Audica - Test, Musik & Party, VirtualReality, PlayStationVR, OculusRift, OculusQuest, PC, HTCVive
Wurden die Bewegungscontroller bei Beat Saber zu Lichtschwertern umfunktioniert, hält man hier zwei Wummen in den Händen, die sich farblich voneinander unterscheiden. Der Standard ist zwar blau und orange, doch darf man in den Optionen neben der Spielergröße und Kalibrierung auch individuelle Farben festlegen.
Ballern mit Taktgefühl
Die grundsätzlichen Regeln sind ähnlich simpel wie bei Beat Saber und vielen anderen Musikspielen: Die Zielscheiben, die in einem recht breit gestreuten Sichtfeld im Takt der Musik auftauchen, lassen sich nur dann abschießen, wenn sie farblich zur verwendeten Space-Pistole passen. Und selbstverständlich nur dann, wenn man sie halbwegs gut anvisiert, wobei man sich von einer Zielhilfe unter die Arme greifen lassen kann. In diesem Fall reicht nur die grobe Richtung aus, um Treffer zu landen. Wer aber die maximale Ausbeute von 2000 Punkten pro Zielscheibe mitnehmen möchte, sollte sich etwas mehr Mühe geben und die Möglichkeit nutzen, die Ziele für mehr Präzision über Kimme und Korn anzuvisieren. Doch gerade in höheren Stufen, in denen die Ziele deutlich flotter und zahlreicher von allen Seiten heran schwirren, wird es zunehmend schwieriger, sie schnell genug und präzise zu treffen.
Einfach und doch komplex
Als hilfreich erweisen sich nicht nur die visuellen Hinweise wie Quadrat- und Kreisrahmen sowie leuchtende Punkte, mit denen die Zieltypen und deren Position schon im Vorfeld angedeutet werden. Denn es gibt auch eine haptische Unterstützung: Die Controller bereiten durch Vibrationen ebenfalls schon auf kommende Ziele vor und man erhält dadurch sogar Hinweise, mit welcher der beiden Waffen man als nächstes feuern muss und ob man das Ziel schon halbwegs gut anvisiert hat. Die Intensität lässt sich in den Optionen einstellen.
Kein Kinderspiel
Zwar steht ein Großteil der Songs bereits im freien Spiel zur Verfügung, aber die Kampagne ist nach dem Tutorial der ideale Weg, um erste Erfahrungen mit Audica zu sammeln und sich zu steigern. Der Fortschritt erfolgt ähnlich, wie man es früher von Guitar Hero kennt: Man benötigt erst eine bestimmte Anzahl an Sternen, um Zugang zu weiteren Arenen und Tracks zu bekommen. Visuell wirken die fünf Schauplätze mit ihrer abstrakten Architektur und den spektakulären Partikeleffekten zwar deutlich moderner, aufwändiger und ansprechender als bei Beat Saber, aber trotz vereinzelter Animationen im Hintergrund relativ steril. Gerne hätte ich mehr Bewegungen und Schwenks innerhalb der Stages gesehen, doch inszeniert Harmonix lediglich das Finale auf diese Weise. Der Grund dürfte darin liegen, dass man empfindliche Mägen nicht unnötig strapazieren möchte. Wie bei den Musikspielen von Harmonix üblich, erhält man auch hier pro Song maximal fünf Sterne, wobei für ein gutes Ergebnis nicht nur die Trefferquote, sondern auch der Kombozähler von Bedeutung ist. Wer lange am Stück eine fehlerfreie Performance abliefert, darf sich dank des Multiplikators über mehr Punkte freuen.
Kampagne mit Modifikatoren
Hin und wieder muss man bestimmte Songs auch in Kombination mit automatisch zugewiesenen Modifikatoren meistern, die mitunter sogar unabhängig von der Sterne-Bewertung die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss bilden. Das gilt vor allem für Zusatz-Herausforderungen, in denen man sich besonders viel oder möglichst wenig bewegen muss – Beat Saber lässt grüßen. Genau wie beim Lichtschwert-Tanz misst auch Audica die Entfernung in Metern, die man mit Armbewegungen zurücklegt. Mal muss man wild Umherwedeln, was das Zeug hält, ein anderes Mal seine Controller so ruhig halten wie möglich, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Darüber hinaus gibt es weitere Modifikatoren, bei denen z.B. zunehmend das Tempo erhöht wird, man Level mit unsichtbaren Pistolen meistern muss oder im Rahmen einer „Bewusstseinserweiterung“ mit ständig wechselnden Farben der Ziele konfrontiert wird. Ärgerlich: Die Modifikatoren finden sich ausschließlich in der Kampagne bei festgelegten Songs und lassen sich im Gegensatz zu Beat Saber nicht im schnellen Spiel völlig frei anwenden. Immerhin ist es möglich, in den Optionen auf Wunsch das Tempo zu erhöhen, mit dem die Ziele auftauchen. Und auch die Zielunterstützung lässt sich u.a. anpassen.
Eine Geschmacksfrage
David Guetta, Deadmau5, Zedd, Noisia: Audica fährt nicht nur einige prominente Namen aus der EDM-Szenen auf, sondern die Trackliste fällt mit gut 30 Songs auch verhältnismäßig üppig aus. Auf PSVR gibt es sogar fünf exklusive Bonus-Stücke, darunter „We All Become“ aus dem Soundtrack von Transistor. Wie immer ist die gebotene Auswahl abhängig vom persönlichen Geschmack. Einige Songs gefallen mir richtig gut, andere weniger. Etwas enttäuscht war ich von der Tatsache, dass bei manchen Tracks keine Album-Versionen, sondern mitunter ziemlich wüste Remix-Varianten verwendet werden, die teilweise sehr deutlich vom bekannten Original abweichen – und dadurch nicht unbedingt besser werden. Daher ist mein Eindruck über die Trackliste am Ende eher zwiegespalten: Der Umfang stimmt zwar, aber mit einigen Songs werde ich einfach nicht warm, obwohl ich diese Art der Musik durchaus mag. Generell fällt auf, dass die Tracks tendenziell eher kurz ausfallen – was ich ebenfalls ein bisschen schade finde. Manchmal hätte ich mir gewünscht, einfach länger am Stück spielen zu dürfen. Wo sind die Extended-Mixe?
Eigene Choreographien
Direkte Online-Duelle gibt es hier zwar genauso wenig wie bei Beat Saber, doch kann man sich immerhin über die Punktzahlen auf den Bestenlisten mit anderen Spielern weltweit oder seinen Freunden messen. Praktischerweise zeigen Icons an, in welchem Schwierigkeitsgrad die Ergebnisse aufgestellt wurden. Lokal hat man zudem die Möglichkeit, mehrere Spieler zu registrieren, die anschließend nacheinander gegeneinander antreten können – vergleichbar mit dem Partymodus aus Beat Saber.
Lokale Duelle
Fazit
Ich kam zwar trotz der teils happigen Herausforderungen nicht so schwer ins Schwitzen wie bei Beat Saber und das Hantieren mit den Wummen fühlt sich trotz der coolen Choreographien nicht ganz so filigran an wie das rhythmische Schwingen der Lichtschwerter. Aber ich hatte mit Audica ähnlich viel Spaß! Man spürt in jeder Sekunde den reichhaltigen Erfahrungsschatz von Harmonix: Das Team weiß einfach, wie man Musik und Spiel auf stylische Weise und mit ausgeklügelten Mechaniken sowie einem hervorragenden Spielfluss zusammenbringt. Die Trackliste zum Start ist zwar erfreulich umfangreich, aber stilistisch fokussiert man sich enorm auf EDM-Klänge, wobei nicht nur manche Songs, sondern auch deren Remix-Varianten mitunter gewöhnungsbedürftig und ziemlich kurz ausfallen. Komplett meinen Geschmack trifft die Auswahl daher nicht. Gerne würde ich offiziell eigene Tracks importieren, doch erlaubt der integrierte Editor lediglich das Erstellen eigener Choreographien. Schön wäre es außerdem gewesen, wenn man die durchaus spaßigen und fordernden Modifikatoren auch außerhalb der Kampagne für jeden beliebigen Song anwenden dürfte. Nichtsdestotrotz überwiegen die positiven Aspekte: In Audica werden Shooter und Rhythmusspiel zu einem immersiven Klangerlebnis vereint!
Pro
- cooles Spielprinzip
- umfangreiche Trackliste mit prominenten Namen
- Kampagne mit Einbindung von Modifikatoren
- fetter Sound (inkl. Soundeffekte)
- schicke Grafik- und Partikeleffekte
- anspruchsvolle Choreographien
- Erstellung eigener Level möglich
- lokale Mehrspieler-Option (nacheinander)
- Online-Bestenlisten
- diverse Anpassungsmöglichkeiten
Kontra
- Modifikatoren nur in Kampagne verfügbar
- einige seltsame Songs und gewöhnungsbedürftige Remix-Varianten
- keine direkten Online-Duelle
- kein Import eigener Songs möglich
- keine direkte Store-Anbindung mit Möglichkeit zum Probehören
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Weitere kostenpflichtige Songs, Song-Pakete und Season Pass
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.