Age of Wonders: Planetfall - Test, Taktik & Strategie, PC, XboxOne, PlayStation4

Age of Wonders: Planetfall
15.08.2019, Marcel Kleffmann

Test: Age of Wonders: Planetfall

Strategie mit Kampffokus

Nach langer Fantasy-Tradition versuchen sich die niederländischen Triumph Studios, die 2017 von Paradox Interactive übernommen wurden, an einem Strategiespiel in einem Science-Fiction-Szenario. In Age of Wonders: Planetfall (ab 13,34€ bei kaufen) gründet man eine Kolonie auf einem fernen Planeten, beutet die Umgebung aus und liefert sich an XCOM erinnernde Taktik-Schlachten. Wir haben das 4K-Strategiespiel auf PC und Konsolen getestet.

In der Science-Fiction-Welt von Age of Wonders: Planetfall gab es einst die Star Union. Diese galaktische "Föderation" bestand aus einem gigantischen Netzwerk aus Weltraum-Kolonien, die allesamt von Menschen gegründet wurden. Doch irgendwann ging das Imperium auf mysteriöse Art und Weise unter, geriet aber nicht in Vergessenheit ...

Die Überreste der Star Union

Lange Zeit nach diesem Untergang untersuchen sechs Fraktionen als Nachfahren der Star Union die Überreste. Diese Fraktionen unterscheiden sich erfreulicherweise voneinander, jedoch sind keine völlig andersartigen Spieltypen zu erwarten, sondern eher eine Spezialisierung auf bestimmte Aspekte, eigene Einheiten, Kampftaktiken und Waffenvorlieben. An die Abwechslung wie bei Endless Space 2 kommt Age of Wonders: Planetfall nicht heran. Zumindest Civilization 6 wird bei den Eigenarten der Fraktionen bzw. Völker aber locker geschlagen.

Die wohl zugänglichste, weil vertrauteste Fraktion ist die Vorhut (Vanguard). Die Sci-Fi-Miliz der Marke Allrounder setzt auf Militär, Fernkampf (Schusswaffen, Laser), Kampfdrohnen und Geschütze. Die Dvar erinnern an Weltraum-Zwerge mit Gasmaskenbärten aus Osteuropa. Sie mögen Vulkane, Produktion, Tunnelgräber, Flächenangriffe und können Gebirge dank Terraforming erschaffen oder zerstören. Die Amazonen bestehen ausschließlich aus Frauen - aus Frauen, die genetisch modifizierte Wildtiere befehligen, sich in Wäldern herumtreiben (Wirtschafts- und Kampfbonus) und neuen Wald pflanzen können.

Bei der Anpassung des Kommandanten können Rasse/Fraktion, Geheimtechnologie und die Perks des Kommandanten festgelegt werden.
Mit Laserwaffen ergänzte Dinosaurier findet man nur in ihrem Arsenal. Ja, das Fraktionsdesign ist ziemlich abgefahren und dadurch reizvoll, doch in den tatsächlichen Kämpfen fällt der Exotikfaktor kaum noch ins Gewicht.

Menschen, Cyborgs und Bugs

Die einzige Alien-Rasse sind die Kir'ko - eine ehemals von den Menschen der Star Union unterworfene insektoide Arbeiterrasse mit Schwarm-Faible, die auf Genugtuung sinnt. Zahlenmäßige Überlegenheit, schnelles Bevölkerungswachstum, Nahkampf, Bioregeneration und der Schwarmschild (wenn Einheiten nahe zusammenstehen) gehören zu ihren Eigenarten. Dann gibt es noch die skrupellosen kapitalistischen Händler des Syndikats, die auf Tarnung und Geheimoperationen spezialisiert sind. Die sechste und letzte Fraktion heißt Assembly. Sie besteht aus Cyborgs mit Vorliebe für Forschung und Blitzwaffen. Sie können zusätzliche Ressourcen auf Schlachtfeldern erbeuten und im Kampf gefallene Einheiten wieder zusammensetzen.

Zusätzlich muss eine "Secret Technology" (ehemals Doomsday-Technologie) gewählt werden, die in der deutschen Version "Geheimtechnologie" heißt. Diese Technologie wird einen Großteil des Waffen-Techtrees einnehmen und den angepeilten Spielstil (leicht) beeinflussen. Entscheidet man sich für die Promether, kann man Massenvernichtungswaffen zur planetaren Auslöschung bauen und unwirtliche Gebiete besiedeln.

Oder man greift auf vorgefertigte Kommandanten zurück.
Mit der Xenoseuche bekommt man Zugriff auf eine Alien-Parasit-Kombination mit infektiösen Biowaffen, herbeirufbaren Spezialeinheiten und Verstärkungen für biologische Einheiten. Bei Voidtech setzt man auf Teleportation, temporäre Klone von Einheiten und die Verlangsamung von Feinden. Celestianer versprechen Moral- und Diplomatieboni. Synthese erlaubt es mechanische Einheiten zu hacken und KI-Daemons einzusetzen. Als Psynumbra-Unterstützer beschwört man ätherische Wesen und versucht den Geist/Verstand der Gegner zu manipulieren.

Die Wahl des Weltuntergangs

Sollte einem keiner der vorgefertigten Commander einer Fraktionen gefallen, lässt sich ein personalisierter "Commander" mit Perks und Startausrüstung (nur für eigene Partien/Szenarien) erstellen. Solch ein Commander ist auf der Weltkarte präsent und kann Armeen anführen, die aus bis zu sechs Einheiten bestehen. Im späteren Spielverlauf schließen sich weitere Helden-Charaktere dem Kampf an.

Eigene Szenarien bieten viele Einstellungsmöglichkeiten.


Schafft man es, die Geheimtechnologie bis zum Ende umzusetzen, ist der Wissenschaftssieg greifbar. Somit legt man mit der Wahl der Fraktion und der Doomsday-Technologie den grundlegende Spielausrichtung fest.

Commander-Exkurs

Commander und Helden gewinnen in den Gefechten an Erfahrung und lassen sich verbessern bzw. spezialisieren - mit äußerst minimalistischen Talenten, die eher so wirken, als hätten sie die Entwickler überstürzt eingebaut. Bei Age of Wonders 3 wirkten die Entscheidungen, die man beim Heldenfortschritt traf, schwerwiegender und folgenreicher. Die normalen Einheiten sammeln ebenso Erfahrung und werden automatisch stärker. Die Verbesserung der normalen Einheiten wird via Modifikationen pro Truppentyp realisiert, wodurch ihre Eigenschaften und Stärken der Waffentypen besser zur Geltung kommen. Mit modifizierten Laserwaffen können Gegner zum Beispiel "geblendet" werden.

Age of Wonders: Planetfall unterteilt sich grundlegend in zwei Bereiche: den Aufbau und die Verwaltung der eigenen Kolonie auf der strategischen Weltkarte à la Civilization (Beyond Earth) mit einem Schuss Heroes of Might & Magic (Helden und Armeen) und die taktischen Gefechte auf separaten Schlachtfeldern à la XCOM. Sowohl der Globalstrategieteil als auch die Kämpfe werden rundenweise gespielt. Die Kombination beider Spielelemente funktioniert hervorragend. Warum man in Civilization, das im gleichen Studio wie XCOM entsteht (bei Firaxis Games), nicht auch selbst taktische Schlachten schlagen darf, ist mir schon länger ein Rätsel. Wobei festzuhalten ist, dass bei Age of Wonders: Planetfall der Kampf stärker im Fokus steht als Diplomatie, Wirtschaft, Kolonieausbau und Wissenschaft - diese Bestandteile sind zwar in angemessener Weise vorhanden, aber die Gewichtung ist eindeutig.

Tolle Mischung: 4X-Strategie mit Taktikschlachten

Sehr schön ist übrigens, dass sich die Kämpfe automatisch berechnen/ausführen lassen. In den Beispielschlachten machte der Computerfeldherr eine gute Figur und lieferte Ergebnisse, mit denen sich gut leben ließ. Schlachten, bei denen die Angriffskraft der eigenen Armee nicht mit der des Gegners mithalten kann, sollte man besser selbst ausfechten.

Nach der Landung auf dem Planeten verfügt man über eine Hauptkolonie, die sich in einem Sektor befindet. Die gesamte Oberfläche des Planeten ist in mehrere Sektoren unterteilt, die sich später annektieren oder anderweitig beanspruchen lassen. Diese Sektoren bestehen aus Hexfeldern, die für die Fortbewegung und die Reichweite der Einheiten wichtig sind.

4X mit Tempo

Der Ausbau der Kolonie läuft auf Hochtouren.

Mit der Startkolonie beginnt der typische 4X-Ablauf. Man baut Gebäude, bewegt Einheiten, sorgt sich um Ressourcen (Nahrung, Energie, Produktion, Kosmit) und legt die Forschungsprojekte fest. Geforscht wird in zwei getrennten Bereichen: Militär und Soziales. Zu den militärischen Technologien gehören die Waffen und die gewählte Geheimtechnologie. Zu den sozialen Projekten zählen die fraktionsspezifischen Doktrinen bzw. Spezialfähigkeiten, Wirtschaftspolitik und Operationen wie Spionage. Wie in vielen anderen Sci-Fi-Spielen sind viele Technologien wenig "eingängig" oder selbsterklärend. In der Regel gilt es die Tooltipps zu studieren, dennoch ist es kniffliger, sich ein klares Ziel zu setzen, vor allem in den ersten Partien. Obwohl aufgrund der unterschiedlichen Fraktionen und Geheimtechnologien durchaus Abwechslung versprochen wird, fehlt dem linearen Forschungsbaum das besondere Etwas.

Praktische Ausbeutung

Entfernt man die Kamera weit vom Geschehen, wird eine schematische Übersicht angezeigt.

Ausgeweitet wird das Reich, in dem man Sektoren an die Kolonie anschließt und damit ausbeutet. Hierzu muss die jeweilige Stadt eine bestimmte Größe erreicht haben, bevor eine Armee auf der Fahne des jeweiligen Sektors die Annexion durchführt. Je nach Sektorbeschaffenheit (Biom, Geographie, Hinterlassenschaften, Wahrzeichen) kann der Sektor auf eine von vier Arten ausgebeutet werden und idealerweise entscheidet man sich dafür, genau die Ressource auszubeuten, die der Sektor ohnehin verspricht. Ist in einem Sektor z.B. ein verlassene Forschungsstation, bietet sich der Forschungsfokus an. Ist dort eine Biosphäre, wäre der Nahrungsfokus eine gute Idee, wobei diese Spezialisierung weiter ausgebaut werden kann. Die Boni und die erwirtschafteten Güter des ausgebeuteten Sektors fließen direkt in die zugehörige Kolonie und der Ausbau findet ebenfalls in der Kolonie selbst statt, was etwas kontraintuitiv ist.

Möchte man einen Sektor nicht unbedingt annektieren, können alternativ Frontbasen oder neue Kolonien errichtet werden, wobei man neue Kolonien nur gründen kann, wenn diese nicht an bisherige Kolonien angrenzen. Dieses Koloniesystem weiß durchaus zu gefallen und dürfte einen "City-Spam" verhindern (Karte schnell mit Städten zupflastern). Außerdem gewinnt Age of Wonders: Planetfall überraschend schnell an Fahrt im Vergleich zu anderen 4X-Spielen,

Wenn sich andere Siedlungen dem Reich anschließen, kann man auch Einheiten der anderen Fraktion bauen. Hier schließt sich eine Siedlung der Amazonen dem Dvar-Reich an - ohne Kampf.
bei denen der Auftakt eher gemächlich vonstattengeht.

Das schöne Sektorensystem kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ausbau der Kolonien mit Gebäuden und Einrichtungen vor allem im Vergleich zur Civilization-Reihe in den Hintergrund tritt. Oftmals hatte ich die sinnvollen Bauwerke schon alle errichtet und musste auf die Überschussproduktion von Ressourcen ausweichen. Weltwunder oder so etwas Ähnliches gibt es nicht. Auch Wirtschaft und Handel sind aufgrund der Abstinenz von strategischen Ressourcen etc. eher kompakt gehalten, wodurch wiederum der militärische Schwerpunkts des Spiels unterstrichen wird.

Die diplomatischen Optionen sind ebenfalls recht überschaubar (Kompliment, Tribut, Nicht-Angriffspakt, Bündnis), aber immerhin transparent dargestellt und mit einer eigenen Währung verknüpft. Trotzdem schützt das nicht davor, dass sich die Computerintelligenz wankelmütig verhält und manche Abmachungen nicht länger als eine Runde halten - ganz so schlimm wie in der Frühphase von Civilization 6 ist es zum Glück nicht. Schön ist zumindest, dass man feindiche bzw. neutrale Einheiten über Einflusspunkte dazu bewegen kann, sich ohne Kampf von einem Feld zu verziehen.

Diplomatie

Alles ist recht bodenständig in diesem System und ja, wenn ein Gegner einen Sektor übernimmt, auf den man Anspruch erhoben hatte, kann dank Casus Belli ein Krieg "ohne weitere Folgen" erklärt werden. Die KI-Gegner machen von der Möglichkeit ebenso Gebrauch. Einen Diplomatiesieg erringt man, indem man sich einen ausgezeichneten Ruf bei den "Einheimischen" erarbeitet und über längere Zeit mit ihnen verbündet ist.

Dann gibt es noch die Operationen, die mit den globalen Zaubern aus Age of Wonders 3 vergleichbar sind. Sie sind mit einer eigenen Währung verbunden und ermöglichen es, die Armee im Kampf zu unterstützen, die Effizienz der Kolonien zu erhöhen, die Gegner auszuspionieren und ganze Sektoren auf den Karten zu verändern (Terraforming; Amazonen: Wald pflanzen; Dvar: Berge abtragen/aufschütten). Hierzu gehören strategische Operationen und verdeckte Operationen (Spionage), taktische Operationen für die Taktikkämpfe und Doktrinen; wobei zu erwähnen ist, dass Operationen gegen Feinde fehlschlagen können. Doktrinen sind dauerhaft anhaltende Operationen, die sich global auf das Imperium als Ganzes auswirken und "Doktrin-Slots" einnehmen. Zugang zu neuen Operationen erhält man durch Forschung, die Fraktion an sich, andere Nicht-Spieler-Fraktionen und besondere Wahrzeichen (Gold oder Silber) auf den Karten.

Ein taktischer Orbitallaser im Einsatz.


Globale Zauber-Operationen

Taktische Operationen fungieren wie Spezialattacken, die man auf der 4X-Ansicht auswählt und in den Schlachten einsetzen kann - zum Beispiel um Verstärkungen zu holen oder den Gegner mit einem Flächenangriff à la Orbitallaser zu schwächen. Trotz der Ähnlichkeiten zu den globalen Zaubern aus Age of Wonders 3 gehören diese Elemente zu den Spielaspekten, die am schlechtesten im Tutorial bzw. mit den Hilfetexten erklärt werden. Apropos Tutorial: Die erste Kampagnenmission, die zugleich als Tutorial fungiert, ist ein Parforceritt durch Kolonien, Einheiten und Ausbeutung. In Rekordtempo werden die elementaren Bestandteile mit Textboxen runtergeleiert und obwohl im Prinzip gar nicht so viel erklärt wird, wirkt es zu mächtig und zu überladen - selbst für gestandene 4X-Spieler. Thematisch gegliederte Tutorials (Kolonie/Ausbau/Forschung, taktische Kämpfe, Operationen) wie sie es später bei Surviving Mars gab, wären sinnvoller gewesen.

Mit zunehmender Spielzeit und Komplexität des Reiches dauert das Beenden der Runden länger - wie gewohnt und wie bei anderen 4X-Spielen auch. Aber dieses Problem haben die Entwickler im Auge, denn es ist bereits der Patch v1.004 auf PC veröffentlicht worden, der sich dieser Macke angeht.

Die Truppen aus den angrenzenden Hexfeldern dürfen mitkämpfen.

Trifft man auf der Weltkarte auf einen Gegner, kann eine Schlacht entbrennen. Die Optionen sind dann: Fliehen, verhandeln oder kämpfen - entweder automatisch oder manuell. Da die Weltkarte aus Sechsecken besteht, können bis zu sechs Armeen einer Fraktion ein anderes Feld attackieren. Es können also richtig große Schlachten entbrennen, die sich wenig überraschend ziemlich langatmig steuern.

Taktische Kämpfe

Entscheidet man sich für den manuellen Kampf, findet das taktische Kampfgeschehen auf separaten Schlachtfeldern statt. Dort lassen sich die Einheiten über die Karte voller Hexfelder befehligen. In der Regel hat der Verteidiger den ersten Zug, bevor der Angreifer seine Truppen bewegt. Die Aufstellung der Truppen auf der Karte darf man vorher nicht selbst festlegen. Wo die Truppen spawnen liegt vielmehr daran, wo sie vorher in relativer Position zu dem Gegner auf der Weltkarte standen.

Jede Einheit verfügt über drei Aktionspunkte, die sie zur Fortbewegung, zum Angriff oder für eine Kombination beider Elemente nutzen können - farbliche Markierungen auf den Feldern helfen bei der Planung. Bei der Positionierung der Einheiten ist zu beachten, dass es sowohl Deckungsboni (volle und halbe Deckung; von mehreren Seiten) als auch Flankierungsboni für geschickte Attacken von der Seite gibt. Einige Deckungen sind zerstörbar, aber längst nicht alle, wobei sich Deckungen aufgrund der Hexfelder stellenweise schneller umgehen lassen als erwartet. Auch der "Overwatch-Befehl" (Gegend überwachen und automatisch angreifen) ist als Option verfügbar.

Reichen 65 Prozent Trefferchance aus? In diesem Fall hat es nicht gereicht.
Wichtig ist ebenfalls der "Stagger". Mit Granaten oder schweren Angriffen können Gegner ins Taumeln gebracht oder betäubt werden, was ihre möglichen Aktionspunkte für die nächste Runde reduziert. Durch diese "Stagger-Mechanik" ist es möglich, gezielt starke Gegner festzusetzen und sie am Angriff zu hindern.

Stagger: Gegner festsetzen

Die Schlachten verlaufen überraschend schnell und bereits nach wenigen Runden sind Standard-Duelle vorbei. Die computergesteuerten Gegenspieler hinterließen auf dem taktischen Feld einen guten Eindruck. Sie nutzen Deckungen, führen gezielte Attacken durch und verhalten sich aggressiver und lebendiger als auf der Weltkarte - so wirkte es bisher jedenfalls. Spezialfähigkeiten der Helden, die gezielt mit Modifikationen verbessbaren Standard-Einheiten, die fraktionsspezifischen Eigenarten und die taktischen Operationen vertiefen die Gefechte zusätzlich.

Age of Wonders: Planetfall kann in der storybasierten Kampagne, in benutzerdefinierten Szenarien und im Multiplayer gespielt werden. In der Kampagne, die 13 Missionen (plus Tutorial) umfasst, spielt man jeweils zweimal die gleiche Fraktion und darf im letzten Einsatz entscheiden, mit welche Fraktion man das Ende bestreiten möchte. Außerdem sollen die Ereignisse aus allen vorherigen Einsätzen leichte Auswirkungen auf die finale Mission haben - so werden zum Beispiel getötete Helden nicht mehr auftreten.

Kampagne, Szenario und Multiplayer

In den Kampagnen-Missionen erfährt man Hintergründe über die Star Union, die einzelnen Fraktionen und das Planetfall-Universum an sich. Auf den Karten findet man Gebäude/Wahrzeichen, die in kleinen Nebengeschichten mehr Informationen über die Story ans Tageslicht bringen oder man trifft auf einheimische Nicht-Spieler-Fraktionen (wie Stadtstaaten aus Civ), die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben und den Spieler überaus reichhaltig und fast penetrant nervig mit Quests bzw. Aufgaben versorgen, die Rufsteigerungen, Ressourcen, Einheiten etc. versprechen.

Durch die vorgegebenen Ziele und optionalen Aufträge wird man ziemlich stark durch die Missionen geführt - je nach Einsatz arbeitet man gleich an einem halben Dutzend an Aufträgen: Einheiten zerstören, Ressourcen liefern, Gebiet ausbauen, Einheiten finden, Areal erreichen usw. Dabei ist die Präsentation auf das Nötigste beschränkt. Sprachausgabe (englisch) ist nur selten vorhanden. Die Texte liegen in deutscher Sprache vor und sind bis auf wenige Ausnahmen (Beispiel: "Kolonie finden" anstatt "gründen") ordentlich

Viele Ereignisse werden nur in Textform präsentiert.
übersetzt.

Viele Aufgaben, spröde Präsentation

Die normalen Dialoge werden mit Textfenstern und nicht animierten Porträts dargeboten, wodurch die Entwickler einiges an Potenzial verschenken, denn die kümmerliche Präsentation steigt nicht gerade die Immersion. Zumal einige Quests zum Beispiel um "liebenswerte" Roboter mit lautmalerischen Elementen im Text arbeiten müssen *Beep Boop Bleep*. Diese karge Aufmachung ist bedauerlich, da einige der Dialoge bzw. der Geschichten an sich, durchaus gelungen sind, während andere aus der Sci-Fi-Mottenkiste kommen oder anderweitig ihre Inspirationsquellen offenlegen. Ein Beispiel: Bei den Amazonen geht es darum, ob sie ihre eigene DNA verändern wollen/können und was das für ihr Menschsein bedeuten würde. Manches geht in der Kampagnen-Geschichte auch ein bisschen zu schnell, vor allem wenn es um Vertrauensbildung geht, wobei ohnehin zwei Missionen pro Fraktion schon ziemlich eng gefasst sind. Mehrere Stunden pro Mission müssen sowieso eingeplant werden, vor allem wenn man selbst kämpfen möchte.

Bei den eigenen Szenarien, also bei freien Spielen, entscheidet man sich für eine von fünf Welten und kann einen Haufen an Optionen wie Spielgeschwindigkeit, Aggressivität der NPC-Fraktionen und der Spielwelt, Siegbedingungen und die Beschaffenheit der Welt selbst fest. Lobenswert ist, dass die kleinen Story-Elemente, die mit Wahrzeichen und anderen Objekten auf der Karte verbunden sind, auch im freien Spiel präsent und nicht nur auf die Kampagne beschränkt sind. Bis zu zwölf Spieler dürfen an den Partien teilnehmen (Teams sind wählbar) und die maximale Größe der Karten ist deutlich über denen aus der Kampagne.

Wahrzeichen werden normalerweise von einer Armee verteidigt und können nur von einer Armee (und nicht den angrenzenden Bonus-Einheiten) attackiert werden.


Eigene Spiele und Szenarien

Im Mehrspieler-Modus können bis zu zwölf Spieler gegen- oder miteinander antreten. Der Titel unterstützt ebenfalls asynchrones Spielen auf PC. Man kann die Partie zwischen den Zügen beenden und bekommt eine Nachricht, wenn man wieder an der Reihe ist. Ein Paradox-Account für Multiplayer-Partien auf PC ist erforderlich. Eine Verknüpfung mit Steam-Account wird unterstützt.

Auf der Konsole lässt sich die Rundenstrategie der Triumph Studios durchaus angenehm spielen, zumal das Tutorial schrittweise in die Steuerung einführt und die Texte auch an großen Bildschirmen gut lesbar sind. Über den Analogstick ist die Kamera auf der Weltkarte zwar nicht drehbar, aber man kann sie über die Hexfelder bewegen und in die Gebiete hinein zoomen - allerdings wirken Figuren oder Gebäude aus dieser nahen Perspektive zu grob. Dafür gibt es übersichtliche strategische Planetenperspektiven, um das große Ganze der Sektoren und Ressourcen im Blick zu behalten. Außerdem kann man ein Kreismenü einblenden, um direkt auf Diplomatie, Modifizierungen & Co zuzugreifen. Sowohl der Ausbau der Kolonien als auch der optionale manuelle Kampf lassen sich über Schultertasten, Digikreuz & Co gut steuern. Fragen zur Benutzeroberfläche samt all ihrer zunächst verwirrenden Icons kann man beantworten, indem man diese z.B. über das Touchpad der PS4 einzeln zugänglich macht; auch ein Lexikon mit Suchfunktion hilft bei den Fragen im Einstieg.  Unterm Strich ist die Steuerung auf der Konsole zwar etwas zu fragmentiert (Gamepad, Oberfläche, Kreismenü, Hilfemenü etc.), was zunächst verwirrt und zu einigen Fehlklicks führt, aber nach einiger Gewöhnung ist sie brauchbar.

Planetfall auf Konsole (Autor: Jörg Luibl)

Fazit

Age of Wonders: Planetfall ist ein durchaus gutes 4X-Strategiespiel, vor allem wenn man sich für die Kriegsführung und die manuelle Steuerung der taktischen Schlachten begeistern kann. Ohnehin ist die generelle Mischung aus Globalstrategie und Taktikkämpfen überaus gelungen, zumal man nicht gezwungen wird, sie selbst zu auszuführen. Auch die bemüht unterschiedlichen und teils abgefahrenen Fraktionen, die modifizierbaren Einheiten, die sektorenweise Ausbreitung und die geschichtsträchtigen Wahrzeichen gefallen mir und trösten über einige Schwachstellen hinweg. Denn abseits der Kämpfe schwächelt das Spiel der Triumph Studios. Die Diplomatie geht nicht weit genug, der Ausbau der Kolonien bietet nicht genug Optionen und die Forschungen sind zu abstrakt. Hinzu kommen eine wankelmütige Computerintelligenz (gut im Kampf; etwas passiv auf der Weltkarte) und eine spröde Präsentation mit vielen Textfenstern und Standbildern, welche den eigentlich guten Ansätzen der Geschichte schadet. Trotz der Macken ist Age of Wonders: Planetfall eine reizvolle Alternative für 4X-Spieler, die von etwas mehr Tiefgang abseits der Kämpfe profitiert hätte.

Pro

  • gelungene Mischung aus 4X-Strategie und Taktik-Kämpfen
  • sechs unterschiedliche Fraktionen und Geheimtechnologien
  • teils abgefahrene Einheiten und witzige Technologieideen
  • hervorragendes Sektorensystem
  • in Ansätzen durchaus gute Geschichte
  • Taktik-Kämpfe können automatisch ausgeführt werden
  • Taktik-Kämpfe werden gut visualisiert und lassen sich beschleunigen
  • mehr Tiefe durch Operationen und Doktrinen
  • Computerintelligenz schlägt sich gut in den Taktik-Kämpfen
  • Kommandanten, Helden und Einheiten gewinnen Erfahrung
  • Erkundung der fremdartigen Welten wird belohnt
  • viele Wahrzeichen/Gebäude tragen zur Geschichte bei
  • anpassbare Kommandanten
  • modifizierbare Einheiten
  • viele Einstellungsoptionen für eigene Szenarien
  • zufallsgenerierte Karten
  • gute Hintergrundmusik
  • Mod-Unterstützung

Kontra

  • Diplomatie auf Sparflamme; KI verhält sich wankelmütig
  • Kolonieausbau, Produktion und Wirtschaft könnten tiefer gehen
  • weitgehend lineare und wenig spannende Techtrees
  • KI auf der Weltkarte reagiert zu passiv
  • sehr spröde Präsentation mit vielen Textfenstern und Standbildern
  • wenig Sprachausgabe
  • oberflächliches Turbo-Tutorial
  • mit zu vielen Aufgaben nervende Nebenfraktionen

Wertung

PC

Age of Wonders: Planetfall ist ein gutes 4X-Strategiespiel mit Taktikschlachten und kreativen Fraktionen. Es könnte aber abseits der Kriegsführung mehr bieten.

XboxOne

Age of Wonders: Planetfall ist ein gutes 4X-Strategiespiel mit Taktikschlachten und kreativen Fraktionen. Es könnte aber abseits der Kriegsführung mehr bieten.

PlayStation4

Age of Wonders: Planetfall ist ein gutes 4X-Strategiespiel mit Taktikschlachten und kreativen Fraktionen. Es könnte aber abseits der Kriegsführung mehr bieten.

Echtgeldtransaktionen

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Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Ein Season Pass mit drei Inhaltspaketen ist geplant. Die Deluxe Edition umfasst Artbook, Soundtrack, Dekopakete und einen Szenarioplanet.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
HellToKitty

Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist.
Empfand ich zunächst auch so, wird aber mit der zweiten Mission deutlich besser. Dort öffnet sich das Spiel erst so richtig.

Aber jo, ich hocke trotzdem weiter an meinem freien Spiel, bei welchem ich immernoch lebe.^^
Ja, du hast recht. Die Kampagne gewinnt nach einer Weile deutlich an Schwung. Aber im freien Spiel habe ich einfach mehr Kopfkino. Diese höchst individuellen Geschichten, die sich dann in deinem eigenen Kopf entwickeln mochte ich seit jeher an 4x-Spielen.

Ich mag die UI immer noch nicht. Mir ist es unverständlich warum man auf dem Schlachtfeld keine übersichtliche Liste mit den eigen Armeen hat, sondern alles immer selber suchen muss. Das selbe gilt für die strategische Karte. Man muss immer erst in das Armeemenü gehen um seine Einheiten zu finden. Die werden auch in der Übersichtskarte weder im Wirschaftsfilter (verständlich) angezeigt aber auch nicht in der Militäransicht. Warum? Ist das ein Bug, oder soll dieses "Finde-Waldo-Spielelement so sein?

vor 5 Jahren
hydro skunk 420

Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist.
Empfand ich zunächst auch so, wird aber mit der zweiten Mission deutlich besser. Dort öffnet sich das Spiel erst so richtig.

Aber jo, ich hocke trotzdem weiter an meinem freien Spiel, bei welchem ich immernoch lebe.^^

vor 5 Jahren
HellToKitty

Ich hab Planetfall jetzt ne ganze Weile gespielt und muss sagen, dass das Spiel an und für sich sehr gut ist. Leider ist das Interface ziemlich unübersichtlich und ist schlecht strukturiert. Die Grafik steht dem Gameplay auch ständig im Wege weil man es schwer hat die Einheiten schnell zu erkennen. Irgendwie ist alles zu überladen. Truppen sind nicht auf den ersten Blick von der Landschaft zu unterscheiden. Ich muss ständig zwischen Wirtschafts- und Militärkarte umschalten. Es ist nicht sofort ersichtlich welche Einheiten noch Bewegungspunkte haben und in welchen Modus sie gerade sind. Alles Fehler die man eigentlich leicht vermeiden kann. Das Spiel wäre mit übersichtlicheren 2D Karten sicherlich noch spaßiger gewesen. Man sollte im Kampfmodus auch unbedingt die Actionkamera ausschalten, weil dadurch alles übersichtlicher wird. Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist. Trotzdem ein gutes Spiel. Man kann sich sein Armee zusammenbauen wie man will und genießt unzählige taktische Freiheiten.

vor 5 Jahren
hydro skunk 420

Jop, das geht natürlich auch.

Ich habe mich übrigens trotz stellenweise aussichtsloser Lage durchgebissen und einen der der Angreifer besiegen können (und damit gleichzeitig natürlich all sein Land und seine Bauten übernommen). Nun sollen die anderen zwei es ruhig weiter versuchen.

Doof nur, dass noch zwei weitere KI-Spieler mir wohl bald den Krieg erklären werden.

Alles nur, weil ich ständig verleumdet werde.

Gegen ein oder zwei Gegenspieler kann man ja noch die ein oder andere Cyber-Attacke abwehren, aber ich musste ja unbedingt 12 KI-Gegner einstellen, und dann auch noch auf schwer.

Aber durch den jüngsten Triumph habe ich nun wieder etwas Hoffnung.

vor 5 Jahren
Todesglubsch

Somit sollte man sich immer gut überlegen, ob man jemandem den Krieg erklärt, da er dadurch leicht gestärkt wird - und man selber nicht.
Außer man startet den Krieg mit genug Casus Belli, dann bekommt man selbst die Unterstützung
Zur Not kann man die ja mit ner Operation selbst erstellen. Also sowas wie... "Die haben ganz sicher Massenvernichtungswaffen da unten!".

btw: Erster Konsolenpatch (PS4) erschienen. Steckt wohl einiges drin. Mal schauen ob Kolonien immer noch "gefunden" werden.

vor 5 Jahren