Psikyo Shooting Stars Alpha - Test, Arcade-Action, Switch

Psikyo Shooting Stars Alpha
24.01.2020, Matthias Schmid

Test: Psikyo Shooting Stars Alpha

Sixpack für die Shoot'em-Up-Fete

Sechs japanische 2D-Ballerspiele aus den Jahren 1995 bis 2001 tummeln sich auf einem Switch-Modul. Im Test sprechen wir über die einzelnen Titel, deren technische Umsetzung und das Preis-Leistungs-Verhältnis von Psikyo Shooting Stars Alpha (ab 64,68€ bei kaufen).

Die Shoot’em-Up-Schmiede Psikyo (gesprochen mit stummem „P“, also Saikio) stand seit ihrer Gründung im Jahr 1992 rund zehn Jahre lang für wertige Ballerspiel-Kost made in Japan. Ihre Shooter erschienen stets in der Spielhalle und wurden teilweise auf Heimkonsole portiert, z.B. die erste Playstation, Segas Saturn oder Dreamcast. Auf der PS2 existieren schon drei kleine Psikyo Shooting Collections mit jeweils zwei Titeln, ein paar davon kamen über das einstige Budget-Label 505 GameStreet sogar nach Europa. Das nur als kleiner Aufgalopp - denn nun wird es kompliziert…

Japanische Wertarbeit

Von August 2017 bis April 2018 erschienen etliche Psikyo-Ballerspiele, z.B. Strikers 1945 oder Dragon Blaze, im eShop der Nintendo Switch - allesamt schnörkellos, aber kompetent portiert; Kostenpunkt: je 6,99 Euro. Eine schöne Sache für Retro-Fans, die perfekte Emulationen ihrer einstigen Spielhallen-Lieblinge bekanntlich schätzen. Zwischen September 2018 und Mai 2019 wurde der asiatische Markt dann mit drei Retro-Sammlungen (Psikyo Collection Vol. 1-3) bedacht - diese Switch-Bundles mit je vier Titeln auf Modul gab es aber nicht in Japan, sondern in Hongkong und Korea. Doch es geht noch weiter: Im Sommer 2019 wurde dann endlich Japan bedient - die insgesamt zwölf Psikyo-Titel verteilte man auf nun zwei Retro-Sammlungen, Psikyo Shooting Library 1&2. Und diese beiden Schmuckstücke kommen unter den Namen Psikyo Shooting Stars Alpha & Bravo jetzt endlich in europäische Switch-Gefilde. Das hier getestete Alpha-Modul erscheint am heutigen 24. Januar, die Bravo-Variante folgt am 21. Februar.

In Zero Gunner 2 hat man es mit Mechs und einer ungewöhnlichen Steuerung zu tun.
Sechs Ballerspiele sind in Psikyo Shooting Star Alpha enthalten: Strikers 1945, Strikers 1945 2, Strikers 1945 3, Sol Divide, Dragon Blaze und Zero Gunner 2. Von Strikers 1945 3 abgesehen, könnte man jedes auch für 6,99 Euro einzeln im eShop kaufen - käme dann also auf knapp 35 Euro. Insofern sollte die digitale, 40 Euro teure Version der Collection tatsächlich nur der erwerben, der keinesfalls auf Strikers 1945 3 verzichten möchte - das ist außerhalb der Collection nämlich bislang nur im japanischen eShop verfügbar; und dort etwas zu kaufen, ist kompliziert. Interessanter für Genre-Liebhaber und Sammler wird die Sache natürlich mit der Version auf Modul, die sich Limited Edition nennt und mit 60 Euro zu Buche schlägt; enthalten sind neben dem Spiel Gimmicks wie drei Soundtrack-CDs, ein Heftchen mit Bauplänen und Kunstdrucke.

Digital oder auf Modul?

Womit ich schließlich bei der Software ankomme: Vier der Titel (alle Strikers-1945-Teile und Dragon Blaze) sind Vertikal-Shooter - bisweilen an der Grenze zu Bullet Hell anzusiedeln, aber im Schnitt geht es doch gediegener und konventioneller zu als bei der Konkurrenz von Cave. Garniert mit typischen Genre-Elementen wie Smartbomb oder Auflade-Spezialschuss ballert man sich in den Strikers-1945-Titeln von unten nach oben durch hübsch gepixelte, aber grafisch stark gealterte Kriegsschauplätze, wo sich wandlungsfähige Kampfroboter und realistische Schlachtschiffe mit so illustren Namen wie Graf Zeppelin abwechseln. Dragon Blaze wiederum ist mit seinen bunten, an die Mushihimesama-Spiele erinnernden Landschaften und ansehnlichen Sprites das Schmuckstück der Collection; zudem spielen sich auch die Flugtiere angenehm unterschiedlich und die Option, den Drachen per Knopfdruck ins Getümmel zu schicken, sorgt für Tiefgang. Psikyo-Spiele sind selten für besonders diffizile Scoring-Systeme bekannt, dafür für einen ausgesprochen harten zweiten Durchgang. Wer im Menü aber entweder den Schwierigkeitsgrad runter- oder die Creditzahl nach oben schraubt, sieht auf jeden Fall den finalen Boss.

Und die Spiele?

Sol Divide: Mit Schüssen, Speer und (Eis-) Magie geht es gegen Fantasy-Kreaturen.
Weniger konventionell ist Sol Divide: Die krude Mischung aus Horizont-Ballerspiel und Hack’n’Slay besticht zwar mit düsterer Fantasy-Kulisse und darf getrost als einfallsreich oder einzigartig bezeichnet werden, dafür sind die Gegner im Renderlook heutzutage optisch schwer zu ertragen; zudem fehlt beim Zustechen Trefferfeedback. Cool ist aber immer noch das taktische Magie-System mit allerlei Elementarangriffen.

Hubschrauber & Haudraufs

Zero Gunner 2 ist der neueste Titel der Sammlung, und der einzige mit 3D-Grafik. Die stammt aus dem Jahr 2001 und sieht dementsprechend grobschlächtig aus. Dreamcast-Importfreunde kennen den motivierenden Hubschrauber-Shooter übrigens schon. Neben den unansehnlichen Kulissen sticht vor allem das ungewöhnliche Steuerkonzept heraus - auf Knopfdruck kann man seinen Helikopter in jede Richtung drehen und so sehr gezielt auf Feinde feuern. Das erinnert in Grundzügen an G.revs gelungenen Heli-Shooter Under Defeat (HD), den Shoot’em-Up-Connaisseure natürlich noch von Dreamcast, Xbox 360 oder PS3 kennen. Auch thematisch geht Zero Gunner 2 in eine ähnlich militaristische Richtung, allerdings mit mehr Science-Fiction- und Mecha-Anleihen.

Dragon Blaze ist das schönste Spiel der Psikyo-Sammlung - pinke Bullets und hübsch gepixelte Gegner inklusive.
Technisch ist an den Emulationen der Psikyo Shooting Stars Alpha nichts zu beanstanden - sie flimmern sauber angepasst und stets flüssig über den Switch-Bildschirm oder im angedockten Modus den TV. Auf Wunsch natürlich auch, das ist Genre-Fans wichtig, im Tate-Modus, also mit vertikaler Bildausrichtung. Dazu gesellen sich reichlich Einstellungsmöglichkeiten wie Schwierigkeitsgrad, verfügbare Credits, abschaltbare Wallpaper und Filter. Eine Kurzanleitung klärt über die jeweiligen Mechaniken der Titel auf, eine freie Buttonbelegung ist ebenfalls an Bord. Komfortfunktionen und Boni manch anderer Retro-Sammlung allerdings nicht: Damit meine ich Speicherstände, Rückspul-Funktion, Artwork-Galerien oder museale Infos. Auch eine Art Superplay-Funktion wie in der SNK 40th Anniversary Collection, wo die Retro-Titel von einem Profi gespielt werden und man dabei zusehen plus sogar einsteigen kann, wäre eine sehr coole Dreingabe gewesen.

Fazit

Mehr wäre mehr gewesen! Das gilt für viele Retro-Collections und die Psikyo Shooting Stars im Besonderen: Außer der Tatsache, dass man mit zwei separaten Sammlungen mehr Geld verdienen kann, gibt es keinen validen Grund, die zwölf Psikyo-Ballerspiele auf zwei Switch-Releases zu verteilen. Meine Kritik an der Alpha-Version ist also eher spielepolitischer denn qualitativer Natur. Die Titel selbst gefallen mir fast durch die Bank gut: Die Strikers-1945-Titel erfreuen mit geradliniger, durchdachter Vertikal-Action, pfiffig inszenierten Smart Bombs und vielen Fliegern. Dragon Blaze ist ebenso hübsch wie anspruchsvoll und Zero Gunner 2 lädt mit seiner unkonventionellen Steuerung trotz der groben 3D-Grafik immer wieder zu einer Runde ein. Selbst Sol Divide gefiel mir mit laufender Spielzeit besser - ich mag das Setting und die tierischen Endgegner. Am technischen Gerüst, den Filter-Optionen und Einstellungsmöglichkeiten gibt es nichts auszusetzen. Wer auf typische Collection-Goodies wie Galerien oder Zusatzinfos steht, wird allerdings enttäuscht.

Pro

  • sechs 2D-Ballerspiele in einer Sammlung
  • viele Piloten, Flugzeuge, Drachen & Helden
  • einstellbarer Schwierigkeitsgrad
  • technisch starke Arcade-Emulationen
  • klassische Shootem-Up-Action

Kontra

  • weniger spektakulär als Cave
  • oder Treasure-Titel
  • grafisch meist nur mittelprächtig
  • fast keine Ersparnis im Vergleich zum Einzelkauf
  • Sol Divide ist der spielerische Schwachpunkt

Wertung

Switch

Sechs schnörkellose, technisch akkurate Umsetzungen großteils hochwertiger 2D-Shoot'em-Ups in einem Paket.

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Kommentare
darkchild

Schöne Sammlung. Hatte mir vor Kurzem die japanische Version importiert, allerdings auch nur die Vol. 1, von daher wäre der zweite Sechser nächsten Monat sogar 'ne Überlegung wert.

Zero Gunner 2 starte ich eigentlich am Häufigsten. Durch die Steuerung und die Perspektive ein kleiner Exot, allerdings meiner Meinung nach super spielbar und vor allem nicht ganz so erbarmungslos hinsichtlich des Anspruchs. Mein Liebling der Sammlung.

vor 4 Jahren
sabienchen.banned

... hätte ich nicht alle 12 Titel bereits als Asia-English Switch Import wärs ne Überlegung wert.
Nur ärgerlich, dass die Spiele dort auf 3 Releases verteilt wurden und die Spielereihen im Gegensatz zur Japanischen und EU Fassung sich nicht auf jeweils einem Modul befinden.

Dumm ist auch, dass die Spiele als physische Standardversionen nur in Japan vorhanden sind, in Europa nach meinem Kenntnisstand allerdings nur als Limited Edition verkauft werden.
Importiert man die japanerModule, zahlt man jedoch vermutlich ähnlich wie wenn man die LE bestellt ...

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Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren