Wolfenstein: Cyberpilot - Test, Action, PlayStationVR, OculusRift, VirtualReality, HTCVive, ValveIndex

Wolfenstein: Cyberpilot
31.07.2019, Jan Wöbbeking

Test: Wolfenstein: Cyberpilot

Mit Hackerman im Panzerhund

Nicht nur in Kung Fury ist Hackerman der heimliche Star des Films: Auch das VR-Spiel Wolfenstein - Cyberpilot dreht sich um den besten Hacker der Stadt. Im alternativen Paris des Jahres 1980 manipuliert man Drohnen, Mechs sowie einen Flammen speienden Panzerhund, um der Nazi-Besatzung Feuer unterm Hintern zu machen. Wilde Action oder fade Ballerbude?

Grafisch kann sich die massiv umgebaute Stadt wirklich sehen lassen: Überall ragen bizarr gezackte Türme, wuchtige Hochbahn-Schienen oder andere technische Monumente in den Himmel. Da sich das VR-Spiel den Schauplatz mit dem zeitgleich veröffentlichten Wolfenstein: Youngblood teilt, konnte das Team auf aufwändige Assets zurückgreifen. Die lassen auch Kampfmaschinen wie „Zitadellen“-Mechs richtig gut aussehen – abgesehen von den mitunter etwas abgehackten Animationen, Bugs und Schnittstellenfehlern, doch dazu später mehr.

Auf den ersten Blick ziemlich ansehnlich

Entwickelt wurde das Spiel von den Arkane Studios (Dishonored, Prey) in Zusammenarbeit mit Machine Games. Die Handlung spielt kurz vor Youngblood. Als besagter Superhacker findet man sich in einer von der Résistance übernommenen Zentrale wieder, um u.a. die technischen Anlagen rund um „Bruder 3“ zu infiltrieren. Die faden Schleichsequenzen und Hacking-Minispiele mit einer kleineren Drohne wirken allerdings witzlos. Meist sucht man nur ein Weilchen mit Hilfe von Tarn-Feature und Schock-Kanone nach dem passenden Durchschlupf in der Wand. Dahinter erlangt man in einem simplen Minispiel Zugriff zu Toren, Generatoren oder neuem technischen Spielzeug. Einfach die Bewegungs-Funktion des Controllers drehen – fertig. Geschicklichkeit oder Kombinationsgabe sind hier nicht nötig.

Auf Schleichflug mit der Drohne und ihrer Nahkampf-Schockwaffe (PSVR/PS4 Pro).
Sobald man sich in einer der wuchtigen Kampfmaschinen wiederfindet, ist immerhin etwas mehr Spaß angesagt. Einige Minuten lang hatten wir durchaus Freude an der sehr linearen Grillparty - inklusive Flammenwerfer, dem Durchsieben dick gepanzerter Feinde und den Raketensalven des Mechs. Mangels Auto-Heilung muss man sich auch mal eine Biegung zurückziehen. Auch auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade darf man nicht zu übermütig die Panzerhund-Ramme starten oder ohne temporäres Schild vorstürmen. In ruhigen Momenten lässt sich die Schutzhülle auf Knopfdruck mit Hilfe kleiner Reparaturdrohnen wieder instandsetzen. Taktik ist aber nicht wirklich gefragt, da die KI schrecklich stumpf hinter der nächsten Ecke wartet, kaum nachsetzt und man sie manchmal sogar durch massive Steinwände hindurch treffen kann.

Bestenfalls kurzfristig lustig

Wieder mal in einem Bethesda-Spiel wirken viele Feinheiten unfertig. Mal versinken die Untertitel in der Spielgrafik, später lassen sich wichtige Schalter in der Zentrale nicht bedienen, so dass man den Spielstand neu laden muss. Verwunderlich ist außerdem, dass die Technik der PS4 Pro für eine flüssige, verhältnismäßig scharfe Kulissen-Darstellung ausreicht – auf dem PC aber beträchtlicher Hardware-Hunger herrscht. Mindestvoraussetzung ist eine GeForce GTX 1070. Auf solch einem Setup lief das Spiel mit unserer HTC Vive nur auf niedrigsten Einstellungen flüssig. Dabei wurde sogar die Auflösung ständig dynamisch heruntergefahren, was das Bild in einen unscharfen Matsch verwandelte. Mit der höher aufgelösten Rift S war die Grafikkarte sogar komplett überfordert, was zu einer Ruckelorgie mit verzögerten Kamerabewegungen führte – nicht gerade angenehm in der Magengegend.

A propos Übelkeit: Auf den Standard-Einstellungen blieb es bei uns erträglich, abgesehen von einem leicht mulmigem Gefühl im Magen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann einige Komfort-Optionen wie die Vignette verstärken. Ein weiteres Problem sind Steuerungs-Macken. Nur die Touch-Controller der Rift passen ohne Einschränkungen zum Spiel. Mit der Vive kann man dank Bewegungssteuerung zwar ähnlich gut zielen wie anderswo, doch das Schweben mit der Schleich-Drohne wird mit dem Touchpad ein wenig ungenau – so dass man öfter mal unverschuldet entdeckt wird. Mit PSVR leidet die Handhabung noch massiver: In der Basis erreicht man wichtige Hebel oft nur sehr schwer, weil die Hände an den Ränden des Kamerakegels öfter mal hängen bleiben oder herumspinnen. Hier wäre es eigentlich Pflicht gewesen, die Steuerung besser auf den Dualshock-Controller anzupassen, damit der Spieler nicht minutenlang hirntot am Rand herumfuchteln muss.

Halbwegs komfortabel

Die betroffenen Reparatur-Sequenzen sind spielerisch sowieso relativ sinnlos. Eine Klappe mit dem Brecheisen aufhebeln, einen Chip auswechseln – viel mehr gibt es nicht zu tun. Schade – Spiele wie Form oder Statik beweisen, dass man hier durchaus coole Technik- und Montage-Puzzles hätte einstreuen können. Immerhin erzeugen diese Pausen zwischen den Missionen das Gefühl, wirklich Teil des Widerstandes zu sein und nicht bloß durch eine Schießbude zu stampfen.

Hübsche Feuerdarstellung, unscharfes Bild (PC): Wer deutlich mehr Details möchte als mit den Minimal-Voraussetzungen (GeForce GTX 1070), braucht eine sehr flotte aktuelle Grafikkarte.
Doch auch der erzählerische Rahmen kann einem schnell auf die Nerven gehen, was primär an der deutschen Synchro des Admins Maria liegt: Ihr übertrieben verruchtes und arrogantes Hauchen passt denkbar schlecht zur Dauer-Action. Die lokalisierte deutsche Fassung enthält übrigens keine NS-Symbolik. In der internationalen Version sind die Symbole zu sehen, dort allerdings nur mit englischer Sprachausgabe. Die USK hat nach Einreichung für beide Varianten die Alterskennzeichnung "ab 18" vergeben. Da die deutschsprachige Version bereits seit einiger Zeit in Entwicklung war, wurde diese angepasste Fassung nicht verworfen. Wirklich gelungen sind wieder die zahlreichen Kulturartefakte wie Plakate, Musikstücke oder Computer: Sie verpassen die der gruseligen alternativen Zeitlinie der Achtziger viel Persönlichkeit.

Keine Symbole

Fazit

Letztendlich wäre Publisher Bethesda mit einer gründlichen Qualitätskontrolle und ein paar zusätzlichen Monaten Entwicklungszeit besser gefahren. Man merkt dem Spiel förmlich an, dass es auf Biegen und Brechen zum Start von Youngblood fertig werden musste. Nach nur rund zwei Stunden endet der Ausflug in Mech, Panzerhund und Drohne ziemlich abrupt. Ein paar weitere Levels und Bosskämpfe hätten also auch nicht geschadet. Dann wäre immerhin ein solider VR-Shooter in coolen Kriegsmaschinen möglich gewesen – aber so nicht!

Pro

  • beeindruckende detailreiche Bauwerke und Technikkrieger
  • kurzfristig lustiges Herumstampfen im Kampfkoloss
  • coole Poster, Fantasie-Bands und Technik-Artefakte
  • teils stimmungsvoller, teils lustiger Soundtrack

Kontra

  • zahlreiche technische Fehler zwingen manchmal sogar zum Neustart
  • mit PSVR und Vive nervige Steuerungsmacken
  • übertriebener Hardware-Hunger und ggf. niedrige Auflösung (PC)
  • stupide KI sorgt für Moorhuhn-Flair
  • fade Schleichmissionen mit witzlosen Hack-Minispielen
  • endet nach nur zwei Stunden ziemlich abrupt

Wertung

PlayStationVR

Hübsche Kulissen alleine reichen nicht: Eine stumpfe KI, nervige technische Fehler und die kurze Spielzeit machen den wuchtigen Shooter zum Rohrkrepierer.

OculusRift

Hübsche Kulissen alleine reichen nicht: Eine stumpfe KI, nervige technische Fehler und die kurze Spielzeit machen den wuchtigen Shooter zum Rohrkrepierer.

VirtualReality

Hübsche Kulissen alleine reichen nicht: Eine stumpfe KI, nervige technische Fehler und die kurze Spielzeit machen den wuchtigen Shooter zum Rohrkrepierer.

HTCVive

Auf der Vive muss man neben der schwachen PC-Performance auch mit Steuerungs-Macken leben.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
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Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
OpenMike

keine ahnung was sich hier alle von einem 15 euro spiel erwarten.
die meisten vr games bzw. eigentlich techdemos im psn store kosten auch 10-15 euro und bringen großteils auch nur meist 2 stunden spielzeit. wobei das für ein vr game eh ganz ok ist.
Nur weil viele Entwickler so kurze VR-Dinge machen, ist das in meinen Augen keine Rechtfertigung. Wenn alle Entwickler Lootboxen in ihre Spiele bringen, sind sie nicht automatisch okay.

vor 5 Jahren
Skippofiler22

Und noch ein Spiel aus dem Wolfenstein-Universum!

vor 5 Jahren
Poolparty93

keine ahnung was sich hier alle von einem 15 euro spiel erwarten.
die meisten vr games bzw. eigentlich techdemos im psn store kosten auch 10-15 euro und bringen großteils auch nur meist 2 stunden spielzeit. wobei das für ein vr game eh ganz ok ist.
Zum VR-Angebot im PSN-Store kann ich nichts sagen.

Auf Steam kostet das Spiel 19,99€.

Vergleich das mal beispielsweise mit:
Subnautica - 20,99
Payday 2 - 9,99
Elite: Dangerous - 24,99
Assetto Corsa - 19,99
Pavlov VR - 9,99
Euro Truck Simulator 2 - 19,99

Dagegen stinkt Cyberpilot gnadenlos ab.

vor 5 Jahren