Riverbond - Test, Action-Adventure, XboxOne, Switch, PlayStation4, PC

Riverbond
17.12.2019, Matthias Schmid

Test: Riverbond

Klötzchen-Charme & Koop-Spaß?

Das adrette Abenteuer Riverbond ist just für Nintendo-Switch erschienen und entführt bis zu vier Spieler in bunte Dungeons. Was der kanadische Indietitel spielerisch auf dem Kasten hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Wenn im PS4-Shooter Resogun die halbe Spielwelt in einer beeindruckenden Würfel-Kaskade in sich zusammenstürzt oder das PS3-Spiel 3D Dot Game Heroes den Flair eines 8-Bit-Zeldas in blockiger 3D-Grafik zum Leben erweckt, dann haben wir das einem verkannten Grafikstar zu verdanken - dem Voxel. Der entspricht quasi einem Pixel in 3D, ist also ein VOlumenpiXEL. Und in der Spielegeschichte zwar ein seltener Gast, aber kein Unbekannter: Schon die Hubschrauber-Sim Comanche oder Outcast setzten auf Voxelgrafik, auch die für indizierte Uralt-Shooter wie Blood oder Shadow Warrior genutzte Build-Engine war bekannt für ihre Voxel-Nutzung. Übrigens: Minecraft sieht zwar nach Voxel-Charme aus, verdankt seinen charakteristischen Look aber Polygonen.

Voxel statt Pixel

Kapitänin Megalodonia ist ein Riesenhai mit Kochgeschirr - ihre Attacken sind lahm und berechenbar.
In Riverbond (das bereits im Juni für PC, PS4 und Xbox One erschien) kommen die hübsch anzusehenden 3D-Pixel ebenfalls zum Einsatz - und sorgen auch hier für ein optisch sehr gefälliges Gesamtbild. Inszenatorisch sowie in puncto Spielkonzept nimmt der Titel damit quasi Minecraft Dungeons, das 2020 erscheinen soll, vorweg - denn in beiden Fällen haben wir es mit einem simplen Dungeon Crawler zu tun. Nach einem soliden Tutorial wirft Riverbond bis zu vier Spieler (nur lokal, nicht online) in neun Welten, die allesamt von Beginn an freigeschaltet sind - die Stage „Kristallwacht“ war beim Release auf PC, PS4 und Xbox One nicht enthalten, wurde dort jedoch vor kurzem gratis nachgereicht. Wer nicht gerade versucht, alle Objekte kaputtzukloppen, der ist in fünf Stunden schon durch mit Riverbond -  abgesehen vom spielerisch belanglosen Königsgarten, wo alle freigeschalteten Figuren herumstreunen, gibt es jenseits des Hauptabenteuers keine Zusatzinhalte.

Hauen. Und schießen.

Hauen und schießen mindestens drei Spieler gleichzeitig, regiert das Voxel-Chaos.
Riverbond ist sehr einsteigerfreundlich - und damit auch für jüngere Zocker geeignet. Wer kooperativ spielt, kann gefallene Kollegen rasch wiederbeleben, aber auch so taucht ihr schon nach einigen Sekunden an Ort und Stelle wieder auf, wenn noch mindestens ein Spieler auf den Beinen ist. Und was macht man so in Riverbond?Zuhauen, zustechen, zuschlagen. Und ein bisschen schießen. Man tigert mit Sprung und Ausweichrolle durch die hübsch arrangierten Themenwelten, erlebt ein paar Nonsens-Plaudereien mit friedlichen Bewohnern und kloppt auf alles ein, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und auf die Bäume selbst natürlich auch. Dank Voxel-Technologie ist ein großer Teil des Levelinventars zerstörbar - und zerbröselt ansprechend. Leider muss ich der reizvollen Optik einen gewissen Abnutzungseffekt attestieren - spätestens nach der dritten oder vierten Welt hatte ich mich irgendwie sattgesehen.

"Besiege die Angreifer" - eine von vielen, wenig einfallsreichen Aufgaben in Riverbond.
Der Spielablauf selbst kann mit dem Wort „simpel“ gut zusammengefasst werden, doch leider ist das nur die halbe Wahrheit. Riverbond ist nämlich auch repetitiv, oberflächlich und abwechslungsarm. Selbst im Vierertrupp fällt die Banalität der Aufgaben (zerstöre fünf hiervon, befreie sieben davon) negativ auf - immerhin kann man sich währenddessen um Punkte und aus erlegten Feinden purzelndes Gold streiten. Für in Kisten gefundene Klingen oder Knarren gilt das nicht - die kann nämlich jeder Spieler fortan nutzen, nachdem er sie auf einem von fünf Waffenslots abgelegt hat. Vorsicht übrigens, wenn ihr Kollegen mit Joy-Cons in die Voxel-Schlacht schickt: Wer mit dem abgesteckten Minipad daddeln muss, kann leider keine Waffen wechseln - ein dusseliges Versäumnis! Denn immerhin sorgen die Nahkampfwaffen (Katana, Riesenlolli, Patschehand) durch ihre unterschiedlichen Reichweiten und Schadenswerte für ein Minimum an Abwechslung; und mit Ballermännern spielt sich Riverbond schließlich wie ein Twinstick-Shooter. Das häufige Nachladen sorgt dafür, dass die Fernwaffen nicht zu stark sind, allerdings mindert das wiederum den Ballerspaß. Ach ja: Ein paar fachfremde Indie-Stars lassen sich, ansprechend vervoxelt, auch blicken - so könnt ihr nicht nur mit Zitrone, Sushi-Männeken oder Prinzessin in den Kampf ziehen, sondern z.B. auch mit Bastion, dem Shovel Knight oder Raz aus Psychonauts.

Fazit

Riverbond sieht richtig hübsch aus, läuft auf der Switch tadellos und bringt dank gemäßigtem Schwierigkeitsgrad, vergleichender Punkteabrechnung sowie jederzeit möglichem Ein- und Ausstieg viele gute Vorzeichen für einen vergnüglichen, familienfreundlichen Koop-Brawler mit. Doch leider ist es vor allem eines: brutal langweilig! Das Abarbeiten der gestellten Aufgaben ist repetitiv und mühselig, die auf mich eindringenden Feindhorden und Bosse zerlege ich monoton und ohne jeden Anspruch mit tausenden Schwertstreichen - da helfen (schwache) Auflade- und Stampfattacke nicht viel. Weil ich die verstreuten Waffen nicht sonderlich witzig und die Knarren wegen des häufigen Nachladens als zu kraftlos empfinde, reizt mich auch die Suche nach Beute im Voxel-Wunderland kaum. Unterm Strich bleibt ein handwerklich ordentlich gemachter, in puncto Umfang überschaubarer Couch-Koop-Titel, der gern Diablo und The Legend of Zelda: Four Swords Adventure in Personalunion wäre. Doch Leveldesign und Spielmechanik sind dermaßen konservativ und eindimensional, dass der Spielspaß schon nach kurzer Zeit Reißaus nimmt.

Pro

  • hübsche Voxel-Optik
  • viele Waffen in den Levels versteckt
  • freispielbare Indie-Helden
  • jederzeit Ein- und Aussteigen
  • ordentliche Steuerung

Kontra

  • simples, langweiliges Leveldesign
  • eindimensionales Kampfsystem
  • Beute nicht sonderlich motivierend
  • ewig langes Eindreschen auf Bossgegner
  • mit Joy-Con nicht vernünftig spielbar
  • monotone Aufgaben
  • ziemlich schnell durchgespielt

Wertung

Switch

Grafisch geschmackvoller Ausflug in Voxel-Dungeons - leider ohne Pepp, reizvolle Beute oder raffinierte Kämpfe.

Echtgeldtransaktionen

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  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
Todesglubsch

Diese Klötzchen Optik wird doch nur ausgepackt, wenn keiner im Team ein ordentliches Charakter Design hinbekommt..
...und man die entsprechenden Assets im Unitystore eingekauft hat.

vor 4 Jahren
Dunnkare

Diese Klötzchen Optik wird doch nur ausgepackt, wenn keiner im Team ein ordentliches Charakter Design hinbekommt..

vor 4 Jahren
flopsy

Das ist so ein Spiel, das in Videos und auf Screenshots aussieht, als könnte es richtig Spaß machen. Leider ist es dann, wenn man es selbst spiel, unglaublich schlecht. Da hätte man echt mehr draus machen können ... schade.

vor 4 Jahren