Door Kickers: Action Squad - Test, Arcade-Action, XboxOne, Switch, PC, PlayStation4

Door Kickers: Action Squad
08.11.2019, Matthias Schmid

Test: Door Kickers: Action Squad

Action ohne Durchsuchungsbefehl

Türen eintreten, Verbrecher erschießen, Geiseln befreien. Door Kickers: Action Squad setzt auf blockige Optik, Blutlachen und das berühmte „Nur noch ein Versuch“-Suchtprinzip. Hinter dem Retro-Look versteckt sich ein überraschend ausgefeiltes Ballerspiel. Der Test klärt euch über dessen Finessen auf und verrät, wie das Spiel am meisten Laune macht.

2014 testete der Kollege Eike die SWAT-Strategie Door Kickers - und war voll des Lobes ob der taktisch geprägten Einsätze, vergab 85 Spielspaßpunkte. Der 2016 angekündigte Nachfolger Door Kickers 2 - Task Force North lässt auf sich warten, ist laut dem rumänischen Entwickler Killhousegames aber noch in Entwicklung. Zur Überbrückung hat das Team nun einen Ableger programmiert, der strategisches Spielprinzip und Top-Down-Perspektive über Bord wirft - in Door Kickers: Action Squad wird weit mehr geschossen als geplant, zudem lenkt ihr nun Pixel-Polizisten in Seitenansicht durch zweidimensionale Häuserkomplexe.

Ballern statt Planen

Cop (mit Schild) vor der Tür, dahinter ein Gangster mit MG und zwei Geiseln - dringt rasch ein und achtet darauf, dass das Explosivfass nicht hochgeht.
Hüpfen, sich ducken, schießen, nachladen - und natürlich die Tür eintreten. Auf den ersten Blick ist das Spiel simpel: Man wählt einen von sechs Pixel-Polizisten und rennt fast kopflos durch die ersten Stages. Rattattattatt macht die Submachine Gun, die Verbrecher werden niedergestreckt, Geiseln auf Knopfdruck befreit. Doch schon nach wenigen Levels wird es knackiger, die Feinde schießen plötzlich aus allen Rohren, Messerstecher wollen euch an die Kevlarweste. Leider spart sich der Titel ein Tutorial - gerne hätte ich Schritt für Schritt gelernt, wie die zweite Waffenfunktion ausgelöst wird, was die vielen freischaltbaren Gimmicks am oberen Bildrand bedeuten oder wie ich erkennen kann, ob eine Tür beim ersten Tritt nachgibt oder mehrere Kicks braucht. Nach ein paar Blicken ins Controllerlayout und mehreren Bildschirmtoden hat man den Dreh aber raus. Und dann geht Door Kickers: Action Squad so: Einsteiger wählen den Polizist mit Schild, er hält mit Abstand am meisten aus und kann mit seiner Standardpistole trotzdem genug Schaden für die ersten 20 Stages anrichten. Also rein in die ersten Räume, alle Fieslinge abknallen und ein paar Geiseln befreien. An vielen Türen oder Aufzügen kann man per Analogstick nach oben oder unten die Etage wechseln - praktischerweise folgen euch Feinde fast nie. Durch Kills und Geisel-Rettungen füllt sich eine Leiste am linken oberen Rand: Damit löst ihr einen Spezialangriff aus (dazu später mehr), zaubert ein Medipack herbei oder motzt eure Rüstung auf. Viel besser aber noch: Ihr könnt damit ein zweites Leben ergattern - das sollte vor allem in den knackigeren Stages euer erstes Ziel sein. Denn feindliche Patronen und Messer leeren die Lebensleiste im Nu!

Vor jeder Mission wählt man einen Polizisten und dessen Ausrüstung - ein Lob gibt es für das schnell verstandene, klare Menü.
Erscheint euch eine Stages zu hart - manchmal warten hinter Türen in dunklen Räumen drei Uzi-Gegner und zwei Selbstmordbomber -, gibt es drei Möglichkeiten. Erstens: Ihr bleibt bei eurem gewählten Polizisten, aber levelt erst mal auf! Für jeden gescheiterten Versuch gibt es nämlich Erfahrungspunkte - wer Stufen aufsteigt, schaltet Punkte frei, die er auf zahllose Upgrades verteilen kann: Dinge wie weniger Shotgun-Rückstoß, ein größeres Magazin, Nahkampf-Kicks und mehr Treffergenauigkeit; aber auch gewitztere Features wie Schaden beim Landen auf Feinden, Deckungsfähigkeit, mehr Power bei schnellen Kills oder doppelte Medipacks fürs Team. Die zweite Option: Probiert einen anderen Cop aus! Mr. Shotgun erschießt zwar schon mal eine Geisel aus Versehen (das kostet Lebensenergie), räumt aber einen Raum in Sekundenschnelle leer. Die Agentin Fergie kann unter Schüssen hindurchrollen, ihr Aufklärer-Kollege öffnet Türen, ohne dass Feinde es merken. Oder ihr nehmt den „Typ, der dienstfrei hat“ (ein Lob an die lustigen Texte!) und freut euch, dass er als Spezialmanöver die alte Weltkriegsflinte seines Opas nutzt. Überhaupt erlauben die unterschiedlichen Spezialangriffe weitere Vorgehensweisen: Mit der Säge macht ihr aus nächster Nähe kurzen Prozess, Brandmunition richtet verheerenden Schaden an, Sniper-Unterstützung knipst bis zu drei Verbrechern das Licht aus und das Riesen-MG tut eben, was ein Riesen-MG so tut. Diese Aktionen kosten zwar mehr als ein Zusatzleben, können je nach Situation aber Gold wert sein.

Echte Typen

Bleibt noch die dritte, die beste Option für weniger Frust und mehr Feuerpower: Holt einen Mitstreiter an Bord. Das klappt entweder an einer Konsole (inklusive komfortablem Einstieg innerhalb eines Levels) oder via Internet - am besten solltet ihr hierfür aber einen Bekannten haben, der das Spiel auch besitzt. Die Online-Suche nach Mitspielern läuft nämlich häufig ins Leere - kein Wunder, wenn man nach drei, vier Stunden normalen Zockens schon auf Platz 212 in der weltweiten Highscore-Liste rangiert. Door Kickers: Action Squad hat sich bisher scheinbar sehr bescheiden verkauft - das hat das durchdachte Spiel eigentlich nicht verdient! Doch zurück zum Koop-Zocken: Zu zweit werden die Einsätze nicht nur spaßiger, sondern auch taktischer und einfacher. Ihr könnt euch z.B. aufteilen und einen Raum von zwei Seiten hochnehmen, als Schild-Typ dem Kollegen Feuerschutz geben, oder - auch auf Kosten der Spezialenergie-Leiste - euren Kumpel wiederbeleben. Friendly Fire ist selbstverständlich deaktiviert - alles andere wäre absurd!

Mehr Spaß zu zweit

Obwohl euch der Titel im Spielverlauf mit immer härteren Gegnertypen (Panzerung, Zielvisier, Molotov-Cocktail) konfrontiert und z.B. mit der Bombenentschärfung den Faktor Zeitdruck hinzufügt, bleibt der Spielablauf zu gleichförmig und das Leveldesign zu eindimensional - das verhindert den Sprung in höhere Wertungsregionen. Böse gesagt, läuft es hinter jeder eingetretenen Tür doch nur darauf hinaus, möglichst rasch alle Feinde umzunieten, bevor diese selbst ballern können oder angestürmt kommen. Zwar könnt ihr ab und an durch Glasdecken in Räume springen oder Schurken durch Fensterscheiben erschießen - in puncto Leveldesign wünsche ich mir für einen eventuellen Nachfolger aber mehr Kreativität; auch das sporadisch eingestreute Suchen einer Schlüsselkarte fühlt sich recht bieder an. Technisch gibt es angesichts der Retro-Optik wenig zu meckern, allerdings sind die Ruckeleinlagen bei Regen oder Rauchgranateneinsatz unverständlich!

Mächtig was los: Zwei 4Players-Cops sind auf der mittleren Ebene in der Bildmitte - und schießen die Angreifer rechts zu blutigen Bröckchen.
Rauchgranaten? Natürlich gibt es auch Granaten, Sprengsätze, bessere Schutzwesten & Co. Die werden aber nicht mit den normalen Erfahrungspunkten, sondern mit im Einsatz verdienten Sternen freigeschaltet. Wer ein Level gerade so meistert, erhält nur einen, wer nicht stirbt und auch keine Geisel verliert, freut sich über drei. Damit schaltet ihr flott stärkere Waffen frei (die dann aber vielleicht kleinere Magazine oder mehr Nachladezeit haben) und kauft euch besagte Equipmentgegenstände wie Granaten und Schutzwesten. Wann immer ihr sechs Stages geschafft habt, wird der nächste Zwölferpack an Einsätzen verfügbar - insgesamt warten 84 Levels auf fleißige Pixelpolizisten. Wer dann immer noch nicht genug hat, wagt sich in den „Turm der Unendlichkeit“ - dort warten beinharte Gegnerhorden nach dem Zufallsprinzip. Launiger jedoch finde ich die Variante „Zombieinvasion“: Hier spielt man die üblichen Stages aus dem normalen Modus, bekommt es aber zusätzlich mit Untoten zu tun; die strömen so lange aus grün leuchtenden Portalen, bis ich diese verschlossen habe. Zudem verwandelt sich manche Geisel spontan in einen Wiedergänger - Schockschwerenot! Ach ja: Wem die digitale Version des Titels nicht reicht, der kann im Store von Strictlylimitedgames eine Packung (25 bzw. 30 Euro) oder sogar Collector’s Edition (45 bzw. 50 Euro) für PS4 bzw. Switch ordern.

Auf Wunsch auch mit Zombies

Fazit

Es hat eine Weile gebraucht, bis ich mit Door Kickers: Action Squad richtig warm geworden bin - anfangs fand ich die Stages zu monoton, dann bald unfair und anstrengend. Das ändert sich, wenn man manches fordernde Level immer wieder versucht, Stück für Stück besser wird und dabei noch fleißig levelt. Und natürlich, wenn man mit den verschiedenen Polizei-Charakteren experimentiert oder einen zweiten Co(o)p vor die Konsole holt - am besten ist der Titel nämlich im Couch-Koop-Modus. Spricht man sich ab und gibt sich gegenseitig Deckung, fällt es auch weniger ins Gewicht, dass das eigentliche Moverepertoir sehr überschaubar ist (z.B. ist es nicht möglich, nach oben zu schießen) und die Level meist bieder aufgebaut sind. Die Ruckler bei Rauchgranateneinsatz sind zwar unschön, stören die Spielbarkeit aber nicht. Und für unter 20 Euro bietet Door Kickers: Action Squad tatsächlich eine Menge Inhalt - das betritt sowohl die Levelanzahl als auch das durchdachte Ausrüstungs- und Upgrade-System. Koop-affine Pixelfreunde greifen zu!

Pro

  • sehr viele Knarren und Ausrüstungsgegenstände
  • 6 Cops mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen
  • viele, teils sehr kniffliges Stages
  • optionale Zombie-Variante
  • motivierendes, stetes Aufleveln
  • gute Ballersounds
  • unkomplizierte Zweispieler-Action
  • gefälliger Pixel-Look mit ein bisschen Splatter
  • einfallsreiche Spezialfähigkeiten

Kontra

  • Leveldesign wenig kreativ
  • Spielablauf unterm Strich zu gleichförmig
  • manche Räume und Gegner unfair hart
  • kein Tutorial
  • kein Feuern nach schräg oben und oben
  • man findet kaum Online-Matches

Wertung

XboxOne

SWAT-Einsatz auf Speed: derbe 2D-Schießerei, die mit vielfältiger Ausrüstung überrascht. Am besten zu zweit zocken!

Switch

SWAT-Einsatz auf Speed: derbe 2D-Schießerei, die mit vielfältiger Ausrüstung überrascht. Am besten zu zweit zocken!

PC

SWAT-Einsatz auf Speed: derbe 2D-Schießerei, die mit vielfältiger Ausrüstung überrascht. Am besten zu zweit zocken!

PlayStation4

SWAT-Einsatz auf Speed: derbe 2D-Schießerei, die mit vielfältiger Ausrüstung überrascht. Am besten zu zweit zocken!

Echtgeldtransaktionen

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Kommentare
WH173W0LF

First in, last out.

vor 5 Jahren
nepumax

Das heißt Durchsuchungsbeschluss.

vor 5 Jahren
LouisLoiselle

Koop mag ich immer, aber ich kann diese langweilige, generische Pixeloptik einfach nicht mehr sehen.

vor 5 Jahren
NoCrySoN

Kann den Titel jedem Koop Spieler nur wärmstens empfehlen. Habs selbst erst seit kurzem und bisher viel Spaß zu zweit gehabt.

Denkt man während des ersten Kapitels so langsam alles kennengelernt zu haben, so vielfältiger und anspruchsvoller wirds dann plötzlich innerhalb der nächsten Missionen. Absprachen sind dann unabdingbar, vor allem auch durch die verschiedenen Klassen.

Alles auch in sehr liebevollen Pixelstil gehalten. Wer die gute Koop Zeit von Swat oder RS vermisst, hat hier eine kleine, feine Alternative. Kaufen und unterstützen kann ich hierzu nur sagen.

vor 5 Jahren