Utawarerumono: ZAN - Test, Rollenspiel, PlayStation4
Der Story-Modus von Utawarerumono ZAN erzählt die Geschichte von Utawarerumono: Mask of Deception nach. Allerdings nur in sehr komprimierter Form. Kein Wunder: Wofür sich die Vorlage Dutzende von Stunden Zeit ließ, wird hier in einem Bruchteil abgefrühstückt. Und das obwohl einige der insgesamt 18 Kapitel ausschließlich aus Story-Sequenzen bestehen! Wer das Original nicht kennt, kommt teils kaum mit, so schnell wechseln hier Gesichter und Szenen.
Die Auswahl ist allerdings fragwürdig, da wichtige Ereignisse zum Teil nur in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, während sich nebensächliche Dialoge wie Kaugummi ziehen - und das ausschließlich auf Japanisch mit englischen Untertiteln.Verstümmelte Geschichte
Hinzu kommt, dass die Handlung durch das Fehlen der Inhalte aus Utawarerumono: Mask of Truth gar nicht richtig abgeschlossen wird. Ob man hier die Hintertür für eine Fortsetzung offen halten wollte? Kurios auch der rapide und sprunghafte Anstieg des Schwierigkeitsgrads im vorletzten Kapitel, das einen quasi zum Aufleveln in anderen Spielmodi zwingt, um überhaupt eine Überlebenschance zu haben. Anpassungen der Schwierigkeitsstufe sind übrigens nur außerhalb des Story-Modus' möglich und auch da erst später und nur weiter nach oben...
Nicht einmal helfende Hände anderer Spieler sind erlaubt. Dabei gibt es doch einen kooperativen Mehrspielermodus. Doch der bietet völlig andere Inhalte, die sich zudem nur online gemeinsam angehen lassen. Lokale Zusammenschlüsse via Splitscreen o. ä. sind nicht möglich, was doppelt schmerzt, da auf den Servern so gut wie keine Spieler unterwegs sind.
Wer sich nicht gezielt mit Freunden verabreden kann, kann den für bis zu vier Spieler konzipierten Koop-Modus im Prinzip vergessen.Keine Hilfe in Sicht
Ansonsten kann man im Battle-Recollections-Modus bereits während der Handlung bestrittene Kämpfe mit freier Charakterwahl und ohne Zwischensequenzen nochmals auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden wiederholen. Darüber hinaus lassen sich im Free-Missions-Modus speziell angefertigte Bonuseinsätze und im Battle-Arena-Modus individuelle Solo-Herausforderungen bestreiten. Für kampfwillige Hack'n'Slay-Fans gibt es also einiges zu tun - vor allem, wenn man auf unkomplizierte Hau-drauf-Action im Stil von Koeis Warriors-Reihen steht.
Es gibt Kampf-, Flucht-, Sammel- und Überlebensmissionen für vierköpfige Teams, die man meist frei aus zwölf Utawarerumono-Helden und -Heldinnen zusammenstellen kann. Die Karten sind allerdings wesentlich kompakter als in Dynasty Warriors und Co. Zeitlimits gibt’s ebenfalls, aber die sind meist äußerst human.
Neben Erfahrungspunkten und Stufenaufstiegen lassen sich auch Bonuspunkte für individuelle Anpassungen der Charakterwerte verdienen. Fähigkeiten und Outfits können ebenfalls nach eigenen Vorlieben ausgewählt werden, sofern man im Besitz der dafür nötigen Schriftrollen ist.Helden nach Maß
Die erhält man oft durch das Freischalten von leistungsbezogenen Medaillen oder das Erfüllen von Haupt- und Nebenzielen während der trotz unverwüstlichem Spielprinzip dennoch irgendwann eintönig werdenden Einsätze. Außerdem kann man sein Glück in Verlosungen mit Lootbox-Charakter auf die Probe stellen. Weitere Charaktere, Outfits, Schauplätze und Chat-Sticker sind auch als meist kostenpflichtige Zusatzinhalte verfügbar. Überschneidungen mit den Glücksspielinhalten gibt es allerdings nicht.
Ansonsten verfügen alle spielbaren Charakter über eigene Stärken und Kampfaktionen, zu denen auch Heil-, Schutz- und Kontermanöver zählen. Manuelle Wiederbelebungen K. O. gegangener Mitstreiter sind ebenfalls möglich. Mit dem richtigen Timing lassen sich spezielle Aktionen, Kombos und Wirkungen zudem verstärken.
Des Weiteren lassen sich gruppenübergreifende Siegeleffekte, aufputschende Energieentladungen und brachiale Finisher aktivieren. Allzu komplex sind die Möglichkeiten allerdings nicht und auch die Darstellung lässt an Wucht und Imposanz vermissen.Unspektakuläres Gemetzel
Überhaupt wirkt der technische Unterbau wie ein noch aus der PS3-Ära stammendes Relikt. Die Charaktermodelle wirken klobig, die Animationen ungelenk, die Effekte billig. Hinzu kommt eine Kameraführung, die sich zwar meist manuell nachjustieren lässt, aber nicht einmal bei automatisch ablaufenden Finisher-Sequenzen vernünftige Einstellungen hinkriegt. Aber auch sonst ist die Inszenierung alles andere als zeitgemäß, wenngleich die durchgehende japanische Vertonung durchaus Lob verdient.
Fazit
Technisch wirkten schon Utawarerumono: Mask of Deception und Utawarerumono: Mask of Truth wie aus grauer Vergangenheit. Als Taktik-Rollenspiel-Fan konnte man das allerdings noch verschmerzen. Bei Utawarerumono ZAN sieht es jedoch anders aus, denn von einer Metzel-Action in Warriors-Manier erwartet man doch zumindest ein Minimum an optischem Spektakel. Aber selbst die fulminantesten Spezialattacken bleiben eher blass, die Charaktere austauschbar, die Story lahm und eine deutsche Übersetzung hat man sich gleich ganz gespart. Spielerisch werden ebenfalls keine Bäume ausgerissen, auch wenn die Hack'n'Slay-Einsätze unterm Strich durchaus solide und unkomplizierte Hau-drauf-Unterhaltung mit individuell formbaren Charakteren und Teams bieten. Selbst kooperative Kampfeinsätze sind möglich - allerdings nur online und da herrscht auf den Servern meist gähnende Leere...
Pro
- unkomplizierte Hau-drauf-Action...
- individuelle Charakterentwicklung
- kooperativer Online-Modus...
- motivierende Punkte- und Medaillen-Hatz
Kontra
- ...die aber schnell eintönig wird
- maue Technik, Story und Inszenierung
- ...der unter akutem Spielermangel leidet und keine lokale Alternative bietet
- keine deutsche Lokalisierung
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.