Valfaris - Test, Arcade-Action, PC, PlayStation4, Switch, XboxOne

Valfaris
16.10.2019, Matthias Schmid

Test: Valfaris

Blut, Schweiß und Metal

Der Nachschub an liebevoll gepixelten 2D-Actiongames hält an. Valfaris (ab 24,99€ bei kaufen) macht mit dreckigem SciFi-Look, Blut und Metal-Anspielungen auf sich aufmerksam. Haben wir es hier vielleicht mit dem Spiel zu, das sich die Fans von Contra: Rogue Corps erhofft hatten? In unserem Test erfahrt ihr es…

…für den ist auch Valfaris Pflichtprogramm. Das Spiel wurde vom selben Zwei-Mann-Studio programmiert und greift auch dessen Genre-Ausrichtung (Action!), den derben 2D-Look sowie die Vorliebe für harte Gitarrensounds auf. Das Problem: Wer hat denn wirklich schon mal von Slain! Back from Hell gehört, geschweige denn es tatsächlich gekauft? Im Test aus dem Jahr 2016 beschwerte sich Mathias zudem über das Kampfsystem und die Kollisionsabfrage, immerhin konnte die ein halbes Jahr später veröffenlichte Konsolenversion ein paar Mängel beheben. Auf Vorschusslorbeeren im Stile von „Das neue Spiel von…“ konnte sich Valfaris also schon mal nicht ausruhen. Doch dank seiner offensichtlichen Schlüsselreize (Science Fiction, Blut, Knarren, Metal-Sound) hat es der düstere 2D-Actiontitel auf die Wunschlisten vieler Retro-Fans geschafft. Auch ich war beim ersten Starten des Titels voller Vorfreude.

Wer Slain mochte…

Ob Valfaris als schön zu bezeichnen ist, muss jeder selbst entscheiden. Die Pixel-Optik hat ihren eigenen Stil und setzt euch ein paar detaillierte Hintergründe vor.
In grafischer Hinsicht musste ich meine Erwartungen jedoch gleich zurückschrauben - Valfaris ist weder so hübsch gestaltet und fein animiert wie unlängst Blasphemous, noch transportiert es das 16-Bit-Gefühl so perfekt wie das spielerisch ähnlich gelagerte Blazing Chrome. Die mit reichlich Schleim, Pflanzen, Metallteilen & Co. ausstaffierten Areale wirken zwar sehr organisch, aber auf dem großen TV nicht unbedingt hübsch - zudem schmälert der dichte Bewuchs schon mal die Übersicht: Wo ist die Leiter? Ist das noch Gras oder schon ein fieses Tentakel? Der dreckige Look mit mal martialischen Feinden in Rüstungen, mal ekligem Gewürm, erinnert teils wohlig an Warhammer 40k oder Metroid, trotzdem finde ich das Spiel nicht sehr ansehnlich.

Bosskampf gegen den Exterminator: Seine Schwachstelle ist das Geschütz oben auf dem Kopf - versucht, ihn dort mit eurer Nahkampfwaffe zu erwischen.
Spielerisch drängen sich mir als Genrekenner viele Namen auf, mit denen ich Valfaris vergleichen möchte. Metal Slug, doch das ist witziger und weniger hart. Die 16-Bit-Contras oder das kürzlich veröffentlichte Blazing Chrome wiederum sind weit mehr Baller-alles-weg-Action nach Art des 1980er Kinos. Auch die erst neulich auf Switch portierte Turrican-Hommage Gunlord X böte sich an, allerdings geht es auch hier flinker und hüpflastiger zu. Valfaris mixt konsequent Feuergefechte mit Nahkämpfen, wie die Devil May Cry-Reihe oder Warframe – nur eben in 2D.

Contra mit Schwert?

Der grantige Therion kann im Kampf stets auf zwei Knarren und eine Klinge bauen - auf seinem Trip durch die Eingeweide des Planeten Valfaris wird er davon reichlich Gebrauch machen. Eure Standardwaffe hat unendlich Munition, ist aber eher schwach auf der Brust. Dicke Ballermänner hingegen nuckeln kräftig an der blauen Leiste unter dem Lebensbalken. Wie praktisch, dass man diese Energie durch Kills mit der Nahkampfwaffe wieder nähren kann - so ergibt sich ein kluges Zusammenspiel, das zwar erlernt werden muss, dann aber gut funktioniert. Zusätzlich kann man die Energie für seinen Schild verwenden und damit, gutes Timing vorausgesetzt, Geschosse zu ihrem Absender zurückschicken!

Weil Valfaris mindestens anspruchsvoll, regelmäßig beinhart, mitunter aber auch unfair ist, wird Therion im Verlauf der fünf bis sieben Stunden Spielzeit dutzendfach erschossen, zerrissen, aufgespießt oder zermatscht. Insgesamt geizt der Titel nicht mit Blut und Bröckchen, schiebt diesen Aspekt aber auch nicht zu deutlich in der Vordergrund. Die Schwierigkeit von Passagen voller Fallen und Standardfeinde sowie von den Bosskämpfen hält sich die Waage - ich ärgere mich hier wie dort über unnötige Treffer und schlecht getimte Sprünge. Die Endgegner haben deftige Moves auf Lager, sind aber duch die Bank keine Kreativbolzen - zudem nervt es mich tierisch, dass sie vielfach noch eine letzte Explosion oder einen finalen Säureregen auslösen, der mir den vermeintlichen Sieg raubt. Wenn Therion seinen Schild betätigt, kann er auf der Stelle übrigens in alle Richtungen schießen - schade, dass die Macher aber nur eine Acht-Wege-Abstufung verbaut haben statt euch geschmeidig in 360 Grad feuern zu lassen.

Neue Waffe: Therion zelebriert den Erhalt der „Blutaxt“ mit einer kleinen Headbanging-Einlage, passend dazu dröhnen Gitarren aus den Boxen.
Mit seiner kantigen Art und den rohen Kills erinnern mich Therion und sein Abenteuer bisweilen an das Blizzard-Frühwerk Blackhawk (USA: Blackthorne) - außerdem war der SNES-Titel ähnlich knackig. Schlüssel besorgen oder Wege suchen muss man hier jedoch nicht, Valfaris geht (wie seine Musik) stets voll nach vorn. Apropos Musik: Dieses Spiel atmet Metal. Ich erspare euch den obligatorischen Vergleich mit einem Manowar- oder Judas-Priest-Plattencover, möchte aber erwähnen, dass Curt Victor Bryant, einst Bassist bei der Black-Metal-Kapelle Celtic Frost, den Soundtrack eingespielt hat - und der geht richtig ab. Das tut auch Therion: Sackt ihr eine neue Waffe ein, gibt es eine kleine Headbanging-Einlage - wer es angesichts der übertriebenen Blutlachen und zotigen Sprüchen vor den Bossfights noch nicht gemerkt hat, dem fällt spätestens jetzt auf, dass sich die Entwickler selbst nicht ganz erst nehmen und den Trash-Faktor von Valfaris zelebrieren. Eigentlich steht die Hauptfigur schon im Menü so da, als würde ein Action-Held eine Gitarre halten. Oder ein Metal-Musikus eine Riesenknarre. Vermutlich stimmt beides!

Laut & wild

Vor jedem Bossduell gibt es einen Plausch mit eurer KI-Begleitung oder dem zu bekämpfenden Scheusal selbst - erfreulicherweise nur beim ersten Betreten des Raums.
Valfaris ist knackig und bisweilen anstrengend (dann kann der Gitarrensound auch mal nerven), hält den Fortschritt aber sehr regelmäßig an Checkpoints fest. Hierfür haben sich die Entwickler einen Kniff ausgedacht: Ich darf nur speichern, wenn ich vorher ein grünes Item aufgesammelt habe. Allerdings muss ich nicht speichern! Wer das Risiko eingeht, einen oder mehrere Checkpoints nicht zu aktivieren, kann unter Umständen einige Minuten nochmal spielen, dafür spart er ein paar der grünen Items an. Diese gewähren mir eine etwas längere Lebensleiste oder ich tausche die Dinger gegen Blutmetall, um damit Knarren und Klingen aufzuleveln. Freundlicherweise bleiben mir die grünen Teile auch nach dem Tod erhalten. Ebenso praktisch: An jedem Checkpoint kann man seine Waffen verbessern oder tauschen - kommt man an einer Stelle mit Plasma-Pistole, Schwertpeitsche und Minigun nicht weiter, findet sich vielleicht mit Railgun, Axt und Raketenwerfer eine (unfriedliche) Lösung. Mehrere Schwierigkeitsgrade bietet der Titel nicht an, dabei wäre das besonders bei den Bossen ein leichtes gewesen - hier verfahren die Entwickler, wie neulich die Blasphemous-Macher, nach der Devise „Friss oder stirb“. Ist das Spiel zu hart, bist du zu schwach!

Aktuell ist der Titel nur auf Switch und PC erschienen, laut offizieller Webseite werden PS4-Besitzer am 6. November und Xbox-Spieler am 15. November versorgt. Ein New Game + Modus soll nachgereicht werden - gerne würde ich nämlich mit voll aufgemotzten Waffen nochmals durch die ersten Stages heizen. Eine verpackte Version gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, allerdings will der Indiepublisher Merge Games dieses Manko noch im November beheben und die Switch- und PS4-Fassungen auf Modul bzw. Disc nachreichen.

Fazit

Um die eingangs gestellte Frage gleich zu beantworten: Nein, auch Valfaris ist nicht der erhoffte Action-Überflieger geworden, der die Contra: Rogue Corps-Enttäuschung vergessen macht. Dafür empfehle ich vielmehr Blazing Chrome. Valfaris beginnt schwach und mit zu wenig Feuerpower, setzt mir in puncto Levelaufbau viel Gewöhnliches vor und fühlt sich regelmäßg unfair an - auch die bewusst schmutzige Pixelgrafik kann mich nicht begeistern. Allerdings steigt der Spaß mit der Spielzeit: Irgendwann kenne ich die Vorzüge der einzelnen Waffen, nutze die Mechaniken besser und verhalte mich in hektischen Sitatuationen weniger hampelig - trotzdem hab ich einen Ausweich-Rutscher bis zuletzt vermisst. Richtig gelungen sind die Bossfights, das reizvolle Speichersystem und der laute, harte Soundtrack - unterm Strich wäre also noch einiges mehr drin gewesen!

Pro

  • großes Arsenal an Ballermännern
  • dröhnende Metal-Riffs
  • SciFi-Design zwischen Warhammer 40k und H.R. Giger
  • fordernde Bosskämpfe, die man gut lernen kann
  • fair verteilte Checkpoints
  • interessante, Mut belohnende Speichermechanik

Kontra

  • 2D-Grafik wirkt teils unsauber und überladen
  • Leveldesign reißt keine Bäume aus
  • Bosse teilen nach ihrem vermeintlichen Tod noch aus
  • Figuren nicht sehr elegant animiert
  • etliche nervige Feindgeneratoren
  • erreicht zu keiner Zeit den Spielfluss einer top Metal-Slug
  • oder Contra-Episode

Wertung

PC

Oldschool-Action mit rassigen Bosskämpfen und derbem Sound - leider nicht so hübsch und poliert wie Blazing Chrome.

Switch

Oldschool-Action mit rassigen Bosskämpfen und derbem Sound - leider nicht so hübsch und poliert wie Blazing Chrome.

Echtgeldtransaktionen

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  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
GamepadPro

Das Spiel gibt es gerade für die Hälfte im PS4-Store. Hat sich für mich absolut gelohnt.
Ich finde es besser als Slain. Mehr Abwechslung wegen der vielen Waffen. Mehr Witz. Schöne Grafik, sieht weit besser aus als Blazing Chrome.
Leider mindestens ebenso schwer wie Slain, ohne Wahlmöglichkeit . Es gab nur ganz wenige Abschnitte, die ich beim ersten Mal schaffte, Viele dagegen gefühlt 10x probiert.
Das Aufleveln der Waffen gefällt mir eher nicht. Alle bekommt man nicht voll und es ist auch besser, wenn man nicht alle Items für Upgradematerial tauscht, weil so die Lebensleiste etwas länger ist, und dieser Bonus funktioniert halt mit allen Waffen.

Edit: Was übrigens sehr seltsam ist, das Spiel bietet keine Vibration am PS4-Controller. Es gibt nur Screenshakes.
Da jedoch viele Games mit übertriebenem Dauergerüttel nerven, als gebe es nichts dazwischen, ist es dann ohne auch nicht schlecht.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Klusi

...
Alles klar

Ich hatte bei meiner Argumentierung Umweltfaktoren wie Internetverbindung und Speicherplatz aussen vor gelassen.

Und iterative Patch-Orgien, wie z.b. Neverwinter Nights habe ich bereits aus meinem Gedächtnis verdrängt.
Mittlerweile wird beim erneuten Download meist die aktuellste Version geladen.

vor 5 Jahren
CTH

Ich patche deswegen nicht, weil ich dieses System der Beta-Versionen nicht unterstütze. Ein Spiel unfertig auf den Markt zu bringen und dann fertig patchen.
Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum man patches aus Prinzip nicht installiert.

Möglichkeit 1:
Spiel erscheint in einem unfertigen Zustand und Tests machen das deutlich - Man kauft nicht. <-- Standpunkt den ich verstehen kann.

Möglichkeit 2:
Man gelangt in die Situation, doch nen Rohrkrepierer zu kaufen. Publisher hat sein Ziel erreicht (Geld). Es wird also kein Lerneffekt erzielt, egal ob man Patches installiert oder nicht. Warum soll der Publisher was an seinem Verhalten ändern, wenn er an diesem Punkt das Geld bereits hat. Man schadet höchstens dem eigenen Spielerlebnis. <-- Standpunkt den ich nicht verstehen kann.

Was mich jetzt interessieren würde ist
Möglichkeit 3 (oder 1B?):
Rohrkrepierer, der noch nicht gekauft wurde, wird irgendwann "gut-gepatched"
  • Kaufen als Belohnung für die Nacharbeit (ggf mit weniger Ertrag, weil Preis gefallen)
  • Nicht kaufen als Bestrafung für den grottigen Releasezustand (Daran wird auch kein Patch der Welt etwas verändern können)
Populäres Beispiel wäre hier wohl No Man's Sky
Und weil es so schön passt, der Spruch von Paarthurnax: "What is better? To be born good or to overcome your evil nature through great effort ?"
Also ich erkläre es dir gerne mal ausführlich, warum ich so vehement gegen Patches bin....

1. Downloadgeschwindigkeit und lahmes Internet. Gerade weil Patches auch gerne mal mehr als 10GB haben. Und deswegen mehr Geld für schnelleres Internet ausgeben nur um unfertiges fertig zu patchen?
2. Keine dauerhaften Patches. Heißt, wenn das Spiel mal löschst, dann musst den Patch erneut runterladen. Und dazu Punkt 3 angemerkt...
3... Wenn du einmal aus Platzgründen oder mal ein Spiel löscht weil es genug gespielt hast, es aber in ein paar Jahren nochmal spielen möchtest, sind vermutlich die Patchserver abgeschaltet. Weil man dann ein Remaster macht und nochmal den Vollpreis verlangt.
4. Patches sind der Inbegriff für Beta-Versionen. Du gibst einen Vollpreis aus und bekommst ein verbuggtes Spiel, welche abstürzen, Du keine 100% sammeln kannst oder sonstige Fehler.

Das sind so die vier wichtigsten Dinge, warum ich das ablehne. Weisst Du, früher waren Spiele zwar auch teilweise verbuggt, aber nicht so extrem das einige Patches verpflichtend sind um es durchzuspielen. Da gab es noch bessere Qualitätskontrollen. Heute werden die noch eher eingespart, weil man ja alles nachpatchen kann.

Wie oft wurden Spiele schon verschoben um sie zu optimieren etc.? In der Zeit hätte man locker genug Zeit gehabt um Fehler und Bugs auszumerzen. Am Ende gab es trotzdem eine unfertige Version.

Was das kaufen angeht, achte ich jetzt vermehrt darauf, dass die Spiele auch fertig sind. Über ein, zwei Bugs kann man hinwegsehen solange sie kein durchspielen verhindern.

Beispiel: Monster Boy und das verfluchte Königreich:

Hier gibt es einen Bug in der Villa, wo man ein Item nicht einsammeln kann (Notenblatt, Klavier). Ich war ziemlich sauer, habe aber ein wenig rumexperimentiert und eine Lösung gefunden wie man den Fehler umgeht.

Man darf einfach das Spiel nicht beenden nachdem man das Rätsel (indem Falle die vier Bücher lesen) begonnen hat. Sondern sollte das Rätsel in einem Rutsch machen, nachdem man den Drachentalisman zurückhat.

Dann konnte ich die 100% fertigmachen ohne das der Bug je wieder aufgetreten ist. Und ich habe das Spiel seither dreimal wieder durchgespielt und der Bug trat mit diesem Trick nicht mehr auf.

Normalerweise wäre das Spiel da durchgefallen. Da sich der Bug aber umgehen lässt ist das ok. Nachdem ich persönlichen austausch mit dem Entwickler via Mail hatte, wurde mir bestätigt, dass das Spiel ohne Patch durchspielbar ist zu 100%. die Entwickler haben dieses ohne Patch durchspielen können, trotz des Bugs. Daher habe ich bisschen gerätselt und die Lösung gefunden.

So viel erstmal dazu,

vor 5 Jahren
Mayhem89

Freu ich mich Tierisch drauf. Game ist bestellt und kommt dann anfang November. Hatte mit Slain back from Hell schon eine menge spaß, kenne da aber nur den re-release.

vor 5 Jahren
CutOff

Der Look von Valfaris ist vielleicht gewöhnungsbedürftig und nicht jeder Manns Sache, aber in sich absolut stimmig und passend. Ich bin mit Turrican damals groß geworden und finde Valfaris aus diesen Grund ebenfalls klasse. Das was viele Turrican Remakes nicht hinbekommen, schafft Valfaris mit Leichtigkeit. Es modernisiert das Run'n'Gun Genre an den richtigen Ecken und Enden.

vor 5 Jahren