Surviving Mars: Green Planet - Test, Taktik & Strategie, PC, PlayStation4, XboxOne

Surviving Mars: Green Planet
04.06.2019, Marcel Kleffmann

Test: Surviving Mars: Green Planet

Aus Rot wird Grün

In Surviving Mars errichtete man eine autarke Kolonie auf dem Roten Planeten und kämpfte mit zickigen Drohnen, fiesen Wetterbedingungen und fehlenden Ressourcen. In der Erweiterung Green Planet darf man nun Terraforming betreiben, wodurch das Aufbauspiel eine nennenswerte Endgame-Ebene bekommt. Wir haben unseren "Grünen Daumen" auf dem Mars ausprobiert ...

In Green Planet, der zweiten (großen) Erweiterung für Surviving Mars, steht das Terraforming im Mittelpunkt. Der DLC fügt dem Aufbauspiel eine Meta-Ebene hinzu, die fast losgelöst vom bisherigen Hauptspiel existiert -  abgesehen davon, dass man für die Terraforming-Gebäude natürlich Ressourcen benötigt und sie instand halten muss.

Green Planet: Aus Rot wird Grün

Zumindest gibt es in Green Planet ein konkreteres Ziel als im Hauptspiel, in dem man besonders viele Kolonisten oder ein großes Projekt abschließen musste, bevor der Übergang in den Endlosmodus erfolgte. Es wird also von Anfang an auf ein großes Ziel hingearbeitet. Die Formulierung "von Anfang an" ist ernst zu nehmen, denn das Terraforming des Roten Planeten funktioniert nur mit neu gestarteten Partien und nicht mit alten Speicherständen. Zudem kommt das Terraforming nur sehr, sehr langsam in Gang, wobei es im Vergleich zu "realem Terraforming" natürlich viel zu schnell geht …

Neben einer neuen Forschungsrubrik, in der es wenig überraschend Terraforming-Technologien gibt, muss man sich zur Mars-Begrünung um vier neue Parameter kümmern, die unterhalb der Ressourcenanzeige angezeigt werden: Atmosphäre, Temperatur, Wasser und Vegetation. Diese vier gilt es zu beeinflussen, um den Terraforming-Prozess in die Wege zu leiten. Meistens sind hierfür neue Gebäude erforderlich.

Terraforming ist ein langwieriger Prozess. Erste grüne Flächen mit Flechten deuten die Begrünung schon an.
Eine Atmosphäre erzeugt man mithilfe von Karbonat-Prozessoren, wobei man mit Magnetschilden dafür sorgen muss, dass die Atmosphäre nicht gleich wieder entweicht. Die Temperatur erhöht man durch Kernwärme-Konvektoren und Treibhausgasfabriken. Für Wasser legt man Seen an und leitet dann dort Wasser hinein - und wenn es etwas mehr sein soll, können Eisasteroiden auf die Oberfläche gezogen werden, was aber auch mit einem Marsbeben enden könnte. Aufforstungsfabriken sorgen mit der neuen Ressource Saatgut für die Begrünung der Oberfläche mit unterschiedlichen Pflanzen (Flechten, Büsche, Bäume). Die neuen Gebäude verbrauchen wie gewohnt Ressourcen für den Betrieb und die Instandhaltung - und weil die Anforderungen an die Kolonie recht hoch sind, beginnt das Terraforming erst im fortgeschrittenen Partieverlauf.

Der nötige Treibhauseffekt

Um den lange dauernden Terraforming-Prozess zu beschleunigen, können einige Spezialprojekte in Angriff genommen werden, wie das eben erwähnte Einfangen von Eisasteroiden. Für mehr Wasser könnte man zum Beispiel das Eis an den Polkappen schmelzen. Oder man schießt einen gigantischen Spiegel in den Orbit, um die Temperator schneller zu erhöhen. Diese Projekte könnten aber Konsequenzen in Form von Naturkatastrophen nach sich ziehen. Apropos Einfluss des Terraformings: Je weiter die Umwandlung vor sich geht, umso stärker verändert sich die Effizienz von anderen Gebäuden. Während der MOXIE mehr Sauerstoff generiert, wird durch Solarpanele weniger Strom erzeugt. Die Häufigkeit von Staubstürmen und Meteorschauern ändert sich ebenso und nimmt ab. Mit etwas Pech kann es hingegen zu saurem Regen kommen.

Ein Eisasteroid wurde eingefangen und hat das Terraforming beschleunigt ... und ein Marsbeben verursacht, das mehrere Gebäude beschädigt hat.
Die Neuerungen fügen sich gut und harmonisch in das Gesamtbild von Surviving Mars ein, bleiben aber seltsam losgelöst und eigenständig. Bis auf das Saatgut gibt es keine neuen Ressourcen und keine zusätzlichen Rohstoffe oder Produktionsketten vertiefen die Marsbesiedlung. Die Anno-Reihe bietet in diesem Zusammenhang wesentlich mehr Tiefgang und deutlich geschickter miteiander verknüpfte Spielsysteme. Hier verweilt Surviving Mars eher an der Oberfläche.

Ist der Terraforming-Prozess abgeschlossen, können die Kuppeln geöffnet werden und die Kolonisten können über die Marsoberfläche laufen, wobei es so aussieht, als würden sich die Bewohner nicht allzu weit von ihren ehemaligen Kuppeln entfernen. Aber zumindest sterben sie nicht mehr, wenn sie sich auf der Oberfläche verlaufen. Der Mars verliert mit der Erweiterung an Bedrohungspotenzial, wobei eine der größten Bedrohungen für das Überleben der Kolonie auf dem Mars noch immer die computergesteuerten Drohnen sind, die sich oftmals doof und überfordert beim Transport von Produkten anstellen.

Immer noch doofe Drohnen

Etwas dreist hingegen wirkt, dass die Tierfarmen und die Haustiere für die eigenständige Erweiterung Surviving Mars: Project Laika ausgekoppelt wurden und für 5,99 Euro verkauft werden. Mit Project Laika können Tiere wie Kühe, Hühner und Schweine in neuen Kuppel-Ranches oder Außen-Ranches für die Produktion von Nahrungsmitteln gezüchtet werden. Sie verbrauchen aber mehr Wasser als Feldfrüchte. Hinzukommen 25 verschiedene Haustierarten, darunter Katzen, Hunde, Hasen, Lamas, Pinguine und Schnabeltiere, die sich ins Freie wagen, wenn das Terraforming weit genug fortgeschritten ist. Letzteres ist nur optischer Schnickschnack. Es wäre besser gewesen, wenn die Tierfarmen aufgrund ihrer Nützlichkeit in Green Planet enthalten wären, während die lediglich "optischen Haustiere" ruhig optional bleiben können.

Project Laika

Mit Space Race, der ersten Erweiterung, die rivalisierende Kolonien (Handel, Notrufe, Wettlauf um Kolonisten) hinzugefügt hat, gibt es keine nennenswerten Interaktionen. Die anderen Kolonien auf dem Mars sind an dem Terraforming allem Anschein nach nicht interessiert. Und meiner Ansicht nach kann man ohnehin auf Space Race getrost verzichten, sofern man auf zusätzliche narrative Ereignisse und einzigartige Gebäude/Fahrzeuge verzichten kann. Die computergesteuerten Rivalen bringen jedenfalls nicht genug Mehrwert.

Space Race

Seit der Veröffentlichung von Surviving Mars im März 2018 sind diverse Updates veröffentlicht worden, die das Spiel (sinnvoll) erweiterten. So gibt es fortan ein separates Tutorial mit Schwerpunkt auf der Zeitbeschleunigungsfunktion,

Project Laika hätte nicht einzeln veröffentlicht werden müssen.
direkte Verbindungen zwischen Kuppeln mit Korridoren, ein Kommandozentrum als Übersichtszentrale mit vielen Kolonieinfos, eine allgemeine Infoleiste, neue Mysterien und Kuppeln, einen einfacheren und beschleunigten Kreativmodus, schlauere Kolonisten bei der Jobauswahl, anpassbare Mengen in Depots, Herausforderungen, sich selbst mit Storm versorgende Rover, ausführliche Möglichkeiten zur Anpassung des Geländes und Raketenbau auf dem Mars. Es ist viel Kleinkram, der das grundlegende Spiel verbessert, es aber nicht auf eine neue Wertungsebene hievt, da weiterhin nicht genug Tiefgang oder Interaktionen mit der Erde geboten werden.

Verbesserung des Hauptspiels

Fazit

Surviving Mars: Green Planet ist die bisher beste Erweiterung von Surviving Mars. Für knapp 20 Euro fügt es dem Hauptspiel eine Meta-Ebene rund um das Terraforming des Roten Planeten hinzu. Mit neuen Gebäuden lassen sich vier Parameter beeinflussen, aber sie verändern am eigentlichen Spielgeschehen nichts; zudem vermisse ich weitere Produktionsketten abgesehen von dem Rohstoff Saatgut. Trotzdem sorgt das große Ziel für Motivation: Man kann sich den Einfluss von Green Planet so vorstellen, dass einfach eine weitgehend eigenständige Ebene über das ganze Spiel drübergelegt wurde. Das Terraforming ist ein zeitaufwändiges Projekt und kann leider nur mit neuen Spielständen angegangen werden, dennoch ist es schön anzusehen, wie sich der Planet langsam wandelt - mit etwaigen Auswirkungen auf die Kolonie. Allerdings finde ich es unnötig, dass die Mars-Tierfarmen und die "Haustiere" in einen eigenen DLC ausgelagert wurden, für den man extra bezahlen soll.

Pro

  • Terraforming der Marsoberfläche als Endgame-Ziel
  • vier sinnvolle Terraforming-Parameter
  • neue Gebäude, Spezialprojekte und Forschungen
  • Terraforming beeinflusst bisherige Gebäude und Produktion
  • Kuppeln können geöffnet werden
  • neue Katastrophen

Kontra

  • Auslagerung von Tierfarmen und Haustieren in den Laika DLC
  • keine neuen Produktionsketten
  • fehlende Interaktion mit anderen Spielelementen (Space Race)
  • Drohnen sind oft immer noch doof

Wertung

PC

Green Planet ist eine ordentliche Erweiterung mit gutem Ausbau der Endgame-Inhalte, ohne allerdings das Hauptprogramm nennenswert zu vertiefen.

PlayStation4

Green Planet ist eine ordentliche Erweiterung mit gutem Ausbau der Endgame-Inhalte, ohne allerdings das Hauptprogramm nennenswert zu vertiefen.

XboxOne

Green Planet ist eine ordentliche Erweiterung mit gutem Ausbau der Endgame-Inhalte, ohne allerdings das Hauptprogramm nennenswert zu vertiefen.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Käufe können minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.