MechWarrior 5: Mercenaries - Test, Shooter, XboxOne, PC, PlayStation4, XboxSeriesX, PlayStation5
Nicht verwechseln: Das kanadische Studio Piranha Games hat mit dem deutschen Piranha Bytes außer dem Fisch im Namen nicht viel gemein. Es zeichnet allerdings schon für den Free-to-play-Titel MechWarrior Online verantwortlich, kennt sich mit den Maschinen des Battletech-Universums also aus. Kein Wunder daher, dass sich die Mechs im aktuellen Mercenaries ähnlich steuern wie die der Online-Scharmützel. Je nach Gefährt ist man daher schon mal recht flott unterwegs, verliert aber nie das Gefühl einen schweren Koloss zu manövrieren.
Die haben den Dreh raus
Selbst die Sicht schiebt man nicht einfach in Richtung der Ziele – vielmehr bewegt man das Cockpit so weit, wie man es über dem Rumpf maximal drehen kann und müsste für ein volle Wende dann noch die Beine umsetzen. Keine Angst: Das ist eingängiger als es klingt. Wichtig ist aber, dass sich die Mechs wie Maschinen anfühlen, nicht wie flinke Action-Abenteurer.
Und trotzdem bin ich mit der Steuerung nicht ganz zufrieden, denn man kann sowohl das Cockpit per Maus als auch das gesamte Gefährt über die Tastatur drehen. Das Umständliche daran: Dreht man per Tastatur, dann bewegt sich das Cockpit, also die Sicht automatisch mit, sodass man mit der Maus ständig gegen das Bewegen per Tastatur arbeiten müsste. Wie spiele ich also? Ich hämmere beim Umsehen mit der Maus fast die ganze Zeit auf eine weitere Taste zum Ausrichten der Beine unter dem Cockpit. Die Maschinen können ihre Unterkörper nämlich sehr wohl unabhängig vom Oberteil bewegen. Das fühlt sich dann zwar bescheuert an, aber nur so ist MechWarrior 5 flüssig spielbar.
Unter- vs. Oberkörper
Warum man eigentlich in den Kampf zieht, spielt zudem eine erschreckend kleine Rolle. Klar: Konkurrierende Parteien führen Krieg und heuern Söldner (Engl.: mercenaries) an, damit die für sie die Drecksarbeit erledigen. Und so bewegt man das Mutterschiff frei über die Galaxiekarte, um dort Aufträge anzunehmen, wo man sich gerade befindet. Das steigert das Ansehen beim Auftraggeber, während man bei der jeweiligen gegnerischen Fraktion Sympathien verliert. Je höher das Ansehen, desto niedriger werden Preise für neue Mechs und Bauteile sowie Reparaturen und man erhält auch eine deutlich größere Belohnung als von Parteien, deren Mechs und Stützpunkte man zuvor dem Recycling zugeführt hat.
Der kalte Klick
Dummerweise haben die Streithähne nur überhaupt kein Gesicht. Weder findet man Informationen, die ihre Hintergründe bzw. Geschichte skizzieren, noch führt man Dialoge mit den Auftraggebern. Die sind ausschließlich auf starren Portraits zu sehen, während man die immer gleichen prozedural erstellten Missionsbeschreibungen liest. Schön, dass man sich entscheiden kann, welche Anteile der späteren Beute man einstreichen will, oder ob man lieber ein höheres festes Gehalt vereinbart. Dieser kalte Klick ist allerdings die einzige Art der Interaktion.
Nicht einmal die Geschichte der eigenen Söldnertruppe ist in irgendeiner Form interessant. Da gibt es natürlich Bösewichte, die den Mech des Vaters plattmachen, und was immer sich daraus entwickelt. Interessante Charakterzeichnungen oder spannende erzählerische Entwicklungen gehören aber nicht dazu. Und selbstverständlich hangelt sich die Geschichte an speziellen Missionen entlang – die sich nur leider in keiner Form vom ohnehin stets gleichen Herumlaufen-und-Schießen unterscheiden, das den Söldner-Alltag hier ausmacht.
Irgendwelche Konflikte
Bevor man dabei einen Einsatz im Rahmen der Handlung durchführen kann, muss man oft stundenlang genau diese immergleichen Aufträge abspulen, um mit dem erarbeitenden Geld bessere Mechs und Waffen zu kaufen sowie zerstörte Bauteile und gefallene Piloten zu ersetzen. So steigt man im Ansehen, nimmt bald Missionen gegen noch stärkere Gegner an usw., usw., usw. Je weiter entfernt ein Planet vom Ausgangsbereich liegt, desto schwerer sind dabei ganz grob gesagt die dort verfügbaren Missionen.
Motivierend ist natürlich das Verwalten von Mensch und Maschine, denn man ist ja selten alleine unterwegs. Stattdessen ziehen bis zu drei Begleiter mit ins Gefecht, die man zunächst rekrutieren muss. Die wollen regelmäßig bezahlt werden, sodass alle paar Wochen ausreichend Lohn vorhanden sein muss, und sie gewinnen mit jedem Einsatz an Erfahrung, was langfristige Begleiter zu größeren Hilfen macht als Frischlinge es sind. Und obwohl sowohl eigene als auch feindliche Einheiten mitunter höchst abstruse Wege gehen bzw. einfachste Wege nicht gehen, sind die Kameraden im Kampf meist eine große Hilfe, da sie auch ohne die optionalen Anweisungen effektiv mitmischen.
Mensch und Maschine
Welche Piloten welche Mechs steuern, legt man vor jedem Einsatz also frei fest, und auch die Stampfer selbst bestückt man eigenhändig. Immerhin besitzen sie Slots für verschiedene Waffentypen, können je nach Modell mit Boostern für ein kurzes Schweben versehen werden und benötigen Kühlung, damit die Waffen nicht so schnell heiß laufen. Mitunter muss man auch abwägen, ob man Rüstung zugunsten zusätzlicher Module opfert und wie man die Rüstung auf Vorder- und Rückseite des Mechs verteilt. Immerhin bewegen sich starke Maschinen kaum, während sich schnelle Läufer schnell drehen, dafür aber auch viel zwischen Gegnern umher sprinten.
Auf Dauer wird nur leider selbst das motivierende Aufrüsten etwas dröge, was zwei Gründe hat. Zum einen besteht der mit Abstand größte Teil dieser Arbeit im ständigen Reparieren der Mechs sowie dem anschließenden Austauschen zerstörter Module. Mehr als zähes Klickwerk ist das leider nicht, sodass es sich irgendwann mehr nach dem Ausfüllen einer Excel-Tabelle anfühlt als nach spannendem Tüfteln. Zum anderen sind die Menüs nicht so komfortabel wie es dem vielen Hantieren guttun würde. Sind z.B. sowohl kleine als auch große Slots für Module eines Typs vorhanden, werden kleine Waffen in freie größere Slots gesteckt, weshalb man sie manuell an den richtigen Fleck schieben sollte. Nicht zuletzt fehlt mir ein Simulator, um neue Setups zu testen. Und auch das Erkunden der Planeten außerhalb von Aufträgen hätte dem Erlebnis gutgetan...
... stattdessen ist man immer nur in überschaubaren Missions-Rechtecken unterwegs, die aus wenigen Versatzstücken zusammengesteckt werden. Und wenn man denselben markanten Graben auf etlichen Planeten wiederfindet, wirkt die so aufgebaute Welt leider sehr klein. Sieben Oberflächentypen sorgen zwar für Abwechslung, zumal die Einsätze zu verschiedenen Tageszeiten stattfinden und man besonders nachts eindrucksvolle Explosionen zu sehen bekommt, doch alles in allem ist dieses Battletech-Universum einfach kein großes.
Kleine Action statt großem Universum
Keine Frage der Steuerung
Und noch ein Ärgernis: Sowohl Gamepads als auch Joysticks werden auf enttäuschende Art vernachlässigt. So stehen mit einem normalen Controller verschiedene Eingaben erst gar nicht zur Verfügung, während mein HOTAS-Stick, immerhin ein geläufiger X52, gar nicht erst erkannt wird. Gerade damit hätte das Abenteuer als MechWarrior aber noch einmal dazugewinnen können. So bleibt es leider bei einem durchaus netten, auf Dauer aber viel zu drögen Action-Ausflug.
Fazit
Hier war viel mehr drin! Sicher: Technisch fällt bei MechWarrior 5: Mercenaries niemandem die Kinnlade auf den Boden. Aber grundsätzlich fängt Piranha Games recht überzeugend dieses Gefühl ein, einen mächtigen Stahlkoloss über Stock und Stein zu schieben. Sehr verschiedene Mechs bringen dabei Abwechslung ins Spiel, während Taktiker nicht nur an der Zusammenstellung ihrer Ausrüstung feilen, sondern auch eine sorgfältig ausgewählte Crew zusammenstellen. Die freie Wahl von Mission und Auftraggeber sowie daraus entstehende Vor- und Nachteile teile befeuern zudem die Kampagne – laufen sich aber auch schnell tot. Jede Mission fühlt sich nahezu gleich an und den befeindeten Fraktionen fehlt jedweder Charakter, sodass man müde stets dasselbe macht, anstatt mit Leidenschaft dabei zu sein. Hinzu kommen technische und inhaltliche Versäumnisse an ganz verschiedenen Stellen, zu denen vernachlässigte Joysticks und Gamepads, eine grundsätzlich nicht logische Steuerung, seltsames KI-Verhalten, ein unsinniger Koop-Modus sowie eine etwas umständliche Menüführung zählen. Wer es ohne klassische Mech-Action partout nicht aushält, kann einen Blick riskieren. Erwartet nur nicht, dass diese Stampfer einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Pro
- sehr unterschiedliche Mechs beeinflussen taktisches Vorgehen im Kampf
- meist sehr effektives Verhalten der eigenen Mitstreiter
- relativ freie Wahl von Missionen und Auftraggebern auf großer Galaxiekarte
- Ansehen bei Fraktionen beeinflusst Marktpreise und Gewinne nach Einsätzen...
- umfangreiches Kaufen und Ausrüsten der Mechs
- anheuern von Piloten mit verschiedenen Fähigkeiten und Potentialen
- nahezu alle Einsätze kooperativ spielbar...
- stellenweise komfortable Menüführung, z.B. beim Ausbau der Mechs...
- praktisch: starten von bis zu fünf Kampagnen mit je beliebig vielen Speicherständen
Kontra
- tlw. unhandliche und unlogische Steuerung
- ungenügende Gamepad
- und Joystick-Unterstützung
- sehr kleine Einsatzgebiete aus wenigen, immer gleichen Versatzstücken
- ... Auftraggeber sind aber reine Statistik-Werkzeuge ohne Geschichte oder spielerische Besonderheiten
- Wegfindung findet mitunter einfachste Routen auf fast freien Flächen nicht
- keine besonderen Missionstypen oder Überraschungen: alle Einsätze sind einförmiges Laufen-und-Schießen
- ... allerdings nur mit Freunden und den Mechs des Hosts
- ... tlw. aber auch umständliches Umherklicken
- schlecht lesbare Minikarte
- fehlendes Automatisieren: häufig notwendige Handgriffe verlangen ständig die gleichen ermüdenden Klicks
- kleine Waffen werden auf Slots für größere gelegt, was manuelles Umrüsten erfordert
- Galaxiekarte zeigt nicht an, welche Fraktion in Aufträge involviert sind
- Mech bleibt stehen, wenn man Spiel pausiert
- kein Simulator zum Ausprobieren neuer Mechs oder Setups
- kein freies Erkunden der Planeten
- schade: Absetzen vor, aber kein Abholen nach Missionen stattdessen schlichtes Ausblenden
- Charaktere auf Schiff reden nur in festen Missionsbeschreibungen o.ä.
- einzelne Stimmen bei voller Lautstärke, obwohl die heruntergedreht wurde
- Untertitel können nicht ausgeschaltet werden, E-Taste zum allgemeinen Benutzen kann nicht umbelegt werden
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