch hier anderen Spielern über den Weg, mit denen man kommunizieren, sich im Kampf verbünden oder sich gegenseitig mit Objektbesorgungen oder Schmiedearbeiten für Ausrüstungs-Upgrades helfen kann.

Die Möglichkeiten sind zwar überschaubar und sehr schematisch, aber die autonom in den Städten und Dungeons umherziehenden KI-Charaktere sorgen für durchaus passables MMO-Ambiente. Trifft man unterwegs auf Bekannte, halten die sogar kurz an und winken einem zu. Die meiste Zeit ist man mit drei Gefährten aus dem virtuellen Bekanntenkreis unterwegs, zu denen neben Freundin Asuna und Schwester Leafa auch andere vertraute Seriengrößen wie Lisbeth, Silica, Agil oder Klein zählen. Bei anstehenden Bosskämpfen können sich sogar bis zu 16 Teilnehmer zu einer Raid-Gruppe zusammenschließen.

Alles nur Fassade

Nach Bewältigung des ersten Bossgegners kann man sogar mit Spielern aus Fleisch und Blut zusammen spielen - entweder mit anderen Switch-Besitzern vor Ort oder übers Internet, was eine Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online voraussetzt.

Im Mehrspielermodus kann man sich auch mit Mitspielern aus Fleisch und Blut verbünden.
So kann man sich mit oder ohne KI-Unterstützung beim Bezwingen schwieriger Gegner oder Sammeln seltener Beute helfen sowie Tauschbörsen veranstalten, spezielle Missionen oder ein kooperatives Angehen der Story-Kampagne sind aber leider nicht möglich. Auch die Kommunikationsmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt, viele Partien entsprechend chaotisch. Immerhin kann man bei der Mitspielersuche nach Charakterstufe filtern oder passwortgeschützte Lobbys für ungestörtes Spielen mit Freunden einrichten. Im Hinblick auf die MMO-Strukturen ist die gebotene Mehrspielerfunktionalität aber natürlich ein Witz.

Die über Portale erreichbaren Schauplätze reichen von idyllischen Wiesen und Wäldern über weitläufige Sumpf- und Höhlenlandschaften bis hin zu schroffen Wüsten und Ruinen, die durch variable Witterungen und Tageszeiten sehr unterschiedliche Stimmungen verbreiten - dynamische Zeit- und Wetterwechsel gibt es allerdings nicht.

Jede Waffengattung verfügt über einen eigenen Fertigkeitenbaum, den es zu meistern gilt.
Dafür werden Waffen- und Rüstungswechsel optisch berücksichtigt. Das Waffenarsenal deckt zwar nur Nahkampfwaffen ab, reicht aber von Ein- und Zweihandschwertern über Speere und Äxte bis hin zu Dolchen und Knüppeln.

Auf ins Abenteuer

Insgesamt stehen neun Waffengattungen zur Auswahl, deren Fertigkeiten man nach und nach freischalten und verbinden kann. Kampfhandlungen finden direkt vor Ort in Echtzeit statt, wobei man immer nur den Protagonisten direkt steuert, während man den KI-kontrollierten Gefährten gelegentlich Anweisungen gibt, um Angriffe zu koordinieren, die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zu lenken oder in Deckung zu gehen. Mit dem richtigen Timing kann man nämlich nicht nur Angriffen ausweichen, sondern Gegner auch kurzzeitig betäuben und so immensen Schaden anrichten - verheerende Teamattacken inklusive.

Durch das Loben von Aktionen kann man sogar Einfluss auf Charakterzüge und -fähigkeiten seiner Mitstreiter ausüben. Ab einem bestimmten Freundschaftsgrad kann man zudem über Ausrüstung und Charakterklasse seiner Gefährten entscheiden. Wer mehr will, kann auch Flirtversuche unternehmen und seinem Gegenüber in Gesprächen zulächeln, durch Nicken oder Kopfschütteln dessen Meinungen unterstreichen und Händchen haltend durch die Stadt spazieren.

Die Flirtversuche mit Spielpartnern sind eher unspektakulär, können aber bis ins Bett führen.
Bei besonders enger Bindung ist sogar laszives Bettgeflüster möglich. Der Unterhaltungswert ist aufgrund sich ständig wiederholender und dadurch rasch nervender Dialoge allerdings eher bescheiden, die Inszenierung durchwachsen.

Lob und Tadel

Auch der technische Unterbau wirkt oft holprig. Neben Rucklern und Pop-Ups fallen vor allem die flackernden Schatten sowie die fehlerhafte Kollisionsabfrage negativ auf. Zudem sind die Ladezeiten sehr lang und die Schrift teils sehr klein und so vor allem in Handheld-Modus eine Qual. Die auf jegliche Touch-Unterstützung verzichtende Steuerung klappt abgesehen von der eher in Japan gebräuchlichen Nutzung der A-Taste zum Abbrechen und B-Taste zum Bestätigen ganz gut, auch wenn man bei KI-Anweisungen und Sonderaktionen über die einblendbare Skill-Palette während laufender Auseinandersetzungen schon mal ins Schwitzen kommen kann.

Fazit

In Sword Art Online: Hollow Realization nehmen Kirito, Asuna und Co. am Betatest eines neuen VR-Online-Rollenspiels teil, der gewaltig aus dem Ruder zu laufen droht. Statt um Verbindungsprobleme, Spielabstürze und andere technische Schwierigkeiten geht es hier jedoch um Charaktere mit rätselhaftem Eigenleben, digitalen Drogenmissbrauch und das drohende Ende der gesamten VR-Technologie aufgrund gravierender Sicherheitsmängel. Während man die Anime-Truppe durch ein turbulentes Abenteuer innerhalb eines fiktiven Online-Spiels begleitet, gilt es nicht nur Kämpfe und Quests zu bestreiten sowie Freundschaften zu pflegen, sondern auch brisante Geheimnisse zu lüften und eine drohende Katastrophe zu verhindern. Auf Switch sind der Shrine-Maiden-DLC und das Sky-Warriors-Update bereits inklusive. Die Technik mag zwar nach wie vor holprig, der Mehrspielermodus dürftig, der Charaktereditor sinnlos und die Handheld-Anpassung unbefriedigend sein, aber das vorgegaukelte MMO-Ambiente ist stimmig, das Szenario interessant und das Anime-Flair gelungen. Wer Online-Rollenspiele an sich mag, aber den damit verbundenen Zeit- und Kostenaufwand scheut, kann hier in aller Ruhe Held, Teamkamerad und Herzensbrecher sein, ohne irgendwelche Verpflichtungen einzugehen.

Pro

  • interessantes Szenario
  • gelungenes Anime-Flair
  • dynamische Echtzeitkämpfe
  • stimmungsvolle Schauplätze
  • interaktives Gruppenmanagement
  • inklusive Shrine-Maiden-DLC und Sky-Warriors-Update

Kontra

  • holprige Technik
  • lange Ladezeiten
  • sinnloser Charaktereditor
  • dürftiger Mehrspielermodus
  • durchwachsene Lokalisierung
  • mangelnde Handheld-Anpassung
  • meist ödes & teils unklares Questdesign

Wertung

Switch

Interessant konzipiertes, wenn auch durchwachsen präsentiertes virtuelles Online-Rollenspiel für Anime-Fans.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.