Citizens of Space - Test, Rollenspiel, XboxOneX, PlayStation4, Switch, PC, XboxOne

Citizens of Space
05.07.2019, Mathias Oertel

Test: Citizens of Space

Galaktisches Rollenspiel-Vergnügen?

Vor mehr als vier Jahren hat Atlus das Rollenspiel Citizens of Earth veröffentlicht, das sich mechanisch am SNES-Klassiker Earthbound orientierte, aber die Gefechte sowie die Story mit einer gelungenen humoristischen Note versah. Das Ergebnis war sperrig, aber unterhaltsam und konnte sich bei uns eine gute Wertung sichern. Ob der Fortsetzung Citizens of Space das gleiche Kunststück gelingt, verraten wir im Test.

Es kann nicht schaden, den Vorgänger Citizens of Earth zu kennen oder sich zumindest in Ansätzen mit ihm zu beschäftigen, damit man sich darüber schlüssig wird, ob man sich mit der Visualisierung anfreunden kann. Denn die Kanadier von Eden Industries setzen in dem Rollenspiel Citizens of Space auf den gleichen farbenfrohen, aber immer noch spröden und zu keinem Zeitpunkt zeitgemäßen Grafikstil, der schon im bei den Abenteuern auf der Erde polarisierte. Die Animationen der 2D-Figuren sind größtenteils rudimentär, die Effekte in den rundenbasierten Kämpfen oberflächlich. Die Welten, in denen man sich bewegt, sind zwar recht groß und bieten auch das eine oder andere Geheimnis. Doch auch mit zig thematisch unterschiedlichen Planeten sorgt die visuelle Seite nicht unbedingt dafür, die Motivation für den intergalaktischen Rettungstrip aufzubauen. Das gilt schon eher für den Humor, der sich seinen Charme bewahrt hat. Mal subtil, mal mit dem Holzhammer, haben sie bei mir immer wieder für ein Schmunzeln sorgen können.

Der Humor bleibt, die Erde ist weg

In den rundenbasierten Kämpfen kann man seine Aktionen durch Echtzeit-Minispiele verstärken.
Die Dialoge erinnern häufig an Mel Brooks auf der einen, Monty Python auf der anderen sowie zeitgenössisches Stand-Up wie z.B. den hauptsächlich in UK tourenden Kanadiern Tom Stade oder Stewart Francis auf der dritten Seite. Wer mit dieser Art von Humor nichts anfangen kann, sollte wie schon bei Citizens of Earth einen großen Bogen um das Spiel machen. Denn der Witz kommt nicht nur in den ordentlich geschriebenen, aber ausschließlich in Englisch vertonten sowie mit passablen deutschen Untertiteln versehenen Gesprächen zum Tragen. Auch in den Kämpfen werden Punchlines und visuelle Gags eingesetzt, um das Rollenspiel aufzulockern. Dabei ist der erzählerische Hintergrund durchaus ernst: Der von der Erde ausgesandte Botschafter hat seinen ersten Auftritt im Plenum der intergalaktischen Allianz und muss feststellen, dass die Erde verschwunden ist. Sie ist auf keiner Weltraumkarte mehr zu sehen, kein noch so empfindlicher Sensor kann sie aufspüren. Der Botschafter wird nicht nur durch sein Verhalten und seine Rolle als Neuling zum Gespött der versammelten Alien-Völker, sondern ist zudem noch Vertreter einer zumindest temporär verschwundenen Spezies.

Die Kulisse macht häufig nicht viel her.
Im Gegensatz zu Citizens of Earth, wo Eden Industries einen sehr klassischen Ansatz bei den rundenbasierten Auseinandersetzungen verfolgte, orientiert man sich dieses Mal eher bei Spielen wie Paper Mario. Sprich: Jede der Angriffs-, Verteidigungs- oder Unterstützungs-Aktionen ist mit einem kleinen Minispiel verbunden – ein Element, dessen sich auch Obsidian und später Ubisoft mit den beiden South-Park-Rollenspielen annahm und dort die Mechanik deutlich aufwertete. Dies gelingt auch hier, zumal man im Gegensatz zu den genannten Beispielen bzw. Vorbildern nie sicher sein kann, welche Taste bzw. Tastenkombo denn jetzt abgefragt wird. Dadurch wird man immer auf Trab gehalten und kann sich nie auf die faule Haut legen. Da man allerdings einen Großteil der Zeit mit zufällig gestarteten Auseinandersetzungen beschäftigt ist, erreicht man eher früher als später den Punkt, an dem man sich eine Option für automatischen Kampf wünscht – doch daran wurde nicht gedacht. Und damit werden selbst einfache Botengänge irgendwann zu einem zeitintensiven Unterfangen. Zumal man auch durch den entstehenden Grind relativ schnell auf der jeweiligen Karte einen Punkt erreicht, an dem man die Kämpfe mit nur geringen Blessuren verlässt.

Rundenkampf mit Minispiel-Ansatz

Mit zig Figuren, die man in sein Team aufnehmen kann (für die meisten muss man erst eine Mission erledigen, bevor sie mitziehen), hat man mehr als genug taktische Optionen zur Verfügung, die Waagschale in den Kämpfen zu eigenen Gunsten ausschlagen zu lassen. Anfälligkeiten, „Buffs“, Zeitverzögerer: Alles spielt eine Rolle und sollte bei der Zusammenstellung der aktiven Kämpfer bedacht werden. Wenn man will, kann man die gerade besiegte Gruppe in genau dieser Zusammenstellung sogar erneut herausfordern – mit einem höheren Schwierigkeitsgrad, aber auch besseren Belohnungen. Dadurch wird der Basisgrind zwar etwas minimiert, aber nie komplett ausradiert.

Es gibt zahlreiche Systeme, die sich auf die Durchschlagskraft und damit die Siegchancen auswirken. Neben dem Figurenlevel (beim Aufstieg  findet eine automatische Weiterentwicklung statt), spielt die Ausrüstung eine Rolle, ggf. die Gegenstände, die man zur Heilung zur Verfügung hat und natürlich, welchen der passiven Mitstreiter man den Recken in vorderster Freund als Unterstützer zugewiesen hat. Diese müssen natürlich auch häufig durch das Erfüllen einer Mission überzeugt werden, den Erdbotschafter auf die Suche nach dem Blauen Planeten zu begleiten. Es gibt zahlreiche Geheimnisse zu entdecken, haufenweise Dialoge mit NPCs, die man initiieren kann und die einem Hinweise auf aktuelle Missionen geben bzw. zu neuen Aufgaben führen und die im Questarchiv festgehalten werden. Das Problem dabei: Als Veteran ahnt man die Zusammenhänge, doch sowohl Rollenspiel-Kenner als auch vor allem Anfänger bekommen nur wenige Erklärungen, wie alles miteinander verbunden ist und müssen sich vieles selbst erarbeiten.

Verwirrendes Umfeld

Die Bosskämpfe sind fordernd. Die Auseinandersetzungen mit Standard-Gegnern werden schnell zur Routine, für die es leider keine Automatisierungs-Option gibt.
Das wiederum wäre deutlich einfacher, wenn die Menüführung nicht so derart unhandlich wäre. Selbst nach einigen Stunden finde ich mich manchmal in Bereichen wieder, in denen ich nicht sein möchte, während der Bildschirm meiner Begierde irgendwo versteckt auf mich wartet und ich irgendwann per Zufall dort lande. Natürlich gilt, dass man die „Klickwege“ irgendwann im motorischen Gedächtnis speichert, je häufiger man sie benutzt. Doch Eden Industries hätte es durchaus intuitiver und weniger verschachtelt angehen können, so dass man in der Anfangsphase nicht unnötig abgeschreckt wird, wenn man sich mal wieder minutenlang durch die Menüs hangelt, um z.B. die Begleiter zielgerichtet austauschen und mit den passiven Helfern ausstatten zu können.

Fazit

Der Ansatz von Citizens of Space, die in klassischer Runde laufenden Kämpfe des Vorgängers durch aktive Minispiele wie bei Paper Mario oder Ubisofts South-Park-Rollenspielen zu ergänzen, gefällt mir. Und mit dem Humor der Serie, der sich irgendwo zwischen klassischen Comedy-Königen wie Mel Brooks und Monty Python und aktuellem Stand-Up einsortiert, kann ich viel anfangen. Mehr zumindest als mit der nach wie spröden Visualisierung, die trotz hochaufgelöster sowie bunter Kulisse mit ihren 2D-Figuren zu sehr in Retro schwelgt, als dass es ihr gut tut.  Beim Kampfsystem mit seiner taktischen Gruppenzusammenstellung habe ich ebenfalls nur wenig auszusetzen. Einzig eine Automatisierung der Gefechte gegen deutlich schwächere Standard-Gegner wird im Rahmen der hinsichtlich der Frequenz zwar modifizierbaren, aber nie komplett auslöschbaren Zufallskämpfe schmerzlich vermisst. Doch neben der spröden Kulisse und der auf Dauer zu aufdringlichen Dudelmusik ist es vor allem die schlechte Menüführung, die mich davon abhält, mit Citizens of Space uneingeschränkt Spaß zu haben. Irgendwann hat man zwar die wichtigsten Klickwege verinnerlicht, doch auch nach Stunden werde ich immer wieder in die Nähe der Frustgrenze gelenkt, wenn ich wieder einmal dieses oder jenes Element an falscher Stelle suche. Mit diesen Mankos reicht es nicht, in die Wertungsbereiche des Vorgängers vorzustoßen. Eine nach wie vor unterhaltsame Hommage an Japan-Rollenspiele ist die Suche nach der verschwundenen Erde aber weiterhin.

Pro

  • gut eingesetzter Humor zwischen albern und intelligent
  • gutes Kampfsystem, das Runde mit Echtzeit-Minispielen ergänzt
  • abwechslungsreiche Gegner-Palette
  • viel zu entdecken
  • englische Texte meist gut lokalisiert
  • gut miteinander verbundene Spielsysteme

Kontra

  • spröde Kulisse
  • magere Animationen und Kampf-Effekte
  • belanglose Dudelmusik
  • vorgegebene Charakterentwicklung
  • unintuitive Menüführung
  • keine Funktion zur Automatisierung von Kämpfen gegen unterlegene Standardgegner

Wertung

XboxOne

Unterhaltsames Rollenspiel alter Schule, das mit Humor punktet und die rundenbasierten Kämpfe mit Echtzeit-Minispielen aufwertet. Technisch und visuell hat das intergalaktische Abenteuer aber noch massig Luft nach oben.

Echtgeldtransaktionen

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  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
Mazikeen

Endlich mal eine Spiel dass kein 2D Pixel-quark is. Ich finde es sieht ansprechender aus als die meisten 2D retro Pixel Spiele.

CoS ist neben Sword of Ditto mal wieder ein 2D Spiel welches ich mir holen werde.

vor 5 Jahren
Todesglubsch

Huch, das Spiel lief völlig unter meinem Radar. CoE mochte ich. Und CoS hat auch ne Platin.

vor 5 Jahren