Anno 1800: Die Passage - Test, Taktik & Strategie, PC

Anno 1800: Die Passage
10.12.2019, Marcel Kleffmann

Test: Anno 1800: Die Passage

Vorbildliche Anno-Erweiterung

Die Passage ist die dritte und letzte Erweiterung aus dem Season Pass von Anno 1800 und im Gegensatz zu den bisherigen DLCs stehen Aufbau und Wirtschaft diesmal konsequent im Mittelpunkt. Für den Test sind wir in die Arktis geschippert, haben Heizöfen aufgestellt und Luftschiffe gebaut ...

Während die ersten beiden Erweiterungen "Gesunkene Schätze" (zum Test) und "Botanika" (zum Test) eher mittelprächtig waren, setzt "Die Passage" die richtigen Akzente und erweitert den Aufbau-Strategiekern von Anno 1800 mit neuen Gebäuden, Warenketten, Luftschiffen und hitzigen Herausforderungen auf einer arktischen Karte. Es ist eine Erweiterung für das Endgame, die dafür sorgt, dass man seine gewohnte Siedlung gehörig umbauen kann, wenn man dem Optimierungsdrang frönen möchte. Die Arktis-Karte ist eine neue Session, die wie die "Neue Welt" eigenständig und parallel zu den anderen Sessions läuft.

Expedition in die Arktis

Die Reise in die Kälte kann losgehen, sobald man einen Ingenieur (vierte Bevölkerungsstufe) in einer Siedlung beherbergt. Daraufhin meldet sich Lady Faithful und berichtet von der verschollenen Expedition ihres Gatten und weil die Admiralität nichts unternimmt, bietet die Lady eine Belohnung an, wenn man sie bei der Suche unterstützt. Kurz darauf hat der Kapitän mit eine entsprechende Expedition ausbaldowert, die mit einer kleinen, aber feinen Neuerung daherkommt. So kann man zwischen den gewohnten Entscheidungen in Textform die Route des Schiffes durch die Arktis bestimmen ...

Hat man letztlich die Arktis erreicht, wird der Handlungsstrang fortgesetzt. Zwischen Eisbergen und Eisinseln findet man ein aufgegebenes Lager, baut aus den Überresten eine Siedlung auf und nimmt Kontakt zu der lokalen Nicht-Spieler-Fraktion auf, den Inuit. Dann folgt man einem Schiff zu der letztbekannten Position der Expedition, muss eine Sprengung vorbereiten und wenig spannende Versorgungsaufgaben mit Countdown schaffen, bevor am Ende eine überraschend gelungene Schnitzeljagd mit Hinweisen aus einem Logbuch und Spuren im Schnee ansteht. Generell ist die Questreihe wesentlich besser ausgearbeitet und umgesetzt als die in "Gesunkene Schätze", obgleich sie etwas länger und ausführlicher sein könnte.

Frostige Suche nach Überlebenden

Die Einwohner und fast alle Produktionsstätten (außer Köhlereien) müssen in der Arktis mit Wärme versorgt werden.
Die Spielzeit ist bei der Anno-Reihe immer schwer anzugeben (auch aufgrund der Zeitbeschleunigung), aber wenn man über eine gut ausgebaute Basissiedlung in der Alten Welt mit einem übervollen Ressourcenlager verfügt und die Aufgaben in der Arktis zügig abarbeitet, darf man mit ca. sechs Stunden Spielzeit für die Geschichte rechnen. Nach dem Ende der Questreihe kann man noch verbleibende Aufgaben erledigen, Artefakte finden und sich in Ruhe um den Ausbau der Siedlung kümmern ... und das lohnt sich richtig.

Der Siedlungsbau in der Arktis unterscheidet sich von den anderen Regionen, denn die Einwohner auf den beiden neuen Bevölkerungsstufen Erforscher und Techniker wollen mit Wärme versorgt werden, dies gilt für nahezu alle Wohn- und Produktionsgebäude. Hier kommen die Heizöfen ins Spiel, die Wärme mit Hilfe von Rohren entlang des Straßennetzwerks weiterleiten - im Prinzip funktioniert dies wie bei der Stromversorgung via Stromleitungen von einem Kraftwerk. Einen festen Wärme-Einflusskreis wie in der Arktis aus Anno 2205 gibt es nicht.

Kampf gegen Kälte

Der nördliche Teil der Arktis-Karte ist jedes Mal gleich. Die Formen und die Platzierung der südlichen Insel werden bei der Session-Erstellung neu zusammengewürfelt.
Heizöfen verschlingen Kohle und die meist sehr kleinen Inseln mit Köhlereien vollzukleistern ist auch keine Lösung, schließlich braucht man den Platz für Einwohnerhütten, Rentierfarmen, Gänsefarmen, Walfänger, Felljäger und Huskyaufzuchten. Kohle aus der "Alten Welt" zu importieren, ist daher eine gute Idee, zumal die "Nordländer" dringend andere Sachen wie Schnaps und Kaffee brauchen, damit es "warm" ums Herz wird. Das Bedürfnis nach Wärme löst die Luxusgüter ab und wurde spielerisch clever mit der "arktischen Grippe" verwoben. Ist einem die Wärmeversorgung nicht so wichtig, was möglich und billiger ist, werden die Einwohner schneller und häufiger krank, was mehr Polarwachten erfordert. Kümmert man sich um die wohlige Wärme, geht es den Leuten besser und es entstehen weniger Produktionsausfälle. So baut man seine Siedlung in der Eislandschaft weiter aus und bekommt Zugriff auf neue Produktionsgüter wie Anoraks (aus Robbenfell) oder Hundeschlitten, während die Einwohner wie gewohnt neue Bedürfnisse entwickeln - der gewohnte Anno-Spielablauf. Insgesamt verspricht die Erweiterung sieben neue Produktionsketten, 32 Gebäude, 13 weitere Produktionsgüter und mehr als 60 Quests.

Als Höhepunkt darf in der Arktis der Luftschiff-Hangar als neues Monument errichtet werden, das allerlei Ressourcen und viel Bauzeit verschlingt. Nach vier Bauphasen darf man Zeppeline/Luftschiffe bauen, zunächst für den Handlungsstrang und später für alle nur erdenklichen Transportaufgaben. Luftschiffe sind sicher vor Piraten und fliegen den direkten Weg. Sie müssen nicht langsam um Inseln herumfahren, werden dafür stärker vom Wind beeinflusst. Die Lade- und Entladezeiten sind länger als bei einem gewöhnlichen Schiff. Sie verfügen über vier Waren- und zwei Item-Slots.

Gasgeben mit Luftschiffen

Für die ersten beiden Luftschiffe bekommt man die notwendige neue Ressource "Gas" gestellt. Für alle anderen Luftschiffe, muss man selbst Gas fördern und diese Vorkommen findet man nur auf Steilküsteninseln, auf denen man mit keinem normalen Schiff landen kann. Ohne Luft-Kontor und Luftschiffe sind diese Eisklötze nicht nutzbar und da es in der Arktis keine Pendlerkais zum Transfer von Arbeitskraft gibt, müssen alle Waren zur Versorgung der Einwohner zur Gasquelle geflogen werden. Der Aufwand dürfte sich lohnen, denn die Luftschiffe können in allen anderen Sektoren (Sessions) eingesetzt werden. Zumal das Gas als neue Ressource für das Gas-Kraftwerk (ab einem Investor) zur Stromproduktion benutzt werden kann, wodurch man sich z.B. die Eisenbahn zum Öl-Transport mitten in die Ingenieur/Investoren-Hochburg sparen könnte. Gas wird nicht alle Energieprobleme lösen, aber einige. Die Luftschiffe und das Gas als Ersatzbrennstoff sind eine willkommene und sinnvolle Ergänzung, die das Endgame durchaus durcheinander bringt.

Gas-Quellen erreicht man nur mit dem Luftschiff. Jetzt muss dort "bloß" eine Siedlung mit 250 Technikern errichtet werden ...


Game Update 6: Koop-Modus und Statistiken

Zusammen mit der dritten Season-Pass-Erweiterung erscheint das (kostenlose) Game Update 6, welches das Statistiksystem und den kooperativen Mehrspieler-Modus hinzufügt. Der kooperative Multiplayer ermöglicht, dass eine gemeinsame Fraktion bzw. ein Unternehmen von bis zu vier Spielern gleichzeitig gesteuert werden kann. Ein Spieler könnte sich z.B. um den Ausbau der Neuen Welt kümmern, während ein Spieler die "Alte Welt" verwaltet oder die Handelsrouten und Expeditionen im Auge behält. Bis zu vier Teams/Unternehmen können antreten, weswegen bis zu 16 Mitspieler an den kooperativen Partien teilnehmen können.

Das neue Statistiksystem wird deutlich umfangreicher als ursprünglich geplant ausfallen. Eigentlich sollte man lediglich ein Statistikzentrum-Gebäude irgendwo bauen können und dann Zugriff auf Angaben zur Produktionseffektivität etc. erhalten. Das aktuelle System ist (zum Glück) wesentlich größer geworden und visualisiert mehr Informationen. So ist es möglich pro Insel oder über alle Inseln hinweg, die Produktion, das Lager, die Finanzen und die Bevölkerung im Zeitverlauf zu betrachten. Bei der Produktion lässt sich die aktuelle Nachfrage (blauer Balken) direkt mit der Versorgung (grüner Balken) gegenüberstellen. Auch mehrstufige Produktionsketten können betrachtet werden und anhand des Graphen lässt sich schnell ausmachen, an welchem Zwischenprodukt es gerade mangelt.

Die Statistik hilft. Vor einigen Minuten gabe es Probleme mit der Kohleversorgung.

Der Lagerbestand auf Zeit verschafft einen Überblick, ob eine Ware z.B. langsam zur Neige geht oder andauernd das Lager voll ist. Bei den Finanzen werden Einnahmen und Ausgaben übersichtlich aufgelistet. Zugleich kann man sich ausführliche Listen mit vorhandenen Produktionsgebäuden, den laufenden Kosten etc. anzeigen lassen - auch für öffentliche Dienste, städtische Institutionen oder Verwaltung. Gesockelte Gegenstände und etwaige Item-Effekte werden ebenfalls präsentiert. Das Change-Log findet ihr hier .

Fazit

Die Passage ist ganz klar der beste Downloadinhalt aus dem bisherigen Season Pass für Anno 1800 - deutlich vor Gesunkene Schätze und später Botanika. Während einer netten Geschichte, der es leicht an Umfang und Tiefe mangelt, besiedelt man die Arktis und bekommt Zugang zu Luftschiffen und Gas, wodurch fortgeschrittene Siedlungen auf den Kopf gestellt werden können. Die Erweiterung ergänzt den Aufbaukern mit einer neuen Wärme-Mechanik, die sinnvoll an eine Krankheit gekoppelt wurde. Hinzu kommen Herausforderungen durch karge und kleine Inseln sowie Steilküsten, zumal die Interaktionen mit den anderen Sessions gut und stellenweise fies gestaltet wurde. Am grundlegenden Konzept ändert Anno 1800: Die Passage zwar wenig, aber es ist ja auch nur eine Erweiterung - und genau so sollte ein DLC für Anno aussehen. Würde ich abschließend noch den gesamten Season Pass bewerten, würde dieser aufgrund der Stärke der letzten Erweiterung doch noch ein "gut" bekommen.

Wertung

PC

Die Passage ist ganz klar der beste Downloadinhalt aus dem bisherigen Season Pass für Anno 1800 - deutlich vor Gesunkene Schätze und später Botanika.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Diese Erweiterung enthält keine zusätzlichen Mikrotransaktionen.
  • Es gibt keine Käufe.
Kommentare
James Dean



Na ja, ich warte ohnehin noch ab, bis die Komplettversion kommt (wo schon ALLE DLCs mit drin sind, denn sogar in der aktuellen Königsedition (die ja Season 1 und 2 beinhaltet) ist noch nicht sicher, ob nicht noch Season 3 oder dergleichen kommen wird. Es gibt ja schließlich noch Inhalte wie Deluxe oder Weihnachten. Deswegen warte ich ohnehin auf ein Komplettpaket. Ich sehe nicht ein am Ende dreistellig bezahlen zu müssen um alles zu haben. Vielleicht tut sich nach dieser Zeit ja sogar etwas in Richtung Steam. EA plant ja schließlich auch wieder zurück zu Steam zu gehen und Epic selbst zählt Anno 1800 nicht zu deren erfolgreichen Titeln, wie jüngste Berichte zeigten.)
Bin da ganz bei dir. Was war ich damals glücklich, 1404 als Limited Edition vorbestellen und am Releasetag spielen zu können in dem Wissen, dass ein oder zwei Jahre später noch ein schönes Addon kommt, welches das Spielerlebnis noch einmal abrundet, verbessert oder erneuert.

Bei 1800 dachte ich mir auch nur: Warteste 3 Jahre, dann sind all diese DLCs, die inhaltlich in der Mehrzahl wahrscheinlich nicht einmal so viel bieten werden, auch automatisch mit drin. Und du zahlst dann auch nur 25 Euronen. Die Königsedition von 1800, die derzeit 100 € oder so um den Dreh kosten soll, ist preislich gesehen ein Witz. Und wie du schon sagtest: Wer weiß, was noch alles dazu kommt.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Gamer433

Auch wenn ich die Antwort auf diese Frage schon befürchte, aber ist wem bekannt, ob Anno 1800 jemals wieder auf Steam zurückkehrt?
Bisher sieht es so aus, als würde es nicht wieder auf Steam erscheinen. Da das Spiel aber sowieso mit uPlay verbunden ist, kannst du es auch direkt dort holen, ohne auf den Epic Store zurückzugreifen
Ja, bisher fand ich leider auch keine andere Info, danke.
Mir ist klar, dass ich das auch im Ubi-Shop kaufen kann und deren Launcher sowieso mitstarten würde. Auch ist mir klar, dass ich ein steamfremdes Spiel meiner Bibliothek hinzufügen kann, doch ist das alles für mich nicht dasselbe.
Ich hätte es gerne vollwertig in meinem Steam-Account!

Na ja, ich warte ohnehin noch ab, bis die Komplettversion kommt (wo schon ALLE DLCs mit drin sind, denn sogar in der aktuellen Königsedition (die ja Season 1 und 2 beinhaltet) ist noch nicht sicher, ob nicht noch Season 3 oder dergleichen kommen wird. Es gibt ja schließlich noch Inhalte wie Deluxe oder Weihnachten. Deswegen warte ich ohnehin auf ein Komplettpaket. Ich sehe nicht ein am Ende dreistellig bezahlen zu müssen um alles zu haben. Vielleicht tut sich nach dieser Zeit ja sogar etwas in Richtung Steam. EA plant ja schließlich auch wieder zurück zu Steam zu gehen und Epic selbst zählt Anno 1800 nicht zu deren erfolgreichen Titeln, wie jüngste Berichte zeigten.)

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
James Dean

Auch wenn ich die Antwort auf diese Frage schon befürchte, aber ist wem bekannt, ob Anno 1800 jemals wieder auf Steam zurückkehrt?
Bisher sieht es so aus, als würde es nicht wieder auf Steam erscheinen. Da das Spiel aber sowieso mit uPlay verbunden ist, kannst du es auch direkt dort holen, ohne auf den Epic Store zurückzugreifen

vor 4 Jahren
Gamer433

Auch wenn ich die Antwort auf diese Frage schon befürchte, aber ist wem bekannt, ob Anno 1800 jemals wieder auf Steam zurückkehrt?

vor 4 Jahren