MediEvil - Test, Action-Adventure, PlayStation4
MediEvil mag bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1998 nicht die technische Brillianz eines Spyro The Dragon oder den Kult-Status eines Crash Bandicoot erreicht haben. Dennoch konnte das Action-Abenteuer des knöchrigen Protagonisten einen kleinen Platz in vielen Spielerherzen erobern. Die Fans von damals dürfte es daher freuen, dass sich Other Ocean Interactive bei seinem Remake sehr nah an die Vorlage hält: Das Leveldesign bleibt nahezu unangetastet und auch der Schwierigkeitsgrad wird nicht künstlich verweichlicht, sondern bleibt ähnlich knackig wie beim Original und steigt ziemlich rasant an.
Unerwartete Rückkehr
Man kämpft, rätselt und hüpft also in bester Tradition mit Sir Daniel durch Gallowmere, der vom Schicksal eine zweite Chance erhalten hat, um endlich zu dem Helden zu werden, für den ihn fälschlicherweise die Geschichtsbücher halten. Denn die Legende vom Sieg über den hinterhältigen Zauberer Zarok hat einen entscheidenden Schönheitsfehler: Im Gegensatz zur geläufigen Version war Daniel Fortesque nicht der strahlende Held, der das Böse besiegte, sondern der Volldepp, der mit seinem Auge in einen Pfeil der Dämonen-Armee stolperte und als Erster zu Boden ging.
Mit Schwert und Köpfchen
Beim Kampfsystem bleibt alles beim Alten: Während man Angriffe mit dem Schild abwehren kann, teilt man selbst mit einem Arsenal aus Nahkampf- und Fernwaffen aus, darunter Schwert, Keule, Wurfdolche oder Armbrust. Während man manche von ihnen einfach im Level erhält, bekommt man andere nur im Heldensaal. Um sich dort Zutritt zu verschaffen, muss man in den Abschnitten eine bestimmte Anzahl an Feinden töten. Erst dann erhält man mit dem goldenen Kelch den Eintrittsschlüssel, der teilweise aber gut versteckt ist und meist eine Rückkehr in bereits besuchte Areale erfordert, wo unter Umständen schon wieder neue Widersacher warten.
Kein Treffer-Feedback
Diverse Schlagwaffen nutzen sich genauso ab wie Schilde und müssen irgendwann ersetzt werden, um weiter genutzt werden zu können. Bei Distanzwaffen ist dagegen die Munition begrenzt, die man in vereinzelten Shops gegen einen Teil der gesammtelten Goldstücke wieder aufstocken darf. Das Arsenal dient nicht nur dazu, sich die angriffslustigen Kreaturen wie Zombies oder diebische Kobolde vom Leib zu halten. Mit der Keule zerbröselt man z.B. auch schwere Felsen und kann dahinter mit etwas Glück Zugänge zu versteckten Passagen entdecken.
Neben dem Lösen kleiner Umgebungsrätsel wird man außerdem zwischendurch in Hol- und Bringdienste eingespannt, bei denen man u.a. die Partitur für einen Geister-Pianisten auftreiben oder die Eier aus dem Nest eines riesigen Adlers stibizen muss. Hin und wieder gilt es außerdem, kleine Geschicklichkeitspassagen zu meistern oder sich Bosskämpfen zu stellen. Da sich manche Zugänge erst später öffnen, muss man manchmal in bereits besuchte Gebiete zurückkehren, aber insgesamt hält sich das Backtracking in Grenzen und wird durch neue Gegnerplatzierungen aufgepeppt. Hinweise zur Spielmechanik und Lösungen findet man in den Büchern, die überall in der Welt verteilt wurden. So weit, so bekannt. Außerdem führt Sir Daniel ein eigenes Tagebuch mit sich, in dem es u.a. bei der Begegnung mit einem neuen Gegnertyp einen entsprechenden Eintrag gibt.Altes
Viel zu tun
Da man sich inhaltlich nicht weit weg vom Original begibt, glänzt das Remake vor allem durch die technische Modernisierung. Anstatt nur die Auflösung des PSOne-Titels zu erhöhen, hat man die Kulisse von Grund auf neu gestaltet. Herausgekommen ist eine Spielwelt, die zwar immer noch den Geist des Originals einfängt, aber mit ihren kräftigeren Farben jetzt noch einen Tick bunter wirkt als früher. Stilistisch erinnert das Abenteuer daher jetzt noch stärker an die Werke des Regisseurs Tim Burton, insbesondere an das thematisch ähnliche Nightmare Before Christmas.
Spiel im neuen Glanz
So schön die neu gestaltete Kulisse auch aussieht, so sehenswert die Zwischensequenzen mit ihren tollen Kamerafahrten inszeniert werden oder so schön Orchester und Chor klingen: Bei der Technik wäre noch Luft nach oben gewesen! Zwar hat man das störrische Kamerasystem des Originals überarbeitet, aber manchmal gibt es immer noch Altlasten und die Übersicht geht verloren. Nicht immer optimal gelöst sind auch die Szenen, in denen die freie Kamerasteuerung gesperrt wird – vor allem, wenn man sich in manchen Levelabschnitten wieder zurückbewegen möchte.
Kleine Defizite bei der Technik
Fazit
Die Wiederauferstehung von MediEvil und Sir Daniel Fortesque ist weitestgehend geglückt! Mit dem Remake des Action-Adventures von 1998 bleibt Other Ocean Interactive erfreulich nah am Original und behält nicht nur das Spielgefühl, sondern auch das Flair des Klassikers bei. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen: Fans werden die Nähe zum Vorbild begrüßen, doch als Neueinsteiger dürfte man Komfortfunktionen wie Speicherpunkte oder das nicht vorhandene Treffer-Feedback vermissen. Trotz leichter Schwankungen bei der Bildrate und vereinzelter Kameraprobleme beeindruckt daher weniger die angestaubte Spielmechanik, sondern vor allem die technische Modernisierung - sei es der farbkräftige Anstrich der stilvollen Fantasy-Welt mit ihrem Tim-Burton-Touch oder der neu aufgenommene Soundtrack mit Anleihen bei Danny Elfman, der jetzt von einem echten Orchester und Chor dargeboten wird. Damit fügt sich die Neuauflage von MediEvil ordentlich in die Riege der Modernisierungen anderer Klassiker aus der ersten PlayStation-Ära der Neunziger ein – allen voran die Comebacks von Crash Bandicoot und Spyro The Dragon, die als Gesamtpaket aber immer noch die Nase deutlich vorne haben. Zwar ist es immer noch unterhaltsam, Sir Daniel Fortesque auf seinem düster angehauchten Action-Abenteuer im Stil von Ghosts 'n Goblins zu begleiten, aber die Klasse anderer Neuauflagen wird aufgrund alter spielerischer Schwächen leider nicht erreicht.
Pro
- liebevolle Modernisierung des Klassikers
- gelungene Mischung aus Action und Rätseln
- knackiger Schwierigkeitsgrad...
- toller Orchester-Soundtrack
- farbenfrohe Spielwelt im Tim-Burton-Style
- ansprechende Auswahl an Nah- und Fernkampfwaffen mit Abnutzung
- schick inszenierte Zwischensequenzen
- gute Lokalisierung
- Originalspiel als freischaltbarer Bonus enthalten (Update)
Kontra
- Kamera nicht immer optimal
- Treffer-Feedback quasi nicht vorhanden
- ...der etwas zu rasant steigt
- schwankende Bildrate
- kein Umschalten zur Original-Version möglich
- Soundtrack lässt sich nicht exportieren (Deluxe Edition)
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