Stadia - Test, Service, Stadia

Stadia
21.11.2019, Michael Krosta

Test: Stadia

Die Zukunft der Videospiele?

Google sieht die Zukunft des Gamings nicht in stationären Systemen wie einer Konsole, sondern in der Cloud. Mit Stadia will der Technologieriese deshalb mit einem Streamingservice für Spiele die Branche aufmischen und verspricht viel Leistung, aber wenig Latenz. Wir haben die Cloud-Plattform unter verschiedenen Bedingungen getestet. Müssen sich Microsoft, Sony und Nintendo warm anziehen?

Einfach einstecken und loslegen: Viele Technik-Gadgets funktionieren heute nach diesem benutzerfreundlichen Prinzip. Google versucht die Einrichtung von Stadia ebenfalls möglichst simpel zu gestalten, doch ganz so einfach, wie man es vielleicht erwarten würde, funktioniert es dann doch nicht. Zunächst muss man festhalten, dass auch Stadia nicht ohne eine lokale Hardware auskommt, wenn man die Spiele am heimischen Fernseher nutzen will. Dazu wird zwingend ein Chromecast Ultra benötigt, der in einen HDMI-Anschluss gestöpselt und mit Strom versorgt werden muss. Praktischerweise liegt der Stick der Founders Edition von Stadia bei. Wer bereits einen Chromecast Ultra besitzt, muss derzeit dennoch die neue Version aus dem Lieferumfang nutzen, da ältere Varianten erst später das benötigte Update erhalten sollen.

Simple Einrichtung mit kleinen Hürden

Bevor das erste Spiel über den Bildschirm flimmert, muss erst die Hardware mit Hilfe der Google-Home-App über ein Mobiltelefon oder Tablet eingerichtet werden. Dazu zählt z.B. die benötigte Einrichtung des WLAN-Zugangs. Die absolute Grundvoraussetzung ist selbstverständlich ein Google-Konto. Besitzt man noch keins, muss man es zuvor anlegen. Anschließend widmet man sich der offiziellen Stadia-App, die man im PlayStore oder AppStore erhält. Dort gibt man zunächst den Code seiner Founder's Edition ein, um Zugang zum Service zu bekommen und weitere benötigte Informationen wie Kreditkartendaten zu hinterlegen. Zudem reserviert man sich einen Nutzernamen und wählt ein Avatar-Bild für sein Profil aus, das sich jederzeit wieder ändern lässt. Danach geht es an die Einrichtung des Controllers mit Hilfe der App, bis man am Ende schließlich noch sein Stadia-Konto samt Controller mit Chromecast verknüpfen muss. Das hört sich zwar komplizierter an als es dank der guten Benutzerführung letztendlich ist, aber der Anschluss einer Konsole gestaltet sich im direkten Vergleich dennoch schneller und einfacher. Etwas problematisch können zudem Ortswechsel sein: Da sich Mobilgerät, Controller und Chromecast im gleichen WLAN befinden müssen, muss ein Teil der Einrichtungsprozedur wiederholt werden, falls man das TV-Setup woanders nutzen möchte. Wer dagegen eine permanente Installation der Hardware anstrebt, kann sich freuen: Nach dem ersten Setup reicht ein Druck auf den Stadia-Knopf des Controllers und der Service wird umgehend am TV gestartet.

Eine simple Rechnung: Je höher die verfügbare Bandbreite, desto besser die Qualität.
Ist zur Einrichtung eine WLAN-Verbindung noch zwingend nötig, sollte man anschließend seinen Chromcast für ein besseres Spielerlebnis per LAN-Kabel mit dem Router verbinden. Die entsprechende Buchse findet sich am Netzstecker. Dabei macht sich der Unterschied schnell bemerkbar: Kam es im WLAN in einem stabilen 5GHz-Netzwerk und 100Mbit-Anschluss bei maximaler Qualität immer wieder zu Aussetzern, wirkte die Darstellung mit einem angeschlossenen Kabel spürbar runder und konstanter mit einer gleichzeitigen Reduzierung der Latenz. Google empfiehlt eine Bandbreite von mindestens 10Mbit/s, die für eine Darstellung von 60 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 720p und Stereoton ausreichen soll. Für die Kombination aus FullHD (1080p), HDR, 60fps und 5.1-Surround-Sound steigen die Anforderungen an die Bandbreite auf ein Minimum von 20Mbit/s. Als Optimal bezeichnet Google eine Geschwindigkeit von 35Mbit/s: Hier sollen HDR, Surround-Sound und eine Darstellung von 60 Bildern pro Sekunde bei einer maximalen Auflösung von 4K möglich sein. Wer sich nicht sicher ist, was die eigene Leitung hergibt, kann hier eine schnell Prüfung durchführen .

WLAN nur zweite Wahl

Die Founder's Edition enthält einen Chromecast Ultra und den offiziellen Stadia-Controller. Wer ein Handy aus der Pixel-Reihe besitzt, darf auch mobil spielen.
Hat man die Vorbereitungen endlich alle abgeschlossen, kann man sich langsam darauf einstellen, die Vorteile von Stadia gegenüber traditionellen Spiele-Plattformen zu genießen. Eines der größten Pro-Argumente: Der zeitraubende Download entfällt und auch Patches gehören der Vergangenheit an. In Googles Rechenzentrum steht jederzeit die aktuellste Version der Spiele zur Verfügung und der Zugriff erfolgt umgehend, sobald man im Auswahlbildschirm den gewünschten Titel startet. Ladezeiten innerhalb der Software sind zwar weiterhin vorhanden, aber sie fallen angenehm kurz aus und liegen etwa auf dem Niveau eines Highend-PCs mit einer flotten SSD-Platte. Der zweite große Vorteil: Die Anschaffungskosten fallen im Vergleich zur Konsole oder einem leistungsfähigen Rechner deutlich geringer aus. Bis man in diese Preisregionen vorstößt, kann man den Abo-Service in der Pro-Variante für einen Preis von knapp zehn Euro einige Monate nutzen. Zwar musste man auch für die Founder's und Premiere Editionen über 100 Euro zahlen, erhält im Gegenzug aber auch einen Controller (Einzelpreis: ca. 70 Euro), den Chromecast Ultra (Einzelpreis: ca. 80 Euro) und eine dreimonatige Probephase für das Pro-Abo. Rein finanziell gesehen ist das Paket also ein guter Deal.

Die Spiele erhält man im Stadia-Store, auf den man bisher aber nur Zugriff über die mobile App, aber nicht über den TV-Betrieb mit Chromecast erhält. Diese Funktion soll erst später nachgereicht werden. Mit 22 Titeln zum Start ist die Auswahl derzeit noch sehr überschaubar und besteht größtenteils aus Spielen, die bereits seit mehr oder weniger langer Zeit auf anderen Plattformen veröffentlicht wurden. Wer das Pro-Abo abgeschlossen hat, kann sich aber immerhin über einige attraktive Angebote freuen, bei denen der reguläre Kaufpreis häufig halbiert wird. Genau wie bei PlayStation Plus und Xbox Live Gold gibt es mit Destiny 2 und Samurai Shodown zudem die ersten kostenlosen Titel für die Abonnenten.

Spielekauf mit Umwegen

Für Stadia muss man sich seine Spielebibliothek komplett neu aufbauen. Wer bereits Titel aus der gebotenen Auswahl besitzt, muss sie sich also nochmal kaufen. Und nicht nur das: Sollte Google irgendwann das Interesse an Stadia verlieren und den Stecker ziehen, würden Nutzer alle ihre gekauften Spiele bzw. die Lizenzen zur Nutzung verlieren. Ob sich die tragische Geschichte von OnLive bei Stadia wiederholen wird, steht jetzt zum Anfang zwar trotz erster Sorgen mancher Entwickler noch in den Sternen, stellt aber dennoch eine potenzielle Gefahr dar. Gleiches gilt aber auch für PC-Plattformen wie Steam oder den Epic Games Store.

Der Weg zum Store führt derzeit zwingend über die App.
Ohne ein Mobilgerät an seiner Seite ist man bei der Nutzung von Stadia derzeit noch ziemlich aufgeschmissen: Neben dem Spielekauf sowie Einstellungen bezüglich Jugend- und Datenschutz ist auch die Display-Option zur HDR-Aktivierung aktuell nur über die App möglich. Gleiches gilt für die Anpassungen hinsichtlich der Datennutzung und Leistung, die man nur mit Hilfe der App vornehmen kann.

Ohne App geht (fast) nichts

Will man Spiele in maximaler Qualität bei einer Auflösung von 4K mit HDR und 5.1-Surround-Sound genießen, geht der Datenverbrauch entsprechend durch die Decke. Nach Angaben von Google werden unter diesen Voraussetzungen etwa 20 Gigabyte pro Stunde durch die Leitungen gejagt. Allerdings steht diese Option ohnehin nur Pro-Abonnenten zur Auswahl. Wer etwas sparsamer zocken oder sich später für das kostenlose Basis-Abo entscheiden möchte, kann sich in den Optionen für eine ausgeglichene Darstellung entscheiden und es Stadia überlassen, die Auflösung automatisch an die Internetgeschwindigkeit anzupassen. Sparfüchse oder Spieler mit einem knappen Datenvolumen können dagegen eine eingeschränkte Datennutzung aktivieren. Hier wird die Auflösung permanent auf 720p und der Verbrauch auf maximal 4,5 Gigabyte pro Stunde reduziert.

Welcher Avatar darf es sein?
In der Praxis sorgt Stadia für eine angenehme Überraschung: Das Bild am 4K-Fernseher ist knackig scharf, die Farben wirken sowohl mit als auch ohne HDR angenehm kräftig und der Sound spielt in hoher Qualität samt Raumklang auf. Nur wenn man genau hinschaut und den Bildschirm inspiziert, erkennt man vor allem in dunklen Bereichen eine leichte Artefaktbildung im Zuge der Datenkomprimerung, die mit zunehmendem Abstand zum Fernseher aber kaum noch auffällt. Darüber hinaus überzeugt nicht nur die Bildqualität, sondern auch die Performance. Titel wie Shadow of the Tomb Raider, Destiny 2 oder Mortal Kombat 11 laufen über Stadia mit ähnlich hohen Bildraten wie auf sündhaft teuren Highend-PCs. Einzig bei Red Dead Redemption 2 war die Performance von allen angetesteten Spielen nicht zufriedenstellend und die Bildrate kam schon bei einem frühen Ritt durch die Winterlandschaft ins Schwitzen. Oder lag es vielleicht doch an einer schlechten Verbindung bzw. der Auslastung von Googles Rechenzentren?

Praxis-Test

Die Latenz bzw. Eingabeverzögerung zählt bekanntlich zu den größten Herausforderungen beim Streamen von interaktiven Inhalten. Wie hat Google sie gemeistert? Überraschend gut! Mit einer schnellen Kabelverbindung reagiert die Steuerung beim Spielen am Fernseher via Chromecast erstaunlich direkt auf die Eingaben – selbst flotte Fighting Games wie Mortal Kombat 11, bei denen eine möglichst geringe Eingabeverzögerung Pflicht ist, sind perfekt spielbar und fühlen sich klasse an. Eingefleischte Profis und eSportler, bei denen jede Millisekunde zählt, werden vermutlich Unterschiede bemerken, aber für den Otto-Normal-Spieler dürfte sich die Steuerung ähnlich gut und präzise anfühlen wie beim Zocken an der Konsole oder dem PC. Und das ist schon eine Leistung: Kein anderer Streamingdienst für Spiele bietet aktuell eine derart niedrige Latenz wie Stadia!

Gutes Spielerlebnis

Der offizielle Stadia-Controller dürfte seinen Teil dazu beitragen, denn er verfügt nicht nur über einen Kabelanschluss für USB-C sowie Bluetooth, sondern verbindet sich über das WLAN parallel und unabhängig von Chromecast mit dem Rechenzentrum, was laut Google die unvermeidbare Eingabeverzögerung weiter minimiert.

Innovative Controller-Technologie?

Beim Design erinnert das Stadia-Pad an eine Mischung aus Dualshock, Pro-Controller und Xbox-One-Controller. Bei den Sticks hat sich Google für eine symmetrische Anordnung und konkave Aufsätze entschieden, wie es bei den Sony-Controllern üblich ist. Darüber hinaus finden sich die üblichen Elemente wie Digitalkreuz, vier Aktionsknöpfe mit ordentlichen Druckpunkten, Schultertasten und die etwas zu leichtgängigen Trigger. Hinzu kommen jeweils ein Knopf für Menü und Options. Zusätzlich verfügt der Stadia-Controller über zwei weitere Tasten: Eine fungiert quasi als Share-Button und ist damit für die Speicherung von Videoaufnahmen und Screenshots reserviert, die man später vermutlich direkt auf Youtube wird hochladen können. Derzeit ist es aber noch nicht möglich, eigene Inhalte zu teilen. Mit der anderen neuen Taste ruft man den Google-Assistenten auf. Er soll dazu dienen, Spielern schnell zu helfen, wenn sie ein Problem haben und z.B. an einer Stelle nicht weiterkommen. Im Zusammenspiel mit der geplanten Youtube-Integration wäre es z.B. denkbar, dass Stadia eine Bildanalyse in Echtzeit mit der Datenbank abgleicht, um umgehend die Lösung in einem Walkthrough-Video anzubieten. Allerdings ist die Einbindung von Youtube zusammen mit vielen weiteren Features wie Parties im Mobilbetrieb oder Textchat erst im kommenden Jahr geplant. Da noch einige Puzzleteile fehlen, erscheint der Google Assistent zum jetzigen Zeitpunkt daher relativ überflüssig, aber ein gewisses Potenzial lässt sich bereits erkennen.

Im Chrome-Browser lässt sich Stadia ebenfalls verwenden.
Insgesamt liegt der Controller überraschend gut in der Hand, wobei die leicht geraute Unterseite den Halt zumindest minimal fördert, aber selbstverständlich nicht an die Qualität einer Gummierung heran reicht. Im Gegensatz zum Pro-Controller für Switch überzeugt hier außerdem der Rumble-Effekt, der sich auf dem Niveau vom DualShock bewegt, aber leider keine Impulse-Trigger wie bei der Xbox One bietet. Darüber hinaus findet sich ein 3,5mm-Klinkenanschluss zur Verbindung mit Kopfhörern oder Headsets. Allerdings hat der Controller von Haus aus ein Mikrofon eingebaut, das man für die Kommunikation in Online-Parties oder dem Google Assistenten aktivieren kann. Folglich ist ein Headset nicht zwingend erforderlich. Genau wie beim DualShock oder dem Xbox One Elite Controller Series 2 ist der Akku fest verbaut und lässt sich nicht auswechseln. Für eine komplette Aufladung mit dem mitgelieferten USB-C-Kabel samt Netzstecker werden etwa drei Stunden benötigt.



Fühlt sich gut an

Überraschung: Auch Fightsticks funktionieren, obwohl sie nicht offiziell unterstützt werden.
Zwar steht für Google das TV-Erlebnis von Stadia im Fokus, aber trotzdem kann man auch an jedem beliebigen PC mit Hilfe des Chrome-Browsers über die Webseite stadia.google.com auf seine Bibliothek zugreifen und (weiter)spielen. Der Stadia-Controller ist dabei nicht zwingend erforderlich, denn alternativ werden beim Spielen am PC auch Maus und Tastatur sowie ausgewählte Controller von Sony, Microsoft und Nintendo offiziell unterstützt. Allerdings gibt es Einschränkungen, weil bei manchen Modellen z.B. der Home Button nicht funktioniert oder mit einer falschen Funktion belegt ist. In Verbindung mit Chromecast soll man andere Bluetooth-Controller erst 2020 kabellos für das Spielen am TV verwenden dürfen. Was schon jetzt funktioniert, ist die Einbindung von Mobilgeräten für eine Bewegungssteuerung, wie es z.B. Ubisoft mit Just Dance 2020 zeigt.

Browser statt TV

Interessanterweise kann man sogar Controller verwenden, die nicht offiziell unterstützt werden. Der  NACON Arcade Stick Daiju wurde z.B. anstandslos erkannt und ließ sich in Mortal Kombat 11 nutzen. Für die Nutzung am Fernseher bringt das leider nichts: Mangels USB-Anschlüssen funktioniert Stadia dort bisher nur kabellos und in Kombination mit dem offiziellen Controller. Interessant dürfte werden, ob Google sich in dieser Hinsicht noch etwas einfallen lassen wird oder zusätzliche Spezial-Peripherie wie Lenkräder im TV-Betrieb außen vor bleiben müssen. Was die Anschlussfreudigkeit angeht, bietet das Spielen über den Browser deshalb durchaus Vorteile gegenüber dem reinen TV-Erlebnis. Aber es gibt auch Nachteile: Das Streamen in 4K mit HDR und Surround-Sound ist bei der Verwendung des Browsers derzeit noch nicht möglich und soll erst im kommenden Jahr folgen.

Prügeln mit Fightstick

Wer hofft, über den Chrome-Browser auf seinem Tablet oder Mobiltelefon ebenfalls mit Stadia spielen zu können, wird genauso enttäuscht sein wie von der Tatsache, dass man auch mit der installierten App auf den meisten Modellen kein Spiel starten darf. Tatsächlich gestattet Google derzeit das mobile Spielen lediglich bei den hauseigenen Pixel-Modellen ab der Serie 3. Gleichzeitig muss man das verwendete Eingabegerät selbst bei Bluetooth-Unterstützung zwingend per Kabel mit dem Gerät verbinden, wobei neben dem Stadia-Controller auch die Modelle anderer Hersteller genutzt werden dürfen. Erst Anfang 2020 soll man den Stadia-Controller kabellos an anderen Bildschirmen abseits von Chromecast verwenden dürfen.

Eingeschränkte Mobilnutzung

Wer Stadia mobil am Smartphone nutzen möchte, benötigt derzeit noch ein Modell aus der Pixel-Reihe.
Bleibt die Frage, wie negativ sich die kabellose Verbindung dann auf die Latenz auswirkt, die beim mobilen Spielen im WLAN bereits einen Tick höher ausfällt als bei der Verwendung am Fernseher mit Chromecast. Am Handy wirkt die Umsetzung der Eingaben nicht mehr ganz so direkt, obwohl die Auflösung schon deutlich reduziert wird, was bei den kleinen Bildschirmen aber kaum auffällt. Demnach wirkt die Darstellung am Handy ähnlich scharf und farbenfroh wie am TV. Trotzdem gibt es einen kleinen Nachteil: Während die Spiele in der Regel für eine Darstellung im Format 16:9 optimiert werden, bieten viele Handy-Bildschirme – so auch das Pixel 3a XL - ein 18:9-Format. Als Folge dessen muss man dort mit schwarzen Balken rechts und links neben dem Bild leben. Leider gibt es auch keine Funktion, die Darstellung am Handy optional auf Vollbild zu strecken. Darüber hinaus gibt es im mobilen Betrieb noch ein paar Einschränkungen: Im Gegensatz zum Spielen am Fernseher können Aufnahmen noch nicht in der App gespeichert werden und auch der Google Assistent verweigert noch den Dienst. Beide Funktionen sollen noch nachgereicht werden. Familien-Einstellungen und Buddypass lassen ebenfalls noch auf sich warten und sollen in den nächsten Wochen folgen.

Fazit

Google hat mich mit Stadia positiv überrascht! Ich hätte nicht gedacht, dass Spielestreaming in 4K mit HDR so gut aussehen, sich mit 5.1-Sound so gut anhören und sich gleichzeitig aufgrund der geringen Latenz so direkt anfühlen kann. Noch nie präsentierte sich diese Technologie für Spiele so eindrucksvoll wie hier! Trotzdem wirkt der Start der Plattform unnötig überhastet: Viele zentrale Funktionen fehlen noch, beim Spielen über den Browser oder Mobilgeräte muss man weiterhin mit zahlreichen Einschränkungen leben und ohne die Handy-App lässt sich im TV-Betrieb oder mit Chrome weder im Store stöbern noch dürfen wichtige Einstellungen vorgenommen werden. Dadurch kann auch der gut designte Stadia-Controller sein gesamtes Potenzial noch nicht abrufen, doch die grundlegende Steuerung geht mit dem Eingabegerät dank der soliden Qualität und ordentlichen Rumble-Effekten schon gut von der Hand. Eine Hemmschwelle dürfte für viele potenzielle Interessenten der komplette und kostenintensive Neuaufbau der Spielebibliothek darstellen. Da es keine Download-Option gibt, ist man außerdem immer vom eigenen Provider und Googles Rechenzentren abhängig, denn ohne eine Verbindung zum Internet geht hier nichts. Sollte sich Google – warum auch immer – dazu entschließen, den Service einzustampfen, verliert man damit gleichzeitig den Zugang zur Software, für deren Nutzung man bezahlt hat. Trotzdem wirkt die Preisgestaltung des Pro-Abos mit 9,99 Euro pro Monat relativ fair, da man nicht nur die maximale Qualität, sondern auch Rabatte im Store und sogar kostenlose Spiele erhält. Ob sich Stadia lohnt, ist eigentlich ein Rechenspiel: Hat man bereits eine stattliche Spielebibliothek und eine moderne, stationäre Plattform, ergibt der Umstieg nur wenig Sinn. Wer dagegen nicht in teure Hardware investieren will, eine flotte Internetleitung hat und sich auf Streaming sowie den Aufbau einer neuen Spielebibliothek einlassen möchte, bekommt mit Stadia ein überraschend gutes Erlebnis. Das wahre Potenzial der Google-Plattform wird sich aber vermutlich erst bei exklusiven Produktionen und nach der Implementierung aller Funktionen zeigen. Daher bin ich gespannt, wie es für Stadia weitergeht und wie die anderen Hersteller mit Project xCloud & Co dagegenhalten werden.

Wertung

Stadia

Stadia funktioniert überraschend gut und direkt, doch noch dem überhasteten Start und vielen fehlenden Funktionen legt Google hier nur das Fundament für einen Streamingservice, der mehr Potenzial hat als er momentan zeigen kann.

Kommentare
ActuallyKindra

Die Technik hielt ich für marktreif, das lief selbst bei meinem shizzle-internet problemlos. Das Problem war nicht das Streaming, sondern dass die bei allen anderen Fragen alles falsch gemacht haben, was man so falsch machen kann

vor 2 Jahren
Akabei

Probieren geht über studieren
Genau den Eindruck konnte man von Stadia auch haben.

Wir schmeißen jetzt erstmal irgendwas auf den Markt, selbst wenn wir von einer Marktreife noch weit entfernt sind, von Wettbewerbsfähigkeit ganz zu schweigen. Mit welcher Begründung man die dafür auf den Kopf gehauenen Milliarden auf der nächsten Aktionärsversammlung erklären will, würde mich echt interessieren.

Bei mir persönlich haben immerhin ein paar Posts in diesem Forum vorm Start des Dienstes bezüglich Latenz und vorausahnender KI für ein paar Lacher gesorgt.

vor 2 Jahren
Ryan2k22

Was wäre die Alternative? Sie machen nichts neues mehr? Ist doch schön, dass sie ihr Geld auch nutzen um Technologien und "Dinge" auszuprobieren, anders wäre nie ein Android entstanden. Klar klappt nicht alles oder geht einfach gegen die Wand, aber wenn, wie hier, sogar die Kosten erstattet werden, was solls? Wenn sie etwas Neues zeigen, das mich interessiert (im Gegensatz zu Stadia), dann würde ich das auch weiter nutzen. Ich bin pro "Probieren geht über studieren".

vor 2 Jahren
Eirulan

Mittlerweile ist es - und und wahrscheinlich nicht nur bei mir - einfach so, egal was Google macht, es wird erstmal mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet. Google hat inzwischen so viele Leute/Kunden vor den Kopf gestoßen mit der Einstellung von Projekten, Diensten, Hardware usw., dass zumindest ich schon davon ausgehe, dass das neueste jetzt noch von Google gehypete Ding bei der nächsten Gelegenheit wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wird.
Abgesehen von ihren Kerndiensten und vielleicht noch den Pixel-Smartphones ist Google als Anbieter zumindest bei mir inzwischen einfach verbrannt!

vor 2 Jahren
Ryan2k22

Hey... immerhin kriegen die Leute tatsächlich ihr komplettes Geld zurück. Sogar für die Hardware.

Ich hoffe persönlich übrigens das Spielestreaming ist damit abseits von Optionalität erstmal weitgehend tot.
Nicht komplett, die Abogebühr nicht.

Ich hoffe, dass diese elenden Cloud Versionen der Switch mal ein Ende haben. Jetzt wieder bei Pathfinder. Zum kotzen.

vor 2 Jahren