Lonely Mountains: Downhill - Test, Geschicklichkeit, Mac, PlayStation4, Switch, PC, XboxOne, Linux

Lonely Mountains: Downhill
31.10.2019, Matthias Schmid

Test: Lonely Mountains: Downhill

Runter kommt man immer

Nach zwei mobilen Puzzle- und Geschicklichkeitstiteln will das Berliner Mini-Studio Megagon Industries auch auf PC und Konsole für arcadige Unterhaltung sorgen. Lonely Mountains: Downhill kostet knapp 20 Euro, sieht putzig aus, steuert sich klasse und überrascht mit einem Suchtfaktor, der an Trials erinnert.

Laut Zahlen des renommierten deutschen Statistikportals Statista besitzen allein die Deutschen 75 Millionen Fahrräder. Zwar steigt aktuell der E-Bike-Anteil stetig an, doch noch immer dürfte ein stattlicher Prozentsatz unserer Drahtesel Mountainbikes sein. Seit ihrem Siegeszug in den 1990er Jahren sind die robusten Querfeldeinräder damit auch Teil unserer Freizeitkultur. Videospiele mit Mountainbikes sind jedoch selten. Zwar machte ausgerechnet 2019 der von Kollege Ben für gut befundene Ego-Radler Descenders von sich reden, davon ab gibt es aber nur kleine Titel wie Shred! 2 (Steam), Bike Unchained 2 (iOS/Android) oder Pumped BMX (PS4/One). Das könnte natürlich daran liegen, dass Mountainbiking als Sportart tatsächlich eine Randerscheinung ist. Oder dass es ganz schön knifflig ist, eine gute Umsetzung zu programmieren.

Wo sind die Radelspiele?

Idyllisch: Die Low-Polygon-Bäumchen sind einfach niedlich. Im Bild seht ihr einen der teils spärlich gesetzten Checkpoints.
Nicht umsonst bedienen sich motorisierte, aber dennoch artverwandte Klassiker wie Miyamotos Excitebike, die hervorragende Trials-Serie oder die Joe Danger-Titel von Hello Games (No Man's Sky) einer 2D-Perspektive! Lässt sich leichter programmieren und dann auch leichter lenken. Lonely Mountains: Downhill hingegen setzt auch große, dreidimensionale Berge, die man beim Fahren aus einer dynamischen Von-schräg-oben-Perspektive sieht. Die Kamera zoomt manchmal ein bisschen raus, schleicht sich ab und zu elegant hinter Bäumen vorbei und setzt das Geschehen stets gut in Szene. Teilweise wünscht man sich beim Fahren einen Tick mehr von den kommenden Metern zu sehen, generell bleibt aber immer genug Zeit zum Reagieren – um z.B. einen tückisch platzierten Baum zu umfahren, von einer Felskante zur anderen zu springen oder über eine Brücke ohne Geländer zu radeln.

Je nach Abschnitt dreht sich die Kamera automatisch, zeigt den Radler mal von vorn oder hinten.
Je nach Gefälle nehmen Fahrer und Bike auch ohne euer Zutun schon kräftig Fahrt auf, zusätzlich tretet ihr per Schultertaste in die Pedale oder sorgt via Turbo-Button (rasch geleerte Ausdauerleiste) für einen zusätzlichen Schub. Der kann mal goldrichtig sein (Sprung über eine Schlucht), mal verheerend - wenn sich euer übermütiger Düsenbiker dann um den nächsten Baumstamm wickelt. Beim Spielbeginn solltet ihr unbedingt testen, welcher Lenkmodus euch mehr zusagt: Wer (wie ich) lange mit der Option „relativ zum Fahrer“ gespielt hat, tut sich mit „relativ zum Bildschirm“ dann wahnsinnig schwer. In jedem Fall gilt: Habt ihr euch für eine Einstellung entscheiden und ein wenig daran gewöhnt, funktionieren Lenken und Driften richtig gut. Das kleine Bike hat Gewicht und geht angenehm knackig in die Kurven. Auch die sicher nicht realistische Physik sorgt für ein stimmiges Spielerlebnis: In seichten Flüssen verliert ihr Geschwindigkeit, ein Turboschub an einer Mini-Schanze sorgt für einen kaum kontrollierbaren Flug durch die Luft und mit angezogener Bremse schlittert ihr sogar manch unschaffbar anmutenden Abhang hinab.

Gute Lenkung

Die Streckenführung wird grafisch angedeutet - ein Waldweg oder ein abgewetzt anmutender Abschnitt in der felsigen Pampa. Man muss diesem „Vorschlag“ aber keineswegs folgen: An unzähligen Stellen kann man abkürzen, ganz andere Wege finden und querfeldein sein Glück versuchen. Vielfach findet ihr super Abkürzungen, die bei der Jagd nach Bestzeiten Gold wert sind. Noch öfter holt ihr euch freilich eine blutige Nase: Der Biker stürzt in bodenlose Abgründe, steigt elegant über den Lenker ab, prallt gegen Bäume und Felsen, ertrinkt in Flüssen. Dann geht es zurück zum letzten Checkpoint - der kann schon mal ein Stück zurückliegen. Nervig oder frustrierend wird Lonely Mountains: Downhill aber trotzdem nie: runter kommt man immer!

Such dir deinen Weg!

Kickstarter-Gebirge

Und jetzt ganz fest strampeln - für solche Sprünge braucht ihr Energie aus der Turboleiste.
Insgesamt bietet das per Kickstarter finanzierte Indiespiel (statt der erhofften 35.000 kamen sogar 45.000 Euro zusammen) vier in puncto Szenario angenehm unterschiedliche Berge mit 16 Strecken. Das ist verglichen mit den jüngsten Trials-Episoden nicht viel, doch die Kurse haben es in sich. Außerdem ist das Freischalten neuer Berge und Pisten nicht leicht: Habt ihr eine Abfahrt aufgetan, steht zunächst eine Fahrt im „Entdecker“-Modus an. Zeit und Zahl der Stürze sind dann egal, ihr müsst nur ins Ziel kommen. Habt ihr diese Tour absolviert, warten im „Beginner“-Menü die ersten Ziele: "Schaff die Strecke in 2:30“ oder „25 Stürze oder weniger“ - belohnt werdet ihr dafür meist mit einer neuen Piste oder gleich einem zusätzlichen Berg.

Brav dem braunen Weg folgen oder abkürzen? Versierte Fahrer könnten den Ritt über die schroffen Felsen meistern.
Unter dem Punkt „Experte“ werden die Herausforderungen natürlich deutlich knackiger - wer alle Kostüme (rein kosmetisch) und Bikes (haben sehr unterschiedliche Eigenschaften) freiradeln möchte, ist eine Weile beschäftigt. Vor allem das Erspielen der zusätzlichen Räder (für ein neues braucht man sechs Teile) ist leider unverhältnismäßig hart - gerne würde man viel früher im Spiel mal ein anderes Fahrrad ausprobieren, ohne jede Strecke schon zig mal abge(g)rast zu haben. Als Bonus haben die Entwickler auf jedem Gipfel vier knifflig zu findende Rastplätze versteckt - das steigert den Wiederspielwert und belohnt eifrige Sucher mit ein paar schönen Panoramablicken auf die Low-Poly-Landschaft.

Fazit

Lonely Mountains: Downhill ist ein kleines, aber überaus charmantes Spiel für Mountainbike-Fans. Der Umfang ist zwar überschaubar, aber es entsteht ein Suchtfaktor, der angenehm an Trials erinnert. Die Kulisse wirkt putzig und die Soundkulisse untermalt das Radeln mit Vogelstimmen und Schotter-Geräuschen. Überhaupt passen nicht nur Physik und Steuerung, auch die Atmosphäre auf den menschenleeren Bergen oder in den beschaulichen Wäldern ist sehr angenehm - komisch, dass es auf Xbox One kurz vor dem Ziel häufig ruckelt. Am besten hat mir die Jagd nach Bestzeiten und die damit verbundene Suche nach Abkürzungen gefallen. Leider ist so manch geglückte Landung ein wenig vom Zufall abhängig, das Freischalten aller Fahrräder recht zäh und es gibt keinen Mehrspielermodus.

Pro

  • unverbrauchtes Spielprinzip
  • ansehnliche Low-Polygon-Optik
  • gute Steuerung mit zwei Lenk-Varianten
  • spaßige Vollgaspassagen und Sprünge
  • angenehme Lernkurve
  • frei befahrbare Landschaft mit zig Abkürzungen
  • motivierende Herausforderungen

Kontra

  • überschaubarer Umfang: 16 Abfahrten auf 4 Bergen
  • Freischaltmechanik für neue Fahrräder zu langwierig
  • Xbox One: Ruckler am Streckenende
  • PS4: in Version 1.03 V-Sync nicht automatisch aktiviert
  • Mehrspieler-Modus wird vermisst

Wertung

PlayStation4

Charmant inszenierter Hybrid aus Bike-Rennspiel und Geschicklichkeitsprüfung - motivierend und super steuerbar.

XboxOne

Charmant inszenierter Hybrid aus Bike-Rennspiel und Geschicklichkeitsprüfung - motivierend und super steuerbar.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • laut Kickstarter-Kampagne soll noch ein kostenpflichtiger DLC namens "Snowy Mountain" erscheinen
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
ThreeM

Mal bisschen Offtopic. Bin ich der einzige den es nervt das bei Tests zwar oft die Plattformen beistehen aber dann nur Wertungen für eine oder zwei Plattformen vorhanden sind? Hier z.B. steht auf der Frontpage (Xbox, PS, PC und Switch). In den Wertungen findet sich aber nur Xbox und PS.

Ebenfalls ist es blöd das immer nur Screenshots EINER Plattform (meist PS4) vorhanden ist.

vor 4 Jahren
Usul

Im ernst? Das klappt bei der ersten erkunden Mission vielleicht hervorragend. Aber wenn man dann die Herausforderungen angeht (Ziel in 2 Minuten erreichen um eine neue Strecke freizuschalten) klappt das garantiert nicht. Dazu sind die Hindernisse auch zu zahlreich, fast schon wie bei den Sonic Games. Bei einer Strecke geht es bergabwärts und es kommen einem so viele Steine entgegen das man gar nicht ausweichen kann. Nur wenn man die Strecke auswendig lernt kann man die Herausforderungen auch schaffen.
Ja, im Ernst. Die weiteren Herausforderungen zum Freischalten der neuen Strecken sind NICHT immer zeitbasiert, sondern öfter sturzbasiert.

Und wie gesagt: Wenn man nicht völlig unbegabt ist und sich nicht zu blöd anstellt, kommt man runter, auch ohne auswendig zu kennen. Einzelnen Bereiche vielleicht, ja... etwa einen Teil, der besonders steil ist und viele Steine aufweist - ja, da muß man vllt. mehrfach versuchen, um den Dreh rauszubekommen (in dem Fall: Bremse drücken und durchlavieren). Oder man sucht einen anderen Weg.

vor 4 Jahren
Ultimatix

Sorry, aber wenn du bereits nach 10 Minuten feststellst, daß du die Strecken auswendig lernen mußt, um durchzukommen, frage ich mich, wie genau du eigentlich fährst. Einfach in die Pedale treten und runterbrettern?

Auswendig muß man die Strecken selbstverständlich nicht kennen, man kann auch ganz entspannt runterfahren und reagiert halt einfach auf das, was sich da bietet.
Im ernst? Das klappt bei den ersten erkunden Missionen der Strecken vielleicht hervorragend. Aber wenn man dann die Herausforderungen angeht (Ziel in 2 Minuten erreichen um eine neue Strecke freizuschalten) klappt das garantiert nicht. Dazu sind die Hindernisse auch zu zahlreich, fast schon wie bei den Sonic Games. Bei einer Strecke geht es bergabwärts und es kommen einem so viele Steine entgegen das man gar nicht ausweichen kann. Nur wenn man die Strecke auswendig lernt kann man die Herausforderungen auch schaffen.

vor 4 Jahren
flopsy

Zufällig gestern gespielt, weil es im XboX Game Pass für PC enthalten ist. Ich fand es unglaublich langweilig. Man muss eigentlich nur die Strecken immer und immer wieder fahren, bis man sie auswendig kennt, und erst dann durchkommen kann. Das wurde mir nach 10 Minuten klar und war mir zu blöd. Wem das gefällt, der kann damit sicher seinen Spaß haben, weil Steuerung und Aufmachung eigentlich ganz ok sind.
Nimm es mir nicht übel, aber du hast anscheinend das Spielprinzip dahinter nicht wirklich verstanden oder es ist einfach nichts für dich Gerade das optimieren, verbessern der Zeiten auf den bestehenden Strecken usw. ist nun mal die Essenz des Titels und Genres.
Ja, ist wohl einfach nichts für mich, denn wie gesagt, dabei geht es einzig und alleine nur darum, die Strecken auswendig zu lernen, damit man genau weiß, wann man wie schnell sein darf. Ist einfach nicht mein Ding ... abgesehen davon, macht das Spiel einen guten Eindruck, wem so was gefällt, der kann damit sicher viel Spaß haben.

vor 4 Jahren
e1ma

Zufällig gestern gespielt, weil es im XboX Game Pass für PC enthalten ist. Ich fand es unglaublich langweilig. Man muss eigentlich nur die Strecken immer und immer wieder fahren, bis man sie auswendig kennt, und erst dann durchkommen kann. Das wurde mir nach 10 Minuten klar und war mir zu blöd. Wem das gefällt, der kann damit sicher seinen Spaß haben, weil Steuerung und Aufmachung eigentlich ganz ok sind.
Nimm es mir nicht übel, aber du hast anscheinend das Spielprinzip dahinter nicht wirklich verstanden oder es ist einfach nichts für dich Gerade das optimieren, verbessern der Zeiten auf den bestehenden Strecken usw. ist nun mal die Essenz des Titels und Genres.

vor 4 Jahren