Contra: Rogue Corps - Test, Arcade-Action, XboxOneX, PlayStation4, PC, Switch, XboxOne, PlayStation4Pro
Egal ob Contra oder Probotector: Die Serie von Konami stand insbesondere in der 8- und 16-Bit-Ära für knallharte und anspruchsvolle Baller-Action mit Plattform-Einlagen, die vor allem im Koop für viel Freude beim Dauerfeuer sorgte. Das grundlegende Konzept des „Run and Gun“ behält man selbstverständlich auch beim jüngsten Ableger bei. Doch anstatt in bester Retro-Manier vornehmlich auf eine 2D-Darstellung zu setzen, wütet man bei Rogue Corps überwiegend in einer Top-Down-Ansicht durch den dreidimensionalen Schauplatz The Damned City, der sich leider recht trist und langweilig präsentiert. Dies wirkt sich auf die Mechanik aus: Das neue Contra spielt sich im Kern jetzt wie ein Zweistick-Shooter, auch wenn man gemäß der Serien-Tradition weiterhin mit verschiedenen Perspektiven experimentiert, die mal mehr, mal weniger unter Übersichtsproblemen leiden. In manchen Sequenzen wird z.B. in den „Schießstand-Modus“ gewechselt, der mehr Ähnlichkeiten zu typischer Action aus der Schulterperspektive aufweist.
Viel Action
Übernimmt man in der ersten Mission die Kontrolle über den kybernetisch aufgepeppten Soldaten Kaiser, stehen drei weitere Figuren mit individuellen Fähigkeiten und spezieller Ausrüstung zur Verfügung, sobald man das Hauptquartier erreicht. Das Ziel bestand offenbar darin, die Charaktere so abgedreht wie möglich zu gestalten: Schwert-Kämpferin Ms. Harakiri hat z.B. einen Alien-Parasiten im Bauch, den sie regelmäßig mit der Klinge „streicheln“ muss. The Gentleman ist dagegen ein vornehmer und eloquenter Außerirdischer, der die Seiten gewechselt hat und fortan für die Menschheit zur Waffe greift. Schließlich gibt es noch Hungry Beast,
einen schwergewichtigen Panda, der das Absurditäten-Kabinett komplettiert.Durchgeknallte Figuren
Im Hauptquartier besteht die Möglichkeit, Waffen mit unzähligen Modifikatoren zu verbessern. Die dafür nötigen Teile von einfach bis legendär findet man im Spiel entweder in zerstörten Kisten oder als Hinterlassenschaften bei getöteten Feinden. Alternativ lassen sich Verbesserungen per Ingame-Währung kaufen oder Entwicklungen weiterer Komponenten in Auftrag geben. Angesichts des zähen Grinds, den man nur leicht durch den Verkauf überflüssiger Ausrüstung entschärfen kann, sollte man aber lieber auf ein gutes Glück beim Einsammeln hoffen. Neben Waffen lassen sich die Figuren ebenfalls verbessern: Mit entsprechenden Teilen legt man sich beim Arzt seiner Wahl unters Messer, um z.B. die Laufgeschwindigkeit zu erhöhen oder seine Verteidigungswerte zu stärken. Das alles ist sicher nett gemeint, doch hat man teilweise das Gefühl, zu viel Zeit in irgendwelchen Upgrade-Menüs zu verschwenden anstatt den Aliens ordentlich Feuer unterm Hintern zu machen.
Zwischen Frust und Langeweile
Nervig ist, dass man manche Missionen mehrmals spielen muss, weil die Ausrüstung entweder noch nicht stark genug ist oder das Zeitlimit zu knapp ausfällt, weil das Killen der Kugelschwämme zu lange dauert. Je nach Level sollte man sich bei der Erkundung der überschaubaren Areale also besser zurückhalten und sich lieber beeilen, zumal die übrige Zeit neben den getöteten Feinden am Ende auch in die obligatorische Bewertung einfließt. Während man sich in manchen Abschnitten in buchstäblich letzter Sekunde nach zeitfressenden Bosskämpfen ins Ziel rettet, kann man andere deutlich gemütlicher angehen und es bleiben sogar mehr als 20 Rest-Minuten übrig. Wichtig: Selbst wenn man die Kampagne alleine und offline spielt, gibt es keine Pausen-Funktion und der Timer tickt unaufhörlich weiter runter. Muss man nicht verstehen, ist aber so.
Mehrere Anläufe nötig
Aber Contra spielt man ohnehin am besten kooperativ. In Rogue Ops darf man die Kampagne mit bis zu vier Spielern in Angriff nehmen, sofern man online gemeinsam loszieht. Und im Couch-Koop? Hier verfolgen die Entwickler einen extrem fragwürdigen Ansatz: Zunächst einmal muss der Couch-Koop erst freigespielt werden, indem man Missionsrang 2 erreicht. Man muss also erst etwa 60 bis 90 Minuten Spielzeit investieren, um Zugriff auf den lokalen Mehrspielermodus zu erhalten hmpf! Und dann kommt schon der Schlag ins Gesicht: Die Kampagne lässt sich nicht gemeinsam im Couch-Koop bestreiten! Stattdessen wird man mit nebensächlichen Erkundungs-Missionen abgespeist, in denen man sich in prozedural generierten Abschnitten auf gemeinsame Beutejagd begibt. Als wäre das nicht schon ätzend genug, gibt es einen weiteren Haken: Nur der Host darf das
gemeinsam gesammelte Zeug und die Erfahrungspunkte behalten, während die Mitstreiter leer ausgehen, weil sie „nur“ als Gäste mitmischen können. Was soll dieser Quatsch?Online- und Couch-Koop
Darüber hinaus gibt es sogar teambasierte und kompetitive Mehrspieler-Modi für bis zu acht Teilnehmer. Da ich weder beim automatischen Matchmaking noch dem Server-Browser die nötigen Mitspieler finden konnte, kann ich an dieser Stelle aber nichts dazu sagen, wie sich das PvPvE mit seinem variierenden Regelwerk und dem leichten Hauch von einem futuristischen Sport anfühlt. Allerdings kann man davon ausgehen, dass sich der Spaß bei den allgemeinen Problemen des neuen Contra-Ablegers auch hier in Grenzen halten dürfte.
Fazit
Contra ist immer noch ein starker Name, obwohl es bereits in der Vergangenheit qualitative Ausreißer gab. Aber mit Contra: Rogue Corps und der neuen Ausrichtung hat Konami sich und den Fans der Reihe keinen Gefallen getan. Angesichts der Dauer-Action bleibt man zwar der Serien-Tradition treu, verpackt das alles aber in einem drögen Zweistick-Shooter, der sich verglichen mit der starken Konkurrenz in diesem Genre einfach nicht gut anfühlt und erschreckend altbacken wirkt. Da hilft es auch nicht, dass mit Nobuya Nakazato ein Urgestein der Reihe am neuen Titel mitgewirkt hat, denn gerade bei manchen Designentscheidungen (z.B. schwachsinnige Einschränkungen beim Couch-Koop) kann man einfach nur mit dem Kopf schütteln. Daher sind Contra-Fans mit Titeln wie dem kürzlich erschienenen Blazing Chrome besser bedient, wenn sie klassisches Run & Gun erleben wollen. Wer dagegen auf Zweistick-Action mit Koop-Faktor steht, findet mit Titeln wie Dead Nation deutlich besseres und unterhaltsameres Futter. Die traurige Erkenntnis ist daher die: Ein Contra: Rogue Corps braucht eigentlich niemand!
Pro
- viel Action und Explosionen
- durchgeknallte Charaktere
- massig Upgrades für Waffen und Figuren
- mitunter ansprechende Bossgegner
- Online-Koop für bis zu vier Spieler
Kontra
- altbackene Technik
- sehr grindlastig für Ingame-Währung
- schwammige Steuerung
- zahlreiche Einschränkungen beim Couch-Koop
- Kamera nicht immer ideal
- extrem schwankende Zeitlimits
- miserabler Soundtrack (...den man kaum hört)
- ödes Leveldesign
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Season Pass für 4,99 Euro.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.