Wolfenstein: Cyberpilot - Test, Action, PlayStationVR, OculusRift, VirtualReality, HTCVive, ValveIndex
Grafisch kann sich die massiv umgebaute Stadt wirklich sehen lassen: Überall ragen bizarr gezackte Türme, wuchtige Hochbahn-Schienen oder andere technische Monumente in den Himmel. Da sich das VR-Spiel den Schauplatz mit dem zeitgleich veröffentlichten Wolfenstein: Youngblood teilt, konnte das Team auf aufwändige Assets zurückgreifen. Die lassen auch Kampfmaschinen wie „Zitadellen“-Mechs richtig gut aussehen – abgesehen von den mitunter etwas abgehackten Animationen, Bugs und Schnittstellenfehlern, doch dazu später mehr.
Auf den ersten Blick ziemlich ansehnlich
Entwickelt wurde das Spiel von den Arkane Studios (Dishonored, Prey) in Zusammenarbeit mit Machine Games. Die Handlung spielt kurz vor Youngblood. Als besagter Superhacker findet man sich in einer von der Résistance übernommenen Zentrale wieder, um u.a. die technischen Anlagen rund um „Bruder 3“ zu infiltrieren. Die faden Schleichsequenzen und Hacking-Minispiele mit einer kleineren Drohne wirken allerdings witzlos. Meist sucht man nur ein Weilchen mit Hilfe von Tarn-Feature und Schock-Kanone nach dem passenden Durchschlupf in der Wand. Dahinter erlangt man in einem simplen Minispiel Zugriff zu Toren, Generatoren oder neuem technischen Spielzeug. Einfach die Bewegungs-Funktion des Controllers drehen – fertig. Geschicklichkeit oder Kombinationsgabe sind hier nicht nötig.
Bestenfalls kurzfristig lustig
Wieder mal in einem Bethesda-Spiel wirken viele Feinheiten unfertig. Mal versinken die Untertitel in der Spielgrafik, später lassen sich wichtige Schalter in der Zentrale nicht bedienen, so dass man den Spielstand neu laden muss. Verwunderlich ist außerdem, dass die Technik der PS4 Pro für eine flüssige, verhältnismäßig scharfe Kulissen-Darstellung ausreicht – auf dem PC aber beträchtlicher Hardware-Hunger herrscht. Mindestvoraussetzung ist eine GeForce GTX 1070. Auf solch einem Setup lief das Spiel mit unserer HTC Vive nur auf niedrigsten Einstellungen flüssig. Dabei wurde sogar die Auflösung ständig dynamisch heruntergefahren, was das Bild in einen unscharfen Matsch verwandelte. Mit der höher aufgelösten Rift S war die Grafikkarte sogar komplett überfordert, was zu einer Ruckelorgie mit verzögerten Kamerabewegungen führte – nicht gerade angenehm in der Magengegend.
A propos Übelkeit: Auf den Standard-Einstellungen blieb es bei uns erträglich, abgesehen von einem leicht mulmigem Gefühl im Magen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann einige Komfort-Optionen wie die Vignette verstärken. Ein weiteres Problem sind Steuerungs-Macken. Nur die Touch-Controller der Rift passen ohne Einschränkungen zum Spiel. Mit der Vive kann man dank Bewegungssteuerung zwar ähnlich gut zielen wie anderswo, doch das Schweben mit der Schleich-Drohne wird mit dem Touchpad ein wenig ungenau – so dass man öfter mal unverschuldet entdeckt wird. Mit PSVR leidet die Handhabung noch massiver: In der Basis erreicht man wichtige Hebel oft nur sehr schwer, weil die Hände an den Ränden des Kamerakegels öfter mal hängen bleiben oder herumspinnen. Hier wäre es eigentlich Pflicht gewesen, die Steuerung besser auf den Dualshock-Controller anzupassen, damit der Spieler nicht minutenlang hirntot am Rand herumfuchteln muss.
Halbwegs komfortabel
Die betroffenen Reparatur-Sequenzen sind spielerisch sowieso relativ sinnlos. Eine Klappe mit dem Brecheisen aufhebeln, einen Chip auswechseln – viel mehr gibt es nicht zu tun. Schade – Spiele wie Form oder Statik beweisen, dass man hier durchaus coole Technik- und Montage-Puzzles hätte einstreuen können. Immerhin erzeugen diese Pausen zwischen den Missionen das Gefühl, wirklich Teil des Widerstandes zu sein und nicht bloß durch eine Schießbude zu stampfen.
Keine Symbole
Fazit
Letztendlich wäre Publisher Bethesda mit einer gründlichen Qualitätskontrolle und ein paar zusätzlichen Monaten Entwicklungszeit besser gefahren. Man merkt dem Spiel förmlich an, dass es auf Biegen und Brechen zum Start von Youngblood fertig werden musste. Nach nur rund zwei Stunden endet der Ausflug in Mech, Panzerhund und Drohne ziemlich abrupt. Ein paar weitere Levels und Bosskämpfe hätten also auch nicht geschadet. Dann wäre immerhin ein solider VR-Shooter in coolen Kriegsmaschinen möglich gewesen – aber so nicht!
Pro
- beeindruckende detailreiche Bauwerke und Technikkrieger
- kurzfristig lustiges Herumstampfen im Kampfkoloss
- coole Poster, Fantasie-Bands und Technik-Artefakte
- teils stimmungsvoller, teils lustiger Soundtrack
Kontra
- zahlreiche technische Fehler zwingen manchmal sogar zum Neustart
- mit PSVR und Vive nervige Steuerungsmacken
- übertriebener Hardware-Hunger und ggf. niedrige Auflösung (PC)
- stupide KI sorgt für Moorhuhn-Flair
- fade Schleichmissionen mit witzlosen Hack-Minispielen
- endet nach nur zwei Stunden ziemlich abrupt
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