Call of Duty: Mobile - Test, Shooter, iPad, iPhone, Android

Call of Duty: Mobile
15.10.2019, Matthias Schmid

Test: Call of Duty: Mobile

Der Wohlfühl-Shooter

Sagenhafte 100 Millionen Downloads verzeichnete Call of Duty Mobile innerhalb einer Woche. Aber wie gut spielt sich die schnelle Action? Wie dominant sind die Miktrotransaktionen in dem Free-to-Play-Spiel? Wir verraten im Test, ob die Mobil-Episode mit den großen Konsolen- und PC-Brüdern mithalten kann.

Aller Anfang ist leicht: Man braucht kein nerviges Activision-Profil auf dem Smartphone, lässt den Facebook-Login links liegen, tippt einfach auf „Gast“. Schon geht es los. Für den Anfang empfehle ich die linke, die simple Steuervariante. Hier wird automatisch geschossen, sobald der Cursor über dem Gegner ist - das klingt freilich befremdlich für Genrekenner, fühlt sich in der Praxis aber erstaunlich gut an. Zumal man in den ersten Stunden durchaus dankbar ist, auf dem doch verhältnismäßig kleinen Handy-Display nicht auch noch ständig den Ballerknopf betätigen zu müssen.

1,2, Kill

Ein paar Klicks und ein kurzes Tutorial später beginnt die Action: Laufen mit dem linken virtuellen Stick, Umsehen mit dem rechten, dazu ein paar kleine Bedienflächen für Ducken, Springen, Nachladen oder Granatenwurf. Und dann regnen die ersten Kills herein, geradezu spielerisch gewinnt man die ersten Deathmatch-Runden. Wer schon mal eine CoD-Episode online gezockt, ahnt nach spätestens fünf gewonnen Runden und einer Kill-Death-Ratio von 5:1, dass etwas faul ist im Staate Dänemark - normalerweise läuft es für Frischlinge nämlich nicht so gut. Bin ich also der beste Call-of-Duty-Mobile-Spieler der Welt? Oder werde ich in den Matches nur mit anderen Anfängern zusammengewürfelt? Beides falsch: Ich spiele gegen Bots! Nur sagt mir das niemand, ich habe den ganz normalen Mehrspieler-Modus gewählt und meine Gegner tragen typische Online-Namen. Trotzdem stimmt es leider: In den ersten Stunden, bevor man ab Level 10 die Ranglisten-Spiele freischaltet, hat man es fast ausschließlich mit KI-Gegnern zu tun. Die verhalten sich zwar oft einigermaßen realistisch, stehen aber auch mal doof herum, reagieren betont langsam, hüpfen nicht oder stellen sich beim Messerkill wahnsinnig schlecht an.

Call of Duty Mobile serviert seinen Spielern laut Activision die beliebtesten Maps der Serie - natürlich darf da der Spaßbringer Nuketown aus Call of Duty Black Ops nicht fehlen.
Das hinterlässt den Spieler zwiegespalten: Eigentlich fühlt sich die Action für ein Smartphone-Game nämlich flott und gut an, eigentlich befeuert es den Spielspaß, wenn man viel öfter trifft als stirbt und am Match-Ende oben auf dem Podium steht. Eigentlich freut man sich über die vielen Stufenaufstiege, Waffen, Perks & Co., die mit den zahlreichen Kills einhergehen. Wenn da nicht das Wissen wäre, dass ein Mehrspieler-Kräftemessen mit Bots eigentlich komplett sinnfrei ist. Zumal es in der Modi-Auswahl ein spezielles Training gegen KI-Gegner gibt, wo man mit 10% der Erfahrungspunkte eines normalen Matches abgespeist wird. Dieser sehr schale Beigeschmack wird im weiteren Spielverlauf zwar schwächer, später in den Ranglisten-Matches geht es rauer zu und man hat auch mal eine negative Kill-Todes-Rate - trotzdem wären ein offener Umgang mit dem Thema Bots im Menü, eine Erklärung, woran man ist, plus eine Option, die Bots zu deaktivieren, unbedingt wünschenwert gewesen.

Fauler Zauber

Vorbildlich: Ihr könnt die Bedienelemente frei positionieren plus in puncto Größe und Transparenz nach eurem Gusto verändern - für einen Mobile-Shooter steuert sich der Titel ausgesprochen gut.
Ich habe Call of Duty Mobile auf einem Huawei Mate 20 Lite (Mittelklasse-Smartphone, das im letzten Herbst erschien) und Android-Betriebssystem getestet. Auf diesem Handy, das man aktuell gebraucht für unter 150 Euro bekommt, lässt Call of Duty Mobile nur die Grafikeinstellung „gering“ zu, bei der Bildrate kann man zwischen „gering“ oder „mittel“ wählen und bei den weiteren Grafikoptionen ist nur die Tiefenschärfe verfügbar, für andere Gimmicks wie Ragdoll, Blooming oder Echzeitschatten braucht es ein besseres Mobilgerät. Dennoch war das Spiel zu jedem Zeitpunkt sauber und flüssig spielbar, die Texturen sind aber gerade in der Nahaufnahme und besonders auf der Battle-Royale-Karte sehr schwammig. Auf einem Highend-Smartphone sieht das ein ganzes Stück besser aus, kann einem aktuellen Call of Duty auf Konsole oder PC aber natürlich nicht das Wasser reichen.

Hardware-Hunger?

Wie sieht es mit der Steuerung genau aus? Mit der Einstellung „einfacher Modus“ wird, wie eingangs erwähnt, automatisch geschossen, im „erweiterten Modus“ ist dies nicht der Fall - das spart Profis wertvolle Munition. In beiden Varianten ist es möglich, sämtliche virtuelle Buttons frei zu platzieren und ihre Größe plus Transparenz zu ändern. Des Weiteren könnt ihr u.a. die Zielhilfe abschalten, euch auf Wunch per Gyro-Sensor umsehen oder Dauersprint aktivieren. Unterm Strich ist die Steuerung für einen Mobile-Shooter gelungen, fühlt sich aber trotzdem nicht so präzise an wie per Controller oder am PC. Apropos Controller: Pads für iOS oder Android dürft ihr zum aktuellen Zeitpunkt nicht verwenden. Allerdings erlaubt ein Kniff die Nutzung des Handy-Spiels am PC: Über die Tencent-Software Gameloop kann man nicht nur PUBG Mobile spielen, sondern dort im „Game Center“ auch Call of Duty Mobile herunterladen und per Maus und Tastatur zocken!

Stell’s dir ein!

Eine Kampagne beinhaltet das von Activision veröffentlichte, aber von der chinesischen Tencent-Tochterfirma Timi Studios entwickelte Spiel wenig überraschend nicht. Neben dem normalen Mehrspieler-Part, der für zehn Spieler neun Karten und die typischen Modi (TDM, Domination, Gungame, etc.) anbietet, ist da aber natürlich die Variante Battle Royale. Die könnt ihr euch wie eine überarbeitete Version des letztjährigen Call of Duty: Black Ops 4 vorstellen - riesige Map, 100 Leute, immer kleiner werdende Zone, Kisten und Gegner plündern, Fahrzeuge nutzen. Sehr praktisch ist das flotte Aufsammeln der Gegenstände getöteter Feinde. Apropos Feinde: Richtig vermutet, auch in diesem Modus habt ihr es vielfach mit KI-gesteuerten Bots zu tun. Das merkt man spätestens, wenn man schon in den ersten Runden einige Feuerkämpfe überlebt und regelmäßig unter den letzten zehn verbliebenen Spielern ist.

Königlicher Kampf

Wer sich im Battle-Royal-Modus in einem Häuschen verschanzt, hat traditionell eine Weile gute Überlebenschancen - zumal die herumstreunenden Zombies trotz geöffneter Tür zu dumm zum Reinkommen sind.
Call of Duty Mobile überrascht nicht nur mit extrem vielen Konfigurationsmöglichkeiten, sondern erschlägt einen geradezu mit verschiedenen Auflevel- und Belohnungssystemen, mehreren Währungen, tagesaktuellen Zielen, Clan-Optionen, freigeschalteten Items und Waffen. Da braucht es schon eine Weile, bis man durchschaut hat, in welchem Untermenü das Rotpunktvisier aufgeschraubt wird und in welchem die neueste Belohnungskiste wartet. Damit wären wir schon beim leidigen Thema Lootboxen und Mikrotransaktionen. Ihr habt doch nicht ernsthaft gedacht, davon wäre der Titel verschont geblieben…

Call of Duty Mobile kann gratis heruntergeladen und ja, auch dauerhaft kostenlos gespielt werden. Es gibt keine täglichen Rundenlimits oder Spiele-Tokens, die man kaufen muss, um noch ein Match zu starten. Und auch der Levelaufstieg und das Upgraden der Waffen geht so flott und motivierend vonstatten wie man das von einem der großen CoDs gewohnt ist. Aber natürlich gibt es Beutekisten - die sind jedoch nicht sonderlich dominant und beinhalten einfach nur viel kosmetischen Kram, vom Spray-Tag für die Levelwand bis zum Regenbogen-Skin für die AK. Ihr könnt weitere Kisten natürlich mit Echtgeld kaufen, die Boxen selbst sind aber weniger aufdringlich platziert als die generellen „Kauf dir doch diese tolle Waffe“-Einblendungen. Von denen muss man bei jedem Spielstart etliche wegdrücken.

 

Zur Kasse bitte

8.000 (plus 2.800 als Bonus) Credits für schlappe 110 Euro? Wie nicht anders zu erwarten, bietet euch das Spiel seine Bezahlinhalte (v.a Waffenskins) und Premiumpässe sehr regelmäßig an.
Noch penetranter sind der Premium Pass und der Premium Pass Plus eingebunden. Erhaltet ihr durch Aufstiege in höhere Tiers kleine Belohnungen, wird euch gezeigt, was ihr als Premium-Pass-Bezahler mehr bekommen würdet. So ein Pass für elf Euro (Premium) bzw. 28 Euro (Premium Plus) gilt übrigens nur für die aktuelle, wenige Wochen laufende Season. Wer sehr fleißig spielt, der bekommt als Belohnung neben Waffen, Skins und exklusiven Charakteren auch eine Spielwährung, die den Kauf vom nächsten Premium Pass vergünstig bzw. gratis macht - aber das erfordert natürlich viel Zeit. Wie verlockend ist da doch der Premium-Plus-Zugang, der euch gleich mal 25 Stufen hochkatapultiert! Richtig fies wird es schließlich, wenn Premium-Plus-Käufer Waffen mit Vorteilen erhalten, die Gratis-Spielern nicht zugänglich sind. Ein schnellerer Sprint nach dem Respawn oder eine höhere Reichweite für das MG kann das Zünglein an der Waage sein. Das ist noch keine ausgewachsene Pay-to-Win-Mechanik, hat aber einen sehr unangenehmen Beigeschmack.

Fazit

Besser als erwartet? Weniger schlimm als befürchtet? Oder doch ein Mikrotransaktionsfest? Von allem ein bisschen! Call of Duty Mobile steuert und spielt sich gut, läuft technisch ausgesprochen stabil, hat einen ordentlichen Umfang und bietet auch Spielern, die keinen Cent ausgeben, reichlich Spielinhalte. Allerdings ist die Penetranz unangenehm, mit der euch Activision zum Echtgeld-Kauf von Skins, Items & Co. sowie des Premium Pass verleiten will. Als mindestens ebenso fatal empfinde ich allerdings die Bot-Sache: Zum einen verrät das Spiel zu keinem Zeitpunkt, dass ihr anfangs nur gegen KI-Feinde kämpft, zum anderen fühlen sich die vielen Kills und Siege ziemlich schal an, wenn man weiß, dass man zum Ziel der Spielspaßsteigerung nur Bot-Kanonenfutter vor die Flinte bekommt.

Pro

  • Mehrspieler- und Battle-Royal-Modus
  • beliebte (und damit sehr gute) Karten
  • Steuerung top konfigurierbar
  • generell rasante Action
  • gute Kontrollen für einen Touchscreen-Shooter
  • Auto-Feuer für Genre-Neulinge einstellbar
  • viele Waffen, Perks, Items & Co. gratis freispielbar
  • relativ vollwertiges CoD-Mehrspieler-Erlebnis

Kontra

  • keine Einzelspieler-Kampagne
  • fixe niedrige Grafikeinstellung bei schwächeren Handys
  • Spielgefühl zu keiner Zeit so perfekt wie auf PC/Konsole
  • sehr kompliziertes Menü
  • Bots mischen unerkannt mit
  • mittelmäßige Gegner-KI der Bots
  • ständiges Anbieten von Echtgeld-Käufen
  • CP-Punkte in barer Münze brutal teuer

Wertung

iPhone

Überraschend gut spielbarer Mobile-Shooter, der euch aber Echtgeld abknöpfen möchte und viele Bots vorsetzt.

Android

Überraschend gut spielbarer Mobile-Shooter, der euch aber Echtgeld abknöpfen möchte und viele Bots vorsetzt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Käufe beeinflussen das Spieldesign stark.
  • Der Shop ist penetranter Bestandteil der Menüs oder Benutzerführung.
  • Man wird durch Grind animiert die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
  • Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
  • Es kann Bezahlschranken geben, so dass man weitere Inhalte, Figuren oder Gebiete freikaufen muss.
Kommentare
Nussmeister

Manchmal ist es ein bisschen hackelig, insbesondere dann wenn man die Taste nicht trifft die man braucht Aber die Shooter Steuerung, sprich das Zielen geht ausgesprochen gut.

vor 5 Jahren
darkchild

Aber keine Sorge, ich bezeichne mich normalerweise auch nicht als Zocker oder Gamer... ein bißchen Selbstachtung habe ich mir noch bewahrt.

vor 5 Jahren
Tyrantino

Hab es mir mal runter geladen und bin schon erstaunt, wie flüssig es läuft. Aber ich mag keine Mobilegames, von daher.
Ausserdem ist für mich nur wichtig, dass man es spielen kann ohne irgendwas zu kaufen, da ich Werbung etc. super ausblenden kann.

vor 5 Jahren
Usul

Ignoriert mich einfach, ich bin schlichtweg fassungslos, wie viele solch einen Rotz "spielen"... und dann nennen die sich auch noch "Zocker" oder "Gamer"... zu viel Internet für mich heute...
Ich spiele AUCH auf dem Tablet/Handy. Aber keine Sorge, ich bezeichne mich normalerweise auch nicht als Zocker oder Gamer... ein bißchen Selbstachtung habe ich mir noch bewahrt.

vor 5 Jahren
BMTH93

Die sollen lieber jetzt schon Modern Warfare releasen als so einen Schrott zu vermarkten

vor 5 Jahren