DragonBall Z: Kakarot - Test, Rollenspiel, Switch, PlayStation4, XboxSeriesX, PlayStation5, XboxOne, PC

DragonBall Z: Kakarot
17.01.2020, Jan Wöbbeking

Test: DragonBall Z: Kakarot

Chronologisch ist besser!

Jetzt ist Schluss mit dem Chaos: Nachdem man in den Xenoverse-Spielen als Zeitpatrouille im Zickzack durch die Seriengeschichte düste, erzählt Dragon Ball Z: Kakarot Son-Gokus Sage chronologisch. Gelingt CyberConnect2 ein würdiges Epos mit offenen Levels, alten Bekannten, wild blitzenden Super-Attacken und den grimmigsten Augenbrauen der Galaxis?

Komplett nackig startet man natürlich nicht ins Action-Rollenspiel: Passend zum Namen beginnt die Geschichte nicht in Son-Gokus Kindheit als ausgesetzter Affenjunge. Stattdessen kämpft man sich durch die späteren Jahre von Dragon Ball Z, in denen Vegeta, Freezer oder Cell auftauchen. Bei der Verteidigung der Erde und anderen Welten trifft Son-Goku auf Unmengen von Alien-Fieslingen, von denen manche im späteren Kampf gegen ein noch größeres Übel zu Verbündeten werden. Passend zum Thema der ewigen Grenzüberschreitung verpacken die Entwickler die serientypisch schnellen 3D-Kämpfe in ein üppiges Rollenspielgerüst: Es gibt u.a. erfreulich verzweigte Talentbäume für Superfähigkeiten und allerlei köstlich dampfende Essens-Buffs, deren Zutaten man sammelt, handelt, jagt oder angelt.

Von Z bis Z

Der Fischfang läuft mit Hilfe der neu erfundenen, von Bulma gefertigten Schweif-Prothese ab, die schon auf der E3 für verdutzte Gesichter sorgte. Das Minispiel mit Schwanzgewackel ist vom Comedy-Faktor abgesehen aber genau so fade wie der Großteil der Sammelaufgaben. Rehe oder riesige Saurier stellen schließlich nicht wirklich einen Gegner für einen mächtigen Saiyajin dar. Knöpfchen drücken, Fleisch abernten, Äpfel pflücken, Währung sammeln und im Umkreis versteckte Kugeln mit dem Visor aufspüren: All das macht höchstens deshalb Spaß, weil man dabei mehr von der idyllischen Kulisse zu Gesicht bekommt. Technisch hat man sich zwar nur mäßig gesteigert - z.B. mit dichterer Vegetation oder etwas mehr Zerstörung der felsigen Landschaften. Mit Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 - Road to Boruto oder dem Detailüberfluss des hübsch beleuchteten Comic-Shooters Plants vs. Zombies: Battle for Neighborville kann man aber nicht mithalten.

Schneller als die Polizei erlaubt: Dank der Saiyajin-Geschwindigkeit fliegt man im Handumdrehen auch an entlegene Orte (manchmal auch auf der Wolke Jindujun) - die Flugsteuerung wirkt dabei mitunter etwas abrupt.


Keine Technik-Bombe, aber durchaus idyllisch

Während man zwischen den zerklüfteten, teils mit futuristischen Städtchen übersäten offenen Levels der Weltkarte wechselt, bemerkt man trotzdem schnell, dass die Stimmung der gezeichneten Animé-Vorlagen insgesamt hübsch und passend in der dritten Dimension eingefangen wird. Inmitten steif agierender Passanten und verschlossener Gebäude bekommt man zwar nie den Eindruck, sich wirklich durch eine lebendige Welt im Stil von GTA zu bewegen. Am Wegesrand trifft man aber immerhin auf Unmengen obskurer Bekannte, die nostalgische Erinnerungen wecken - darunter die Hexe Urinai Baba oder das Kampfschwein Oolong. Manche Freundschaften helfen einem sogar spielerisch in Form von „Seelenabzeichen“ im so genannten „Community-Board“ weiter. Diese miteinander verwobenen Figuren lassen sich mit Geschenken aufpäppeln und bringen bei geschickter Kombination Vorteile beim Kochen, Kämpfen oder dem Abgreifen von Beute.

Bei der Reise auf den Planeten Namek und an andere Orte ergeben sich ständig neue Seilschaften: Weil die bedrohliche Kreatur Freezer in der Lage ist, ganze Systeme zu zerstören, kann man es Son-Gokus Sohn nicht übel nehmen, dass er Vegeta kurzzeitig einen der gesuchten magischen Dragon Balls überlässt. Und das, obwohl auch dieser Saiyajin schon Unmengen von Planeten dem Erdboden gleich gemacht hat. Zeitweise schlüpft man auch in seine Haut, oder in die von Son-Gohan und anderer Krieger, während man ihre Werte und Super-Attacken anpasst.

Im Zentrum der Geschichte stehen natürlich die gigantomanischen Kämpfe, die nach wie vor angenehm unkonventionell und einsteigerfreundlich ablaufen: Einen Großteil der Kombos und Spezialattacken lassen sich mit einfachen Knopfkombinationen entfesseln. Das dröge Auswendiglernen komplexer Eingaben ist hier nicht nötig. Stattdessen kommt es auf die richtige Taktik und schnelle Reaktionen an, etwa wenn die Betäubungs-Leiste des taumelnden Gegners geleert wurde: Ein Überraschungs-Konter, bevor der Block bricht; ein Kame-Hame-Ha, wenn der Gegner durch eine eigene Attacke oder eine Stichelei abgelenkt ist. Eine automatisch abgespulte Z-Kombo der manchmal zwei- oder dreiköpfigen Gruppe erweist sich ebenfalls als hilfreich. Je nach Story-Verlauf beweist man sich aber auch oft im Alleingang oder kämpft gegen einen gigantischen Weraffen.

Projektilgewitter Reloaded!

Wer einen von Freezers Schergen zunächst mit Kuririn blendet, kann mit bis zu zwei seiner Partner des aktiven Teams nachsetzen. Schön, dass sich die Kamera weniger chaotisch wegdreht als in den Vorgängern. In späteren Gefechten wird es zwischen Bäumen, Hügeln und sogar unter Wasser trotzdem gelegentlich unübersichtlich. Erfreulich ist auch, dass sich die Gegner nicht mehr so leicht mit Energieprojektilen auf Distanz halten lassen. Wer regelmäßig das Ki auflädt – z.B. mit Kombos oder der Dreieck-Taste – sollte natürlich trotzdem sämtliches Distanz-Feuerwerk abfackeln, das gerade nützlich erscheint. Bei Vegetas Folge-Energiestrahl und manchen Reaktionstests schaltet die Kamera sogar kurzzeitig in eine Ego- oder Vogelperspektive um.

Verdammter Mond!

Für einen leichten Stimmungsdämpfer sorgt zwischendurch die hohe Zahl an monotonen Zufallskämpfen, während man die Areale mit jeweils einigen Kilometer Durchmesser durchquert. Mit Hilfe unterschiedlich starker Roboter und Schurken kann man sich natürlich ein wenig stärken. Oft sind wir aber einfach genervt weiter geflogen, sobald das rote Signal für einen bevorstehenden Überfall auftauchte. Auch die simplen Beschützer-Aufgaben, Hol- und Bringedienste in den Nebenmissionen sind nur bedingt spannend. Insgesamt hat Cyberconnect2 die Balance mittlerweile aber besser im Griff. In den ersten Stunden bleibt es zwar oft zu einfach, später kann es aber passieren, dass man plötzlich vor die „Wand“ eines extrastarken Boss-Schurken kracht, wenn man sich vorher nicht ein wenig aufgepäppelt hat. Das Training vor großen Auseinandersetzungen und die ständige Überwindung von Grenzen ist schließlich das wichtigste Thema der Vorlage – inklusive wilder Transformationen in höhere Super-Saiyajin-Stufen oder Kaioken-Tricks zum Abzapfen eigener Lebensenergie zugunsten der Attacken.

Nicht schon wieder!

Wenn in diesem Spiel etwas an den Nerven zehrt, liegt es meist an der spröden Präsentation. Da man zu Beginn mit zu vielen Info-Tafeln, langen Ladezeiten und einer sperrigen Menüführung überfrachtet wird, kann es später schon mal vorkommen, dass man wichtige Mechaniken oder Feinheiten vergisst. Das gilt vor allem, weil sich manche Steuerungs-Details bei der Oberwelt-Erkundung von den Gefechten unterscheiden (zu unserem Einsteiger-Guide). Blättert also ruhig ab und zu durch die ausführliche Dokumentation von Figuren, Techniken und Steuerung, zumal ihr dort auch einen Musikplayer beliebter Original-Songs findet. Und natürlich die Zwischensequenzen! Dragon Ball wäre nicht Dragon Ball, wenn es nicht massenhaft dramatische Wortgefechte grimmiger Angeber, Power-Level-Bluffs oder überraschende Verwandlungen gäbe.

Neben solchem Projektil-Chaos gibt es natürlich wieder das Duell zwischen gebündelten Strahlen, welche direkt aufeinander treffen.


Unerwarteter weicher Keks

Auch wenn im Vergleich zu Manga und Anime manche Gags und Zwischentöne verloren gehen, wurde ein schöner Weg gefunden, die Geschichte spielerisch zu erleben bzw. aufzufrischen. Das Dragon-Ball-Universum ist schließlich reich an verschrobenen Figuren wie Lustgreis Muten-Roshi und lustigen Momenten - z.B. wenn sich Ex-Schurke Piccolo für seine ungewohnten väterlichen Gefühle schämt.

Ein klarer Nachteil in einem Kampfspiel ist natürlich der komplette Verzicht auf Mehrspieler-Modi. Im „Vorgänger“ Xenoverse 2 waren die geselligen Online-Arenen sogar deutlich besser organisiert als in einem Verkaufsschlager wie Super Smash Bros. Ultimate. Die grafischen Unterschiede zwischen den Fassungen für PlayStation 4 und Xbox One X halten sich in engen Grenzen. Auf Sonys Konsole sind uns zwar Streaming-Ruckler und Abstürze begegnet – sie blieben aber so selten, dass sie die Wertung nicht beeinflussen. Eine PC-Fassung ist übrigens ebenfalls erhältlich, für die wir bislang aber kein Testmuster erhalten haben.

Fazit

So viele verrückte Ideen, so viele schöne Erinnerungen! Dragon Ball Z: Kakarot hat mir erneut vor Augen geführt, warum ich vor gut 20 Jahren hochgradig süchtig nach Carlsens Dragonball-Büchlein war. Es handelt sich um den bisher besten Weg, die kompletten Jahre des Z-Animes spielerisch nachzuerleben: Endlich keine wirren Zeitreisen mehr! Stattdessen gibt es eine chronologische Aufarbeitung mit motivierenden Gefechten gegen zähe Widersacher sowie ein bombastisches Projektilgewitter. In anderen Bereichen bröckelt die Fassade aber schon früh: Verschlossene Gebäude und steif agierende Passanten vermitteln vor allem im Vergleich zu offenen Abenteuern von Rockstar oder Ubisoft nie die Illusion, sich in einer lebendigen Welt zu befinden. Zudem zieht sich die Geschichte irgendwann durch die ständigen faden Zufallskämpfe und die viel zu leichten Nebenaufgaben wie Gummi. Auch die angestaubte Technik und das Drumherum mit sperrigen Menüs und wechselnden Steuerungs-Schemata bremst den Spaß aus – zumal jegliche Mehrspieler-Modi gestrichen wurden. Trotz dieser Defizite wird man aber solide unterhalten und kann noch einmal in die beliebte Z-Story von Akira Toriyama mit all ihren verblüffenden Wendungen, liebenswerten Figuren und herrlich kitschigen Melodien abtauchen!

Pro

  • unterhaltsame spielerische Umsetzung der Z-Geschichten
  • Training und Über-sich-hinaus-wachsen wird schön in Kämpfen spürbar
  • Steuerung und Kampfmechaniken angenehm eigenwillig
  • spektakulär inszeniertes Projektil-Gewitter
  • gezeichnete Vorlage wird passend in 3D eingefangen

Kontra

  • zahlreiche Zufallskämpfe auf Dauer ziemlich fade
  • zu simple Nebenaufgaben, sogar beim Jagen und Angeln
  • keine Online
  • oder Mehrspieler-Modi
  • Texturen aus der Nähe oft unscharf oder detailarm
  • sperrige Menüs mit langen Ladezeiten

Wertung

PlayStation4

Eine unterhaltsame Möglichkeit, sich durch die Geschichte des Animés zu kämpfen - trotz faden Nebenaufgaben und etwas wirrer Präsentation.

XboxOne

Eine unterhaltsame Möglichkeit, sich durch die Geschichte des Animés zu kämpfen - trotz faden Nebenaufgaben und etwas wirrer Präsentation.

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  • Diverse Editionen und ein Bous-Items-Pack mit Gegenständen und Werte-Boosts erhältlich; Store-Seite nennt bereits Ingame-Käufe
Kommentare
-=Ramirez=-

Was Spielst du im Moment? KAKAROT und du? Danke meine Verdauung ist in Ordnung.

Im Ernst, wer hat diesen Namen im Deutschsprachigen Raum durchgewunken?
Na zu glück haben die das nicht komplett lokalisiert.

Hätte wenig Lust gegen Kühltruhe, Gefrierfach, König Kälte, klein oder Knoblauch zu Kämpfen

vor 4 Jahren
Gentrie

Was Spielst du im Moment? KAKAROT und du? Danke meine Verdauung ist in Ordnung.

Im Ernst, wer hat diesen Namen im Deutschsprachigen Raum durchgewunken?

vor 4 Jahren
Ryan2k22

Cool, gut zu wissen, jetzt muss es nur noch günstiger werden.

gibt es das in irgendeinem Game Pass?

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Raskir

Hups, kann gelöscht werden, sollte ein Edit sein.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren