Hunt: Showdown - Test, Shooter, XboxOne, PlayStation4, PC

Hunt: Showdown
04.09.2019, Benjamin Schmädig

Test: Hunt: Showdown

Horror im Wilden Westen

Man braucht weder 100 Spieler noch ein Battle Royale, um einen spannenden Überlebenskampf zu inszenieren – diese Einsicht ist nicht neu. Allerdings gibt es wenige Spiele, die sie so eindringlich vermitteln, wie Hunt: Showdown (ab 12,99€ bei kaufen). Ein Dutzend Spieler machen dort Jagd auf groteske Kreaturen; nicht miteinander, sondern im tödlichen Wettlauf. Für einen Test haben wir uns diesen ungewöhnlichen Horror-Western genauer angeschaut.

Ungewöhnlich ist nicht das Prinzip. Denn auch in Hunt: Showdown folgt man Markierungen, um den Weg zu mächtigen Kreaturen zu finden, trifft also früher oder später andere Spieler, die das gleiche Ziel verfolgen. Immerhin erhält man nur dann richtig fette Beute, wenn man diese Bosse tötet und ihre Überreste zu einem Ausgang am Rand der großen Karte bringt. Das kann aber eben nur einem Teilnehmer bzw. einem Team gelingen, wobei besonders fiese Gegenspieler die Beuteträger auch direkt am Ziel attackieren und um die Früchte ihrer Arbeit erleichtern könnten. Hab‘ ich gehört…

Schnell, hinterhältig oder gar nicht?

Offen ist das Ganze natürlich dank unterschiedlicher Startpositionen aller Jäger bzw. Teams sowie dadurch, dass verschiedene Wege ans Ziel führen und sich mitunter mehrere Bosse im Einsatzgebiet befinden. Abgesehen davon liegen auch in der Art des Vorgehens große Unterschiede, da manche direkt zum Ziel laufen, während andere erst später dort ankommen oder ihren Kontrahenten gar an den Markierungen auflauern. Nicht zuletzt könnte man die Beutejagd sogar komplett ignorieren. Die Schauplätze wimmeln ja vor vielen weiteren, deutlich kleineren Kreaturen, deren Ableben ebenfalls ein wenig Erfahrung bringt, mit der man sich und seine Charaktere weiterentwickelt.

Denn das ist das Ungewöhnliche an Hunt: Die Schauplätze selbst sind mehr als hübsche Fassade oder Deckung. Die zahlreichen Kreaturen stellen vielmehr eine echte Gefahr dar, falls man mal einen unüberlegten Schritt tut. Das gilt z.B. für Wasserteufel, die in flachen Gewässern, wo man nicht sprinten kann, auf Opfer lauern. Das gilt aber auch für eigentlich harmlose Zombies, an denen man meist gefahrlos vorbei schleicht, die manchmal aber

Der etwas andere Wilde Westen, wo groteske Kreaturen das Land beherrschen.
eben doch unverhofft hinter einer Ecke fauchen. Immer wieder kommt es deshalb vor, dass man flüchten muss – und wehe, dabei rennt man etwas Größerem in die Arme!

!

Sprinten ist ohnehin keine besonders gute Idee, denn darauf werden auch Monster aufmerksam, die vorbei gehende Jäger sonst geflissentlich ignorieren. Sprinten ist außerdem eine recht laute Angelegenheit, die andere Spieler über relativ weite Entfernungen hören. Das ist nämlich eine weitere Besonderheit: Es gibt so viele Situationen, in denen man unvermittelt Lärm verursacht, der den Kreaturen wenig ausmacht, den andere Jäger aber wie ein Metal-Gear-Ausrufezeichen wahrnehmen. Glasscherben sind dabei ein ähnlich zuverlässiger Krachmacher wie von der Decke hängende Ketten oder schwere Tore, die sich ächzend und langsam öffnen.

Überhaupt spielen Interaktionen mit der Umgebung eine wichtige Rolle, denn man könnte auch Öllampen anzünden, um in dunklen Häusern besser zu sehen oder Gegner anzulocken. Man kann Fenster öffnen, um Feinde vom Dachboden aus unter Beschuss zu nehmen, oder sie schließen, um unentdeckt zu bleiben. Man kann die Lampen auch nehmen und wie Brandgranaten werfen, Äxte auflesen, um für den Nahkampf gewappnet zu sein, sowie Fallen aufstellen, um sowohl Bossen als auch

Durch Ritzen und Spalten beobachtet man die Umgebung und verschafft sich so Vorteile. Auch auf Geräusche muss man achten.
Jägern Schaden zuzufügen. Wichtig ist nicht zuletzt, dass man durch viele Spalten und Ritzen blickt, um z.B. ankommende Kontrahenten zu entdecken. Auch das räumt der Kulisse im Gegensatz zu den einheitlichen Wänden und Objekten anderer Spiele einen höheren Stellenwert ein.

Fallen und Öl – wie geht man’s an?

Entscheidender als ein nervöser Zeigefinger ist ohnehin stets das besonnene Vorgehen – schon alleine deshalb, weil man nicht mit Schnellfeuerwaffen im Eiltempo Blei regnen lässt, sondern mit relativ behäbigen Büchsen und Pistolen genau zielen sollte, bevor der nächste Schuss in den Lauf geschoben wird. Fast alle Handgriffe kosten etwas mehr Zeit als in vergleichbaren Shootern, was ausgerechnet diesen verstörenden Wilden Westen zu einem ungewöhnlich plastischen Schauplatz macht. Ärgerlich finde ich nur, dass trotz guter Verbindung das Ergebnis mancher Schüsse nur mit deutlicher Verzögerung dargestellt wird. Das stört den erstklassigen Spielfluss ein wenig.

Schade ist auch, dass man zwar alleine auf Beutejagd gehen darf, Gruppen von mindestens zwei Spielern (man kann das Matchmaking auch mit einem zufälligen Partner starten) aber immer dafür sorgen, dass das Risiko für Solisten deutlich höher ist. Das liegt auch daran, dass Kopfschüsse tödlich sind, was es oft unmöglich macht, gefährlichen Situationen zu entkommen. Einzelspieler starten zwar wahlweise in einem speziellen Modus, wo ausschließlich Solisten markierte Punkte ansteuern und nur eine einzige Person die Karte lebend verlassen kann.

Eigentlich ist man im Dunkeln ja über jedes Leuchten dankbar...
Die vereinfachte Variante ist allerdings kein Ersatz für das zentrale Spiel.

Der steinige Weg zum Erfolg

Das gilt schon deshalb, weil man seine Charaktere nur mit der Beutejagd verbessert. Die steigen nämlich im Rang auf, sodass man ihnen zusätzliche Fertigkeiten verleihen kann. Sie laden ihre Waffen dann schneller nach, können mehr Heilmittel, Granaten oder Fallen tragen und genießen andere Vorteile – falls sie die Jagd überleben. Denn einmal getötete Jäger gehen dauerhaft verloren. Zum Glück kommt damit nicht der komplette Fortschritt abhanden, denn die Fähigkeiten selbst schaltet man global frei, um sie dann je nach Bedarf einzelnen Charakteren zu verpassen, die man wiederum aus einem Pool wechselnder Bewerber rekrutiert.

Zu diesen Bewerbern gehören dann interessanterweise auch Überlebende des Solo-Modus‘, die außerdem gefundene Waffen und Werkzeuge behalten. Diese Ausrüstung müsste man sonst erst freischalten und neu kaufen, falls sie mit einem getöteten Jäger verloren geht. Und so findet man sich trotz des Verzichtes auf eine echte Solo-Beutejagd in einem motivierenden Kreislauf aus globaler und Charakterentwicklung und verschiedenen Spielweisen wieder – um den zu genießen man allerdings ordentlich Biss braucht. Denn die schnellen Tode und damit verbundener Beinahe-Stillstand können durchaus frustrieren. Das System lässt weniger starke Spieler zwar nicht im Stich, bevorzugt erfolgreiche Experten allerdings enorm. Und von denen gibt es seit der Early-Access-Phase schon mehr als genug.

Fazit

Hunt: Showdown ist nichts für jene, die nur zwischendurch in einem Online-Spiel ballern wollen. Dazu dauert das Freischalten aller Fähigkeiten zu lange und dazu segnet man auch zu schnell das Zeitliche. Aber die Beutejagd ist ein hervorragender kompetitiver Shooter für alle, die sich intensiver damit beschäftigen wollen. Da ist zum einen der fesselnde Schauplatz, der nicht nur als Tapete zum Vorbeilaufen dient, sondern in dem gefährliche Kreaturen ein umsichtiges Vorantasten fordern und wo jedes Geräusch die eigene Position lauernden Mitspielen verraten könnte. Da ist zum anderen eine spannende Jagd auf starke Bosse, die fette Beute verspricht und auf die ganz nebenbei auch alle anderen Jäger scharf sind. Das Tüpfelchen auf dem i ist schließlich die gefühlte „Schwere“ der alten Waffen und Fallen. Denn so verkommt Hunt: Showdown nicht zum profanen Rumlaufen-und-Schießen, sondern belohnt geübtes Können und ein überlegtes Vorgehen. Anspruchsvolle Spieler sollten deshalb mindestens einen Blick riskieren!

Pro

  • grundsätzlich offener und gleichzeitig fokussierter Online-Wettstreit um Beute
  • globales Freischalten etlicher Fähigkeiten, die einzeln zu entwickelnden Charakteren zugeordnet werden können...
  • ständiger Wechsel zwischen actionreichem Vorgehen und Schleichen
  • relativ behäbiges Handhaben von Waffen, Fallen und anderen Werkzeugen wenige gezielte Aktionen sind wichtiger als schnelles Sprinten und Schießen
  • lebendige Schauplätze dank zahlreicher Gefahren und intensiver Geräuschkulisse
  • viele Interaktionen ermöglichen Manipulieren der Umgebung
  • etliche Geräuschquellen können hilfreich und hinderlich sein
  • Wahl zwischen Einzel- oder kooperativem Spiel und Spiel mit bis zu drei Spielern großen Gruppen
  • optionaler Spielmodus für Solisten, aus dem Charaktere und Beute übernommen werden
  • Hörbarkeit im Sprachchat hängt von Entfernung zu anderen Spielern in Spielwelt ab

Kontra

  • Aufeinandertreffen mit menschlichen Gegnern endet oft nach einem Kopftreffer schon tödlich
  • ... das sehr erfolgreiche Spieler stark bevorzugt und für andere zähe Fleißarbeit sein kann
  • Solisten sind auf Beutejagd immer im Nachteil, weil Duos in jedem Fall zugelassen sind
  • Ergebnisse vieler Schüsse werden auf bei gutem Ping mit deutlicher Verzögerung dargestellt
  • Gamma nicht einstellbar manche Matches deshalb in hellem Räumen kaum spielbar

Wertung

PC

Spannende Jagd auf gefährliche Kreaturen in einem spielerisch interessanten Szenario.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Für eine gegen Echtgeld erhältliche Währung kann man Waffen-Verzierungen kaufen sowie bestimmte Aktionen in der Charakterentwicklung, die allerdings keinen spielerischen Vorteil bringen.
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
Kommentare
Dat Scharger

PS. Etwas seltsam das der Titel so wenig Interesse hier auf 4players geweckt hat. Ansich nämlich ein, zumindest nach den ersten Spielstunden, schicker und atmosphärischer Multiplayertitel, mit einer Mischung aus Dayz und BattleRoyal.
Interesse besteht durchaus, nur warten die meisten, glaube ich, auf einen reinen PvE-Modus. Einschließlich mir.

Das Ding liegt schon lange auf meiner Steam-Wunschliste, aber kein PvE-Modus, kein Kauf.

vor 4 Jahren
NoCrySoN

Hab dieses Wochenende mal in die Wochenendtestversion reingeschaut und hat erstaunlich viel Spaß gemacht.

Gibts hier noch Leute die das spielen und einfach mal aktuelles Feedback geben können, ob sich das heute noch lohnt. Auch im spielerischen Sinne, da ich irgendwie die Befürchtung habe, dass man nach paar Stunden die Monster kaum noch ernst nimmt, da man schnell Kniffe entwickelt sich diesen zu entledigen.

Ich finds auch Schade, dass es am Ende keine Statistik gibt, welche anzeigt, wieviele haben wirklich mitgemacht, in welchen Gruppen und sind wann wodurch gestorben. So fühle ich mich bisher ein wenig verarscht und würde fast behaupten, das bisher nie im Leben 12 Leute auf den maps waren. Es gibt ja keine Zahlen, weder vorher noch nachher.

PS. Etwas seltsam das der Titel so wenig Interesse hier auf 4players geweckt hat. Ansich nämlich ein, zumindest nach den ersten Spielstunden, schicker und atmosphärischer Multiplayertitel, mit einer Mischung aus Dayz und BattleRoyal.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Tyrantino

Mal ganz naiv nachgefragt (ich bin da absolut nicht in der Thematik) aber wie aufwendig wäre es, ein System zu entwickeln, dass erkennt, wenn jemand durch Gammareglung bescheisst? Oder ist das so gut wie unmöglich, da es immer an den individuellen PC Einstellungen liegt, bzw auch am Bildschirm?
Spätestens die Einstellungen am Monitor sind dem Betriebssystem oder dem Treiber nicht bekannt. Und selbst was dem Treiber bekannt ist, ist nicht unbedingt dem Spiel bekannt. Ich habe mal davon gehört, das Leute wegen ReShade gebannt wurden, aber so wirklich was offizielles gabs dazu nicht.

Man müsste praktisch ein gesamtes System entwickeln, das komplett miteinander redet. Der Bildschirm muss zur Grafikkarte passen, der Treiber muss einen gesicherten Kanal zum Spiel haben, und so weiter. Also praktisch nicht möglich.

Leider. Bei DayZ hat mit die Sache mit der heftigen Dunkelheit sehr gut gefallen. Leider ist den Leuten das "Gewinnen" lieber als das Spielen.
Danke für die Antwort

vor 5 Jahren
LootZiffer

Habe es mal zu einem Gratiswochenende auf Steam, gespielt, aber kam mit dem Game so überhaupt nicht klar. Überall sind Gegner, die Munition zu knapp. Warum ich da überhaupt durch die Gegend streifen musste, erschloss sich mir einfach nicht. Bin auch das ganze Wochenende auf keinen menschlichen Gegner gestossen.

ps: Die Musik am Ende des Videos ist doch aus "Outlaws of the old West"?

vor 5 Jahren
DonDonat

Wenn ich als Anfänger ohne jegliche sinnvolle Waffe gegen Leute spielen muss, die schon Waffen von Stufe XX haben, dann macht dass wenig bis keinen Sinn, da man selbst viel schlechter ausgestattet ist...
Macht aber im Endeffekt finde ich weniger aus, als man denken würde. Schließlich muss derjenige mit der "Superwaffe" viel Geld ausgeben, um sie mitnehmen zu können. Übrigens keine Ahnung wie das Balancing derzeit ist, aber soweit ich gesehen hatte war nur eine Waffe wirklich OP und die hat so viel gekostet, wie man bekommen würde wenn man 5 Matches gewinnt.
Mit mehr Leveln hat man mehr Geld um sich mehr bessere Waffen/ Ausrüstung zu kaufen.
Sowas hast du als Anfänger nicht, ja du hast nicht mal die Chance solche zu bekommen und vom Matchmaking wird es auch nicht beachtet.

Dass du dafür Geld ausgeben musst, stimmt aber meistens hat man als Spieler mit mehr Spielzeit auch mehr Geld.

Gerade Waffen mit Schalldämpfer sind super mächtig ohne große Nachteile zu haben...

vor 5 Jahren