MediEvil - Test, Action-Adventure, PlayStation4

MediEvil
24.10.2019, Michael Krosta

Test: MediEvil

Auferstehung von den Toten

Noch bevor die herbstliche Grusel-Stimmung an Halloween ihren Höhepunkt erreicht, steigt mit MediEvil (ab 30,00€ bei kaufen) ein Klassiker der ersten PlayStation-Ära aus dem Grab und feiert als Remake für die PS4 ein Revival. Wir sind für den Test einmal mehr mit Ritter Sir Daniel Fortesque losgezogen, um das Land Gallowmere von der Untoten-Armee und einem fiesen Zauberer zu befreien...

MediEvil mag bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1998 nicht die technische Brillianz eines Spyro The Dragon oder den Kult-Status eines Crash Bandicoot erreicht haben. Dennoch konnte das Action-Abenteuer des knöchrigen Protagonisten einen kleinen Platz in vielen Spielerherzen erobern. Die Fans von damals dürfte es daher freuen, dass sich Other Ocean Interactive bei seinem Remake sehr nah an die Vorlage hält: Das Leveldesign bleibt nahezu unangetastet und auch der Schwierigkeitsgrad wird nicht künstlich verweichlicht, sondern bleibt ähnlich knackig wie beim Original und steigt ziemlich rasant an.

Unerwartete Rückkehr

Man kämpft, rätselt und hüpft also in bester Tradition mit Sir Daniel durch Gallowmere, der vom Schicksal eine zweite Chance erhalten hat, um endlich zu dem Helden zu werden, für den ihn fälschlicherweise die Geschichtsbücher halten. Denn die Legende vom Sieg über den hinterhältigen Zauberer Zarok hat einen entscheidenden Schönheitsfehler: Im Gegensatz zur geläufigen Version war Daniel Fortesque nicht der strahlende Held, der das Böse besiegte, sondern der Volldepp, der mit seinem Auge in einen Pfeil der Dämonen-Armee stolperte und als Erster zu Boden ging.

Zwischendurch warten wieder Bosskämpfe.
100 Jahre später kehrt Zarok zurück und verwandelt die Bewohnern von Gallowmere nicht nur in mordlustige Dämonen, sondern bringt durch seinen Zauber auch die Toten in die Welt der lebenden zurück – mit dem unbeabsichtigten Nebeneffekt, auch Sir Daniel wieder in seiner Krypta zu erwecken. Der zögert nicht lange und zieht los, um mit Schwert und Schild einmal mehr in Schlacht zu ziehen.

Mit Schwert und Köpfchen

Beim Kampfsystem bleibt alles beim Alten: Während man Angriffe mit dem Schild abwehren kann, teilt man selbst mit einem Arsenal aus Nahkampf- und Fernwaffen aus, darunter Schwert, Keule, Wurfdolche oder Armbrust. Während man manche von ihnen einfach im Level erhält, bekommt man andere nur im Heldensaal. Um sich dort Zutritt zu verschaffen, muss man in den Abschnitten eine bestimmte Anzahl an Feinden töten. Erst dann erhält man mit dem goldenen Kelch den Eintrittsschlüssel, der teilweise aber gut versteckt ist und meist eine Rückkehr in bereits besuchte Areale erfordert, wo unter Umständen schon wieder neue Widersacher warten.

Ein phsyisches Treffer-Feedback ist nicht vorhanden.
Eine kleine Überarbeitung des Kampfsystems hätte nicht geschadet: Genau wie damals ist ein physisches Treffer-Feedback quasi nicht vorhanden. Stattdessen blinken die Figuren bei Treffern höchstens kurz auf. Gerade wenn sich ein ganzer Mob an Gegnern auf einen stürzt, geht die Übersicht schnell verloren und man kann nur noch verzweifelt dabei zuschauen, wie die Lebensenergie schwindet, die man an seltenen Jungbrunnen regenerieren darf. Alternativ nutzt man Zaubertränke, von denen man aber nur wenige Flaschen mitführen darf. Sind sie aufgebraucht und man stirbt heißt es "Game Over" und man muss zum Levelanfang zurück - genau wie früher darf man keine Checkpunkte erwarten.

Kein Treffer-Feedback

Diverse Schlagwaffen nutzen sich genauso ab wie Schilde und müssen irgendwann ersetzt werden, um weiter genutzt werden zu können. Bei Distanzwaffen ist dagegen die Munition begrenzt, die man in vereinzelten Shops gegen einen Teil der gesammtelten Goldstücke wieder aufstocken darf. Das Arsenal dient nicht nur dazu, sich die angriffslustigen Kreaturen wie Zombies oder diebische Kobolde vom Leib zu halten. Mit der Keule zerbröselt man z.B. auch schwere Felsen und kann dahinter mit etwas Glück Zugänge zu versteckten Passagen entdecken.

Neben dem Lösen kleiner Umgebungsrätsel wird man außerdem zwischendurch in Hol- und Bringdienste eingespannt, bei denen man u.a. die Partitur für einen Geister-Pianisten auftreiben oder die Eier aus dem Nest eines riesigen Adlers stibizen muss. Hin und wieder gilt es außerdem, kleine Geschicklichkeitspassagen zu meistern oder sich Bosskämpfen zu stellen. Da sich manche Zugänge erst später öffnen, muss man manchmal in bereits besuchte Gebiete zurückkehren, aber insgesamt hält sich das Backtracking in Grenzen und wird durch neue Gegnerplatzierungen aufgepeppt. Hinweise zur Spielmechanik und Lösungen findet man in den Büchern, die überall in der Welt verteilt wurden. So weit, so bekannt. Außerdem führt Sir Daniel ein eigenes Tagebuch mit sich, in dem es u.a. bei der Begegnung mit einem neuen Gegnertyp einen entsprechenden Eintrag gibt.Altes

Viel zu tun

Da man sich inhaltlich nicht weit weg vom Original begibt, glänzt das Remake vor allem durch die technische Modernisierung. Anstatt nur die Auflösung des PSOne-Titels zu erhöhen, hat man die Kulisse von Grund auf neu gestaltet. Herausgekommen ist eine Spielwelt, die zwar immer noch den Geist des Originals einfängt, aber mit ihren kräftigeren Farben jetzt noch einen Tick bunter wirkt als früher. Stilistisch erinnert das Abenteuer daher jetzt noch stärker an die Werke des Regisseurs Tim Burton, insbesondere an das thematisch ähnliche Nightmare Before Christmas.

Spiel im neuen Glanz

Oft muss man kleine Hol- und Bringaufgaben erledigen.
Das gilt auch beim Lauschen der Musik: Der Soundtrack von MediEvil könnte mit seinen fantasievollen Arrangements ebensogut von Burtons Haus- und Hof-Komponist Danny Elfman stammen. Im Gegensatz zum Original, wo die Klänge noch von einem synthetischen Orchester fabriziert wurden, hat man die Stücke für das Remake komplett neu mit dem Prager Symphonie Orchestra und einem Chor aufgenommen. In der Deluxe-Edition ist der Soundtrack in Form eines Downloads enthalten, der neben der Musik auch Video-Outtakes von den Aufnahmen und Clips mit weiteren Blicken hinter die Kulissen enthält. Schade nur, dass sich der Soundtrack nicht wie bei einigen anderen Bonusinhalten von PS4-Spielen auf einen USB-Stick exportieren lässt, sondern man an die Konsole gebunden ist, wenn man die Musik hören will. Neben dem hervorragenden Soundtrack kann sich aber auch die deutsche Lokalisierung mit ihren guten Sprechern hören lassen.

So schön die neu gestaltete Kulisse auch aussieht, so sehenswert die Zwischensequenzen mit ihren tollen Kamerafahrten inszeniert werden oder so schön Orchester und Chor klingen: Bei der Technik wäre noch Luft nach oben gewesen! Zwar hat man das störrische Kamerasystem des Originals überarbeitet, aber manchmal gibt es immer noch Altlasten und die Übersicht geht verloren. Nicht immer optimal gelöst sind auch die Szenen, in denen die freie Kamerasteuerung gesperrt wird – vor allem, wenn man sich in manchen Levelabschnitten wieder zurückbewegen möchte.

Kleine Defizite bei der Technik

Ja, auch das Remake könnte mit einer Modernisierung der Spielmechanik vielleicht etwas besser sein.
Hinzu kommt, dass sie Bildrate selbst auf der PS4 Pro – unserem Testsystem – leichten Schwankungen unterworfen ist. Die Darstellung ist zwar meist flüssig und deutlich angenehmer als bei der Vorlage, aber die vereinzelten Einbrüche der Bildrate fallen dennoch auf. Schön wäre außerdem eine Umschaltfunktion gewesen, um wie bei den Neuauflagen von Monkey Island oder Halo Anniversary zwischen der Original-Grafik und dem neuen Anstrich umschalten zu können. Da sich im Remake ein paar weitere Areale und Geheimnisse finden, die es damals auf der PSOne nicht gab, wäre eine solche Funktion aber leider ohnehin nur eingeschränkt möglich gewesen. Allerdings wäre es eine nette Geste gewesen, wenn Sony auch noch das Originalspiel als Bonus integriert hätte – und sei es alleine dafür, um zu verdeutlichen, wie viel Mühe das Team von Other Ocean in die technische Restaurierung investiert hat. UPDATE: Das Originalspiel ist offenbar enthalten.

Fazit

Die Wiederauferstehung von MediEvil und Sir Daniel Fortesque ist weitestgehend geglückt! Mit dem Remake des Action-Adventures von 1998 bleibt Other Ocean Interactive erfreulich nah am Original und behält nicht nur das Spielgefühl, sondern auch das Flair des Klassikers bei. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen: Fans werden die Nähe zum Vorbild begrüßen, doch als Neueinsteiger dürfte man Komfortfunktionen wie Speicherpunkte oder das nicht vorhandene Treffer-Feedback vermissen. Trotz leichter Schwankungen bei der Bildrate und vereinzelter Kameraprobleme beeindruckt daher weniger die angestaubte Spielmechanik, sondern vor allem die technische Modernisierung - sei es der farbkräftige Anstrich der stilvollen Fantasy-Welt mit ihrem Tim-Burton-Touch oder der neu aufgenommene Soundtrack mit Anleihen bei Danny Elfman, der jetzt von einem echten Orchester und Chor dargeboten wird. Damit fügt sich die Neuauflage von MediEvil ordentlich in die Riege der Modernisierungen anderer Klassiker aus der ersten PlayStation-Ära der Neunziger ein – allen voran die Comebacks von Crash Bandicoot und Spyro The Dragon, die als Gesamtpaket aber immer noch die Nase deutlich vorne haben. Zwar ist es immer noch unterhaltsam, Sir Daniel Fortesque auf seinem düster angehauchten Action-Abenteuer im Stil von Ghosts 'n Goblins zu begleiten, aber die Klasse anderer Neuauflagen wird aufgrund alter spielerischer Schwächen leider nicht erreicht. 

Pro

  • liebevolle Modernisierung des Klassikers
  • gelungene Mischung aus Action und Rätseln
  • knackiger Schwierigkeitsgrad...
  • toller Orchester-Soundtrack
  • farbenfrohe Spielwelt im Tim-Burton-Style
  • ansprechende Auswahl an Nah- und Fernkampfwaffen mit Abnutzung
  • schick inszenierte Zwischensequenzen
  • gute Lokalisierung
  • Originalspiel als freischaltbarer Bonus enthalten (Update)

Kontra

  • Kamera nicht immer optimal
  • Treffer-Feedback quasi nicht vorhanden
  • ...der etwas zu rasant steigt
  • schwankende Bildrate
  • kein Umschalten zur Original-Version möglich
  • Soundtrack lässt sich nicht exportieren (Deluxe Edition)

Wertung

PlayStation4

Das Remake von MediEvil hält sich dicht am Original und wurde technisch trotz kleiner Defizite gelungen modernisiert. Spielerisch behält es aber zu viele Altlasten bei.

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Kommentare
MasterDeadPool

Alter Schwede, das ganze verwöhnte Pack und dann noch die Trolle
Jetzt weis ich wieder, warum ich seit 6 Jahren nicht mehr hier rumgewuselt bin.

vor 4 Jahren
MasterDeadPool

Sehe ich genau so.

vor 4 Jahren
MasterDeadPool

Verwöhntes Weichei.

vor 4 Jahren
MasterDeadPool

Das ist einer eurer wenigen Tests, bei denen ich die Wertung nicht nachvollziehen kann.
Abgesehen von der handvoll technischer Macken finde ich gerade die nähe zum Original anziehend am Remake. In einer Zeit voller automatischen saves alle 10 Minuten, ohne auto aim und dergleichen ist es erfrischend, ein oldschool game ohne den ganzen Weichei komfort zu bekommen. Und schwer ist das game bei weitem nicht. Ich kam damals mit 13 ganz locker durch.

vor 4 Jahren
Chip Hazzard


Naja, bei dem Thema Check-Points hat er ja durchaus recht.
Ein Level nach Game Over wiederholen, ist ja heute für viele ein komplettes No-Go... außer es steht Souls im Spiele-Titel

Was schon ziemlich absurd wird, wenn dann in MediEvil gemeckert wird, bei dem ein Level beim ersten Durchgang 15-20 min dauert, danach aber nur noch 5-10 min.
Ich konnte schon damals Spiele nicht leiden, bei denen man ganze Spielabschnitte oder Level wiederholen musste, wenn man einen Durchgang nicht geschafft hat. Medievil war ja damals und ist auch heute kein Souls-Spiel, sondern einfach ein 3D-Adventure, das versuchte so zu seine wie viele andere Adventures.
Und nochmal... Ich habe das Spiel mit 8 Jahren gespielt. Man muss keine kompletten Level wiederholen... Wer es schafft alle Lebensflaschen in einem Level zu versemmeln, der sollte besser mit dem zocken aufhören. Wie schon bereits erwähnt ist Medievil ein sehr einfaches Spiel. Und die Levels sorry... Die gehen teils 5 Minuten... Die Zeit kann man, selbst wenn man spielerisch komplett unfähig ist, nochmal investieren fuer ein gutes Spiel. Wahrscheinlich bist du aber einfach nicht mit den old-school Konsolen groß geworden. Damals gab es größtenteils einfach keine Checkpoints. Weder in Medievil, Vergessene Welt Jurassic Park, Medal Of Honor, Croc, Army Men etc etc.. Heutzutage ist einfach jeder zu verwöhnt.

vor 4 Jahren