Rescue HQ - The Tycoon - Test, Simulation, PlayStation4, PC, XboxOne

Rescue HQ - The Tycoon
03.06.2019, Mathias Oertel

Test: Rescue HQ - The Tycoon

Unkomplizierter Notfall-Aufbau

Denkt man an spielerische Einsätze von Feuerwehr, Polizei oder Rettungswagen, landet man früher oder später bei den eher enttäuschenden Alltags-Simulationen oder den gleichsam schwachen Echtzeitstategie-Titeln wie Rescue. Von beiden möchte sich das über Aerosoft veröffentlichte Rescue HQ abgrenzen – und konzentriert sich daher komplett auf den Aufbau eines gewaltigen Rettungs-Hauptquartiers. Ob man damit die gleiche Faszination aufbauen kann wie das thematisch ähnlich gelagerte Two Point Hospital, klären wir im Test.

Wer schon einmal einschlägige Aufbauarbeit geleistet hat und sich entweder schon am klassischen Errichten von Vergnügungsparks wie in Rollercoaster Tycoon, Krankenhäusern (Theme Hospital) oder Gefängnissen (Prison Architect) versuchte, wird einen sehr leichten Einstieg in Rescue HQ – The Tycoon haben. Entwickelt von stillalive (Son of Nor, Bus Simulator 18) sorgen sowohl die übersichtlichen Menüstrukturen als auch die generelle Bau-Mechanik dafür, dass sich Veteranen umgehend wohl fühlen, während Neulinge dank des übersichtlichen Tutorials schnell ihre Rettungsstation aufbauen und nach ihren Wünschen konfigurieren. Um das Errichten von Mauern z.B. muss man sich nicht kümmern: Man legt den Grundriss des „Zimmers“ fest und es wird automatisch das entsprechende Mauerwerk hochgezogen. Ähnlich einfach funktioniert das Modifizieren von Zimmergrößen oder das Hinzufügen von Quadratmetern: Stellt man fest, dass die Schlafsäle zu klein sind oder man den Trainingsraum etwas zu groß angelegt hat, legt man einfach entsprechende Bodenplatten anderer Räume und die Wände werden automatisch angepasst. Einzig das  Verschieben bereits vorhandener Einrichtungsgegenstände ist etwas fummeliger – aber unter dem Strich kein Problem.

Entspannter Aufbau

In einem gut geölten Hauptquartier laufen die Fäden von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern zusammen.
Kompliziert wird es nur, wenn man vergisst, dass man letztlich für die drei Zweige der Rettungsdienste gleichermaßen verantwortlich ist. Zwar startet man in jeder der gerade mal zwei Städte mit einem etwas anderen Fokus: In Berlin ist man zu Beginn nur für Feuerwehr verantwortlich, während in San Francisco zum Start eine effektive Verbrechensbekämpfung gefragt ist. Doch später kommen die anderen Bereiche hinzu, zu denen schließlich auch noch eine Flotte an Ambulanzen samt Besatzungen sowie Notaufnahme bzw. Minikrankenhaus gehört. Dementsprechend sollte man nicht all zu wild „herumbauen“. Denn auch, wenn durchaus genug Platz vorhanden scheint, wird in späteren Spielphasen bzw. dem Endlosspiel die Effizienz zunehmend wichtiger. Jeder Rettungszweig braucht Garagen, um seine Fahrzeuge verstauen zu können; Trainingsräume, in denen Rekruten und erfahrene Kräfte gleichermaßen ihre Fähigkeiten steigern können; Aufenthaltszimmer, Materiallager und vieles mehr.  

Wie es sich für Aufbau-Strategie ziemt, kann man zunehmend interessantere Strukturen freischalten und diese einsetzen; mitunter werden sie auch von bestimmten Missionen abgefragt. Denn natürlich geht es nicht nur darum, im Rahmen eines zwar knappen, aber nur selten gesprengten Budgets sein Rettungshauptquartier zu bauen. Man muss auch auf die eintrudelnden Einsatzanforderungen eingehen: In der rechten Menüleiste tauchen die Notrufe mit einem Zeitlimit versehen auf, um abgearbeitet zu werden. Nach Auswahl eines Einsatzes legt man fest, welches Personal mit welchem Fahrzeug sowie der notwendigen Ausrüstung losgeschickt wird. Dabei kann man noch nicht erforschte bzw. nicht zur Verfügung stehende Bedürfnisse durch entsprechend Manpower kompensieren. Oder aber man geht das in einem Prozentwert dargestellte Risiko ein, dass der Einsatz nicht erfolgreich abgeschlossen wird – vielleicht, weil man das dafür nötige Personal in einem anderen Einsatz benötigt. Dies ist aber im Wesentlichen die einzige schwerwiegende Entscheidung, die man fällen muss, da der Ausgang des Notfalls nicht nur die monetäre Belohnung, sondern vor allem die Prestigepunkte beeinflusst, die einem zur

Im Hauptquartier ist Schichtdienst angesagt. Beim Anheuern neuer Kräfte kann man entscheiden, ob sie tagsüber oder nachts eingesetzt werden.
Verfügung stehen, um seine Entwicklungen bzw. neue Gegenstände freizuschalten. Spannend wäre es gewesen, wenn man optional ähnlich wie in manchen Versionen der Sims-Serie aktiv in Form von Minispielen an den Einsätzen teilnehmen dürfte oder aber vor kurzfristige Entscheidungen gestellt.

Oberflächlich, aber unterhaltsam

Da man zusätzlich sieht, wie lange die entsendeten Kollegen bis zu ihrer Rückkehr brauchen (es gibt eigentlich keine überraschenden Momente, die sich auf die Zeit auswirken), kann man seine nächsten Einsatz-Befehle überschaubar planen, zumal man auch die Zeit anhalten und in aller Ruhe sowohl bauen als auch seine Mitarbeiter-Anweisungen tätigen kann. Sehr schön: In ihren freien Momenten kümmern sich die angestellten Rettungsdienstler in den Tag- und Nachtschichten sowohl um Fortbildung als auch körperliche Bedürfnisse wie Schlaf, Nahrung oder Hygiene. So kann man sich um das Wesentliche kümmern: Den Auf- und Ausbau der Station sowie die Verteilung der Einsatz-Ressourcen. Dank des sich durchaus einstellenden Aquarium-Effekts macht auch das Zuschauen Spaß, während Sonderveranstaltungen wie eine Fußball-WM, eine zu erwartende Krankheitswelle oder ein Zeugenschutzprogramm temporär für besondere Anforderungen (und entsprechende Belohnungen) sorgen – selbst wenn manche Animationen bei den Trainingsübungen etwas merkwürdig aussehen. Dessen ungeachtet bleiben viele Elemente in Rescue HQ an der Oberfläche und sorgen damit für eine entspannte, aber auf Dauer leicht ermüdende, da gleichförmige Aufbau-Strategie. Immerhin kann man sein Spiel durch Anbindung an den Steam-Workshop mit Mods aufpeppen.

Fazit

Für alle, die nach Two Point Hospital Lust auf weitere „klassische“ Aufbaustrategie haben, ist Rescue HQ – The Tycoon genau das Richtige. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass sich Tiefgang und Anforderungsprofil in sehr überschaubaren Bahnen bewegen. Der Aufbau der Rettungsstation, in der man Material, Crews und Einsätze von Feuerwehr, Polizei und medizinischen Einsatzkräften unter einem Dach vereint, geht dank komfortabler Mechaniken einfach von der Hand. Hinzu kommt der durchaus nette Aquarium-Effekt mit einigen herumwuselnden Rettungskräften. Doch abseits von Entscheidungen, was man für seine Rufpunkte als Nächstes freischaltet sowie den damit verbundenen Abhängigkeiten bei den kommenden Einsätzen, bleibt fast alles an der Oberfläche. Zudem fehlt es an Inhalten, was zumindest gegenwärtig durch die Steamworks-Anbindung auch noch nicht aufgefangen wird. Dennoch kann man ein paar vergnügte Stunden mit Rescue HQ verbringen.

Pro

  • einfache Bedienung
  • fehlendes Einsatz-Material kann durch Manpower kompensiert werden
  • ordentlicher Aquarium-Effekt
  • komfortable Bauoptionen
  • Management von Polizei, Feuerwehr und Krankenhaus
  • Steam-Workshop-Anbindung

Kontra

  • kaum Tiefgang
  • oberflächliche Kulisse
  • schwache Sprachausgabe (sowohl Deutsch als auch Englisch)
  • generell wenig Inhalte

Wertung

PC

Unterhaltsamer, aber in jeder Hinsicht an der Oberfläche bleibender Rettungshauptquartier-Aufbau à la Theme Hospital & Co.

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