Bee Simulator - Test, Simulation, PlayStation4Pro, XboxOne, Switch, XboxOneX, PC, PlayStation4

Bee Simulator
22.11.2019, Jan Wöbbeking

Test: Bee Simulator

Ein akkurater Simulator?

Bei seiner Ankündigung sorgte der „Bienen-Simulator“ 2018 für einen ungeahnten Hype. Sogar der überraschte polnische Entwickler Varsav sah sich dazu veranlasst, seinem „Spiel“ mehr Umfang zu verpassen als ursprünglich geplant. Ob die Strategie aufgegangen ist, überprüfen wir im Test.

Spielerisch wirkt der Bee Simulator (ab 16,98€ bei kaufen) leider ähnlich unausgegoren wie das Gros anderer Alltagssimulationen. Mal jagt man mit etwas sperriger Steuerung und ruckartigen Kurven anderen Insekten oder auch modernen Bestäubungs-Drohnen nach, um sie wie in einem Flug-Rennspiel einzuholen. An Abzweigungen durch hohle Baumstümpfe und Erdlöcher erweist sich das mitunter als fummelig, da man nebenbei Energie für den „Bienen-Turbo“ einsammeln muss. Noch weniger Spaß machten mir die Kämpfe gegen Feinde wie die hinterhältige Hornisse Harry. Die Gefechte laufen mit einfachen Knöpfchen-Abfolgen wie im Musikspiel ab – seltsamerweise ohne rhythmisch abgestimmte Musik.

Spielerisch mau...

Auf dem (zu) leichtem Schwierigkeitsgrad dürften selbst junge Spieler unterfordert werden. Auf der schweren Stufe wird es aber auch nicht unterhaltsamer, zumal das Gefecht von nervigem Kamerawackeln begleitet wird. Dann gilt es, blitzschnell mit Knopf- und Richtungskombinationen die Bewegungen zu kontern. Das „Tanzen“ zur Informationsübermittlung an Mitglieder des Schwarms läuft ähnlich fade ab. Außerdem sammelt man natürlich Pollen. Viele, viele Pollen, deren Wertigkeit sich mit der gerasterten Bienen-Sicht feststellen lässt.

Mit Bienensicht geht es auf die Suche nach hochwertigen Pollen.
Es mag seltsam klingen, aber oft hatte ich trotzdem Spaß daran, Schauplätze wie den Zoo oder die Grünanlagen zu erkunden, welche dem New Yorker Central Park nachempfunden wurden. Die Entwickler legen schließlich großen Wert darauf, die Biene im Zusammenspiel mit Menschen und anderen Tierarten zu zeigen. Überall trifft man auf Jogger, scheu abtauchende Maulwürfe, Insekten und andere Tiere - z.B. eine hinterlistige, angeblich vegetarische Spinne. Sie verschaffte mir erst eine Nebenaufgabe zur Besorgung von Pollen, um mich dann doch im Netz zu einfangen. Frechheit! Also befreite ich mich mal wieder mit rhythmischem Knöpfchendrücken aus der Falle. Auch im Nachschlagewerk werden nach und nach mehr interessante Fakten über die fleißigen Insekten und ihre Aufgaben im Stamm freigeschaltet. Als ich erfuhr, dass ein Tier in seinem Bienenleben nur etwa einen Achtel Teelöffel voll Honig erwirtschaftet, entwickelte ich eine ganz andere Wertschätzung dafür. Wie schnell fliegen Bienen überhaupt?

...aber allemal lehrreich.

Nach dem nur rund drei Stunden kurzen Story-Modus darf man im freien Flug weiter die Umgebung erkunden, um dort kleine Herausforderungen und Neben-Quests anzunehmen.
Kann ihre Reichweite mit Elektro-Autos mithalten (Spoiler: mit höchstens 20 Kilometern pro Tankfüllung bzw. Tag nicht wirklich). Sogar Zwangslandungen auf dem kühlen Rasen aufgrund von Überhitzung erlebt man hier auf spielerische Art. Danach helfen freundliche Menschen dem armen, erschöpften Tier sogar wieder auf die Beine. Schön auch, dass die Entwickler einen Weg gefunden haben, eine rührende Geschichte um ihren Zwangsumzug an eine neuen Ort zu entwickeln, die gleichzeitig entspannt und authentisch wirkt und nicht in einen alarmistischen Tenor verfällt.

Als erste Menschen den morschen Baum mit Aktionen wie dem Absägen der Äste zum Vibrieren bringen, ist es Zeit für die Jungbiene des Spielers, neue Gebiete auszukundschaften, welche die passenden Bedingungen für eine neue Behausung erfüllen. Dazu gehört neben genügend Platz z.B. auch, dass keine gefährlichen Räuber in der Nähe siedeln. Sicher, die Inszenierung wirkt nicht besonders professionell: Die etwas grobschlächtigen Menschen und Tiere sind hölzern animiert. Zudem muss man selbst auf höchsten Grafikeinstellungen mit ins Bild ploppenden Objekten am Horizont leben. Bei der deutschen Vertonung werden zudem viele Figuren von der gleichen verstellten Stimme gesprochen.

Technisch nur bedingt auf der Höhe

Nicht realistisch, aber albern: Manchmal fährt man per Knopfdruck den Stachel aus, um Ballons zum platzen zu bringen oder Blüten zertrampelnde Rüpel zu verscheuchen.
Nach ein paar Lachern konnte ich aber drüber hinweg sehen, denn beim Abwechslungsreichtum von Tier- und Pflanzenwelt haben sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben. Technisch läuft das Spiel auf all unseren Test-Systemen ähnlich rund. Auf dem PC wurden bereits ab einer GeForce GTX 980 automatisch die höchsten Einstellungen gewählt. Auf der Switch darf man übrigens ebenfalls brummen, allerdings haben wir dafür keinen Test-Key bekommen. Lediglich auf der PS4 Pro erlebten wir einen Absturz, und zwar im Mehrspieler-Part. Darin erkundet man auf dem Splitscreen mit bis zu vier Spielern drei Karten wie eine kleine Hochhausschlucht, um sich in diversen Herausforderungen zu überbieten. Nicht gerade abendfüllend und ohne Online-Unterstützung, aber ein nettes kleines Extra - z.B. um auch mal die Eltern mitspielen zu lassen.

Fazit

Ich habe lange überlegt, wie sich der Bee Simulator in unser Wertungsschema einordnet. Summa summarum handelt es sich schließlich eher um Edutainment als ein klassisches Spiel – das wird immer wieder an den unausgegorenen Mechaniken deutlich: Weder die Rennen mit ihrer etwas holprigen Flugsteuerung noch das monotone Knöpfchendrücken beim Kämpfen oder Tanzen können überzeugen. Doch als Kind in meiner Bienen- und Imker-Phase hätte ich sicherlich trotzdem Spaß daran gehabt, den Lebensraum diverser Bienenarten zu erkunden und allerlei schön eingeflochtene Fakten zu lernen. In den Achtzigern habe ich mich stattdessen eben über ein Bienenbuch gefreut. Vielleicht kann der Bee Simulator eine ähnliche Rolle erfüllen, um Kinder heutzutage für das Thema zu begeistern. Die fleißigen Insekten spielen mit ihrer Bestäubung schließlich auch für die Menschheit eine wichtige Rolle. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass Publisher Bigben eine Kooperation mit dem Nabu eingegangen ist, um dessen Insektenschutzfonds zu unterstützen.

Pro

  • viele eingestreut lehrreiche Infos über Bienen und ihren Lebensraum
  • rührende Geschichte um einen vom Menschen bedrohten Bienenstock
  • authentisch nachempfundene Tierarten und Lebensräume

Kontra

  • größtenteils fade Spielmechaniken bzw. Geschicklichkeitstests
  • schwankender Schwierigkeitsgrad
  • etwas sperrige Steuerung
  • Story-Modus nur rund drei Stunden kurz
  • deutlich sichtbarer Grafikaufbau am Horizont
  • hölzerne Animationen

Wertung

XboxOne

Spielerisch schwach, aber eine rührend erzählte, mit vielen interessanten Fakten gespickte Geschichte rund um die fleißigen Insekten.

PC

Spielerisch schwach, aber eine rührend erzählte, mit vielen interessanten Fakten gespickte Geschichte rund um die fleißigen Insekten.

PlayStation4

Spielerisch schwach, aber eine rührend erzählte, mit vielen interessanten Fakten gespickte Geschichte rund um die fleißigen Insekten.

Kommentare
Smul

"Summa summarum handelt es sich schließlich eher um Edutainment als ein klassisches Spiel" - nicht "Summsumm summasum"?

(Sorry. War unvermeidlich.)
Aber... ich...

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Solid Sn4ke

Auch ich war leider stark ernüchtert: von der Begeisterung die ich Anfangs für die ersten Bilder und meiner falschen Vorstellung vom Spiel hatte, ist leider nichts mehr übrig.
Ich hatte mir im Kopf ausgemalt, dass es sich hierbei um eine Art Strategiespiel handelt. Ein bisschen wie "Sim Ant" damals für das Super Nintendo.

Man baut sich ein Bienenvolk auf, muss Pollen und andere "Ressourcen" sammeln und bekämpft feindliche gesonnene Insekten, kann vielleicht als "Spielerei" Menschen mit ein paar Stichen auf den Sack gehen usw.

Naja, selbst schuld. So schnell sind 40 Euro in den Sand gesetzt.

vor 4 Jahren
LouisLoiselle

Bei der Ankündigung damals hatte ich mir mehr erhofft. Anspruchsvoller, komplexer.
Ja das Wort Simulator zu verwenden war auf jeden Fall kontraproduktiv.

vor 4 Jahren
Black Stone

Bei seiner Ankündigung sorgte der Bienen-Simulato 2018 für einen ungeahnten Hype. Sogar der überraschte polnische Entwickler Varsav sah sich dazu veranlasst, seinem Spiel mehr Umfang zu verpassen als ursprünglich geplant. Ob die Strategie aufgegangen ist, überprüfen wir im Test.
Glaub ich nicht. Die meisten dürften, so wie ich, nicht von einem Kinderspiel ausgegangen sein. Dazu ist schon der Name selten unglücklich gewählt. "Das Bienchen Spiel" oder "Sumsel die Biene" wäre wohl passender gewesen.

Bee Simulator, das ich nicht lache.
Jap, der Anspruch "Simulator" ist lächerlich. Hier wussten sie Entwickler entweder nicht, was sie wollen oder sie wollten viel zu viel und wussten nicht, was sie tuen. Allein das Sammeln und Abliefern durch reines Vorbeifliegen, die lächerliche Klassifizierung der Pollen von normal bis episch und die Nitro-Leiste, die bewirkt, dass eine Biene schneller wird, je mehr sie sammelt sind sowas von dämlich. Für nen 10er auf der Switch kann man das Kind etwas beschäftigen - für mehr taugt dieses Machwerk aber nicht wirklich

vor 4 Jahren