Blacksad: Under the Skin - Test, Adventure, PC, XboxOne, Switch, Mac, PlayStation4Pro, PlayStation4
Alles beginnt mit einem toten Boxclub-Besitzer. Sonia, die Tochter des Verstorbenen, wirkt kühl, als sie Blacksad in dessen Büro beauftragt, die Geschehnisse im Boxclub und den Selbstmord ihres Vaters zu untersuchen. Eigentlich möchte sie in Ruhe trauern, doch der Fall wirft einige Fragen auf: Aus welchem Grund hat sich ihr Vater plötzlich in seinem eigenen Boxclub erhängt? Und wohin ist zur gleichen Zeit der Star-Boxer des Clubs Bobby verschwunden, der in wenigen Tagen seinen großen Kampf hat?
Tod im Boxclub
Blacksad begibt sich auf seiner Suche nach der Wahrheit in die Welt des Boxens, begegnet dem Rassismus und Frauenbild seiner Zeit und endet in dunklen Gassen voller Korruption. Dabei beschönigt das Spiel nichts und konfrontiert den Spieler auch mit Charakteren, für die die Bezeichnung Abschaum noch zu freundlich formuliert ist.
Blacksad-Comics als Vorbild
Die Handlung von Under the Skin ist zwischen dem zweiten Comic-Band „Arctic Nation“ und dem dritten „Red Soul“ angesiedelt und nimmt auch gelegentlich Bezug auf vergangene Geschehnisse und Personen. Diese Details freuen Comicleser, ohne dass sie Blacksad-Neulinge stören oder beim Spielen behindern. So sind natürlich alte Freunde mit von der Partie, wie der wieselige Investigativ-Reporter Weekly und Polizeikommissar Smirnov.
Blacksads neuer Fall beginnt bereits mit gewissem Tempo: Ein wütendes Nashorn stürmt herein und möchte dem Privatschnüffler an den Kragen. Nun sind die Quick-Time-Reaktionsfähigkeiten des Spielers gefragt, die im Laufe des Falls immer wieder gefordert sind. Dabei weiß man nicht, ob man bei Versagen dem Tod ins Anlitz blickt und somit die Sequenz wiederholen muss oder ob man mit der dann ungewollt getroffenen Entscheidung weiterleben muss.
Schnelle Reaktionen und ein wohliges Telltale-Gefühl
Bereits zu diesem Zeitpunkt kommt ein wohliges Telltale-Gefühl auf. Ähnlich wie bei The Walking Dead oder The Wolf Among Us steht das Erzählen einer spannenden, emotionalen und mitreißenden Geschichte im Vordergrund. Zwar wandert man mit Blacksad aktiv von Raum zu Raum, bestimmt die Reihenfolge der zu untersuchenden Hotspots und die Antworten bei Konversationen, doch insgesamt bleiben die Handlungsmöglichkeiten beim Spielen klar eingegrenzt.
Rätseln wie Sherlock Holmes
Auch Blacksads tierische Sinne kommen immer wieder zum Einsatz. Als Katze kann er besonders gut hören, riechen und sehen. Mit diesen Fähigkeiten kann er einen Gesprächspartner auf eine besondere Weise beobachten: Ist der Puls beschleunigt? Wohin wandert der Blick immer wieder? Und was ist das für ein ungewöhnlicher Geruch? In diesem Modus wechselt man in eine spezielle Slow-Motion-Ansicht, um das Gesehene nach entsprechenden Hinweisen abzusuchen. Dabei hält sich die Herausforderung in Grenzen, da man kleine Pfeile und die genaue Anzahl der zu suchenden Hinweise zur Hilfe hat. Besonders schwer kann man es sich dabei jedoch machen, wenn man den Bildschirm mit den Pfeiltasten am PC absucht, da es manchmal auf das pixelgenaue Treffen des Hotspots ankommt.
Zwischendurch kann man Ausschau halten nach Sammelkarten von tierischen Sportlern, mit denen man nach und nach das „Hall of Fame“-Album füllen kann. Die Karten sind in einer auffällig großen Menge in den einzelnen Abschnitten verteilt. Teilweise kann man keine drei Schritte weit laufen, ohne über eine Karte zu stolpern.
Sammeln und andere Spielereien
Neben dem Album gibt es auch den Bereich „Dein Blacksad“. Dort kann man sich ansehen, wie sich John Blacksad durch die eigene Spielweise charakterlich verändert, z.B. ob er eher redselig ist oder schweigsam, ob er an Profit interessiert oder eher freigiebig ist. Auch der Bereich „Fortschritt“ ist toll gemacht, denn dort wird die bisherige Handlung in klassischer Comicform nacherzählt, was gerade nach einer längeren Pause helfen könnte, um sich an das Geschehene zu erinnern.
Grafik, Sound und ein wichtiger Day-One-Patch
Alles wirkt perfekt... und dann kamen die Bugs. Da das Spiel unbeabsichtigt am 5. November 2019 veröffentlicht wurde, fehlte zum Test der Day-One-Patch und der ist auf alle Fälle nötig. Dieser ist nun seit dem 14. November verfügbar und behebt vor allem gravierende Fehler wie fehlende Sprachaufnahmen und Handlungsoptionen, die das Beenden des Adventures unmöglich machten. Mit dem Patch wurden auch einige Performance-Probleme und Grafiken korrigiert, die jedoch nicht vollständig verschwunden sind.
Fazit
Blacksad: Under The Skin ist ein spannendes Thriller-Adventure mit interessanten und vielschichtigen Charakteren, tollem Grafikstil und stimmungsvollem Soundtrack. Vor allem John Blacksad als grummeliger, aber liebenswerter Privatdetektiv, der für mich bereits der „coolste Spielcharakter“ auf der gamescom 2019 war, hat mir sehr gefallen. Aber auch die Geschichte mit ihren vielen Wendungen und Charakteren bleibt bis zum Ende spannend. Dadurch waren auch kleine Fruststrecken, wie der zehnte Versuch bei einem Quick-Time-Event, gut verschmerzbar. Und auch an den inflationären Gebrauch von Sammelkarten konnte man sich gewöhnen. Blacksad ist – nach der Installation des Day-One-Patches – mein Adventure-Highlight 2019, das auf alle Fälle wieder Lust macht, die Comics zu lesen.
Pro
- ein spannendes, düsteres Krimi im Film-Noir-Stil
- vielschichtige Charaktere
- gut gemachte Comic-Adaption
- gute Mischung aus Story, Rätseln und Entscheidungen
Kontra
- kleinere Grafik-Bugs und Performance-Probleme, die auch der Day-One-Patch nicht komplett beseitigen konnte
- langwierige Quick-Time-Events
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?