FIA European Truck Racing Championship - Test, Rennspiel, XboxOne, Switch, PlayStation4, PC, XboxOneX
Dank der offiziellen FIA-Lizenz finden sich im Spiel nicht nur sämtliche Fahrer, Truck-Modelle und Teams. Auch die Rennstrecken aus dem realen Rennkalender, darunter der Nürburgring, Misano, Le Mans oder Zolder, sind als Schauplätze vertreten. Neben der lizenzierten ETRC (European Truck Racing Championship) haben die Entwickler von N-Racing die Auswahl zudem um eine fiktive World Series erweitert, durch die weitere Strecken wie der Circuit of the Americas, der Fuji Speedway oder Laguna Seca Einzug ins Spiel halten.
Offizielle Lizenz
Neben Einzel-Rennen und Zeitfahren lassen sich auch eigene Meisterschaften mit bis zu acht Pisten erstellen, in denen man komplette Rennwochenenden inklusive Training und Qualifikation (plus Super Pole) absolvieren und auch die Länge des Rennens einstellen darf. Doch selbst wenn man sich für kürzeste Variante ohne Training, lediglich einer Quali-Runde und einer Renndistanz von 25% (umgerechnet ca. 3 Runden) entscheidet, ziehen sich die Wochenenden wie Kaugummi. Das liegt zum einen am eher gemächlichen Tempo der Renn-Trucks, wodurch die Rundenzeiten in die Höhe schnellen. Zum anderen muss man pro Wochenende vier(!) Rennen und zwei Quali-Läufe absolvieren – puh! Vielleicht wäre es angesichts des Mammut-Programms sinnvoll gewesen, weitere Optionen zur Verkürzung anzubieten wie etwa maximal zwei oder gar nur ein Rennen pro Wochenende.
Ärgerlich und völlig unverständlich ist die Tatsache, dass der Spielstand im Rahmen der Meisterschaft nicht automatisch gesichert wird. Zieht man sich ins Hauptmenü zurück, geht folglich sämtlicher Fortschritt verloren. Was noch bescheuerter ist: Es gibt auch keine Option zum manuellen Speichern des Spielstands. Erwarten die Macher tatsächlich, dass man in diesem Modus alles in einem Rutsch durchzieht - und das bei dermaßen zähen Rennwochenenden, die folglich ebenfalls kein Zwischenspeichern erlauben? Das ist doch frustrierender Wahnsinn! Was man sich hier bei den Wetter-Optionen gedacht hat, ist mir ebenfalls ein Rätsel: Im Rahmen der Meisterschaft hat man die Wahl zwischen klarer Himmel, Sonnenuntergang und nass, doch gilt diese Auswahl
dann für sämtliche Strecken und alle Sessions, die man sich in den Kalender gepackt hat. Verstehen muss man es nicht.Speichern? Unmöglich!
Die Karriere ist davon zum Glück nicht betroffen. Hier darf man nach jeder Session zum Dashboard oder gar dem Hauptmenü zurückkehren, ohne Fortschrittsverluste befürchten zu müssen. Bevor man sich neben dem Rennenfahren auch mit Faktoren wie Teamverträgen und Tuning-Upgrades auseinandersetzen darf, führt der Weg zunächst in die Fahrschule. Genau wie beim guten, alten Gran Turismo warten hier 15 Prüfungen mit diversen Herausforderungen gegen die Uhr, die von Bremstests über Slalomfahren bis hin zu mechanischen Besonderheiten wie der Wasserkühlung reichen. Erst wenn man in allen Kapiteln mindestens die Bronze-Medaille erreicht hat, wird man für die Teilnahme an der Karriere zugelassen.
Der Weg nach oben
Vor den Rennen darf man in der Garage am Setup herumschrauben. Neben drei Voreinstellungen (Ausgewogen, Kurvenfahren, Stabilität) kann man Faktoren wie die Bremsbalance, Aufhängung, Stoßdämpfen und Stabilisatoren auch nach eigenen Wünschen für beide Achsen in einhundert Schritten getrennt anpassen. Eine Speicherfunktion für eigene Setups sucht man allerdings vergeblich.
Diverse Setup-Einstellungen
Im Rennverlauf fallen bei der KI vor allem zwei Dinge auf: Zum einen verhält sie sich in Positionsduellen ziemlich rabiat und drängt die bis zu elf Konkurrenten gerne rücksichtslos von der Strecke – ein Glück, dass das optionale Schadensmodell bis auf den nervigen Spinnennetz-Effekt auf Scheiben schon nach kleinsten Berührungen kaum Auswirkungen hat und die Trucks hart im Nehmen sind. Zum anderen scheinen manche KI-Piloten angesichts der Schlangenlinien selbst beim Geradeausfahren Probleme zu haben, fliegen in Kurven regelmäßig ab oder hängen in einer Seitenbande fest, um irgendwann wie von Geisterhand zurück auf die Strecke gebeamt zu werden – eine Funktion, die man als Spieler übrigens genauso wenig bekommt wie ein Zurückspulen nach Fehlern. Zur Auswahl stehen fünf KI-Stufen von „supereinfach“ bis „Experte“, wobei man selbst auf der höchsten Stufe noch relativ leicht als Sieger hervorgeht, weil die mitunter beachtlichen KI-Rundenzeiten in der Qualifikation im Rennen spürbar langsamer ausfallen. Zwischenzeiten bekommt man leider keine zu sehen und für Abstände zu den Verfolgern muss man sich umständlich ins Pause-Menü begeben. Von Strafen scheinen die anderen Piloten im Gegensatz zum Spieler verschont zu bleiben, auch wenn sie bei ihren Abflügen ständig die Begrenzungspfosten abräumen, wofür man als Spieler eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommt. Wie hoch diese ausfällt und ob überhaupt eingegriffen wird, scheint dagegen purer Zufall zu sein. Mal kommt man mit einem blauen Auge davon und beim nächsten Mal gibt es plötzlich für eine ähnliche oder sogar harmlosere Situation eine saftige Strafe von 30 Sekunden.
Rabiate KI mit hoher Fehlerquote
Technisch erinnert der Titel an die vorherige Konsolengeneration und wirkt nicht nur hinsichtlich der Menügestaltung, sondern auch bei der grafischen Darstellung ziemlich altbacken. Das gilt nicht nur für die leblos inszenierten Schauplätze mit ihrem ausgeprägten Kantenflimmern, sondern auch die mäßigen Fahrzeugmodelle, von deren durchschnittlicher Qualität man sich auch im Showroom überzeugen darf. Auf dem PC bleibt die
Bildrate immerhin stabil, doch auf der One X kam es hin und wieder zu ärgerlichen Einbrüchen, die mitunter bis zu einem mehrsekündigen Einfrieren des Bildes führten.Technik von vorgestern
Mehrspieler-Modi gibt es ebenfalls, aber mangels Mitspielern können wir im Test nicht viel dazu sagen. Man kann zwar versuchen, nach öffentlichen Spielen zu suchen oder schnell einem Rennen beizutreten, wird dabei in der Regel aber keinen Erfolg haben. Alternativ legt man selbst eine Lobby an und hat dabei die Auswahl zwischen dem Absolvieren eines Einzelrennens oder eines Rennwochenendes mit allen Sessions, wobei man in den Optionen neben dem KI-Niveau, Wetter und Strafsystem lediglich die Rennlänge, nicht aber die Länge der einzelnen Sitzungen individuell anpassen darf. Aber da man abseits von Freunden online ohnehin keine Mitspieler finden dürfte, ist es ein kleiner Trost, dass neben den Online-Rennen für bis zu acht Teilnehmer auch lokale Duelle am geteilten Bildschirm für zwei Fahrer möglich sind. Zudem gibt es neben dem Zeitfahren mit Online-Ranglisten und ziemlich intransparenten Geisterwagen auch wöchentliche Herausforderungen, an denen man teilnehmen kann.
Fazit
FIA European Truck Racing ist ein Spiel für die Motorsport-Nische! Aber für Fans der Renn-Brummis dürfte der Titel von Big Ben und N-Racing durchaus einen Blick wert sein. Das Fahrverhalten geht in Ordnung, tendiert aber eher zum Arcade-Bereich und präsentiert sich nicht besonders anspruchsvoll, auch wenn die nötige Kühlung der schnell überhitzen Bremsen für einen kleinen Taktik-Hauch sorgen. Gleiches gilt für die aggressive, aber fehleranfällige KI, die auf den schwersten Stufen in der Qualifikation zwar ein ordentliches Tempo vorlegt, aber im Rennen eher mit angezogener Bremse fährt und nur am Start von einer seltsam überlegenen Beschleunigung profitiert. Die spröde präsentierte Karriere ist leider kaum der Rede wert und mangels Detailanpassungen können Rennwochenenden aufgrund der Länge zu einer ziemlich zähen Angelegenheit werden. Die eigenen Meisterschaften mutieren aufgrund der fehlenden Speicheroption sogar zu einem Totalschaden, begleitet von fragwürdigen Wetteroptionen und einem launischen Strafsystem. Technisch wird auf dem PC höchstens Mittelmaß erreicht, während auf der Xbox One X neben leichten Einbrüchen der Bildrate vor allem das vereinzelte Einfrieren des Bildschirms mitten im Rennen die Wertung weiter nach unten zieht. Abgesehen von den technischen Problemen ist es daher schon ziemlich dreist, hier den Vollpreis anzusetzen...
Pro
- offizielle Lizenz mit Fahrern, Herstellern und Strecken
- verschiedene Witterungsbedingungen
- Kühlen der Bremse als optionales Spielelement
- leichte Anpassungen an Rennwochenenden möglich
- eigener Meisterschaftskalender möglich
- Setup-Einstellungen (inkl. Vorlagen)
- leichte Tuning-Ansätze in Karriere
- Rennen am geteilten Bildschirm möglich
- Wasser-Vorrat für Kühlung wird skaliert
Kontra
- rabiate und gleichzeitig dämliche KI
- nerviger, dummer und redundanter Boxenfunk
- kein (Zwischen-)Speichern bei eigenen Meisterschaften möglich
- zähe Rennwochenenden (selbst bei verkürzten Varianten)
- magere Präsentation (inkl. peinlicher Siegerehrung)
- grafisch altbacken
- keine Speicheroption für eigene Setups
- spröde Karriere
- Zeit-Abstände nur über Pause-Menü
- keine Zwischenzeiten (nicht mal beim Zeitfahren)
- Ghost-Fahrzeug nicht transparent
- launisches Strafsystem
- nur maximal acht Spieler ( KI) bei Online-Rennen
- Bild friert stellenweise für mehrere Sekunden ein (Xbox One X)
- KI wird nach Abflügen auf die Strecke zurück gebeamt
Echtgeldtransaktionen
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