Arise: A Simple Story - Test, Plattformer, XboxOne, PlayStation4, PC

Arise: A Simple Story
02.12.2019, Jörg Luibl

Test: Arise: A Simple Story

Erinnerungssprünge

Gibt es Spiele, die sich nach Handarbeit anfühlen? Das spanische Piccolo Studio hat sich jedenfalls bewusst für die Nadel im Logo entschieden, um das erste Abenteuer in diesem Sinne zu veröffentlichen. Drei ehemalige Triple-A-Entwickler wollten von Barcelona aus endlich an den Titeln arbeiten, auf die sie sich selber freuen würden. Der Funke der Begeisterung sollte zurückkehren, den sie in ihren früheren Jobs bei großen Studios vermisst hatten. Ob sie mit der Premiere von Arise: A Simple Story (ab 3,31€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) für knapp 20 Euro unterhalten können, verrät der Test.

Als der alte Mann bestattet wird, beginnt das Spiel. Denn der weiße Rauschebart erwacht nach seinem Tod in einer glitzernden Winterlandschaft. Als er an einem hellen Fleckchen niederkniet, kehrt er zurück in einen Teil seines Lebens. Er wandert durch eine idyllische Welt voller grüner Wiesen, auf denen teilweise noch Schnee liegt. Kaum geht er die ersten Schritte, entdeckt er seine Zauberkraft: Er kann die Zeit ein wenig vor oder zurückspulen. Und wenn er das macht, indem man den Analogstick nach links oder rechts gedrückt hält, verändert sich die Umgebung in Echtzeit: Plötzlich sinkt das Wasser, er kann ein Floß erreichen und so auf den Hügel klettern. Dort wartet die nächste Überraschung: Die Statue eines kleinen Mädchens, die er streichelt.

Der Tod ist der Anfang

Mit dieser schönen Szene entfaltet sich ein überaus charmantes Abenteuer, in dem sich der alte Mann über mehrere Kapitel an die wesentlichen Abschnitte seines Lebens erinnert. Dabei wird weder gesprochen noch werden Texte eingeblendet: Ohne Worte erzählen die spanischen Piccolo Studios eine einfache, aber berührende Geschichte in prächtiger Kulisse, die sich aufgrund des Spulens mit einigen ansehnlichen Effekten ständig ändern kann. Aber Vorsicht: Man erlebt sie nicht auf einer besinnlichen Wanderung, denn sowohl die Zeitmanipulation als auch die Akrobatik gewinnen immer weitere Facetten hinzu - zwar schlittert man auch mal unbeschwert auf einer Wasserrutsche durch den Wald, aber schon bald balanciert man auf einem Felsen, der vorhin noch wie eine Todeskugel durch eine Schlucht donnerte.

Was lauert da im dunklen Wald?
Was zunächst noch kinderleicht anmutet, wird hinsichtlich der Sprünge und Wege zum Ziel immer fordernder. Der alte Mann kann nicht nur an Steilwänden klettern und dabei abstürzen, er kann auch nicht schwimmen und muss seine Sprünge über Wasser deshalb stets gut timen. Außerdem kann er einen Wurfhaken einsetzen und daran schwingen oder auch Bäume niederreißen, um Brücken zu bauen. Und spätestens wenn er die Zeit nicht nur vor- und zurückspulen, sondern auch anhalten kann, um den idealen Moment abzuwarten, in dem sich z.B. für wenige Sekunden ein Spinnennetz im Licht zeigt oder eine Plattform aus einem wild rotierenden Baumstamm bildet, sorgt das auch bei einem Freund anspruchsvollerer Jump'n Runs für anerkennendes Nicken. Und man freut sich immer wieder über die tollen Panormanen: Es macht einfach Spaß, durch ein Sonnenblumen-Feld zu hüpfen, indem man die Köpfe dieser schönen Blumen neigt, damit sie Plattformen bilden!


Journey und Jump'n Run

Nur wenn der alte Mann die Sonnenblumen per Zeitmanipulation neigt, kann er den Baum am Ende des Weges erreichen - oder wenn er sich an eine Biene schwingt.
Zwei Dinge dämpfen die Motivation ein wenig: Zum einen kann man die Kamera angesichts der fest wechselnden Perspektiven nicht frei drehen, sondern nur leicht nach oben oder unten neigen. Das führt dazu, dass man die Situation beim Absprung nicht immer optimal einschätzen kann und schonmal daneben hüpft; es gibt einige verflixt penible Abfragen sowie unnötig unübersichtliche Stellen, die jeden Fehler bestrafen und zum erneuten Versuch zwingen - was immerhin durch sehr faire Speicherpunkte abgefedert wird. Immerhin versprechen die Entwickler für den Day-One-Patch auch "camera angles tweaks", die das weiter abmildern könnten. Zum anderen freut man sich irgendwann nicht mehr über die etwas faden Bilder als Belohnung abseits der meist linearen Wege - sie sind quasi die einzigen Geheimnisse, die sich in entfernten Winkeln über ein Funkeln verraten.

Auf seiner Reise begegnet er versteinerten Erinnerungen.
Aber dafür entsteht auch ohne klassische Beute ein überaus stimmungsvolles und überaschend abwechslungsreiches Spielgefühl. Die malerische Anziehungskraft eines Journey trifft quasi auf den Anspruch eines Jump'n Runs, das über die Zeitmanipulation noch etwas Rätselflair gewinnt. Es gibt sogar düstere Areale, in denen man von einer schwarzen Schar an Monstern belauert wird, die ein wenig an Ohngesicht aus Chihiros Reise ins Zauberland erinnern. Man muss sie geschickt umgehen sowie überspringen, indem man den Blitz einfriert, dessen Licht sie kurz verschwinden lässt. Auch das sind kleine, aber durchaus magische Momente! Dann fühlt man sich auf einem verwunschenen Blumenteich wiederum an das unbeschwert Tänzerische aus Fantasia von Harmonix erinnert, wenn man zwischen Seerosen hüpft und durch Luftströme gleitet. Die schöne Musik stammt von David García, der auch für Rime komponiert hat. Ihr könnt übrigens auch kooperativ an einem Bildschirm spielen: Dann bewegt einer den alten Mann, während der andere über die Analogsticks die Zeit manipuliert - hier muss man sich also jederzeit absprechen: Spul zurück, jetzt anhalten, dann hab ich den Sprung sicher...autsch!

Fazit

Arise: A Simple Story ist ein zauberhaftes kleines Abenteuer. Es vermischt die malerische Anziehungskraft eines Journey mit der Herausforderung eines klassischen Jump'n Runs. Aber man klettert, schwingt und hüpft nicht nur, sondern kann die Zeit manipulieren, um Felsen aus Abgründen zu holen, Wasser zu verdrängen und selbst den Blitz einzufangen, damit sich Plattformen oder sichere Wege ergeben. Zwar hat die Steuerung ihre Tücken, außerdem wirken die gesammelten Erinnerungen etwas fade - aber dafür erlebt man einige tolle Überraschungen, während die Stimmung vom Fröhlichen ins Malerische und Bedrohliche wechselt. Dabei wird ohne Worte oder Texte eine einfache, aber berührende Geschichte erzählt. Nicht nur aufgrund des weißen Rauschebarts des Helden ist Arise das ideale Familienspiel für Weihnachten - ihr könnt es auch kooperativ erleben.

Pro

  • Journey trifft klassisches Jump'n Run
  • klettern, springen, gleiten, schwingen
  • interessante Zeitmanipultion mit Rätselflair
  • rührende Geschichte ohne Worte oder Texte
  • prächtige Zeichentrick-Kulisse
  • tolle Musikuntermalung
  • sehr faire Speicherpunkte
  • kooperativ an einem Bildschirm spielbar

Kontra

  • einige verflixt penible Stellen ohne Fehlertoleranz
  • Absprünge nicht immer gut einsehbar
  • recht fade Bilder als Belohnungen
  • leichte Bildratenprobleme

Wertung

XboxOne

Arise vermischt die malerische Anziehungskraft eines Journey mit der Herausforderung eines klassischen Jump'n Runs.

PlayStation4

Arise vermischt die malerische Anziehungskraft eines Journey mit der Herausforderung eines klassischen Jump'n Runs.

PC

Arise vermischt die malerische Anziehungskraft eines Journey mit der Herausforderung eines klassischen Jump'n Runs.

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Kommentare
LouisLoiselle

Das Walkthrough auf YT dauert übrigens nur 2 Stunden und 40 min.

vor 4 Jahren
HardBeat

Jemand hier das Spiel im Epic Store gekauft? Bekomme beim Start direkt einen Fatal Error "UE4 Arise Crash...."

vor 4 Jahren
HardBeat

Und mal wieder ein völlig überbewertetes Indie-Game......streich die rührselige Story und übrig bleibt 08/15.
Und wieder mal ein völlig unnötiger Troll Kommentar...Streich nichts und übrig bleibt dennoch 08/15.

vor 4 Jahren
HardBeat

Sieht nach einem Klasse Spiel aus, gerade bei Epic für knapp 7 Euro zugeschlagen

Schade Epic exclusiv. Aber Konsole/Fernseher passt für das Spiel vermutlich eh besser.
PC/Fernseher passt aber genau so

Und PC+ 49" Monitor Samsung RG94 passt noch viel besser...

Es sei denn keine 32:9 Unterstützung dann wird auf PC+TV ausgewichen

vor 4 Jahren