Orangeblood - Test, Rollenspiel, XboxOne, PC, PlayStation4, Switch
Orangeblood spielt auf einer künstlichen Insel vor der Küste Okinawas, namens New Koza, wo vier Mädels zwischen die Fronten krimineller Banden geraten, die sie bespitzeln sollen. Das eigentliche Ziel rückt jedoch schnell in den Hintergrund, während die stets mies gelaunte Revolverheldin Vanilla Vincent zusammen mit DJ-Partnerin Machiko immer tiefer in die kriminelle Unterwelt von New Koza vordringt. Später schließen sich auch noch eine Samurai und eine Martial-Arts-Expertin der illustren Gruppe an.
Eine Insel voller Gangster
Die rundenbasierten Kämpfe gewinnen mit jedem frischen Gruppenmitglied neue Facetten, da die Charaktere über einzigartige individuelle Fertigkeiten verfügen. Vanilla kann mit ausreichender Skill-Energie z. B. eine tödliche Salve an Schüssen auf ihre Gegner abfeuern, während Machiko mit ihrem Ghetto Blaster je nach Musik regelmäßig Skill- oder Lebenspunkte regenerieren sowie Schäden halbieren und gefallenen Teammitglieder wiederbeleben kann.
Yazawa kann sich hingegen an die Spitze der Zugfolgenleiste katapultieren und mit ihrem Katana ganze Gruppen an Gegnern auslöschen, was fast schon zu mächtig ist, da sie so mit quasi jedem Standardgegner kurzen Prozess macht, ohne dass der sich überhaupt wehren kann. Allerdings nur, wenn man die symbolisch umherziehenden Widersacher zuvor mit einem Initiative-Angriff erwischt hat, da man sonst nicht genug Skill-Punkte für ihren Vernichtungsschlag hat.
Tatkräftige Unterstützung
Während Erstere den Schaden auf Einzelziele konzentrieren, sind Letztere vor allem bei mehreren Gegnern von Vorteil - besonders wenn sie fiese Statusbeeinträchtigungen wie Schockstarren oder Brandherde verursachen können. Ansonsten gilt es element-basierte Anfälligkeiten und Resistenzen im Blick zu behalten sowie Kombo-Effekte mit anderen Ausrüstungsgegenständen zu nutzen, die unter bestimmten Bedingungen z. B. Heilungen oder Zusatzschäden verursachen.
Darüber hinaus ist es wichtig, taktisch kluge Nachladepausen einzulegen, in denen man je nach Ausrüstung auch die Treffsicherheit erhöhen oder verlorenen Lebensenergie regenerieren kann. Vergisst man rechtzeitig nachzuladen, wird zwar automatisch ein neues Magazin eingelegt, der eigene Ausweichwert wird währenddessen allerdings auf null gesetzt, so dass Gegenangriffe besonders verheerend ausfallen können.
Cleveres Taktieren
Schade nur, dass einem immer wieder dieselben Gangster- und Robotertypen als Gegner vorgesetzt werden. Hier wäre definitiv mehr Abwechslung wünschenswert gewesen. Dass die Gegnerlevels der eigenen Charakterstufe immer wieder angeglichen werden, hat mich auch nicht begeistert, obwohl so natürlich stets eine gewisse Herausforderung gegeben ist. Ohne vernünftige Ausrüstung kann man aber ganz schnell den Anschluss verlieren und bei Bosskämpfen regelrecht chancenlos sein.
Und was man als Ausrüstung von Gegnern erhält oder in Kisten findet, ist eben in hohem Maße dem Zufall geschuldet - selbst was das Angebot in Geschäften betrifft. Die Spielbalance ist entsprechend wacklig, eine Schwierigkeitswahl nicht vorhanden. Speichern kann man nur in sicheren Bereichen, aber es gibt diverse Checkpoints, an denen man sich im Todesfall wiederbeleben lassen kann, wenn man mit dem Geldabzug einverstanden ist.
Orientierung und Navigation sind vor allem zu Beginn recht verworren. Auch die etwas mickrige Automap hilft eher Schätze und Gegner nicht zu übersehen als den richtigen Weg zu finden. Immerhin sind an bestimmten Stellen schnelle Ortswechsel via Flugtaxi möglich. Hier und da können auch Nebenaufgaben wie das Sabotieren von Bandenfahrzeugen angenommen oder auf einem Schießstand besondere Herausforderungen gemeistert werden.
Auf eigene Faust
Fazit
Orangeblood bietet klassisches Rollenspiel-Flair im Stil der 90er Jahre. Wer will, kann sogar nostalgische Scanlines und andere Grafikeffekte aktivieren. Auch die Kämpfe werden in traditioneller Rundenmanier bestritten. Allerdings wird hier nur mit Schusswaffen gekämpft und die müssen irgendwann nachgeladen werden, da man sonst zu leichter Beute wird, was neben elementbasierten Schwachstellen und clever kombinierbaren Ausrüstungseffekten für Spannung sorgt. Gefallen haben mir auch die ruppige Art der stets miesepetrigen Protagonistin sowie die treffenden HipHop-Sounds. Schade nur, dass die Story eher nebensächlich bleibt und es keinerlei Sprachausgabe oder deutsche Übersetzung gibt. Wenig begeistert war ich auch von den mitlevelnden Gegnern und den vor allem zu Beginn nervenden Orientierungsproblemen. Unterm Strich hat mich der auch für PS4, Xbox One und Switch angekündigte Retrotrip aber noch solide unterhalten.
Pro
- taktische Rundenkämpfe
- stimmiger HipHop-Soundtrack
- praktische Karten- und Schnellreisefunktion
- optionale Grafikfilter
Kontra
- skalierende Gegner
- gelegentliche Orientierungsprobleme
- nur eine mögliche Auflösung
- keine deutsche Übersetzung
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