Effie - Test, Action-Adventure, XboxOne, Switch, PC, PlayStation4

Effie
05.06.2019, Jörg Luibl

Test: Effie

Galanter Greis

Seit 2015 unterstützt Sony mit der Initiative "PlayStation Talents" kreative Entwickler in Spanien, um Spiele für den weltweiten Markt zu produzieren. Heraus kam bisher das wenig berauschende Tiefsee-Abenteuer Submersed (Wertung: 43%), außerdem sind kürzlich der Survival-Horror Injection n-23 sowie der knallbunte 3D-Plattformer Effie erschienen. Letzterer soll für knapp 20 Euro auf der PS4 an die gute alte Zeit von Spyro, Ratchet, Jak & Co anknüpfen. Ob das gelingt?

Es war einmal vor langer Zeit, da weigerte sich ein junger Mann namens Galand einer Frau am Straßenrand zu helfen. Warum? Weil er zu faul war, der wenig galante Schuft! Was er nicht ahnte: Sie war eine mächtige Hexe. Also verwandelte sie ihn voller Zorn in einen alten Mann. Wie kann er seine Jugend zurückgewinnen? Diesen Fluch kann er nur brechen, wenn er den alten Wächtern des Landes beweist, dass er ein gutes Herz hat. Und weil die Hexe seine Heimat gerade mit ihren Schergen bedroht, zieht der Greis tapfer hinaus, um die von der Unreal Engine befeuerten Ebenen von Oblena zu befreien, die mit blutroten Wiesen locken...

Märchenhafter Einstieg

Im Einstieg am Kamin und während der ersten Hüpfer im alten Tempel entsteht tatsächlich dieses unbeschwerte Flair

Damit Galand die Welt von der bösen Hexe befreien kann, bekommt er einen magischen Schild.

vergangener Plattform-Zeiten, zumal man von einem humorvollen Erzähler begleitet wird - allerdings nur auf Englisch oder Spanisch. Effie ist zwar nicht kooperativ spielbar, aber falls ihr ein märchenhaftes Abenteuer sucht, das man auch mit seinen Kindern spielen kann, ist das eine gute Wahl. Es ist eine kunterbunte Hommage an das erste dreidimensionale Hüpfen, Springen, Sammeln und Kämpfen, das nach Super Mario 64 in so vielen Facetten von Gex, Spyro, Maximo über Crash Bandicoot bis hin zu Ratchet & Clank und Jak & Daxter für Unterhaltung sorgte.

Was hat Galand angesichts dieser Prominenz zu bieten? Wenig Spektakuläres: Der greise Ritter startet sein Abenteuer unbewaffnet, er kann zunächst lediglich hüpfen sowie Runen aufsammeln. Damit füllt sich seine gelbe Erfahrungsleiste, bis er aufsteigt und mehr Lebenspunkte sowie Energie für Spezialattacken gewinnt - warum man das in so ein kurzes Spiel integrieren musste, ist mir allerdings schleierhaft. So springt und klettert man bei angenehm präziser Steuerung durch die labyrinthischen Gänge, während man auf weg brechende Böden, bewegliche Plattformen und kleinere Schalterrätsel achtet. Zwar gibt es einige Clipping-Fehler und akrobatische Inkonsequenzen, so dass man nicht alle Hindernisse direkt erklimmen

In den verwinkelten Tempeln und Städten findet man Runen, die die gelbe Erfahrungsleiste füllen, bis man aufsteigt - dann steigen Leben und Energie an.


Greiser Surfer

Die Gefechte gegen die Geister, Ghoule und Dämonen wirken etwas bieder und hektisch: Es ist zwar schön, dass man nicht nur leichte und schwere Hiebe, sondern auch eine Schutzkuppel errichten kann, aber man kann weder Feinde fixieren noch aktiv Schläge parieren, so dass man recht wild um sich haut, bis die Gegnerwelle erledigt ist. Erst bei größeren Feinden kommt mehr Taktik auf, denn dann gilt es ihren angezeigten Schlagradius zu umgehen, damit man ihren Rücken trifft. Zwar wird es in den soliden, jedoch unspektakulär inszenierten Bosskämpfen etwas spannender, aber unterhaltsamer als dieses Gehaue sind ohnehin die Erkundungen der Labyrinthe und Städte mit all ihren versteckten Schätzen. Ihr habt in der offenen Welt übrigens die freie Wahl, welchen der drei größeren Orte ihr als Nächstes besuchen wollt.

kann. Aber schon bald schenken ihm die Wächter einen magischen Schild, mit dem er surfen, doppelt springen, nach vorne sprinten als auch kämpfen kann.

Diese abgeschlossenen Areale, darunter Tempel oder skurrile Städte aus Fässern, sind angenehm verwinkelt designt, teilweise über mehrere Ebenen und mit einigen Fallen, Fahrstühlen, Drehkränen sowie Mechaniken verknüpft. So gilt es in der weiß getünchten Stadt der Windmühlen selbige in Gang zu bringen, indem man die nicht sehr kniffligen, aber abwechslungsreichen Schalter- und Logikrätsel innerhalb der Türme meistert. Das ist nicht nur ein charmanter spanischer Gruß an Don Quichote,

Die böse Hexe muss besiegt werden - man trifft einige Male auf sie und ihre Schergen.


Don Quichote lässt grüßen

Hat man eine Siedlung gemeistert, geht es raus in die offene Welt. Weil diese rot eingefärbten Ebenen aber meist recht karg und leblos wirken, freut man sich über den Schild als Surfbrett. So kommt auf dem Weg zum nächsten Ziel zumindest etwas Tempo und Arcade-Spaß auf, wenn man beim Durchfahren von Toren und Überpringen von Schanzen immer schneller wird oder Minispiele meistert.

sondern macht auch Laune, weil hier gutes Timing beim Springen gefordert ist. Schon bald muss man z.B. Doppelsprünge und den Sprint in der Luft kombinieren, um weite Distanzen zu überwinden.

Allerdings erlebt man weder den Nervenkitzel eines Sunset Overdrive noch die verspielte Fülle eines Super Mario Odyssey. Spätestens hier zeigen sich auch die temporären Defizite in der Kulisse, Technik und Präsentation: Die Bildrate ist trotz der schwachen Texturen und simplen Animationen nicht immer konstant, ich hatte zudem einen kompletten Absturz und Fehler in der Musikuntermalung.

Auch Rätsel wollen gelöst werden.

Zwar mischt das Artdesign in seinem Comicstil futuristische und mittelalterliche Motive, aber die Welt wirkt manchmal zu steril. Schließlich fehlt es auch an faszinierenden Details und Wow-Effekten, wofür die Schatztruhen symbolhaft sind: Zwar freut man sich über die blauen und goldenen Kisten, aber das Öffnen wirkt mit dem Gekloppe seltsam plump und die Soundeffekte fade; außerdem ist die Beute in Ersteren einfach zu langweilig. Was habe ich von aufgefüllter Lebens- oder Kampfenergie, wenn ich nicht verletzt bin? Immerhin gibt es auch Relikte und andere Geheimnisse zu entdecken; außerdem gewinnt Galand mit der Zeit weitere Fähigkeiten, aber nach etwa einem halben Dutzend Stunden ist auch schon Schluss.

Fazit

Effie ist ein charmanter Plattformer, der aufgrund seines konventionellen Spieldesigns nur in seinen besten Momenten das Flair all der Spyros, Geks, Jaks und Maximos versprüht. Mit seinem märchenhaften Erzählstil und der kunterbunten Kulisse ist er jedoch gut geeignet, um mal wieder zusammen mit den Kindern zu spielen. Zwar gibt es weder einen kooperativen Modus noch eine deutsche Lokalisierung, aber das unbeschwerte Hüpfen, Sammeln und Rätseln macht vor allem in den verwinkelten Tempeln und Städten Laune. Der magische Schild wird kreativ eingesetzt und je weiter man kommt, desto mehr Fähigkeiten schaltet man für den greisen Ritter frei. Allerdings sind die Kämpfe gegen Gegnerwellen zu fade und hektisch, das XP-System wirkt überflüssig, man vermisst in der sterilen Präsentation das gewisse Prickeln in Bosskämpfen oder beim Öffnen von Schatztruhen und in der offenen, aber recht kargen Welt zeigen sich über etwa ein halbes Dutzend Stunden trotz temporeicher Surfakrobatik die technischen Limitierungen. Auch die vereinzelten Abstürze, Bildratenprobleme und Soundbugs wirken sich negativ auf die Wertung dieses spanischen Independent-Spiels aus. Unterm Strich ein solides Hüpf-Abenteuer, das aber weder an die Qualität der Klassiker noch an jene aktueller Titel wie Yooka-Laylee, Spyro Reignited Trilogy oder Journey of the Gods in VR herankommt.

Pro

  • charmanter 3D-Plattformer
  • präzise Steuerung
  • märchenhafter Erzählstil
  • Akrobatik, Kampf, Rätsel, Sammelei
  • verwinkelte Tempel und Städte
  • offene Außenwelt mit Minispielen und Surfeinlagen
  • Fähigkeiten freischalten

Kontra

  • einige inkonsequente Hindernisse
  • etwas zu hektische Kämpfe
  • überflüssige Erfahrungspunkte und Aufstiege
  • plumpes und fades Öffnen von Schatztruhen
  • Clipping, Bildraten-Probleme, sporadische Abstürze
  • keine deutsche Lokalisierung

Wertung

PlayStation4

Ein solider, aber unspektakulärer 3D-Plattformer, der weder an die Qualität der Klassiker noch an jene aktueller Titel wie Yooka-Laylee, Spyro Reignited Trilogy oder Journey of the Gods in VR herankommt.

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