Yakuza Remastered Collection - Test, Action-Adventure, XboxOne, PlayStation4, PC

Yakuza Remastered Collection
18.02.2020, Benjamin Schmädig

Test: Yakuza Remastered Collection

Die Drei der PS3

Jetzt sind sie also vollzählig, auf PlayStation 4 jedenfalls. Denn nachdem mit den Remakes Kiwami 1 und Kiwami 2 schon die ersten zwei Teile modernisiert wurden, erstrahlen mit der Yakuza Remastered Collection (ab 11,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) jetzt auch die Teile drei bis fünf in neuem Glanz. Was haben die Entwickler daran verändert? Und sind die Spiele auch heute noch einen Blick wert oder haben die Neuauflagen eher Museumswert?

Zum Verständnis: Erhältlich sind Yakuza 3, Yakuza 4 und Yakuza 5 sowohl separat als auch im Paket exklusiv für die aktuelle Sony-Konsole. In allen Fällen handelt es sich allerdings nicht um aufwändige Remakes. Im Gegensatz zu den beiden PS2-Abenteuern mit festen Kameraperspektiven, die jeweils unter dem Zusatz Kiwami komplett neu konzipiert wurden, war man ab Teil drei nämlich schon auf PS3 in einer frei begehbaren Welt unterwegs – spielerisch wurden von da an lediglich die Technik Schritt für Schritt verbessert, das Kampfsystem erweitert, Minispiele ergänzt und andere Details hinzugefügt.

Schärfer und schneller

Deshalb hat Segas Ruy Ga Gotoku Studio die PlayStation-3-Episoden lediglich so modifiziert, dass sie auf einem großen Fernseher so wirken, als wären sie für ein Spielen in dieser Auflösung gemacht worden. Mit anderen Worten: Sie werden in einer Auflösung von 1080p dargestellt bzw. auf 4K-Displays entsprechend hochskaliert und laufen mit 60 Bildern pro Sekunde, sprich bedeutend flüssiger als ihre Originale.

Und diese Überarbeitung tut allen drei Titeln ausnehmend gut! Denn obwohl man vor allem Yakuza 3 sein Alter an der geringen Detailfreude oder einer unnatürlichen Farbgebung ansieht und auch Yakuza 4 nicht wie frisch gemacht wirkt, sind beide ohne sonstige Abstriche hervorragend spielbar. Nicht alle Texturen lagen dabei in einer so hohen Auflösung vor, dass sie perfekt in das jetzt hochauflösende Bild passen. Das fällt besonders bei manchen Werbeplakaten auf – stört aber auch nicht und sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Yakuza 5 sieht trotz seines Alters eine ganze Ecke besser aus als sein Vorgänger.
Am meisten profitiert für mein Empfinden Yakuza 5 von höherer Bildrate und Auflösung, da es im Original sowohl grafisch als auch spielerisch so viele kleine Erweiterungen einführte, dass die damals altersschwache PS3 darauf u.a. mit starkem Kantenflimmern reagierte. Heute gibt es zwar auch im Remaster Kameraschwenks, bei denen der Hintergrund plötzlich wild flimmert, und mitunter sehen Kiryus Augen in Nahaufnahme seltsam unnatürlich aus, aber das sind Ausnahmen.

Fünf Flecken für fünf Figuren

Grundsätzlich erhält man mit der Neuauflage eine klar verbesserte Version des Spiels, das ohnehin zu den besten der Serie gehört. Obwohl ich nämlich kein Freund davon bin, dass sich der Plot seit Yakuza 4 meist um mehrere Protagonisten dreht, erzählt Teil fünf eine der besten Geschichten. Es spielt zudem in ganzen fünf Städten bzw. Stadtteilen und ist damit auch das zumindest zahlenmäßig größte Yakuza.

Bleibt die Frage, wie sehr es sich lohnt, die drei Titel noch einmal oder im Sinne einer Aufarbeitung zu spielen, und die muss man natürlich für sich selbst entscheiden. Bei mir hatten spätestens mit Zero Ermüdungserscheinungen eingesetzt, da sich die einzelnen Spiele jeweils nur behutsam weiterentwickelt haben. Und das merkt man natürlich auch den Neuveröffentlichungen an, die deshalb vor allem Serienkennern kaum etwas Neues bieten.

Frauenschau

Wobei ich sehr froh darüber bin, dass Ryu Ga Gotoku seine Oldies nicht nur frisch herausgeputzt, sondern auch inhaltlich überarbeitet hat. Immerhin wurden u.a. sämtliche, nach wie vor ausschließlich englische Untertitel so überarbeitet, dass sie zum einen das auf japanisch Gesagte genauer sowie klarer verständlich wiedergeben und zum anderen sowohl Namen als auch Bezeichnungen besser in den Serienkanon passen.

Weil die westliche Version nur digital verkauft wurde, enthält die physische Ausgabe der Remastered Collection übrigens eine leere PS3-Box zu Yakuza 5 - für Sammler eine nette Geste.
Zusätzlich sind zum ersten Mal alle Inhalte vorhanden, die man auch in der japanischen Version findet; immerhin wurden die Hostess-Clubs in der westlichen PS3-Version von Yakuza 3 ebenso gestrichen wie dessen Quiz-Minispiel. Und Letzteres ist auch diesmal nicht vorhanden – was für das fernöstliche Remaster aber ebenso gilt. Weil sich dessen Fragen um die damalige japanische Popkultur drehten, ergibt diese Kürzung allerdings Sinn und stört mich in keiner Weise.

Man könnte noch erwähnen, dass in allen Versionen eine Nebenmission mit inzwischen als transphobisch angesehene Inhalten entfernt wurde. Einige Plakate mit lizenzierten Produkten mussten zudem ersetzt werden und auch einige der Hostessen, deren Aussehen dem ebenfalls lizenzierter Persönlichkeiten glich, sehen jetzt anders aus. Nicht zuletzt sind die Filmszenen der damaligen PS2-Vorgänger nicht enthalten, die einen Rückblick auf das bisher Geschehene boten, doch auch das ist verschmerzbar.

Wehe, der Film geht jetzt los!

In Yakuza 3 heißt es - zumindest eine Zeit lang - Abschied nehmen von Kamurocho.
Im Gegenzug erlebt man im Remaster alle Aufgaben, die in der ursprünglichen westlichen Fassung fehlten und wer an weiteren Details interessiert ist, findet auf der Fandom-Wiki alles Wichtige. Inhaltlich restaurieren die Entwickler also vor allem Yakuza 3 sehr sorgfältig und ergänzen sogar dessen Übersichtskarte um eine Anzeige wichtiger Nebenmissionen.

Schade finde ich nur, dass man die ellenlangen Filmsequenzen nach wie vor nur in Yakuza 5 pausieren darf. Eine entsprechende Änderung hätte bei einer vollen Blase ebenso gutgetan wie bei einer überraschenden Paketlieferung. Hinzu kommt das schrecklich altmodische Speichersystem, bei dem bei jedem Festhalten des Spielstands sowohl der Fortschritt als auch die Einstellungen separat auf Festplatte geschrieben werden und man beides nach wie vor manuell bestätigen muss. Doch auch das nur der Vollständigkeit halber.

Fazit

Alles in allem bin ich sehr froh darüber, dass Ryu Ga Gotoku die drei zentralen PlayStation-3-Titel sorgfältig modernisiert hat. So muss ich nicht länger die Importversion von Yakuza 3 aus dem Regal holen, wenn ich dort einen Hostess-Club besuchen will. Mit Yakuza 5 erlebt man außerdem einen der besten Serienteile in einer Form, die dem damals relativ fortschrittlichen Detailgrad endlich gerecht wird. Natürlich sind auch Episode drei, vier und fünf „nur“ Yakuza-Spiele, wie man sie längst kennt – was umso schwerer wiegt, da sich die Entwicklung innerhalb der Serie schon damals in engen Grenzen hielt. Erwartet also keine komplett neuen Erlebnisse oder gar aufwändige Remakes wie mit Kiwami 1 und 2. Gleichzeitig gibt es aber auch keine bessere Möglichkeit, Verpasstes nachzuholen oder in guten Erinnerungen zu schwelgen. Falls ihr von Yakuza also nicht genug habt, bevor der nächste Teil ein komplett neues Spielprinzip vorstellen wird, dann könnten diese Remaster genau das Richtige sein!

Wertung

PlayStation4

Sorgfältig an die Möglichkeiten der PS4 angepasste Remaster mit zusätzlichen Inhalten und besserer Spielbarkeit.

Kommentare
NotSo_Sunny

Wir sind uns aber hoffentlich einige, dass "bösartige Diffarmierung" etwas anderes als in diesem Beispiel ist.
Sind wir.
Lediglich Kiryu's "Was zur Hölle bist du?"-Äußerung war vielleicht etwas drüber/gemein, zumal das Game in 2007 spielt. Wer reagiert da noch auf einen Transvestiten als wäre er einem Marsmännchen begegnet?
Ich finde ja genau so ein Spruch passt zu Kiryu der gerade in allen Sidequests immer so dargestellt wird das er sozial total ungeschickt ist und jemand der immer hinterher hängt was alle neue Trends, Technologien oder Gepflegenheiten angeht.
Hm, ja das sollte man vielleicht berücksichtigen. Und immerhin war er ja zehn Jahre im Knast. Da macht diese Ahnunglosigkeit relativ Sinn.

Überings hab ich mich vertan. Yakuza 3 spielt wohl in 2009.

vor 4 Jahren
aGamingDude

Offtopic auf jeden Fall, aber zumindest hatten wir bei P5 phasenweise eine zielführende Debatte, die leider von einigen Usern durch stumpfsinnige Polemik und Provokation zum Entgleisen gebracht wurde. Bewusstes Missverstehen und Übertreibungen sind die Waffen derjenigen ohne wirkliche Argumente.

vor 4 Jahren
DitDit

Lediglich Kiryu's "Was zur Hölle bist du?"-Äußerung war vielleicht etwas drüber/gemein, zumal das Game in 2007 spielt. Wer reagiert da noch auf einen Transvestiten als wäre er einem Marsmännchen begegnet?
Ich finde ja genau so ein Spruch passt zu Kiryu der gerade in allen Sidequests immer so dargestellt wird das er sozial total ungeschickt ist und jemand der immer hinterher hängt was alle neue Trends, Technologien oder Gepflegenheiten angeht.

Dabei meint er es immer nur gut, was ja zu der ganzen absurden komik in den Nebengeschichten führt.

vor 4 Jahren
Easy Lee

Selbstironie war schon mal weiter verbreitet finde ich. Bescheidenheit, Lockerheit ... all diese Dinge. Weil die Menschenbilder an sich nicht so feindselig waren und man deshalb das Augenzwinkern hinter manchem Klischee nicht absichtlich übersehen hat.

vor 4 Jahren