Romancing SaGa 3 - Test, Rollenspiel, PC, Android, iPhone, iPad, PS_Vita, XboxOne, Switch, PlayStation4

Romancing SaGa 3
06.12.2019, Jens Bischoff

Test: Romancing SaGa 3

Rollenspiel aus acht Blickwinkeln

Das SNES-Original von Romancing SaGa 3 (ab 63,32€ bei kaufen) ist 1995 nur in Japan erschienen. 24 Jahre später hat es die Neuauflage nun bis nach Europa geschafft. Wie uns der überarbeitete Rollenspiel-Oldie auf PlayStation 4 und Nintendo Switch gefallen hat, verrät der Test.

Die Welt von Romancing SaGa 3 wird alle 300 Jahre von einer folgenschweren Sonnenfinsternis heimgesucht, in der alle Neugeborenen - ganz gleich, ob Mensch oder Tier - noch im selben Jahr ums Leben kommen. Bislang gab es nur zwei Ausnahmen, aus denen Boten des Todes und der Hoffnung wurden, welche die Welt seither im Gleichgewicht halten. Jetzt hat ein drittes Kind die Eklipse überlebt. Doch noch weiß niemand, welche Auswirkungen es dieses Mal haben wird...

Verheerende Sonnenfinsternis

Ungewiss ist auch die Zukunft von acht Personen, deren Schicksale in einer regnerischen Nacht miteinander verknüpft werden: Als Prinzessin Monika ihren Bruder Mikhail vor einer drohenden Rebellion warnen will, trifft sie in einer Taverne auf die vier Freunde Julian, Ellen, Thomas und Sarah sowie den Söldner Khalid, die ihr versprechen, sie sicher zu ihrem Bruder zu geleiten. Als Spieler kann man einen der sieben Charaktere oder Monikas Zofe Katarina als Protagonisten wählen.

Jeder der acht spielbaren Charaktere erlebt die Geschichte aus seiner eigenen Perspektive.
Anschließend darf man dem gewählten Charakter einen Schutzgott, eine Lieblingswaffe und auf Wunsch auch einen neuen Namen zuweisen. Je nachdem, für wen man sich entschieden hat, erlebt man trotz gemeinsamer Ziele teils sehr unterschiedliche Abenteuer. In der Rolle von Mikhail kann man sich sogar um politische, wirtschaftliche, diplomatische oder militärische Angelegenheiten seines Lands kümmern, während man mit Thomas in der Gruppe das Handelsgeschäft der Familie leiten kann.

Ansonsten erkundet man im 16-Bit-Stil präsentierte 2D-Schauplätze, redet mit Einwohnern, erfüllt Aufträge und bekämpft umherziehende Monster. Die Auseinandersetzungen laufen in klassischer Rundenmanier ab: Man erteilt allen Gruppenmitgliedern Kampfbefehle, die dann entsprechend ihrer Schnelligkeitswerte ausgeführt werden. Neben konventionellen Waffenangriffen können auch ausgerüstete Gegenstände, Zauber und Spezialfertigkeiten eingesetzt werden.

Auf in die Schlacht

Letztere lernt man wie in der SaGa-Reihe üblich spontan während des Kampfgeschehens. Auch Verbesserungen von Waffen- und Charakterwerten erhält man nicht durch Erfahrungspunkte und Stufenaufstiege, sondern direkt im Kampf. Zudem kann man Formationen festlegen, die man sich im Spielverlauf aneignet. Allerdings sollte man aufpassen nicht zu rennen, wenn es zum Kontakt mit einem Gegner kommt, da Formationen sonst durcheinandergeraten können.

Hin und wieder gilt es sogar militärische Schlachten mit mehreren Tausend Einheiten zu bestreiten, bei denen taktisches Timing gefragt ist. Was es aber leider nicht gibt, sind Optionen, weniger wichtige Kämpfe zu beschleunigen oder zu automatisieren, wie es zum Teil bei Neuauflagen anderer Rollenspielklassiker der Fall ist. Auch Dialoge lassen sich nicht verkürzen oder überspringen, was bei Wiederholungen ziemlich nerven kann. Und die gibt es bei acht Story-Blickwinkeln, New-Game-Plus-Modus sowie zum Teil happigen Bosskämpfen, aus denen man im Gegensatz zu anderen Auseinandersetzungen nicht fliehen kann, natürlich nicht zu knapp.

Aus einer anderen Zeit

Bei Bossgegnern können einen die klassischen Rundenkämpfe durchaus ins Schwitzen bringen.
Zwar kann man fast immer und überall speichern, aber wann man das tatsächlich tun sollte, ist nur selten klar ersichtlich und einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt es auch nicht. Für bestimmte Gegner und Ausrüstungsgegenstände ist zudem zähes Grinden erforderlich. Immerhin können PS4- und Vita-Spieler ihre Fortschritte via Cross-Save-Funktion abgleichen. Cross-Buy wird allerdings nicht unterstützt. Touch-Unterstützung für Switch-Spieler, vertonte Dialoge oder deutsche Bildschirmtexte gibt’s ebenso wenig.

Dafür ist die Schrift für Couch- und Handheld-Spieler angenehm groß, fast sogar zu groß, da sie oft alles andere auf dem Bildschirm überdeckt. Hinzu kommt, dass man oft nicht weiß, wo man als nächstes hin soll oder was man als nächstes tun muss, um die Handlung voranzutreiben. Schade auch, dass es keine Gebietskarten gibt und die Weltkarte so unübersichtlich verschachtelt ist. Immerhin sind Schnellreisen zwischen verschiedenen Schauplätzen möglich. Die Grafik ist trotz kleiner Aufhübschungen alles andere als ein Hingucker, das Scrolling holprig und in Kämpfen sind Gegner, abgesehen von Bossen, nicht einmal animiert.

Fazit

Romancing SaGa 3 ist mit seinen acht Protagonisten und deren Blickwinkel auf eine Welt, die aus dem Gleichgewicht zu geraten droht, auch heute noch interessant konzipiert. Neben dem Erleben acht individueller, aber miteinander verwobener Abenteuer kann man, je nach Charakterwahl, auch als Regent oder Unternehmer tätig werden. Zudem gibt es neue Inhalte, die man je nach persönlicher Präferenz zulassen oder auch deaktivieren kann. Viele Spielelemente wirken allerdings stark antiquiert. Die Inszenierung im 16-Bit-Stil ist wenig imposant, oft viel zu statisch und nicht einmal ruckelfrei. Außerdem fehlen Komfortoptionen zum Beschleunigen unwichtiger Kämpfe oder Abbrechen bereits gesehener Dialoge, was vor allem, wenn man alle acht Perspektiven erleben möchte, zur Geduldsprobe wird. Darüber hinaus ist auch der Spielverlauf aus heutiger Sicht oft zäh oder unklar, während man sich eine deutsche Lokalisierung gespart hat. Retrofans werden jedoch noch solide unterhalten.

Pro

  • Story aus verschiedenen Blickwinkeln
  • Protagonisten mit individuellen Aufgaben
  • aktivierbare Zusatzinhalte und New-Game-Plus-Modus

Kontra

  • zähe Inszenierung
  • altbackene Spielmechanik
  • holprige 2D-Technik
  • nicht lokalisiert

Wertung

Switch

Nach wie vor interessant konzipiertes, aber technisch und spielerisch stark antiquiertes 2D-Rollenspiel aus acht Perspektiven.

PlayStation4

Nach wie vor interessant konzipiertes, aber technisch und spielerisch stark antiquiertes 2D-Rollenspiel aus acht Perspektiven.

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Kommentare
Hühnermensch

Ist es vergleichbar mit Octopath Traveler?
Vergleichbar definitiv. Im Detail gibt es natürlich schon einige Unterschiede, aber das Konzept mit den verschiedenen Charakteren, aus deren Perspektive man die Geschichte verfolgt, sowie das Kampfsystem haben bei OT klar ihren Einfluss hinterlassen. Wobei das Kampfsystem hier ganz klar rundenbasiert ist und nicht auf ATB-Basis funktioniert. Man kann sich also ganz altbacken viel Zeit lassen.

vor 4 Jahren
Sylver001

Ist es vergleichbar mit Octopath Traveler?

vor 4 Jahren
Hühnermensch

Aber du wirst doch zugeben, dass das alte JRPG-Konzept des Fortschritts, aka "Sprich ziellos mit allen NPCs in der Stadt bis du den Fortschritt triggerst", echt nicht mehr zeitgemäß ist
Das mag durchaus sein, bei mir ist der letzte Spieldurchgang schon locker 15 Jahre her und ich kenne den Teil auch nicht annähernd so gut wie etwa Lufia. Aber dennoch ist da natürlich immer viel persönliche Auslegungssache mit im Spiel. Für die einen ist es eine cineastische Erfahrung, für mich eher ein anspruchsloser Cutscene-Korridor.

vor 4 Jahren
Todesglubsch

Laut Fans, die bereits die japanische Version durchgenudelt und die Fanübersetzung durchgenudelt haben, soll wohl die englische Übersetzung recht gut ausgefallen sein, mit Feinheiten und ähnlichem.

@Hühnermensch
Aber du wirst doch zugeben, dass das alte JRPG-Konzept des Fortschritts, aka "Sprich ziellos mit allen NPCs in der Stadt bis du den Fortschritt triggerst", echt nicht mehr zeitgemäß ist

vor 4 Jahren
Hühnermensch

"Zähe Inszenierung" und "altbackene Spielmechanik" könnte anderswo auch "fortschreitender Story-Aufbau" und "klassische RPG-Mechaniken heißen". Und da eine fehlende Lokalisierung für mich ohnehin kein Minuspunkt darstellt, kann ich glaube ich direkt mal 20+ Prozentpunkte draufklatschen. Mal gucken, ob ich mich nach zig Jahren mal wieder auf den dritten Teil stürze.

vor 4 Jahren