Plants vs. Zombies: Battle for Neighborville - Test, Shooter, PC, Switch, XboxOne, PlayStation4
Um die Verwirrung komplett zu machen, hatte sich EA für eine gestaffelte Veröffentlichung entschieden, die an einen sehr kurzen "Early Access" erinnerte. Seit dem 4. September gab es die „Founder‘s Edition“ mit eingeschränktem Umfang zum Sonderpeis von 29,99 Euro. Woche für Woche wurden weitere Inhalte wie Karten oder Koop-Modi hinzugefügt, bis schließlich am 18. Oktober die komplette Vollversion für 39,99 Euro startete. Spielerisch fühlt man sich als Kenner der Vorgänger sofort heimisch: Es handelt sich erneut um eine wilde, etwas kleinere Comic-Variante von Battlefield mit den beliebten Figuren aus Plants vs. Zombies.
Early Access oder nicht?
Im Zentrum stehen die großen Online-Schlachten der Revier-Übernahme für 24 Spieler. Sie sind ähnlich wie im Vorbild Rush in mehrere Phasen aufgeteilt: Man nimmt z.B. die felsigen Minen ein, schiebt und eskortiert seine Sprengladung auf einem Wägelchen durch die Canyons, bis man schließlich eine Anlage rund um die Käseförderpumpen in die Luft sprengt. Auch am Rande verwinkelter Gartenhecken im Stadtzentrum oder rund um die alte Zombie-Fabrik verarbeiten sich die Erzfeinde gegenseitig zu Gammelfleisch bzw. veganem Tartar.
Zauberhafte Vielfalt
Der Großteil der sechs neuen Klassen gefällt mir nach wie vor ziemlich gut. Besonders cool sind so genannte „Koop-Charaktere". Die schwache, aber flinke kleine Eichel etwa verwandelt sich auf Knopfdruck in einen massiven Eichen-Baumstumpf mit stärkerem Geschütz. Auf seinem Kopf nehmen bis zu drei weitere Eicheln Platz. Sie setzten die Gegner von oben mit Schüssen und explosivem Harz unter Druck, während sie ihr „Vehikel“ heilen - und bei alledem natürlich herzallerliebst jodeln! Das Gegenstück für die Zombies ist ein wackliges Ufo. Mit seiner wild ratternden Absturz-Attacke kann es Gegner gezielter ansteuern als die Recycling-Rakete von SpaceX - zumal sich Elon Musks Konstruktionen nicht einmal in eine Raumstation für drei Mitreisende Weltraumkadetten verwandeln kann. Hier wird das jedoch möglich: Wenige Sekunden später steuert man bereits ein bedrohlich rotierendes Kugelmonstrum mit Sonnensegeln über die Karte. Äußerst praktisch - und sogar mit fernsteuerbaren Raketen ausgestattet!
Weiterhin Probleme bei der Balance?
Für die Entwickler ist es offenbar gar nicht so einfach, derart unterschiedliche Figuren passend auszubalancieren. Das Repertoire reicht schließlich vom Sniper-Piraten mit Papageien-Drohne bis hin zu den Nahkampf-Tacklings des Football-Zombies. All diese tödlichen Verrücktheiten wurden wieder herzallerliebst animiert und vertont! Ob nun das fröhliche Wackeln der breit grinsenden Sonnenblume oder das inbrünstige Grunzen des liebenswert bescheuerten 80er-Actionhelden: All das macht mir mir immer wieder klar, warum ich den überdrehten Stil von Plants vs. Zombies so viel lieber mag als das schlichtere Fortnite oder Overwatch. Auch technisch zeigen die detailreichen, hübsch beleuchteten Naturkulissen, wie aufwändig man Comic-Grafik umsetzen kann! Im „Peachy District“ etwa haben die Zombies Signalverstärker in der Stadt verteilt, um ihr hirnloses TV zur Verblödung der Allgemeinheit zu verbreiten. Ein albernes Highlight sind auch die Marshmallow-Mörser, die in Holzhausen die Flanken rund um den Campingplatz absichern! Einschneidende Systemunterschiede sind uns übrigens nicht aufgefallen: Die Kulissen können sich mit einer GeForce GTX 980, auf einer PS4 Pro oder auch auf der Xbox One X richtig sehen lassen!
Der klassische Multiplayer-Part wird also wieder zum vergnüglichen Gemetzel (mittlerweile auch mit den restlichen Modi-Klassikern wie Team-Deathmatch, Gartenzwerg-Bombe, Eroberung oder Abschuss bestätigt). Für die vier Gebiete voller Quests (auf Wunsch im Koop mit bis zu drei Mitspielern) kann ich das leider nicht behaupten. Auf der verwirrenden Oberwelt, auf der auch andere Online-Spieler umher wuseln, fühlte ich mich zunächst etwas verloren. Mit Hilfe der leuchtenden Fragezeichnen im Zentrum des Platzes blickt man etwas schneller durch. Die beliebten Horde-Modi „Garten-Kommando“ und „Friedhofs-Kommando“ wurden mittlerweile nachgereicht und machen so viel Spaß wie eh und je! Sobald man von massenhaft durchgeknallten Bossen wie Yetis oder schief zusammengezimmerten Zombie-Mechs überrannt wird, kommt man beinahe schon real ins Schwitzen und kann sich der Meute z.B. schön mit Eiche und Eicheln entgegenstellen. Hinzu kamen im Laufe der Zeit weitere Regionen, Modi, Festivals, durchgeknallte Kosmetik-Anpassungen und alberne Tänze. Mit den mittlerweile vier Gebieten, die für Quests zur Verfügung stehen, habe ich mich nach wie vor nur bedingt angefreundet. Als einsamer Wolf machen Aufgaben wie die Zonen-Verteidigung gegen etwas lustlos zusammengewürfelte Standard-Biester und Bosse nicht allzu viel Spaß.
Verloren im Buschwerk
Im Schrägwald etwa macht man sich per Pflanzendetektor auf die Suche nach Pfadfinderkeksen und hartnäckig glühenden Super-Sonnenblumen mit ihren schwebenden Energiequellen. Oder man muss sich an einer Art Mehrspieler-Runde gegen Bots versuchen. Kämpfe gegen stupide „Kugelschwämme“ wie einem Draclua-Verschnitt können sich vor allem im Alleingang ziemlich lange hinziehen. Es ist löblich, dass man stets kooperativ mit bis zu vier Spielern loslegen darf (auf PS4 und Xbox One auch im Splitcreen). Wer gerade keine Freunde parat hat, muss aber erst einmal mühsam Fremde auf dem Server zu einem Quest-Ausflug bewegen. Und selbst dann kann es passieren, dass der abweichende Fortschritt für Probleme sorgt. Als wir noch im Early-Access gegen einen wild gewordenen Zombie-DJ antraten, konnte ich plötzlich überhaupt nicht mehr schießen. Mein Online-Partner fragte sich derweil, warum ich wieder und wieder wehrlos in die rotierende Lichtorgel der riesigen Discokugel krachte. Solche technischen Probleme sind mir in der Vollversion glücklicherweise nicht mehr begegnet. Nur im Gartenkommando verschwanden manchmal plötzlich verdächtig viele Partner aus dem Spiel oder stießen hinzu.
Probier dich aus!
Währungs-Wirrwarr
Fazit
Im klassischen Online-Multiplayer ist Plants vs. Zombies: Schlacht um Neighborville erneut eine lustige Angelegenheit! Hauptgrund dafür sind coole neue Figuren wie Eichel und Eiche sowie die sehr unterschiedlichen, abwechslungsreichen Klassen. Außerdem sieht das bunte Gemetzel deutlich hübscher aus als die Comic-Konkurrenz wie Fortnite oder Overwatch – auch unter technischen Gesichtspunkten! Schön auch, dass EA diesmal die Early-Access-Phase zum Feintuning von Figuren wie dem einst übermächtigen Giftpilz genutzt hat. Lediglich die hohe zu hohe Lebensenergie der Gegner bremst die Matches nach wie vor etwas aus. Die Koop-Quests mit ihren lustlos zusammengewürfelten Gegnern und ihrer bemühten Komik konnten mich ebenfalls nicht überzeugen: Ich bevorzuge nach wie vor die klassischen Horde-Matches im Garten- und Friedhofskommando, die dank der neuen Koop-Klassen sogar zu einem noch wilderen Gemetzel ausarten! Alles in allem ein guter Shooter - und äußerst schick dazu!
Pro
- wildes, motivierendes Mehrspieler-Gemetzel
- spannende Spielmodi erinnern ans Schlachtfeldgefühl von Battlefield
- herrlich alberne Spezialfähigkeiten
- wunderhübsch beleuchtete, detailreiche Comic-Kulissen
- abwechslungsreiche Klassen und Varianten fördern individuelle Spielstile
- coole neue Koop-Klassen
- knuffiges Design von Pflanzen und Zombies
- völlig gestörte Animationen
- technisch angenehm saubere Kulisse
- spannendes Explosions-Chaos in den Horde-Modi
- flüssige Online-Performance mit Regionen-Wahl
Kontra
- ideenlos zusammengewürfelte Quest-Gebiete für Einzelspieler/Koop
- starke Gegner-Energie im Multiplayer mitunter demotivierend
- keine Klassen-Varianten mehr
- etwas verwirrendes Drumherum mit Plätzen, Währungen etc.
- alberne Slapstick-Monologe nur leidlich komisch
- auf dem PC fehlt der Zwei-Spieler-Splitscreen der Konsolenfassungen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- In-Game-Käufe noch nicht freigeschaltet; in Download-Stores erhältliches Upgrade auf Deluxe-Edition enthält exklusive Inhalte (Kostüme und Emoji); etwas verwirrendes System verschiedener Spiel-Währungen plus XP-Boost-Maschine und Kapsel-Automat mit Zufalls-Preisen. Falls später In-App-Käufe hinzukommen, die über kosmetische Extras hinausgehen, behalten wir uns eine Änderung der Einstufung vor.
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.