Tokyo Mirage Sessions #FE - Test, Rollenspiel, Wii_U, Switch
In Tokio verschwinden spurlos Menschen. Auch Tsubasa Oribes Schwester wird seit Jahren vermisst. Doch als Tsubasa während eines Bühnen-Castings plötzlich zusammen mit Jugendfreund Itsuki Aoi in eine Parallelwelt gerät, schöpft sie Hoffnung, auch ihre Schwester hier zu finden. Zwar lauern in der Anderswelt gefährliche Dämonen, aber dank der Unterstützung bekannter Fire-Emblem-Legenden wie Chrom und Caeda können sich die Nachwuchs-Stars behaupten.
Rätselhaftes Verschwinden
Diese so genannten Mirages ähneln den beschworenen Dämonen aus Shin Megami Tensei oder Persona. Anders als dort, können sie jedoch nicht einfach ausgetauscht oder umgezüchtet werden. Jede Mirage hat einen festen Meister und maximal drei Meister können gleichzeitig aktiv sein. Um trotzdem im Kampf flexibel agieren zu können, lassen sich die einzelnen Mirages individuell anpassen und die mit ihnen verbundenen Meister innerhalb der Gruppe bis auf Itsuki jederzeit auswechseln.
Suche nach Schwachstellen
Die Kämpfe selbst laufen rundenbasiert ab. Die auf einer entsprechenden Leiste einsehbare Reihenfolge wird durch persönliche Schnelligkeitswerte und vorausgegangene Aktionen wie temporäre Stärkungen bestimmt. Wer seine Ziele auf der Zeitleiste geschickt wählt, kann sich viel Ärger sparen. Noch wichtiger als die Zugfolge ist allerdings das Wissen über individuelle Schwachpunkte und Resistenzen, die man in den Kämpfen nach und nach durch Trial-&-Error offenlegt.
Einmal entdeckt, werden diese Schwachstellen anschließend dauerhaft gespeichert, so dass man immer besser mit seinen Kontrahenten umzugehen weiß. Neben dem Einsatz von ausgerüsteten Waffen sowie erlernten Zauber- und Kampffertigkeiten können auch Gegenstände verwendet, Verteidigungshaltungen eingenommen, Reservisten eingewechselt oder Fluchtversuche unternommen werden.
Eingespieltes Team
Der Clou sind allerdings Sessions genannte Folgeangriffe, die automatisch von Kampfpartnern geleistet werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die erste Bedingung ist das erfolgreiche Ausnutzen einer element- oder waffenbasierten Schwachstelle des Gegners. Danach kommt es darauf an, welche Teammitglieder über die nötigen Kenntnisse verfügen, daraus eine Kombo abzuleiten.
Im Lauf des Abenteuers kann man sich immer wieder neue Session-Kentnisse aneignen oder bestehende vertiefen. Je nach Gruppenzusammensetzung kann man dann z. B. automatische Waffenangriffe auf bestimmte Zauber oder automatische Zauber auf spezifische Waffenangriffe anderer Teamgefährten folgen lassen. Gegenüber dem Wii-U-Original gibt es sogar Session-Angriffe von NPCs wie Tiki, Maiko oder Barry.
Zudem kann man die Kämpfe nicht nur mit taktischen Weisungen automatisieren, sondern auch beschleunigen, was zusammen mit den verkürzten Ladezeiten einen deutlich flotteren Spielfluss ermöglicht, während sich die praktische Minimap neuerdings auch in den Dungeons dauerhaft einblenden lässt. Die Erkundung der oft sehr verschachtelten, mehrstöckigen Schauplätze wird aber trotzdem immer wieder durch Orientierungsprobleme ausgebremst.
Druck aufs Gas
Dennoch weiß das Leveldesign dank ungewöhnlicher Strukturen und Hindernisse zu gefallen. Das gilt auch für die Gegner, die in Abhängigkeit eines Gefahrenradars plötzlich als Symbole erscheinen und bei Sichtkontakt auf einen zustürmen. Meistens kann man ihnen aber problemlos ausweichen oder sie durch gut getimte Hiebe kurzzeitig benommen machen. Besonders gefährliche Spezies sind gegen solche Betäubungsangriffe allerdings immun. Gut, dass man jederzeit den Spielstand sichern und den Schwierigkeitsgrad anpassen kann.
Zudem kann man verschiedene Support-Dungeons aufsuchen, die im Original nur als DLC verfügbar waren, um die Charakterentwicklung zu beschleunigen. Während Verbesserungen der Charakterwerte infolge von Stufenaufstiegen automatisch erfolgen, darf man beim Lernen neuer Fertigkeiten ein Wörtchen mitreden. Zwar sind die meisten Freischaltungen an bestimmte Waffen gebunden, aber die letztendliche Auswahl bleibt dem Spieler überlassen, was einem angesichts des begrenzten Platzes für aktive und passive Fertigkeiten einige schwere Entscheidungen abverlangt.
Die Qual der Wahl
Immerhin kann man gleiche Fertigkeiten wie bei Session-Kenntnissen kombinieren und so die Wirkung verstärken oder die Kosten senken. Neben selbst gefertigten Waffen können auch Rüstung und Outfit gewechselt werden, wobei Letztere nur kosmetischer Natur sind. Inhaltlich dürften vor allem die neuen Nebengeschichten und -schauplätze, die man im Lauf der sogenannten EX-Storys zu Gesicht bekommt, interessant sein. Darin erhält man parallel zur Haupthandlung immer wieder zusätzliche Einblicke ins Leben der Protagonisten.
Die Inszenierung wirkt nach einem Persona 5 zwar nicht mehr ganz so eindrucksvoll wie noch zu Wii-U-Zeiten, die oft als Musikvideos präsentierten Anime-Einspielungen können sich aber nach wie vor sehen lassen. Ansonsten wirkt die Grafik jedoch spürbar angestaubt, die Bildrate nicht immer rund. Auch die Zensuren der damaligen Wii-U-Fassung, deren Test hier zu finden ist, sind nach wie vor vorhanden und das dieses Mal sogar auf globaler Ebene.
Der Zahn der Zeit
Schade ist auch, dass es noch immer keine englische Synchronisation oder deutsche Untertitel gibt. Gesprochen wird ausschließlich Japanisch, gelesen auf Englisch oder Französisch. Hinzu kommt, dass die Schrift vor allem im Handheld-Modus mitunter sehr klein ist, was besonders das Lesen von Hinweisen und der simulierten Smartphone-Dialoge unnötig erschwert. Auf Touch-Unterstützung hat man ebenfalls verzichtet, obwohl sich die nicht nur hinsichtlich der Kartennavigation geradezu angeboten hätte.
Fazit
Tokyo Mirage Sessions #FE Encore bietet auch auf Switch gute Rollenspiel-Unterhaltung, bei der vor allem Fans von Shin Megami Tensei und Persona auf ihre Kosten kommen. Inhaltlich wurde das Anime-Abenteuer nicht nur um separat erschienene DLCs des Wii-U-Originals, sondern auch um komplett neue Inhalte erweitert. Neben frischen Geschichten und Schauplätzen, wie den EX-Storys oder dem "Area of Aspiration"-Dungeon gibt es auch zusätzliche Verbündete, Outfits, Songs, Skills und Items. Außerdem lässt sich die Minimap jetzt in den Dungeons einblenden, während schnellere Ladezeiten und Kampfanimationen für ein flotteres Spielerlebnis sorgen. Die Grafik wirkt trotz nach wie vor sehenswerter Anime-Einspielungen allerdings deutlich angestaubt, der Verzicht auf Touch-Unterstützung ist unbegreiflich. Im Handheld-Modus ist auch die mitunter sehr kleine Schrift problematisch. Zudem gibt es nach wie vor weder eine englische Tonspur noch deutsche Untertitel - französische hingegen schon. Genrefans, die damit kein Problem haben, sollten aber auf jeden Fall zuschlagen, auch wenn der Award nach wie vor verwehrt bleibt...
Pro
- zusätzliche Spielinhalte
- dauerhaft einblendbare Minimap
- beschleunigte Kampfanimationen
- verkürzte Ladezeiten
Kontra
- angestaubte Grafik
- mitunter sehr kleine Schrift
- keine Touch-Unterstützung
- nach wie vor keine deutsche Lokalisierung
Echtgeldtransaktionen
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