Call of Duty: Mobile - Test, Shooter, iPad, iPhone, Android
Aller Anfang ist leicht: Man braucht kein nerviges Activision-Profil auf dem Smartphone, lässt den Facebook-Login links liegen, tippt einfach auf „Gast“. Schon geht es los. Für den Anfang empfehle ich die linke, die simple Steuervariante. Hier wird automatisch geschossen, sobald der Cursor über dem Gegner ist - das klingt freilich befremdlich für Genrekenner, fühlt sich in der Praxis aber erstaunlich gut an. Zumal man in den ersten Stunden durchaus dankbar ist, auf dem doch verhältnismäßig kleinen Handy-Display nicht auch noch ständig den Ballerknopf betätigen zu müssen.
1,2, Kill
Ein paar Klicks und ein kurzes Tutorial später beginnt die Action: Laufen mit dem linken virtuellen Stick, Umsehen mit dem rechten, dazu ein paar kleine Bedienflächen für Ducken, Springen, Nachladen oder Granatenwurf. Und dann regnen die ersten Kills herein, geradezu spielerisch gewinnt man die ersten Deathmatch-Runden. Wer schon mal eine CoD-Episode online gezockt, ahnt nach spätestens fünf gewonnen Runden und einer Kill-Death-Ratio von 5:1, dass etwas faul ist im Staate Dänemark - normalerweise läuft es für Frischlinge nämlich nicht so gut. Bin ich also der beste Call-of-Duty-Mobile-Spieler der Welt? Oder werde ich in den Matches nur mit anderen Anfängern zusammengewürfelt? Beides falsch: Ich spiele gegen Bots! Nur sagt mir das niemand, ich habe den ganz normalen Mehrspieler-Modus gewählt und meine Gegner tragen typische Online-Namen. Trotzdem stimmt es leider: In den ersten Stunden, bevor man ab Level 10 die Ranglisten-Spiele freischaltet, hat man es fast ausschließlich mit KI-Gegnern zu tun. Die verhalten sich zwar oft einigermaßen realistisch, stehen aber auch mal doof herum, reagieren betont langsam, hüpfen nicht oder stellen sich beim Messerkill wahnsinnig schlecht an.
Fauler Zauber
Hardware-Hunger?
Wie sieht es mit der Steuerung genau aus? Mit der Einstellung „einfacher Modus“ wird, wie eingangs erwähnt, automatisch geschossen, im „erweiterten Modus“ ist dies nicht der Fall - das spart Profis wertvolle Munition. In beiden Varianten ist es möglich, sämtliche virtuelle Buttons frei zu platzieren und ihre Größe plus Transparenz zu ändern. Des Weiteren könnt ihr u.a. die Zielhilfe abschalten, euch auf Wunch per Gyro-Sensor umsehen oder Dauersprint aktivieren. Unterm Strich ist die Steuerung für einen Mobile-Shooter gelungen, fühlt sich aber trotzdem nicht so präzise an wie per Controller oder am PC. Apropos Controller: Pads für iOS oder Android dürft ihr zum aktuellen Zeitpunkt nicht verwenden. Allerdings erlaubt ein Kniff die Nutzung des Handy-Spiels am PC: Über die Tencent-Software Gameloop kann man nicht nur PUBG Mobile spielen, sondern dort im „Game Center“ auch Call of Duty Mobile herunterladen und per Maus und Tastatur zocken!
Stell’s dir ein!
Eine Kampagne beinhaltet das von Activision veröffentlichte, aber von der chinesischen Tencent-Tochterfirma Timi Studios entwickelte Spiel wenig überraschend nicht. Neben dem normalen Mehrspieler-Part, der für zehn Spieler neun Karten und die typischen Modi (TDM, Domination, Gungame, etc.) anbietet, ist da aber natürlich die Variante Battle Royale. Die könnt ihr euch wie eine überarbeitete Version des letztjährigen Call of Duty: Black Ops 4 vorstellen - riesige Map, 100 Leute, immer kleiner werdende Zone, Kisten und Gegner plündern, Fahrzeuge nutzen. Sehr praktisch ist das flotte Aufsammeln der Gegenstände getöteter Feinde. Apropos Feinde: Richtig vermutet, auch in diesem Modus habt ihr es vielfach mit KI-gesteuerten Bots zu tun. Das merkt man spätestens, wenn man schon in den ersten Runden einige Feuerkämpfe überlebt und regelmäßig unter den letzten zehn verbliebenen Spielern ist.
Königlicher Kampf
Call of Duty Mobile kann gratis heruntergeladen und ja, auch dauerhaft kostenlos gespielt werden. Es gibt keine täglichen Rundenlimits oder Spiele-Tokens, die man kaufen muss, um noch ein Match zu starten. Und auch der Levelaufstieg und das Upgraden der Waffen geht so flott und motivierend vonstatten wie man das von einem der großen CoDs gewohnt ist. Aber natürlich gibt es Beutekisten - die sind jedoch nicht sonderlich dominant und beinhalten einfach nur viel kosmetischen Kram, vom Spray-Tag für die Levelwand bis zum Regenbogen-Skin für die AK. Ihr könnt weitere Kisten natürlich mit Echtgeld kaufen, die Boxen selbst sind aber weniger aufdringlich platziert als die generellen „Kauf dir doch diese tolle Waffe“-Einblendungen. Von denen muss man bei jedem Spielstart etliche wegdrücken.
Zur Kasse bitte
Fazit
Besser als erwartet? Weniger schlimm als befürchtet? Oder doch ein Mikrotransaktionsfest? Von allem ein bisschen! Call of Duty Mobile steuert und spielt sich gut, läuft technisch ausgesprochen stabil, hat einen ordentlichen Umfang und bietet auch Spielern, die keinen Cent ausgeben, reichlich Spielinhalte. Allerdings ist die Penetranz unangenehm, mit der euch Activision zum Echtgeld-Kauf von Skins, Items & Co. sowie des Premium Pass verleiten will. Als mindestens ebenso fatal empfinde ich allerdings die Bot-Sache: Zum einen verrät das Spiel zu keinem Zeitpunkt, dass ihr anfangs nur gegen KI-Feinde kämpft, zum anderen fühlen sich die vielen Kills und Siege ziemlich schal an, wenn man weiß, dass man zum Ziel der Spielspaßsteigerung nur Bot-Kanonenfutter vor die Flinte bekommt.
Pro
- Mehrspieler- und Battle-Royal-Modus
- beliebte (und damit sehr gute) Karten
- Steuerung top konfigurierbar
- generell rasante Action
- gute Kontrollen für einen Touchscreen-Shooter
- Auto-Feuer für Genre-Neulinge einstellbar
- viele Waffen, Perks, Items & Co. gratis freispielbar
- relativ vollwertiges CoD-Mehrspieler-Erlebnis
Kontra
- keine Einzelspieler-Kampagne
- fixe niedrige Grafikeinstellung bei schwächeren Handys
- Spielgefühl zu keiner Zeit so perfekt wie auf PC/Konsole
- sehr kompliziertes Menü
- Bots mischen unerkannt mit
- mittelmäßige Gegner-KI der Bots
- ständiges Anbieten von Echtgeld-Käufen
- CP-Punkte in barer Münze brutal teuer
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Käufe beeinflussen das Spieldesign stark.
- Der Shop ist penetranter Bestandteil der Menüs oder Benutzerführung.
- Man wird durch Grind animiert die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
- Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
- Es kann Bezahlschranken geben, so dass man weitere Inhalte, Figuren oder Gebiete freikaufen muss.