Wolfenstein: Youngblood - Test, Shooter, PlayStation4, XboxOneX, PC, XboxOne, Switch, PlayStation4Pro

Wolfenstein: Youngblood
31.07.2019, Michael Krosta

Test: Wolfenstein: Youngblood

Terror-Twins auf Nazijagd

Nazi-Schreck B.J. Blazkowicz ist verschwunden! Also begeben sich seine Zwillingstöchter Jessica und Sophia auf die Suche nach dem Mann, der von seinen Feinden nur ehrfurchtsvoll Terror Billy genannt wird. Die Spur führt ins besetzte Paris, wo 20 Jahre nach den Ereignissen von The New Colossus die Errichtung eines zweiten, noch brutaleren Regimes vorbereitet wird. Ob die beiden durchgeknallten Schwestern das Zeug haben, bei Wolfenstein: Youngblood (ab 4,79€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) in die großen Fußstapfen ihres Vaters zu treten, klären wir im Test.

Nazischergen vom Kanonenfutter bis hin zu schwer bewaffneten Spezialeinheiten, mit denen man sich fordernde Gefechte liefert; Die möglichst unauffällige Suche nach Kommandanten, um das Auslösen des Alarms und den bedrohlichen Truppennachschub zu unterbinden; Kleine Plattform-Einlagen, in denen man bei Sprüngen ein ähnliches Geschick unter Beweis stellen muss wie beim Umgang mit der Waffe; Dann noch Sammelkram im Sekundentakt, der von nützlichen Dingen wie Munition, Heilpaketen und Rüstung bis hin zu Dokumenten sowie mehr oder weniger sinnvollen Extras reicht. Und Panzerhunde. Natürlich dürfen auch die angriffslustigen Panzerhunde nicht fehlen! Ja, es stecken viele vertraute Elemente in Youngblood, die man bereits aus den Vorgängern kennt und dort mal mehr, mal weniger geschätzt hat.

Bewährte Formel

Der zentrale Unterschied: Beim Ableger legt man sich nicht länger als einsame Kampfmaschine mit dem Regime an, sondern muss gemeinsam mit einem KI-Begleiter oder einem weiteren Mitspieler im Online-Koop die Nazis killen, benötigt dafür allerdings auf allen Plattformen zwingend ein Konto bei Bethesda.net. Hmpf. Wer sich die Deluxe Edition zulegt, darf sich nicht nur über diverse Bonus-Inhalte, sondern auch einen Buddypass freuen. Mit ihm ist es möglich, einem Freund kostenlosen Zugang zum kompletten Spiel zu gewähren. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn man gemeinsam und nur in dieser Konstellation loszieht. Doch ob mit oder ohne Buddypass: Es lohnt sich definitiv, mit einem Partner aus Fleisch und Blut die Faschisten aufzumischen. Denn als Duo macht die Action deutlich mehr Spaß und eröffnet weitere taktische Möglichkeiten. Dabei spielt es keine große Rolle, ob man bei den Rangstufen relativ weit auseinander liegt, denn das System scheint die Gegnerstärke in diesem Fall leicht zu skalieren. Während z.B. ein gezieltes Flankieren mangels Befehlssystem mit der KI-Schwester genauso unmöglich ist wie ein perfekt getimtes Ausschalten von zwei nebeneinander stehenden Wachen, kann man sich mit seinem Koop-Partner wunderbar absprechen. Trotzdem wäre ein erweitertes Ping-System im Stil von Apex Legends oder Portal 2 wünschenswert gewesen, mit dem man seinen Mitstreiter schnell und präzise auf Munition, Heilpakete & Co aufmerksam machen könnte. Hier wird sich dagegen nur darauf beschränkt, dass jeder Spieler jeweils einen Gegner markieren kann. Im Solospiel soll die Funktion theoretisch

Im Kampf mit Panzerhunden geht es heiß her.
dazu dienen, der KI-Schwester ein bevorzugtes Ziel zu liefern, was in der Praxis allerdings mehr schlecht als recht funktioniert.

Besser reagiert sie in brenzligen Situationen: Geht man zu Boden und schreit nach Unterstützung, hilft sie einem relativ schnell und verlässlich wieder auf die Beine. Umgekehrt stellt sich die Partner-KI stellenweise aber etwas dumm an – sei es bei der bereits erwähnten Gegnermarkierung oder bei vereinzelten Kamikaze-Aktionen, bei denen man als Spieler zum Notarzt werden muss und im schlimmsten Fall beim verzweifelten Rettungsversuch selbst umkommt. Vor allem der finale Bosskampf wird zu einer schmerzhaften Tortur, weil er voll auf das Koop-Erlebnis zugeschnitten ist und neben einer Rollenverteilung auch bestimmte Positionierungen der Schwestern erfordert, bei denen die KI nicht mitspielt und stattdessen zu stark die Nähe zum Spieler sucht. Und genau das entpuppt sich in dieser Situation oft als fatal! Immerhin teilt man sich bis zu drei Leben mit seinem Begleiter, deren Anzahl man an speziellen und fair verteilten Spezialkisten wieder auffüllen darf. Ärgerlich dagegen, dass man beim Neuversuch umgehend ins Chaos zurückgeworfen wird, an dem man zuvor gescheitert ist und im schlimmsten Fall gleich wieder zu Boden geht. Noch krasser wird es, wenn alle Leben aufgebraucht sind, denn dann geht es umgehend zum kompletten Levelanfang zurück und jeglicher Fortschritt ist dahin. Besonders bei den knackigen Bosskämpfen, zu denen man sich teilweise bis zu zwei Stunden

Ein Kamerad in Sichtweite fällt einfach tot um? Die KI interessiert es teilweise ziemlich wenig.
vorgekämpft hat, ist diese gnadenlose Bestrafung nach dem Verlust aller Leben ein frustrierender Schlag ins Gesicht.  

KI-Schwächen bei Freund und Feind

Gleiches gilt für die ständigen Respawns der Gegner – vor allem im Zusammenhang mit den dynamischen Nebenaufgaben wie dem Platzieren von Sprengsätzen oder der Befreiung von Zivilisten, die auf Dauer unnötig ablenken und aufgrund der Wiederholungen schnell eintönig werden. Kaum hat man einen Abschnitt gesäubert, wird er schon wieder von neuen Feinden bevölkert. Besonders clever agieren sie zwar nicht und haben in manchen Situationen, darunter z.B. Exekutionen im Sichtfeld, sogar Tomaten auf den Augen, aber vor allem die gut gepanzerten Exemplare kosten bei den häufigen Begegnungen unnötig viel Zeit, Nerven und Munition. Da die Gegner automatisch mitleveln und in manchen Gebieten sogar deutlich stärker ausfallen, artet die häufige Neuplatzierung der Schergen schnell in lästige Arbeit aus, auch wenn man in den Gefechten ordentlich Erfahrungspunkte sammeln kann, was teilweise leider einen gewissen Grind erfordert.

Mit Rangaufstiegen teilt man nicht nur zunehmend kräftiger aus, sondern erweitert schrittweise die Auswahl an freischaltbaren und nützlichen Skills im Fähigkeitsbaum. Diese erstrecken sich über die Bereiche Verstand, Kraft und Macht. Unter anderem lassen sich hier die Gesundheit verbessern, der Akimbo-Style aktivieren, die Munitionstaschen vergrößern und die Loot-Ausbeute bei getöteten Gegnern maximieren. Selbst neue Bewegungen wie ein seitliches Ausweichen können erlernt werden, genau wie das Nutzen und Mitführen von schweren Waffen. Steht einem zu Beginn noch eine überschaubare Anzahl an Wummen zur Verfügung, wird das Arsenal kontinuierlich erweitert und umfasst später auch extrem wirkungsvolle Konstruktionen, mit denen sich nicht nur Gegner im Handumdrehen zerbröseln, sondern auch zuvor verschlossene Zugänge öffnen lassen. Ärgerlich nur, dass diese nicht unbedingt leise Methode der Türöffnung häufig einen Alarm nach sich zieht. Während das Treffer-Feedback bei Feinden durchaus in Ordnung geht und man die Auswirkungen auch dank der neuen Gesundheitsleiste über ihren Köpfen gut nachvollziehen kann, fällt die Darstellung beim eigenen Einstecken von Treffern leider sehr mager aus und man kann gerade gegen Ende nur schwer einschätzen, wie viel Schaden man eigentlich nimmt. Zudem hätten manche der Waffensounds für meinen Geschmack ruhig einen Tick wuchtiger ausfallen dürfen, doch bringen immerhin die vielen Explosionen die eigenen vier Wände zum Beben.  

Sinnvolle Charakterentwicklung

Die beiden Zwillinge und deren potenzielle Weiterentwicklung ist identisch. Bis auf die verschiedenen Startwaffen zu Beginn gibt es also keinerlei Unterschiede zwischen den Figuren und sie spielen sich absolut gleich. Vor Spielbeginn darf man neben kleinen optischen Anpassungen allerdings noch festlegen, welche Spezialkraft die gewählte Figur bereits beherrschen soll. Zur Auswahl stehen Rammbock zum Wegschubsen von Gegnern und Durchbrechen mancher Barrikaden oder eine Tarnfunktion, mit der man sich kurzzeitig unsichtbar machen kann. Entscheidet man sich für Letzteres, wird der Schleichaspekt nicht nur gefördert, sondern im Gegensatz zu den Vorgängern sogar noch weiter verstärkt. Baut man die Fähigkeit weiter aus, wird sie irgendwann in Kombination mit den Nahkampf- und Wurfattacken sogar etwas zu übermächtig, da man nur noch bei aktiver Bewegung Energie verbraucht und sich die Tarnfähigkeit rasant wieder regeneriert. Gleichzeitig wird es aber auch anspruchsvoller, weil es bei der Suche nach Kommandanten mittlerweile keine Entfernungsanzeige mehr gibt und man selbst die Augen offenhalten muss. Immerhin werden sie auf der Mini-Karte mit einem speziellen Symbol markiert, sobald man sie entdeckt hat. Dank des Anzugs mit seiner

Neben Fähigkeiten lassen sich auch die Waffen verbessern.
eingebauten Doppelsprung-Funktion ist man jetzt außerdem noch mobiler und kann sich neben der Bewältigung von Plattform-Sequenzen auch verstärkt von oben an Gegner heran- oder sich an ihnen vorbeischleichen.  

Neben der Verbesserung von Fähigkeiten darf man ab bestimmten Stufen auch zusätzliche Upgrades an seinen Waffen in verschiedenen Bereichen anbringen. Die jeweiligen Teile wie Schalldämpfer, erweiterte Magazine, Zielfernrohre, Griffe, Schaft oder Mündung sind in drei Kategorien aufgeteilt: Dabei steht die Nadel-Marke für Genauigkeit, die Tempo-Marke für Feuerrate und die Stier-Marke für Stärke. Je nach gewählten Verbesserungen werden also die Waffen-Statistiken in manchen Bereichen positiv, aber mitunter auch negativ beeinflusst.

Fleißige Münzsammler werden belohnt

Wieder ein Nazi weniger!
Für all den Upgrade-Luxus benötigt man allerdings Münzen. Viele, viele Münzen. Zum Glück scheint Neu-Paris so etwas wie ein Wunschbrunnen zu sein, denn an allen Ecken und Enden stolpert man über die kleinen Silberlinge, die allesamt per Tastendruck eingesammelt werden müssen. Machine Games hatte schon immer ein Faible dafür, den Spielern das manuelle Aufsammeln von Gegenständen aufzuzwingen. Auch wenn man die störende Mechanik nach The New Order etwas zurückgeschraubt hat und einige Items mittlerweile automatisch ins Inventar wandern, ist es immer noch zu viel. Denn es sind ja nicht nur die Münzen: Die Spielwelt ist regelrecht zugemüllt mit Sammelkram -  unzählige Kisten wollen geöffnet, 3D-Brillen, Text- und Audiologs, Videokassetten und Disketten gefunden werden. Nicht zu vergessen die Musik-Kassetten mit ihren aufwendig produzierten Songs, die mich deutlich mehr angesprochen haben als der relativ lahme Synthie-Soundtrack, der die Vibes der Achtziger zwar gut andeutet und stellenweise dynamisch auf Spielsituationen reagiert, aber mir insgesamt zu belanglos erscheint. Insgesamt summiert sich all der Sammelkram auf knapp 300 mehr oder weniger gut versteckte Extras. Das ist einfach zu viel des Guten!

Schade, denn ohne diesen Sammelwahn wäre die Spielwelt noch attraktiver. Dennoch zählen die abwechslungsreichen Distrikte und das clevere, mitunter sogar vertikale Leveldesign zu den Höhepunkten von Youngblood. Angesichts der zahlreichen alternativen Routen, gut verborgenen Passagen und sinnvollen Abkürzungen ist der positive Einfluss der Arkane Studios überall greifbar. Gut gefallen haben mir auch die Disketten, die zuerst an speziellen Terminals entschlüsselt werden müssen und danach z.B. Fundorte von speziellen Kisten oder Tür-Codes preisgeben. Selbst an Bord des räumlich begrenzten Zeppelins, wo das Abenteuer der Zwillinge beginnt, finden sich bereits mehrere und teils versteckte Wege. Die Spielwelt wurde nicht nur großartig designt, sondern sieht trotz der ein oder anderen verwaschenen Textur auch richtig gut aus. Vor allem die Beleuchtung und insbesondere der Einsatz von farbkräftigen Explosionen und Partikeleffekten stechen hervor – und das, obwohl es leider keine HDR-Unterstützung gibt. Dazu ist die Bildrate jederzeit erfreulich hoch, wobei man auf den Konsolen zugunsten der flüssigen Darstellung in den Optionen eine dynamische Anpassung der Auflösung aktivieren darf. Weniger schön in technischer Hinsicht: Ich hing nach Sprungeinlagen drei Mal im Spiel fest und konnte mich nicht mehr aus der Situation befreien. Hier half dann nur noch ein Neustart der Mission. Zudem ist die Kollisionsabfrage ebenfalls nicht immer perfekt.

Tolle Level-Architektur

Im Zentrum steht das von Nazis besetzte Neu-Paris, wo man mit Hilfe des französischen Widerstands drei massive Turmanlagen überfallen und sich in die dortigen Computer hacken muss, um schließlich Zugang zum mysteriösen Labor X zu erhalten. Problem dabei: Dem Vorhaben stellen sich nicht nur die zunehmend gut ausgerüsteten Truppen, sondern auch die Turmwächter entgegen, die als Bossgegner sowie Kugelschwämme fungieren und ihrem Namen damit alle Ehre machen. In diesem Zusammenhang erweisen sich die Schübe als äußerst nützlich, mit denen man sich gegen die Bezahlung von Münzen jeweils einen zehnminütigen Boost für Gesundheit, Rüstung und Munition „erkaufen“ kann. Ein Glück, dass Bethesda es nicht gewagt hat, die zwanghaft integrierten Mikrotransaktionen auf diesen Bereich auszuweiten und es bei kosmetischen Inhalten gegen Echtgeld belassen hat! Darüber hinaus kann man sich mit einer Auswahl an freischaltbaren Gesten ebenfalls kurzzeitige Vorteile verschaffen, die jedoch genauso eine Regenerierungszeit erfordern wie die Tarnfunktion des

Die Gegner leveln mit und haben neuerdings eine Gesundheitsleiste über ihren Köpfen.
Hightech-Anzugs. Je nach gewählter Geste gibt es bei Aktivierung z.B. einen Rüstungsschub, kurzzeitige Unverwundbarkeit, doppelten Schaden oder die komplette Wiederherstellung der Gesundheit.

Trotzdem ist man zu Beginn selbst als doppeltes Killer-Lottchen dieser Übermacht hoffnungslos unterlegen. Daher sollte man zunächst seinen Charakter und das Waffenarsenal durch das Absolvieren von Nebenmissionen aufwerten. Diese reichen von einfachen Besorgungen über die Befreiung von Gefangen bis hin zu gezielten Sabotage-Akten. Schöner Nebeneffekt: Durch Erfolge in Nebenmissionen kann man sich stellenweise alternative Zugänge zu den „Brüder-Türmen“ verschaffen und kann dadurch den fordernden Auseinandersetzungen an den gut gesicherten Eingängen aus dem Weg gehen. Je nach Vorgehensweise ist man insgesamt locker mehr als 20 Stunden mit dem Spiel beschäftigt. Selbst nach dem Abspann darf man sich noch weiter in Paris herumtreiben und Aufgaben erledigen. Im Gegensatz zum Umfang fallen Story und Charaktere trotz einiger klasse inszenierter Zwischensequenzen und der recht gelungenen deutschen Lokalisierung leider ziemlich flach aus – vor allem, wenn man Youngblood mit den „großen“ Teilen der Reihe vergleicht. Nur die beiden Schwestern stechen hervor, wirken bei ihrem coolen Auftreten und den vielen

Ein bisschen Retro-Flair darf selbstverständlich auch nicht fehlen.
lockeren (mitunter auch repetitiven) Sprüchen stellenweise aber auch etwas infantil.

Mehr Power kann nie schaden

In der Untergrund-Zentrale des Widerstands findet man übrigens nicht nur die Auftraggeber, frisches Equipment und zeitlich begrenzte Herausforderungen, sondern auch Spielautomaten für eine unterhaltsame Portion Retro-Action. Bis auf wenige Ausnahmen kann man jederzeit in die Basis zurückkehren und muss daher nicht zwingend zu den Metro-Stationen latschen, von denen man weitere freischalten kann, um Laufwege zu verkürzen. Egal ob beim Aufrüsten der Waffen, dem Ausbau der Fähigkeiten, der Aktivierung von Schüben oder der Wahl der Gesten: Man sollte sich entweder eine ruhige Ecke suchen oder sich im sicheren Hauptquartier um Anpassungen kümmern. Warum? Es gibt im Spiel keine Pause-Funktion! Das heißt, auch wenn man sich in den Menüs herumtreibt, kann man jederzeit angegriffen und getötet werden.

Action mit Elite Hans

Fazit

Im Koop macht Wolfenstein: Youngblood ordentlich Laune – zumindest, wenn man sich mit einem Freund auf die Nazi-Jagd begibt und sich entsprechend absprechen und Feinde clever flankieren kann. Denn erst dann entfaltet der Shooter sein wahres Potenzial und überzeugt mit packenden Gefechten gegen hartnäckige Gegner, die zwar nicht sonderlich clever agieren, aber durch ihre gelevelte Stärke und Konstellationen dennoch eine Gefahr darstellen. Schön auch, dass man sich nicht zwingend ständig in Schusswechsel stürzen muss, sondern auch wieder den Schleichweg verfolgen darf. Großes Lob gebührt Machine Games und den Arkane Studios (Dishonored, Prey) für das abwechslungsreiche, mitunter vertikal ausgerichtete und stimmige Design der Pariser Distrikte, das mit seinen verwinkelten Straßenzügen, Abkürzungen sowie Ausflügen in den Untergrund immer wieder Überraschungen offenbart und zum Erkunden einlädt. Schade nur, dass man es mit dem Sammelkram wieder übertrieben hat, das Treffer-Feedback zu wünschen übrig lässt und die ständigen Gegner-Respawns einen auf Dauer in den Wahnsinn treiben. Das gilt übrigens auch für den finalen Bosskampf, der zumindest bei Solisten ein ähnlich hohes Frustpotenzial bietet wie das Zurücksetzen zum Missionsbeginn nach dem Verlust aller Leben. Doch auch abseits des herausfordernden Finales gibt mehr als genug Situationen, in denen deutlich wird, dass dieser Wolfenstein-Ableger voll auf das Koop-Erlebnis zugeschnitten wurde und die Partner-KI nur eine Notlösung als Ersatz für einen Mitspieler aus Fleisch und Blut taugt. Wer also beabsichtigt, sich ausschließlich alleine mit den durchgeknallten Schwestern den Nazi-Schergen entgegenzustellen, sollte noch ein paar Prozente und eine Schulnote von unserer Wertung abziehen.

Zweites Fazit von Marcel Kleffmann:

Les enfants sauvages: Mit Wolfenstein: Youngblood musste ich erst warm werden, da die Schwestern zu überdreht jugendlich wirken und der Einstieg etwas zu schwer ausfällt, vor allem wenn man alleine mit KI-Unterstützung spielt. Versucht man es im kooperativen Mehrspieler-Modus, zeigt der Shooter mit gescheiter Absprache untereinander aber schnell seine Vorzüge - ein Ping-System hätte dem Spiel dennoch gutgetan und etwas mehr Interaktion zwischen den Zwillingen auch. Während das Spiel als Shooter gut funktioniert und das Treffer-Feedback, wenn man selbst getroffen wurde, abermals zu mau ausfällt, fallen Geschichte und Charakterzeichnung gerade im Vergleich zu Wolfenstein 2: The New Colossus qualitativ mächtig ab. Dafür punktet Wolfenstein: Youngblood mit hervorragender Level-Gestaltung, diversen Alternativwegen in den Gebieten, spürbarer Charakter-Entwicklung und netten Mini-Rätseln - hier spürt man förmlich den Einfluss von den Arkane Studios. Hoffentlich dürfen sie auch bei Wolfenstein 3 ihre Level-Design-Kompetenz unter Beweis stellen. Als nervig empfand ich aber den stetigen Respawn der Gegner in den bereits gesäuberten Arealen, einige als Kugelschwamm fungierende Gegner und die Häufung der Sammelgegenstände. Unterm Strich ist der Ableger aber noch ein ordentlicher Shooter.

Zum Test hat uns Bethesda lediglich die deutsche Version des Spiels zur Verfügung gestellt. In Deutschland wird auch offiziell die internationale Fassung zum Verkauf angeboten (Anm. d. Red.).

Pro

  • coole, durchgeknallte Zwillinge als Hauptfiguren...
  • große, verwinkelte und abwechslungsreiche Areale mit fantastischem Leveldesign
  • ansprechendes Waffenarsenal, das stetig erweitert wird
  • Action- und Schleichweg möglich
  • knackige Herausforderungen und Bosskämpfe
  • diverse Waffen-Upgrades mit Spezialisierungs-Optionen
  • Fähigkeitenbaum mit sinnvollen Verbesserungen
  • Gegner lassen sich markieren
  • unterhaltsame Retro-Level
  • aufwendig produzierte Kassetten-Songs
  • meist hilfsbereite und tatkräftige Bot-Unterstützung
  • gut inszenierte Zwischensequenzen
  • einige Erkundungsanreize (Disketten, diverse Extras, Abkürzungen)
  • ordentlicher Umfang
  • Rückkehr ins Hauptquartier-Hub fast jederzeit per Schnellreise möglich
  • Buddypass-Angebot (nur Deluxe Edition)
  • überwiegend faire Verteilung von Lebenskisten
  • regenerative Gesten-Boni laden zum Experimentieren ein
  • KI wird im Koop leicht skaliert (bei unterschiedlichen Spieler-Rängen)
  • zeitbegrenzte Schübe für Gesundheit, Rüstung und Munition (optional)
  • ansprechende Kulisse mit sehenswerten Licht- und Partikeleffekten
  • meist störungs- und lagfreie Online-Erfahrung
  • gute deutsche Lokalisierung und Synchro

Kontra

  • ...die mitunter etwas zu infantil auftreten
  • völlig übertriebener Sammelkram
  • zu viel manuelles Aufsammeln (Münzen!) auf Knopf-/Tastendruck nötig
  • Gegner-KI nicht sonderlich helle
  • keine Ablenkungsmanöver möglich
  • extrem lästige (und mitunter plötzliche) Gegner-Respawns
  • dynamische Herausforderungen auf Dauer störend und repetitiv
  • interaktiver Synthie-Soundtrack zündet nicht richtig
  • keine Pause-Funktion
  • kein Ping-System für non-verbale Kommunikation
  • schwaches Treffer-Feedback
  • leichte Grind-Tendenzen
  • keine abgestimmten Attacken mit KI-Begleiter möglich
  • vereinzelte Stellen, an denen man feststecken bleibt
  • mitunter stark schwankender Schwierigkeitsgrad
  • relativ flache Story und Charaktere trotz kleiner Überraschungen
  • frustrierende Checkpunkt-Regelung
  • vereinzelte Tonaussetzer (Xbox One X)
  • Stealth gegen Ende fast einen Tick zu übermächtig
  • Endgegner-Kampf für Solisten deutlich schwieriger
  • Sprüche wiederholen sich mit der Zeit und man entwickelt eine Aversion gegen das Wort Schwester
  • (kostenloses) Bethesda-Konto für Online-Koop zwingend erforderlich
  • keine HDR-Unterstützung
  • unnötige Mikrotransaktionen (zum Glück nur für kosmetische Inhalte)

Wertung

PlayStation4

Im Koop macht Wolfenstein: Youngblood ordentlich Laune und läuft überwiegend rund. Als Solist sollte man aufgrund der KI-Schwächen aber gedanklich ein paar Prozentpunkte von der Wertung abziehen.

PC

Im Koop macht Wolfenstein: Youngblood ordentlich Laune und läuft überwiegend rund. Als Solist sollte man aufgrund der KI-Schwächen aber gedanklich ein paar Prozentpunkte von der Wertung abziehen.

XboxOne

Im Koop macht Wolfenstein: Youngblood ordentlich Laune und läuft überwiegend rund. Als Solist sollte man aufgrund der KI-Schwächen aber gedanklich ein paar Prozentpunkte von der Wertung abziehen.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
Kommentare
diggaloo

Habe die letzten Wolfenstein-Spiele alle durchgespielt und sie haben mir auch gefallen.

Ich werde auch Youngblood durchspielen, aber der erwähnte Gegner-Respawn und das Backtracking stört mich extrem. Das hat dazu geführt, dass ich oft einfach durch sprinte und nicht mehr viel erkunde, weil die Areale eher langweilig sind und die Story viiiiel zu schwach ist, selbst für Wolfenstein. Der Sammelwahnsinn ist nervig, aber stört mich nicht so sehr wie das vorher erwähnte. Mit den Charakteren kann ich noch leben. Das ist mir zu viel „Nazi-Destiny“, vielleicht bin ich dafür auch nicht die richtige Zielgruppe.

Im Koop sind die meisten Spiele gut, das kann man hier nicht wirklich als Proargument nennen.

vor 4 Jahren
Leon-x

Abstürze hatte ich zum Glück keinen Einzigen am PC.
Gestört hat eigentlich nur die Sache offline beim Endkampf. Weil man nicht mehr aus dem Level raus kommt und ohne die richtige Taktik dann schon mal abkratzt nach langem Schusswechsel. Dann fehlt einen beim Wiedereinstieg die Munition.
War die für mich etwas nervige Stelle im ganzen Game. Ging aber wenn man wusste wie man die 2 Phasen angehen muss und auch der KI-Partner dann mitspielt.

vor 5 Jahren
sourcOr

Ich bin eigentlich nur an dem RTX-Kram interessiert. Frag mich, wann der denn mal fertig is.
Für Release-Käufer eher blöd, aber für mich ganz passend

vor 5 Jahren
yopparai

Gute Nachricht. Die Checkpoints sind einer der Punkte, die ich ziemlich beschissen finde. Zumal ich schon Abstürze hatte, die mich dann richtig Spielfortschritt gekostet haben. Also richtige Abstürze, keine Verbindungsabbrüche.

Leider repariert das nicht die grunzdämlichen Hauptfiguren, aber was will man machen, besser als nix.

vor 5 Jahren
Leon-x

Rollen neue Patch an die einige Sachen verbessern sollen:

https://www.pcgameshardware.de/Wolfenst ... 5-1321053/

Besonders Checkpoint und Bosskämpfe werden neu balance.
Mancher Gegner soll nicht mehr zu viel Kugeln schlucken.

vor 5 Jahren