Sairento VR - Test, Shooter, PlayStationVR, OculusRift, PC, VirtualReality, HTCVive

Sairento VR
15.07.2019, Mathias Oertel

Test: Sairento VR

Hochdynamische VR-Action

Für Virtual-Reality-Fans mit PC ist Sairento VR (ab 9,18€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) bereits ein alter Hut – der Titel erschien bereits 2017 im Early Access und erlebte Anfang 2018 seinen finalen Release. Nachdem die Schwertkämpfe und Projektilschlachten auf Rechnern komplett unter unserem Radar blieben, haben wir die Chance genutzt, die jetzt erschienene Variante für PSVR einem Test zu unterziehen.

Ich springe von der Wand ab, lande sicher in einer Rutschbewegung und in einem geschmeidigen Schwung des rechten Arms töte ich den überraschten Gegner mit dem Katana, das ich direkt danach wieder auf meinem Rücken verstaue und die „Bullet Time“ nutze, um die beiden Schusswaffen an meiner Hüfte zu ziehen sowie erste Schüsse auf die Feinde abzufeuern, die auf mit ebenfalls gezückten Schießprügeln auf mich zustürmen. Kurz darauf habe ich das Feuergefecht für mich entschieden – nicht jedoch, ohne mir vorher mit ein paar schnellen Positionswechseln entscheidende Vorteile im Kampf gegen die im Verbund schonungslos agierenden KI-Kontrahenten zu verschaffen. Die Art und Weise, wie Sairento VR die hochdynamische Action rund um eine Cyber-Ninja inszeniert, die mit ihrer Bewegungsfreiheit und schnellen Änderungen der Position bei Spielern mit empfindlichem Magen auch im Sitzen für Probleme sorgen könnte, ist deutlich intensiver als bei statischen Ballerbuden wie Dick Wilde oder Rail-Shootern à la Blood & Truth.

Dynamisch. Brachial. Gut.

Mit zig unterschiedlichen Waffen von Pistolen über Schrotflinten bis hin zu Bögen sowie einem reichhaltigen Arsenal an scharfen Klingen oder Kunis

So cool die Action ist, so bieder zeigt sich mitunter die Kulisse.
kann man sich zwischen den Missionen individuell ausstatten, bevor man sich wieder ins Gefecht stürzt. Und nahezu alles fühlt sich richtig gut an und klingt herrlich brachial. Die Story wird jedoch angesichts der intensiven Action in die zweite Reihe gedrängt – und das ist letztlich auch gut so. Bemüht und zu häufig konstruiert, ist sie weit von der Inszenierungs-Klasse eines Blood & Truth entfernt. Stilistisch schafft sie es zwar, sich adäquat vor dem Hintergrund eines futuristischen Cyber-Tokyo aufzustellen, doch inhaltlich klickt man die zwar reichhaltigen, aber durch die Bank eher schwachen Dialoge schnell weg, um zur nächsten Action-Sequenz zu kommen, die einen im ersten Durchlauf gut fünf bis sechs Stunden beschäftigen dürften.

Angesichts der Intensität kann ich verzeihen, dass die Kulisse schwächer ist als beim PC-Zwilling, der für Vergleichszwecke auf einem Oculus-Quest-System gestartet wurde. Dass das Artdesign im Allgemeinen mit seinen Klongegnern, der ohnehin zu gering ausgefallenen Variation sowie dem zu sterilen Tokyo hier wie dort viel Luft nach oben hat, stört mich viel mehr. Anstatt die Chance zu nutzen, dem Spieler das VR-Gegenstück zu Blade Runner zu geben, was dem düsteren Grundanstrich von Sairento gut zu Gesicht gestanden hätte, wirken die Umgebungen zu klinisch. Dann wiederum hat man ohnehin nur wenig Gelegenheit, die verwendeten Texturen genauer zu betrachten – die Gefechte fordern die gesamte Aufmerksamkeit. Denn auch wenn die KI bei jedem Individuum eher zum Gähnen anregt: Die Masse an gut zusammen gestellten Gruppen hält einen

Das Gegnerdesign in Neo-Tokyo geht in Ordnung.
auf Trab. Sairento VR lässt sich nur mit den Move-Controllern spielen, eine Pad-Steuerung fehlt, wird aber auch nicht vermisst. Ein gut eingestelltes System ist jedoch Pflicht, damit man zielgenau schießen, werfen und nachladen kann – vom akkuraten Springen und Saltos schlagen ganz zu schweigen.

Viel Licht, etwas Schatten

Doch selbst mit einem optimierten Winkel der PlayStation-Kamera wird man bedingt durch die hohe Dynamik immer wieder in Situationen geraten, in denen man leicht hinter sich zielen muss. So z.B. wenn man nicht mehr die Zeit hat, sich durch einen Tastendruck um 90 Grad nach rechts oder links zu drehen oder man gleichzeitig damit beschäftigt ist, wie Neo aus der Matrix den Kugeln auszuweichen. Und dies ist zwangsläufig die Achillesverse jedes PlayStation-VR-Setups. Denn wo Vive, Oculus Quest oder Valve Index mit einem gelungenen Roomscaling punkten, hat PSVR bekanntlich das Nachsehen. Der Spaß wird dadurch aber nur geringfügig eingebremst. Auf einem anderen System mit alternativem Setup gab es allerdings in den Menüs Probleme: Knopfeingaben wurden nur spät oder gar nicht erkannt. Was umso merkwürdiger war, da auch auf dem zweiten PSVR-System während der Action alles nahtlos ablief. Apropos merkwürdig: Trotz häufiger Versuche ist es uns nicht gelungen, mit anderen Spielern online den kooperativen Modus in Angriff zu nehmen – es lässt sich nicht sagen, was als Ursache dafür verantwortlich gemacht werden kann. Es ist jedoch auch nicht davon auszugehen, dass die Mehrspieler-Schlachten die Wertung maßgeblich beeinflusst hätten, wobei natürlich lagfreie Action gewährleistet sein müsste.

Fazit

So also fühlt es sich an, wenn Neo, Max Payne und Raiden in einem Cyberninja vereint werden. Sairento VR mag vielleicht nicht der hübscheste oder sauberste Titel für PSVR zu sein. Und hinsichtlich der Inszenierung ist man Spielen wie z.B. Blood & Truth deutlich unterlegen. Doch was hier an Action abgefackelt wird, ist aller Ehren wert und dürfte mit seiner Bewegungsfreiheit sowie den darin enthaltenen akrobatischen Möglichkeiten selbst Rigs-gestählten VR-Helden einiges abverlangen. Mit Wand- oder Mehrfachsprüngen, Salti, Slides, einem akkuraten Teleportsystem sowie passabler „Normalbewegung“ mit dem Kopf als Richtungsgeber könnten VR-Empfindsame schnell an ihre Belastungsgrenze geführt werden. Doch wenn man sich in die Action verbeißt, die steile Lernkurve in Kauf nimmt, dabei seine Bewegungstoleranz-Grenze immer weiter verschiebt und sich an den nahtlos übergehenden Schwert- und ballistischen Gefechten versucht, deren KI-Gegner eher durch Masse als durch Klasse überzeugen, wird man mit Action-Sequenzen belohnt, die man in dieser Intensität nur selten genießen darf. Ein sauber eingestelltes PSVR-System ist allerdings Pflicht. Und selbst dann kann es in der Hektik dazu kommen, dass man Angriffe durchführen muss, die hinter der Schulterlinie liegen – traditionell dem Bereich, den Sony VR-System im Gegensatz zu Vive oder einem vollen Oculus-Setup nicht gut abdeckt. Dennoch: Neben Blood & Truth ist Sairento VR derzeit die Vorzeige-Action für Sonys Virtual-Reality-Headset.

Pro

  • brachiale, gut inszenierte Action
  • hohe Bewegungsdynamik
  • zig Waffen in verschiedenen Kategorien
  • mit optimalem Setup gute bis sehr gute Bewegungserkennung
  • intensive Gefechte
  • solides Upgrade-System

Kontra

  • biedere Kulisse
  • schwache Story
  • mitunter Aktionen hinter einem nicht vermeidbar, damit im nicht gut von PSVR erfassten Bereich
  • es kann im Hauptmenü zu Eingabe-Lags kommen

Wertung

PlayStationVR

Die brachiale Action sortiert sich mit ihrer Dynamik und den Zeitlupen irgendwo zwischen Neo, Max Payne und Raiden (MGS) ein, hat aber mit leichten technischen Mankos im Rahmen des typischen PSVR-Setups zu kämpfen.

VirtualReality

Die brachiale Action sortiert sich mit ihrer Dynamik und den Zeitlupen irgendwo zwischen Neo, Max Payne und Raiden (MGS) ein, hat aber mit leichten technischen Mankos im Rahmen des typischen PSVR-Setups zu kämpfen.

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Kommentare
Tscherno

Testet ihr das auch noch für die Quest? Dort gibt es ja eine andere Version. Bilder sehen irgendwie furchtbar aus, und ich weiß nicht so Recht...

vor 5 Jahren