Trine 4: The Nightmare Prince - Test, Plattformer, XboxOne, PC, Switch, PlayStation4

Trine 4: The Nightmare Prince
17.10.2019, Michael Krosta

Test: Trine 4: The Nightmare Prince

Willkommener Rückschritt

Vergesst Trine 3: The Artifacts of Power! Frozenbyte hat offenbar erkannt, dass der Umstieg auf eine echte 3D-Umgebung und ein Cliffhanger-Ende nicht die besten Ideen waren. Deshalb besinnt man sich jetzt wieder auf alte Tugenden: In Trine 4: The Nightmare Prince (ab 4,95€ bei kaufen) rätselt, hüpft und kämpft man sich mit den Helden wieder klassisch durch eine Märchenwelt in 2,5D. Warum der Rückschritt eine gute Entscheidung war, lest ihr im Test.

Genau wie der kommende Kinofilm Terminator: Dark Fate alle Fortsetzungen nach dem Kult-Klassiker Terminator 2: Judgement Day ignorieren wird, streicht auch Frozenbyte den viel gescholtenen dritten Teil seiner Trine-Reihe einfach aus dem Gedächtnis. Wer sich also Antworten auf die noch offenen Fragen des Vorgängers erhofft, ist hier an der falschen Adresse. Das gilt übrigens auch für alle, die sich von The Nightmare Prince trotz der sehr guten deutschen Lokalisierung und professionellen Sprechern eine interessante oder bedeutende Story erhoffen. Tatsächlich dreht sich die simpel gestrickte Geschichte um besagten Prinzen namens Selius, der zwar über magische Fähigkeiten verfügt, sie aber nicht zu kontrollieren weiß. Daher weckt er Kreaturen aus seinen Alpträumen zum Leben und büchst nach seinem Zauber-Unfall kurzerhand aus der Astral-Akademie aus, wo er von seinen Mitschülern zu allem Überfluss auch noch gemobbt wird. Jetzt liegt es am Spieler, den adligen Sprössling aufzuspüren, ihn zurückzubringen sowie die außer Kontrolle geratenen Magiekräfte und deren Folgen zu bändigen.       

Der Mantel des Schweigens

Ritter Pontius kann mit seinem Schild Schüsse abwehren und die zum Absender zurückschicken.
Für die Aufgabe wird erneut ein dreiköpfiges Team auserkoren, dessen Mitglieder über individuelle Fähigkeiten verfügen. Da man im Einstieg zunächst die drei Figuren nacheinander spielt, vermittelt dieses Tutorial einen guten Eindruck, was die einzelnen Spezialisten drauf haben. Den Anfang macht Zauberer Amadeus, der u.a. Objekte mit Magie durch die Luft wirbelt und auf Knopfdruck eine Kiste herbeizaubern kann, die sich u.a. dafür eignet, höhere Stellen zu erreichen oder tödliche Fallen auf dem Boden zu überbrücken. Pontius kommt als Ritter dagegen die Rolle des Kämpfers zu: Mit seinem Schwert teilt er ordentlich aus, während er mit seinem Schild nicht nur Angriffe abwehren, sondern auch Licht- oder Wasserstrahlen umleiten kann. Abgrundet wird das Trio von der Diebin Zoya, die mit Pfeil und Bogen ausgestattet ist. Und nicht nur das: Mit ihrem Seil hakt sie sich in Ösen ein und schwingt durch die Gegend, interagiert mit Objekten und baut Seilbrücken. Gleichzeitig kann sie neben anderen Befestigungen auch Seile mit einem gezielten Pfeilschuss durchtrennen.  

Ein cleveres Trio

Weitere Fähigkeiten werden sowohl automatisch als auch mit Skill-Punkten freigeschaltet.
Im Laufe des gut zehn- bis fünfzehnstündigen Abenteuers, das sich über fünf Akte erstreckt, erhalten die drei Helden automatisch weitere Fähigkeiten, die an den Spielfortschritt geknüpft sind. So kann man sich mit Zauberer Amadeus später z.B. teleportieren, während man mit Zoya Zugriff auf Elementar-Pfeile erhält, mit denen man bei der Wahl auf das entsprechende Geschoss z.B. Wasser in Eis-Schollen verwandeln oder bewegliche Plattformen einfrieren kann. Darüber hinaus erhält man durch das Einsammeln mehr oder weniger gut versteckter Magie-Phiolen die Möglichkeit, Fähigkeitenpunkte zu erspielen, mit denen man das Repertoire der Helden gezielt aufpeppen darf. Schön: Die Verteilung ist nicht in Stein gemeißelt, so dass man Entscheidungen auf Wunsch wieder rückgängig machen und die Punkte anderweitig verteilen kann.   

Zwar muss man in manchen Passagen gewisse spielerische Fähigkeiten für kleine Plattform-Einlagen unter Beweis stellen, doch stehen einmal mehr die physikbasierten Rätsel im Mittelpunkt, die sich oft sogar auf mehrere Weise lösen lassen. Nicht selten ist aber auch eine Kombination der verschiedenen Begabungen der Akteure nötig, um weiter zu kommen oder versteckte Gebiete zu entdecken. Zwar darf man keine großartige Weiterentwicklung im Vergleich zu Trine 2 oder Leistungssport für die grauen Zellen erwarten, aber das clevere Rätseldesign, bei dem man u.a. reflektierende Lichtstrahlen richtig ausrichten, Schalter umlegen oder sich mit dem Stapeln von Objekten Wege bauen muss, markiert weiterhin den Höhepunkt bei der Reise durch die farbenfrohe und grafisch ansprechende Fantasy-Welt. Persönlich hätte ich als alter 3D-Enthusiast gerne wieder eine Unterstützung für eine stereoskopische 3D-Darstellung gesehen, wie es z.B. noch bei der PS4-Umsetzung von Trine 2 oder auch dem psychedelischen Polybius der Fall war. Aber auch ohne diesen Schnickschnack fasziniert die Spielwelt mit einem wunderschönen Artdesign und toller Farbgebung, die zusammen mit dem passenden Soundtrack zu einem stimmigen audiovisuellen Gesamtbild verschmilzt.

Rätsel im Mittelpunkt

Die Spielwelt verzaubert mit einem wunderschönen Artdesign.
Dem ansprechenden Rätseldesign stehen die drögen Kämpfe gegenüber, die seit jeher eine Schwachstelle im Spieldesign der Reihe darstellen. So auch hier: Mit stupidem Knopfgehämmer schlägt man sich am besten mit Ritter Pontius durch Gegner wie Geister-Wölfe und andere alptraumhafte Kreaturen. Zoya erweist sich spätestens mit ihrem Elementar-Pfeilen ebenfalls als nützlich, doch Zauberer Amadeus ist angesichts seiner beschränkten Fähigkeiten als Kämpfer zunächst völlig unbrauchbar. Während das mäßige Verkloppen von Standardgegnern nur ein müdes Gähnen entlockt, haben die Bosskämpfe etwas mehr Flair und Herausforderung zu bieten, bleiben verglichen mit Plattform-Highlights wie Donkey Kong Country: Tropical Freeze aber trotzdem nur zweitklassig und viel zu leicht. Gut, dass Kämpfe nur einen relativ kleinen und seltenen Teil des Abenteuers ausmachen. Sie sorgen zwar für eine zusätzliche Variation, aber man ist froh, wenn man sich nach den kurzen Arena-Kämpfen wieder auf die Hüpf- und Rätseleinlagen konzentrieren kann.

Der Spielspaß legt im Koop-Modus noch eine Schippe drauf.
Wie im Vorgänger wechselt man im Sololauf die drei Figuren über die Schultertasten durch. Im Gegensatz zum artverwandten Klassiker Lost Vikings sieht man hier also immer nur einen Charakter auf dem Bildschirm. Anders im Koop-Modus, den man sowohl lokal als auch online nutzen darf: Dort tummeln sich bis zu vier Spieler in der Welt und damit einer mehr als im Vorgänger. Wie ist das möglich, wenn es mit Amadeus, Zoya und Pontius nur drei Figuren gibt? Ganz einfach: Mittlerweile sind auch Doppelgänger erlaubt und im Mehrspieler-Modus lassen sich die Helden genauso durchschalten wie beim Solo-Abenteuer. Das führt selbstverständlich zu einem noch größeren Chaos als ohnehin schon, wenn z.B. plötzlich vier Amadeusse durch die Gegend hüpfen und mit Zauberkisten umher wirbeln. Wer es lieber klassisch mag, kann die Doppelgänger im Vorfeld aber auch deaktivieren, so dass jeder Spieler nur eine Rolle übernehmen darf.

Wechselspiele

Insgesamt ist der Koop-Modus einmal mehr ein Hauptgrund, warum man sich auf Trine 4 einlassen sollte. Zwar ist es auch alleine unterhaltsam, aber der ganz große Spaß stellt sich erst dann ein, wenn man sich gemeinsam mit anderen Spielern auf den Weg macht – sei es lokal oder online, wo man neben öffentlichen Lobbys auch private Sessions aufsetzen darf. Hinzu kommt, dass sich bei der Zusammenarbeit ganz neue spielerische Möglichkeiten ergeben: Genau wie bei Lost Vikings kann Pontius z.B. seinen Schild im Koop-Abenteuer auch als Plattform für Mitspieler zur Verfügung stellen, wenn er es über seinen Kopf hält. Leider stolpert man hin und wieder über Bugs, bei denen z.B. nach dem Betätigen eines Schalters nicht das nötige Skript ausgelöst wird, um weiter voran zu kommen. Dank des fairen Speichersystems hält sich der Ärger darüber aber in Grenzen.

Fazit

Mit Trine 4 findet Frozenbyte in die Erfolgsspur zurück. Zwar darf man beim Spielablauf keine große Weiterentwicklung erwarten, doch in Anbetracht der Experimente beim Vorgänger entpuppt sich der Rückschritt in die 2,5D-Welt schnell als eine gute Wahl. Alleine macht der Rätsel-Plattformer schon ordentlich Laune, weil die drei Figuren mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten wunderbar auf die gelungenen, wenn auch nicht allzu schweren Knobeleinlagen abgestimmt sind, die oft mehrere Lösungswege bieten. Aber erst im Koop-Modus kommt das wahre Spaß-Potenzial zum Vorschein, selbst wenn viele Aktionen oft in einem albernen Chaos enden. Schwachpunkt bleibt neben der lahmen Einbindung der Geschichte wieder der uninspirierte sowie langweilige Kampf. Aber der unterbricht die unterhaltsame Reise durch die wunderschöne Märchenwelt zum Glück nur selten und es gibt einige gut inszenierte Begegnungen mit Bossen.

Pro

  • malerische Märchenkulisse
  • drei Helden mit individuellen Fähigkeiten
  • tolle, physikbasierte Rätseleinlagen
  • Fähigkeiten lassen sich erweitern
  • spaßiger (und mitunter chaotischer) Koop-Modus
  • stimmungsvoller Soundtrack
  • gute deutsche Lokalisierung

Kontra

  • schwache Kämpfe
  • Story kaum der Rede wert
  • vereinzelte Mini-Bugs (fehlende Trigger)
  • kein stereoskopische 3D-Darstellung mehr

Wertung

PlayStation4

Mit Trine 4 gelingt Frozenbyte ein zauberhafter Rätsel-Plattformer, der zwar nicht viel neu macht, aber immer noch von der alten Faszination lebt, die man im dritten Teil so schmerzlich vermisst hat.

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Kommentare
Interrex

Die Spielgattung heisst im Deutschen immernoch Jump ’n’ Run und nicht "Plattformer".

vor 4 Jahren
DrBetrueger

Hallo,
Für mich war an Teil 3 das Schlimmste, dass man in der Story nur mit einer vorgegebenen Anzahl an Punkten weiterkam ("Trineecken"). Man hat dann ein Kapitel abgeschlossen und musste erstmal in diesem - schlecht designten - Zwischenbereich, ich komme gerade nicht auf den Namen, irgendwelche langweiligen Herausforderungen machen, bis man genug "Trineecken" hatte. Das war für mich einer der größten Spasskiller und eine der schlechtesten Designentscheidungen in allen mir bekannten Spielen überhaupt. Auch wenn die Story, wie in jedem Trine, eher eine untergeordnete Rolle spielte, hat das trotzdem für mich eigentlich alles zerstört.

Kann der Tester oder jemand anders mir bitte verraten, ob es das in Trine 4 noch gibt? So wie der Test sich liest, vermute ich es ja nicht, aber ich will ganz sicher gehen, weil ich es sonst definitiv nicht kaufe.

Grüsse

vor 5 Jahren
Makake

Macht er jetzt: Ich glaube mich daran zu erinnern, dass Spinnen bzw. spinnenartige Feinde schon im zweiten Akt und damit relativ früh im Spiel aufgetaucht sind...
Verdammt. Aber trotzdem Danke für die Info!

vor 5 Jahren
keiner einer

Freut mich, dass das Spiel so gut geworden ist.
Freue mich schon es zu dritt im Koop zu spielen.

vor 5 Jahren