Outer Wilds - Test, Action-Adventure, PlayStation4, Switch, XboxOne, PC
Als ich aufwache, befinde ich mich an einem Lagerfeuer. Über mir die Sterne, neben mir eine blauhäutige, vieräugige Kreatur namens Schiefer, die mir Glück für meinen bevorstehenden Start ins Weltall wünscht.
Was ich da soll und wer ich überhaupt bin, weiß ich nicht. Erklärungen oder Hilfestellungen gibt es so gut wie keine. Vermutlich habe ich ebenfalls blaue Haut und vier Augen wie alle anderen, die ich auf dem Weg durch eine Art Walddorf treffe, um meine Raketen-Startcodes abzuholen.Auf zu den Sternen
Als ich an einem frisch geborgenen Relikt des antiken Nomai-Volks vorbeikomme, habe ich plötzlich eine Art Vision bzw. ein Déjà-vu dessen, was ich in den letzten Minuten alles gemacht habe. Wie kann das sein? War das eine Projektion? Wurde ich gefilmt? Natürlich glaubt mir niemand, was ich gerade erlebt habe. Man tut es als Halluzination ab und schiebt es auf die Aufregung vor dem Start. Egal, vielleicht liegt die Antwort ja irgendwo da draußen.
Also ab zur Startrampe und auf ins All, wo die Nomai noch viele weitere Spuren hinterlassen haben...Doch erst einmal musste ich mich an die sensible Steuerung meines klobigen Ein-Mann-Raumschiffs Marke Eigenbau gewöhnen. Der Start war zwar ein Kinderspiel, aber fast jeder Landeversuch endete in einer Katastrophe. Auch das umständliche Springen und Herumdüsen per Jetpack nagten gewaltig an meinen Nerven. Ich war kurz davor, meinen Steuerknüppel, sprich Xbox-Controller mutwillig zu zerstören. Zwar haben die Bruchlandungen irgendwann deutlich nachgelassen, aber so richtig unter Kontrolle hatte ich mein wackliges Schiff eigentlich nie.
Stolperstein Steuerung
Selbst der zuschaltbare Autopilot war keine große Hilfe, da der sich vor jeder Landung feige deaktivierte, aber sonst auf Kamikaze machte und bei einem hinter der Sonne gelegenen Ziel, einfach den direkten Weg nahm und mich mit ins glühende Verderben mitriss. Und nach jedem Tod geht's zurück auf Anfang:
Es wird geladen, ich erwache am Lagerfeuer, begebe mich zu meinem wie durch Magie wieder völlig intakten Raumschiff und starte einen neuen Versuch.Doch selbst, wenn ich nicht abstürze, verbrenne oder ersticke, hört die Welt, in der ich unterwegs bin, nach einer guten halben Stunde auf zu existieren. Wieder und immer wieder. Außer mir scheint das aber niemand zu realisieren. In jeder neu begonnenen Zeitschleife wünschen mir alle wieder Glück für meinen ersten Flug und wissen nichts von all dem, das zuvor passiert ist. Auch ich kann außer meinem erlangten Wissen, das im Logbuch des Raumschiffs auf mysteriöse Weise dauerhaft festgehalten wird, nichts in den nächsten Zyklus mitnehmen.
In der Endlosschleife
Und so landet man immer wieder auf denselben Planeten, Monden und anderen Himmelskörpern, um in deren Ruinen und Tiefen mehr über die Gründe für die immer wiederkehrende Zerstörung des gesamten Sonnensystems zu erfahren.
Dabei kommt man mit faszinierenden Welten und Phänomenen in Kontakt, macht rätselhafte Entdeckungen und trifft sogar auf andere Astronautenkameraden.Zum Entziffern alter Nomai-Gravuren und -Logbücher kann ich ein Übersetzungsmodul auf sie richten, zum Orten von Organismen und speziellen Substanzen hilft mir ein extrem weitreichendes akustisches Signaloskop und um schwer zugängliche Orte zu erkunden oder zu erhellen, kann ich mit meinem Scout-Werfer leuchtende Kamera-Drohnen entsenden und Schnappschüsse machen. Raumanzug und Raumschiff haben ebenfalls Suchscheinwerfer.Ich kann sogar ohne fremde Hilfe Reparaturen an Schiff und Anzug vornehmen.
Auf Entdeckungsreise
Mich kämpferisch zur Wehr setzen kann ich allerdings nicht. Weder im Raumanzug, noch im Raumschiff. So konnte ich auch nichts tun, als ich auf einem zerklüfteten Planeten samt Schiff von einem riesigen Fischwesen gefressen wurde. Ich bin aber auch beim Versuch in einem Vulkan zu landen von brodelnder Lava verschlungen, von einem Geysir kilometerhoch in die Luft geschleudert oder von einem schwarzen Loch verschluckt und andernorts wieder ausgespuckt worden. Ein anderes Mal habe ich meine letzten Sauerstoffreserven als Treibstoff verbraucht oder mich einfach nur ans Lagerfeuer gesetzt, um den perfekten Marshmallow zu grillen.
Da man immer wieder neu in dieselbe Welt geboren wird und völlig frei agieren kann, findet man Zeit für alles Mögliche. Man sinniert, probiert, experimentiert und findet nach und nach heraus, warum das Sonnensystem kollabiert. Die Blicke in die Vergangenheit sind spannend und geheimnisvoll.
Die ständigen Wiederholungen muss man allerdings mögen. Zudem ist der technische Unterbau etwas holprig. Neben Einbrüchen der Bildrate hat auch die Kollisionsabfrage teils mit eklatanten Aussetzern und massiven Clipping-Fehlern zu kämpfen.Licht und Schatten
Kritik gefallen lassen muss sich auch die mitunter sehr kleine Schrift, die am PC-Monitor ausreichend sein mag, aber am Fernseher vom Sofa aus kaum zu lesen ist. Die deutsche Lokalisierung ist solide, aber nicht ohne Lücken, der Verzicht auf jegliche Sprachausgabe in den Dialogen ein Stimmungskiller. Einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt es ebenfalls nicht, dafür aber vor jedem Neuanfang zehrende Ladezeiten.
Fazit
Outer Wilds entführt in ein Sonnensystem, das in einer Zeitschleife gefangen ist und immer wieder aufs Neue zerstört wird. Warum das so ist, kann man herausfinden, indem man mit einem kleinen Raumschiff die Planeten, Monde und andere Himmelskörper nach Hinweisen auf die sich anbahnende Katastrophe erkundet. Dabei kommt man mit faszinierenden Welten und Phänomenen in Kontakt, macht rätselhafte Entdeckungen und sogar verschollen geglaubte Astronautenkameraden wieder ausfindig. Die Steuerung ist anfangs allerdings gewöhnungsbedürftig, Bildrate und Kollisionsabfrage sind holprig, die deutsche Lokalisierung zeigt sich lückenhaft. Zudem ist die Schrift für Couch-Spieler teils viel zu klein, die Dialoge gänzlich unvertont und der Kamikaze-Autopilot ziemlich unnütz. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und Wiederholungen nicht scheut, kann aber viele spannende 30-Minuten-Abenteuer an bizarren Orten verbringen - als GamePass-Besitzer sogar ohne Zusatzkosten.
Pro
- interessantes Szenario
- rätselhafte Entdeckungen
- faszinierende Welten und Phänomene
Kontra
- gewöhnungsbedürftige Steuerung
- holprige Bildrate und Kollisionsabfrage
- mitunter sehr kleine Schrift
- lückenhafte Lokalisierung
- verkorkster Autopilot
- keine Sprachausgabe
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