Call of Duty: Modern Warfare - Test, Shooter, XboxOne, PlayStation4, PC

Call of Duty: Modern Warfare
29.10.2019, Matthias Schmid

Test: Call of Duty: Modern Warfare

Krieg ist schlimm. Und spaßig.

Serieninnovator Infinity Ward will es nochmal wissen: In der schlicht Call of Duty: Modern Warfare (ab 28,49€ bei kaufen) betitelten Reboot-Episode fahren die Amerikaner viele dicke Geschütze auf. Krasser Story-Modus, neue Mehrspieler-Varianten, anstrengende Koop-Einsätze. Und technisch hat sich auch einiges getan. Bekommen wir am Ende das beste Call of Duty seit Jahren?

Urzikstan kennt ihr nicht? Wir auch nicht. Aber offenbar hielten es die Entwickler für eine gute Idee, einen Krisenstaat in der Kaukasusregion zu erfinden, in dem ein Großteil des Spiels stattfinden kann. Passend dazu bekommt man es dort mit Al-Qatala zu tun, einer ebenfalls fiktiven, terroristischen Vereinigung. Gleichzeitig gibt es aber Anschläge in London und wahnsinnig viele böse Russen, die mitmischen - eine seltsame Melange. Nichtsdestoweniger gelingt es Call of Duty: Modern Warfare als einem der wenigen Spiele, zumindest in Grundzügen aufzuzeigen, wie moderner Terror entstehen kann. Wenn nämlich von Giftgas und Massenerschießungen gepeinigte Zivilisten erst zu Widerstandskämpfern und später zu Feinden der westlichen Welt werden - Parallelen zu Irak und Afghanistan sind offensichtlich.

Auf nach Urzikstan

Call of Duty: Modern Warfare ist kein Antikriegsspiel - aber es zeigt bisher so deutlich wie kaum ein anderes Game, wie dreckig es den Menschen in Kriegsgebieten geht.
Zudem zeigt das neue Modern Warfare die Gewalt, die Toten und das Leid in einem solchen Krisen- oder besser Kriegsgebiet sehr deutlich. Bisweilen plakativ, vielleicht sogar voyeuristisch - aber auch ohne Schönfärberei. Zum Beispiel flieht man in einer Szene aus einer Kleinstadt über einen Spielsplatz. Unterhalb eines Wandgraffitis mit Fußball spielenden Kindern liegt die Leiche eines Jungen und starrt den einen aus toten Augen an. Andernorts sieht man beim Anschlag in London und der anschließenden Erstürmung eines Hauses, wie Zivilisten ums Leben kommen oder sich zu Tode erschrocken vor den Gewehrläufen der Eingreiftruppe wegducken. In einer anderen Mission wird eine besonders eindringliche Bedrohungssituation inszeniert: Der Spieler findet sich in einem Botschaftsgebäude wieder, das von Al-Qatala angegriffen wird. Zunächst hetzt er die Treppen hinab und muss dann Foyer mit ansehen, wie die Angreifer hinter einer Panzerglasscheibe wahllos Menschen erschießen. Die Mörder sind nur wenige Meter entfernt, ihre Taten kann man glasklar sehen - doch der Spielfigur können sie (noch) nichts anhaben.

Die Kämpferin Farah ist die eigentliche Hauptfigur von Call of Duty: Modern Warfare. Schön, dass sich die Serie endlich mal traut, eine Frau ins Zentrum zu rücken.
Jein. Russische Soldaten werden im Spiel bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich extrem negativ dargestellt (wohl daher erscheint das Spiel auf PS4 nicht in Russland): Sie setzen Giftgas ein, liquidieren Gefangene, drangsalieren die Zivilbevölkerung, foltern Widerstandskämpfer. Andererseits räumt Captain Price (ein britischer Soldat) in einer Szene ein, dass er und sein Team Grenzen überschreiten, die eigentlich nicht überschritten werden sollten. Dass er es trotzdem tut und man als Spieler diese Handlungen nicht verhindern kann, ist schade. „Wir machen die Drecksarbeit, damit die Welt sauber bleibt“ lautet einer seiner prägnantesten Sprüche. Es ist tatsächlich glaubhaft, dass dieser Soldat von der Notwendigkeit seiner ethnisch mehr als fragwürdigen Handlungen überzeugt ist - trotzdem schade, dass Infinity Ward den spannenden nächsten Schritt (einmal mehr) nicht geht. Einen Soldaten, der da eben nicht mitmacht. Den Befehl verweigert. Vielleicht sogar seinen Vorgesetzten bedroht. Immerhin macht das Studio mit der Widerstandskämpferin Farah Karim eine Frau zur eigentlichen Hauptfigur dieser CoD-Episode - Farah gibt Befehle, wird intensiver beleuchtet als alle anderen Charaktere und führt ihre Leute schließlich auch in die Schlacht.

Böse Russen, gute Amerikaner?

Eine Szene mit sehr unangenehmen Beigeschmack gibt es aber tatsächlich: Im achten Level der Kampagne, “Highway des Todes“, sagt Farah beim Missionbriefing folgende Sätze: „Tariq Almawt, die Straße des Todes. Russen haben sie bei der Invasion zerbombt und die Fliehenden getötet“. Diese „Highway of Death“ genannte Straße gibt es fern vom fiktiven Urzikstan, in der echten Welt tätsachlich: Die sechsspurige Autobahn von Irak nach Kuwait war in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1991 Schauplatz eines US-Bombardements kurz vor dem Ende des Zweiten Golfkriegs. Amerikanische Flugzeuge griffen einen Konvoi von auf dem Rückzug befindlichen Panzern und Zivilfahrzeugen an. Wenngleich die Opferzahlen je nach Quelle variieren (konservative Schätzungen gehen von 600 bis 1.000 Toten aus) und die Einstufung als Kriegsverbrechen umstritten ist, wurde das Bombardement vom US-Militär durchgeführt - und nicht, wie das Missionbriefing in Modern Warfare sagt, von Russen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es hier um einen fiktiven Shooter geht, der letztlich schon immer westliche Propaganda betrieb, und nicht um eine historische Reportage.

Propaganda? Geschichtsrevisionismus?

Action wie immer

Eine der besten Szenen im Spiel: Terroristen sind in die Botschaft eingedrungen - eine Panzerglasscheibe entscheidet zwischen Leben und Tod.
Während der selbst für Call-of-Duty-Verhältnisse kurzen Kampagne (fünf bis sechs Stunden) erlebt man Action en masse, allerdings hebt sich der diesjährige Einsatz spürbar von mancher Baller-Achterbahn der Vorjahre ab: Es gibt mehr Tode aus dem Hinterhalt, mehr Kämpfe auf engstem Raum, mehr Einsätze bei Nacht. Ein paar Mal, z.B. als man minutenlang snipern lernt oder beim Warten auf einen feindlichen Ansturm, hat man sogar Zeit zum Durchatmen. Bricht dann aber die Hölle los, geht es audiovisuell richtig rund: Zivilisten erschweren das Anvisieren von Feinden, Dreck und Mauerstücke wirbeln durch die Luft, Scharfschützen aus dem Hintergrund erlegen euch im Nu, grelles Mündungsfeuer und brachiale Schussgeräusche gibt es sowieso. In den besten Momenten des neuen Modern Warfare wähnen sich Serienfans tatsächlich im Himmel - Infinity Ward hat sich ein paar verdammt intensive, stark designte Szenarien ausgedacht, die sich auch nach so vielen Episoden (und noch mehr Missionen) frisch anfühlen. Die Erstürmung einer Wohnung, Kämpfe im Krankenhaus, der oben erwähnte Angriff auf die Botschaft - bei diesen Stellen hatten wir die Hoffnung, dass dem Studio ein erneuter Meilenstein gelingt wie anno 2007 mit dem ersten Modern Warfare.

Chaos, Zivilisten, Stress und dann auch noch angeschossen - in Szenen wieder dieser macht es einem das Spiel bewusst schwer, den Überblick zu behalten.
Leider gelingt es Infinity Ward nicht, dieses hohe Niveau zu halten, trotz der kurzen Spielzeit: Der dritte Ausflug bei Nacht wirkt nicht mehr so stark nach wie der erste, die Flucht aus einem Gefängnis hat man bei Black Ops (Mission „Workuta“) schon ähnlich gesehen und einen Schwarz-Weiß-Angriff aus der Luft hatte Infinity Ward einst bereits selbst inszeniert („Der Tod kommt von oben“, Call of Duty 4: Modern Warfare). Die Verfolgung eines Verbrechers, der durch Gassen und Kellergewölbe wieder und wieder fast entkommt, ist im Videospieljahr 2019 sicher kein frisches Element mehr - Yu Suzuki hat angerufen und möchte seine Idee von 1999 zurück! Über geskriptete Ereignisse stolpert man zuhauf, doch erfreulicherweise wurden sowohl eindimensionale Railshooter-Sequenzen als auch typische Entkomme-während-alles-explodiert-Szenen aus dem CoD-Baukasten auf ein Minimum reduziert. Das Verhalten der Feinde ist zweispältig: Einerseits gibt es ihn immer noch, den strunzdoofen Typ Gegner, der seine Rübe so oft hinter derselben Deckung hervorstreckt, bis ihn auch der letzte Rekrut erwischt. An anderer Stelle machen euch feindliche Truppen richtig Druck - geben Sperrfeuer, werfen Molotov-Cocktails, suchen Räume nach euch ab. Selbst auf „Soldat“, dem zweiten Schwierigkeitsgrad, sieht man den (kurzen) Ladebildschirm häufiger als in anderen CoD-Episoden. Die Story wird mit technisch beeindruckenden Rendersequenzen transportiert, die Haupthandlung ist halbwegs spannend und stets nachvollziehbar - wird aber natürlich immer noch von reichlich inhaltslosem Bravo-Charlie-Copy-that-Gelaber flankiert.

„Steigen Sie im Rang auf, schalten Sie neue Waffen, Extras, Punkteserien und mehr online frei.“ So überschaubar fasst das Hauptmenü den Punkt „Mehrspieler“ zusammen. Gleichwohl verbirgt sich diesmal eine ganze Litanei verschiedener Spielarten dahinter: Auf zehn teils recht ausladenen, verschachtelten Karten messen sich 12 Spieler im beliebten Team Deathmatch, dem kurzweiligen, an Counterstrike erinnernden „Cyberangriff“ sowie weiteren typischen Modi (Herrschaft, Suchen & Zerstören, etc.). Die ebenfalls beliebte Variante „Abschuss bestätigt“ kann man zum aktuellen Zeitpunkt zwar für private Matches wählen, ist aber nicht in die Standard-Rotation integriert - schade. Der neue Unterpunkt „Feuergefecht“ ist speziell für vier Spieler gedacht und ein echter Zugewinn: Zwei Zwei-Mann-Teams balgen sich in besonders kleinen Arenen mit vielen hüfthohen Deckungen - in jeder zweiten Runde erhalten alle Spieler andere Waffen und machen Jagd aufeinander. Kleiner Tipp: Erstellt ruhig mal als privates Match ein 6-gegen-6-Team-Deathmatch auf einer dieser Mini-Karten - dann geht es unfassbar ab. In den herrlichen abgeranzten „Gulag Showers“ z.B. wähnt ihr euch wie im Film The Rock. Generell ist das Spielgefühl so astrein wie in fast jedem Serienteil, als praktische Neuerung empfanden wir die Option, beim Nachladen weiterhin im Zielmodus zu verharren.

Mehrspieler-Modi

Wie so oft greifen die Mehrspieler-Maps ein paar Orte der Story auf - z.B. den Londoner Piccadilly Circus. Wegen der vielen Busse gibt es kaum freie Schusslinien.
Wer gerne auf HUD-Elelemente, Radar & Co. verzichtet und auf noch schnellere Abschüss steht, wird vermutlich mit dem Modus „Realismus“ glücklich - habt ihr CoD schon immer im Hardcore-Modus gespielt hat, sucht hier nach Gegnern. Und dann wäre da natürlich die neue Variante „Bodenkrieg“, eine an Battlefield angelehnte Mega-Schlacht mit 64 Teilnehmern. Dort gibt es praktische Spawn-Punkte bei den Kollegen (z.B. sogar im Gefährt), Helikopter-Flüge und dicke Panzerfahrzeuge mit MG-Plätzen. Zwei für Call of Duty-Verhältnisse extrem große Maps laden bislang dazu ein, spezielle Klassen benutzt ihr jedoch nicht, auch können niedergeschossene Teamkameraden nicht wiederbelebt werden. So gestaltet sich der Bodenkrieg zwar taktischer (ihr müsst fünf Punkte erobern), kann aber nicht mit der Komplexität der Battlefield-Erfahrung mithalten. Obendrein haben die Texturen ein paar Problemchen und schalten teils erst nach einiger Zeit auf die höchste Detailstufe.

Die Mehrspieler-Variante „Bodenkrieg“ ist Infinity Wards Antwort auf die großen Online-Schlachten von Battlefield. Trotzdem ist auch diese Spielart schnelllebiger und weniger taktisch geprägt.
Zurück zum Klassensystem: Auflevel-Feature, Charakter-Auswahl, Waffenmodifikationen & Co. - alles ist an Bord, aber recht konservativ gestaltet. Es gibt irre viele Anbauteile für jede Knarre, allerdings muss auch jedes Schießeisen individuell hochgelevelt werden, damit ihr die Aufsätze freischaltet. Starke Spezialisten-Fähigkeiten wie in manchen Vorjahren sind passé, zusätzlich zu 3 (aus 18) Perks und 19 Abschussserien-Belohnungen gibt es die sogenannten „Feldaufrüstungen“ - diese laden während der Runden automatisch auf. Recht früh schaltet man zum Beispiel die Fähigkeit frei, für eine Weile keine Geräusche zu erzeugen, viel später kommt der Bonus, einen tragbaren Kugelschutz aufzubauen. Zehn Charaktere auf jeder Seite (Koalition und Treuebund) lassen die Kämpfer unterschiedlich aussehen, eigene Fähigkeiten bringen die Damen und Herren aber nicht mit.

Klassenkampf

Diese Unterschiede findet ihr in den Koop-Modi, verborgen unter dem Punkt „Rollenauswahl“: Ein Sanitäter kann schneller wiederbeleben, ein Sprengkommandeur bringt einen Thermitwerfer mit, Aufklärer haben eine Drohne dabei und Sturmsoldaten laden fixer nach. Mit diesen Archetypen plus eurer Standardklasse (und somit auch der im Mehrspieler-Modus aufgemotzten Waffe) stürzt ihr euch in drei Koop-Modi: „Überleben“ und „Klassische Spezialeinheit“ erinnern an den Horde-Modus der Gears of War-Serie. Immer stärkere werdende Feindwellen stürmen heran, man kämpft ums nackte Überleben, kauft Luftschläge, Medipacks oder Waffen und hilft sich gegenseitig auf die Beine. Hinter „Öffentliches Spiel“ hingegen verbirgt sich ein ganz anderes Kaliber: Begleitet von überflüssigen Briefingsequenzen warten hier vier ausufernde Koop-Operationen auf vier Spieler. Das Problem dabei: Die Missionen sind nicht nur sehr lang und knifflig, sondern nerven auch mit schier unendlich spawnenden Feinden. Kurz vor dem Ende eines solchen Einsatzes hat jeder der vier Spieler schon mal 150 Kills auf der Habenseite! Ihr könnt zwar per Fallschirm wieder einsteigen, trotzdem erfordert das Beschützen eines Fahrzeugs oder das Hacken mehrerer Terminals, während derart viele Gegner anmarschieren, nicht nur gute Ballerskills, sondern auch ein eingespieltes Team. Das konnte ich bei meinen vielen Testversuchen fast nie finden.

Zusammen stark?

Die vier großen Koop-Opterationen verlangen in puncto Gegneraufkommen und Länge auch versierten Koop-Spielern einiges ab - hier müssen wir ein Havoc-Fahrzeug eskortieren.
Wer gerne mit Online-Freunden in die Schlacht zieht, freut sich über die Crossplay-Option in allen Mehrspieler- und Koop-Varianten (gesucht wird dann über den Activision-Account-Name), zudem zeigt das Spiel nicht nur die Plattform (PS4, Xbox One, PC) an, sondern auch, ob eure Mitspieler mit Pad oder Maus und Tastatur zocken. Letztere Eingabegeräte funktionieren übrigens auch an beiden Konsolen, ich hatte beim Test keine Probleme damit, auch mit Maus und Tastatur an der PS4 Pro loszulegen. Für den Modus „Bodenkrieg“ muss die Crossplay-Option aktiviert sein, in den anderen Varianten könnt ihr einstellen, ob ihr nur innerhalb der eigenen Hardware-Familie spielen wollt. Auf PS4 gestalteten sich Spielersuche und Performance während aller Mehrspieler-Matches stets fehlerfrei, in den Koop-Modi gibt es allerdings schon mal einen Spawn ins Nichts, spät ladende Texturen oder Match-Abbrüche. Wer in 4K spielt, erlebt auf der Xbox One X ein bisschen Tearing, die Action läuft - wohl wegen der höheren nativen Auflösung - nicht ganz so rund wie auf PS4 Pro; mit der Beschränkung auf 1080p auf Xbox One X sind diese Problemchen aber behoben. Die Dolby-Atmos-Unterstützung der Xbox empfanden wir beim Test als stark, ein großer Abstand zur auch auf PS4 sehr druckvollen, super abgemischten Soundkulisse war aber nicht auszumachen.

Technik & Co.

Lichteinstrahlung, Bodentexturen, Waffenmodelle - sogar im Mehrspieler-Modus (hier eine Koop-Karte) sieht das Spiel richtig stark aus.
Grafisch macht die Serie mit Call of Duty: Modern Warfare einen stattlichen Schritt nach vorn: Die Lichteffekte sind großartig, das kommt natürlich bei den vielen dunklen Stellen oder Missionen mit Nachtsichtgerät zum Tragen. Gleichzeitig überzeugen Charaktermodelle, Boden- und Wandtexturen sowie die sehr akribisch designten Waffen. Zudem läuft der Titel auf beiden Konsolen unterm Strich klasse.

Die PC-Version ist an Blizzards Battle.net gebunden - wie schon Call of Duty: Black Ops 4; neben einem Battle.net-Account ist auch ein Activision-Konto zwingend erforderlich. Selbst die Einzelspieler-Kampagne benötigt eine dauerhafte Online-Verbindung. Die grundlegenden Einstellungsoptionen des Shooters sind vorbildlich: Widescreen- und Ultrawidescreen-Monitore sowie HDR werden unterstützt. Es gibt drei unterschiedliche Limits für die Bildwiederholrate (Spiel, Menü, außerhalb des Fokus), Anpassungsmöglichkeiten für das horizontale und das vertikale Sichtfeld, Optionen für Farbenblinde und überraschend gut erklärte bzw. visualisierte Grafikoptionen rund um Texturqualität, Shadowmaps, Kantenglättung, Umgebungsverdeckung & Co. Tiefenschärfe, Bewegungsunschärfe und Bildrauschen lassen sich anpassen und auf Wunsch ausschalten. Nervig ist die minutenlange Shader-Optimierung, die beim ersten Spielstart und immer dann durchgeführt wird, sobald ein neuer Grafikkarten-Treiber installiert wird

Die Steuerung mit Maus- und Tastatur bietet reichlich Optionen: So lassen sich Mausbeschleunigung und Mausempfindlichkeit z.B. sehr genau einstellen. Die Tastaturbelegung kann frei verändert und das Bewegungsverhalten des Spieler-Charakters nach Belieben angepasst werden. Alternativ kann der Shooter auch am PC per Controller gespielt, dessen Tastenbelegung jedoch nicht individuell verändert werden. Dafür lassen sich Anvisierhilfe, Stick-Empfindlichkeit etc. verändern. Trotz der gelungenen Optionen und Einstellungsmöglichkeiten ist die PC-Umsetzung noch verbesserungsbedürftig: Auf einem der beiden Test-Rechner wurden vermehrt Abstürze verzeichnet. Am 28. Oktober wurde ein Patch veröffentlicht, der allgemeine Absturzursachen aus der Welt schaffen soll. Auf dem zweiten Test-Rechner gab es keine Absturzprobleme. Allerdings kämpft das Spiel unverständlicherweise mit (unnötig) ruckelnden Zwischensequenzen in der Kampagne, die selbst auf einer SSD und nach Neuinstallation des Grafikkarten-Treibers weiter auftraten. Die Bildrate liegt zwar weit über 80, trotzdem ruckeln die Zwischensequenzen - seltam! Außerdem fielen immer wieder Popins von Objekten auf - ab einer bestimmten Entfernung tauchten mehrfach Level-Objekte spontan und aus dem Nichts auf, selbst bei maximaler Grafikqualität. Die Bildwiederholrate hängt natürlich von den gewählten Grafikoptionen ab und kann selbst auf High-End-Systemen in manchen Situationen in die Knie gehen. In 1080p war die Bildwiederholrate mit maximalen Details jedenfalls in der Regel (weit) über 60.

Viele PC-Steuerungsoptionen, aber auch Macken (von Marcel Kleffmann)

Raytracing für Schatten

Grafik-Vergleich: Oben mit Raytracing, unten ohne. Die Schatten der Zettel, auf der Pinnwand selbst, der Kisten auf und hinter dem Schrank sowie des Munitionsgürtels werden mit Raytracing besser und realistischer dargestellt.
Außerdem bietet Call of Duty: Modern Warfare eine Option für DirectX-Raytracing auf RTX-Grafikkarten von Nvidia, wobei die Raytracing-Grundlagen in der Engine integriert sind und keine proprietäre Nvidia-RTX-Technologie zum Einsatz kommt. Zunächst einmal: Die Verluste der Bildwiederholrate mit aktiviertem Raytracing halten sich in Grenzen, aber die optischen Verbesserungen sind längst nicht so dominant wie jüngst in Control - das Spiel von Remedy bleibt hier weiterhin die Referenz. 

In Modern Warfare werden "Point Light Shadows" (Lichtquellen strahlen Licht in alle Richtungen aus; z.B. Glühbirnen) und "Spot Light Shadows" (direktionale Lichter/Scheinwerfer wie Taschenlampen) mit Raytracing berechnet. Die Ergebnisse sind: wesentlich weicher wirkende Schatten und oftmals eine bessere Ausleuchtung der Szene, weil manche Schatten der "Shadow Maps" in Relation zur Lichtquelle falsch oder nicht vorhanden sind. Gerade bei der Beleuchtung von kleinteiligen Levelobjekten wie Zetteln an Pinnwänden oder Gras/Holz auf dem Boden fällt der Qualitätssprung auf, sofern man sich die Zeit nimmt und genau hinschaut. Im actionreichen CoD-Alltag schafft das Raytracing aber nur nuancierte Verbesserungen im Detail. Weitere Vergleichsbilder findet ihr hier. Raytracing-Schatten sind in der Einzelspieler-Kampagne und in den zentralen Mehrspieler-Modi verfügbar, im Spielmodus "Bodenkrieg" und bei den kooperativen Missionen ist die Option nicht wählbar.

Mikrotransaktionen zum schnelleren XP-Gewinn, stärkere Waffen für Premium-Pass-Käufer, Lootboxen & Co. - all das gibt es in Modern Warfare nicht. Zum aktuellen Zeitpunkt ist lediglich ein 9,99 Euro teures „Defender“-Paket verfügbar, das euch ein paar Skins beschert, aber vor allem Kriegsveteranen in den USA und Großbritannien zu gut bezahlten Jobs verhelfen soll. Kostenpflichtige DLC-Karten schließt Activision aus, dafür müssen sich Langzeitzocker auf das Kaufen von Battle-Passes in den Post-Launch-Seasons einstellen; deren Preis ist noch nicht bekannt.

Fazit

Bin ich enttäuscht, dass Infinity Wards Serien-Neustart nicht denselben Wow-Effekt besitzt wie das Original von 2007? Oder eher erfreut, dass ich das stärkste Call of Duty seit Jahren vor mir habe? Von beidem ein bisschen! Auch wenn die propagandistischen Untertöne samt plumper Geschichtsfälschung stören: Es ist erfreulich, dass es wieder eine derart intensive Kampagne gibt. Unterstützt von einer deutlich verbesserten Grafikkulisse inszenieren die Entwickler ein paar der besten Missionen bisher, allerdings verhindern eine schwächere zweite Spielhälfte und die kurze Spielzeit den Sprung in ganz hohe Wertungsregionen. Im einmal mehr enorm umfangreichen Mehrspieler-Paket ragen der schnörkellose, aber wie immer motivierende Multiplayer-Modus mit seinen tollen Karten sowie die packende Variante 2-gegen-2 heraus. Die anstrengenden, unfairen Koop-Missionen hingegen erreichen nicht die Qualiät mancher Zombie-Episode oder der Koop-Einsätze von Modern Warfare 3. Unterm Strich bekommt man aber einen richtig guten Shooter.

Pro

  • intensiv inszenierte Kampagne
  • packende Häuserkämpfe
  • auch auf normal kein Spaziergang
  • KI-Feinde manchmal sehr aggressiv, aber sie...
  • etliche Wege und Türen trotz enger Levels
  • wie immer exzellente Steuerung
  • Crossplay wird unterstützt und funktioniert tadellos
  • Maus- und Tastaturunterstützung auf Konsole
  • wahnsinnig viele stark modellierte Waffen
  • kaum Renn-weg-während-alles-explodiert-Szenen
  • spannende Einsätze mit Nachtsichtgerät
  • großer Mehrspieler- und Koop-Umfang
  • sehr schicke Rendersequenzen
  • keine Lootboxen
  • sehr dynamische Soundkulisse
  • extrem viele Einstellungsmöglichkeiten auf PC
  • spannende 2-gegen-2-Kämpfe

Kontra

  • Kampagne sehr kurz geraten: nur 5 bis 6 Stunden
  • normaler Mehrspieler-Modus ohne frische Ideen
  • konservatives Aufleveln und Ausrüsten
  • ...verhalten sich auch dämlich in vielen Szenen
  • Raytracing bringt auf PC nur leichte Verbesserungen
  • Disc-Besitzer müssen Koop-Modus separat herunterladen
  • Koop-Missionen zu lang und feindgespickt
  • Preis des kommenden Battle Pass noch nicht bekannt
  • Geschichte reißt keine Bäume aus
  • einige nervige, kaum vermeidbare Instant-Tode
  • fiktive Namen, aber Russen als Superbösewichte werden genannt

Wertung

XboxOne

Technisch starke, intensive Kampagne trifft auf massig Mehrspieler-Modi, die nicht alle zünden - trotzdem ein guter Jahrgang.

PlayStation4

Technisch starke, intensive Kampagne trifft auf massig Mehrspieler-Modi, die nicht alle zünden - trotzdem ein guter Jahrgang.

PC

Trotz einiger technischer Probleme eine intensive Kampagne, dazu massig Mehrspieler-Modi, die nicht alle zünden - trotzdem ein guter Jahrgang.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Battle Pass für künftige Seasons nötig, Preis noch unbekannt
  • Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.
Kommentare
Alex4win

Die Kampagne des Spiels ist wirklich sehr erstaunlich. Es ist unfassbar realistisch. Man spürt wirklich die Atmosphäre während der Kampagne und meint man wäre wirklich selbst dort. Sie ist wirklich sehr gut und spannend designt.

vor 3 Jahren
NoCrySoN

Muss nur mal loswerden, das es mit Windows 10 nun endlich so läuft, wie es meine FPS auch stets angezeigt haben. Mit Win7 lief es ok, aber nie so flüssig wie die angeblichen bis zu 100fps im Spiel. Nun, nachdem ich Win10 installiert habe, läufts endlich wie Butter und das Menü mit dem laufenden Charakter macht auch keine Probleme mehr. Wurde hier für Windows7 wohl nicht wirklich optimiert.

vor 4 Jahren
Vin Dos

Habe die Kampagne auch fertig mittlerweile und bin etwas enttäuscht. Klar, es ist alles dabei was zu Call of Duty dazugehört, aber leider viel zu einfach. Ich hab auch irgendwie vorausgesetzt dass es wieder ein Mile-High-Club Level zum Abschluss geben wird; aber nein, nix.

vor 4 Jahren
Halueth

Hab jetzt auch mal angefangen die Kampagne zu zocken. 2 Stunden bisher und es macht schon Spaß. Dien Gefechte sine ordentlich inszeniert, der

Spoiler
Show
Terrorangriff in der glaub 2. Mission
ist ordentlich chaotisch, so wie ich mir das vorstellen würde. Die Story an sich ist natürlich ziemlich banane, aber da erwarte ich auch kein Arthouse sondern Hollywood-Kino ala Team America ^^
Die Grafik in 4K und mit Raytracing ist ordentlich wird allerdings durch einige Bugs runter gezogen. So ruckeln manchmal die Videos. Die Ingameszenen laufen butterweich, aber manche der Vorgerenderten Zwischenszenen ruckeln wie die Sau. Zum beispiel gleich die Allererste, als die Terrorristen aus dem Kleinbus austeigen hatte ich eine Diashow.
Vor Mission 2 hat es die Vorgerenderte Zwischensequenz nach Mission 1 nochmal abgespielt und ich hab dadurch den Einstieg von Mission nicht erlebt, da das Video diesen überlagerte...Und meistens taucht vor und nach einer Mission mein Mauszeiger in der Mitte des Bildes auf und lässt sich auch nicht von dort wegbewegen was natürlich scheiße aussieht, wenn man sich das Video anschaun möchte. Dazu gesellen sich noch ein paar Clipping und Anzeigefehler wie Ladeklappen an LKW's die erst auftauchen, wenn man 2 Schritte vor dieser steht...

Angemerkt sei, dass ich die aktuellesten Treiber geladen hab und am System kanns eigentlich auch nicht liegen, läuft das Spiel ansonsten ja Butterweich.

Hab nen Ryzen 5 1600, 16Gb Ram und eine RTX 2080 Super. Außerdem liegt das Spiel auf einer SSD.

vor 4 Jahren