Darwin Project - Test, Shooter, PlayStation4, PC, XboxOne
Darwin Project sieht dem Welterfolg Fortnite (dessen populärer Battle-Royale-Modus bizarrerweise noch immer Early-Access-Status verharrt) verblüffend ähnlich. Zugleich erinnern die verschneite, in Zonen eingeteilte Karte sowie die Axt- und Pfeil-und-Bogen-Kämpfe stark an das Buch- und Film-Phänomen Die Tribute von Panem - geschrieben von Suzanne Collins, verfilmt mit Jennifer Lawrence. Diese Marke wiederum wurde schon vielfach mit dem Vorwurf konfrontiert, vom japanischen Battle Royale (ebenfalls Buch und Film) abgekupfert zu haben. Und dann ist man inhaltlich nicht mehr weit vom Herr der Fliegen, der berühmten Robinsonade von Literaturnobelpreisträger William Golding, entfernt. Man sieht mal wieder: Moderne Medien und Kulturgüter zu finden, die nicht von erfolgreichen Büchern, Filmen, Bildern, Spielen beeinflusst werden, deren Macher nicht selbst Fans von anderen Titeln sind, ist fast unmöglich. An Darwin Project arbeitet das kanadische Team Scavengers Studio - 2015 erst gegründet, haben die sich auf die Fahnen geschrieben, Spiele zu entwickeln, die Zocker, Streamer und Zuschauer gleichermaßen unterhalten.
Alles nur geklaut?
Das merkt man dem Free-to-Play-Titel Darwin Project an: Zum einen ist es eben im bei Streamern extrem beliebten Battle-Royale-Genre angesiedelt, zum anderen geben sich dort nicht nur zehn Spieler auf die Nuss - es gibt zusätzlich einen dezidierten Show Director, der ins Geschehen eingreifen kann und soll. Er darf Spieler heilen oder aufwärmen, Ressourcen spendieren oder für eine Weile alle Wände halbtransparent machen; gleichzeitig schließt er Schritt für Schritt die sieben Zonen der Karte oder macht ein ganzes Gebiet mit einer Atombombe dem Erdboden gleich.
Aber wie spielt sich Darwin Project? Grundsätzlich kämpfen zehn Spieler in einer weitläufigen Arena nach Battle-Royale-Prinzip ums Überleben - wer als Letzter steht, der gewinnt. Zwar kein Chicken Dinner, aber viel Ehre. Um das Manko mancher Titel dieses Shooter-Subgenres abzufangen, in denen man 90% der Zeit ohne zu kämpfen herumläuft und Beute aufsammelt, wird hier der Überlebensaspekt stärker gewichtet: Weil es bitterkalt ist, hat jeder Spieler eine Temperaturleiste - ist die im Keller, sinkt die Lebensenergie. Also solltet ihr regelmäßig Bäume fällen: Holz braucht man nämlich nicht nur zum Herstellen von Pfeilen, sondern auch für ein kleines Lagerfeuer - und schon ist euch wieder mollig warm.
Woodchopping Royale
Zudem sammelt man ständig irgendwo Darwinium auf, damit verbessert man Charakterwerte und Fähigkeiten - aber natürlich nur für die aktuelle Runde. Zwar gibt es keine Rüstungen und Knarren, dafür Kisten mit Gadgets und Fallen - wer die späteren Sieger der Matches fleißig beobachtet, stellt fest, dass sie damit ganz coole Dinge anstellen können. Zusätzlich erlaubt Darwin Project, Spuren zu lesen: Kommt man an einen Baumstumpf oder eine ausgeräumte Kiste, kann man auf Knopfdruck herausfinden, wo sich Holzfäller bzw. Kistenleerer gerade herumtreiben - und kann dann natürlich auf die Jagd gehen.
Upgraden & Looten
Ist das genug, um zwischen den wenigen Kämpfen dauerhaft zu motivieren? Nein. Man hat zwar ständig etwas zu tun - doch die Tätigkeiten selbst sind so stumpfsinnig und repetitiv, dass man schon zweimal überlegen muss, ob das ewige Herumrennen und Holz sammeln nun wirklich unterhaltsamer ist als ein zehnminütiger Camping-Aufenthalt in einem Haus in der Prärie von Playerunknown's Battlegrounds. Auch der dort vorhandene Nervenkitzel, wenn man eine Bude mit offensichtlich schon geöffneter Vordertür untersucht, fehlt in Darwin Project.
Verbessert nach Feedback
Fazit
Ich habe es mit Fortnite, Call of Duty: Black Ops 4 (Blackout) und reichlich Playerunknown's Battlegrounds versucht, bin aber nie zum Battle-Royale-Dauerzocker geworden. Auch Darwin Project macht mich nicht dazu - zwar gehen Look, Technik und die Funktionalität der Gadgets in Ordnung, doch zwischen den etwas hampeligen Gefechten (mit zu schwachem Bogen) ist mir immer noch zu viel sinnfreier Leerlauf. Auch das an sich reizvoll klingende Verfolge-einen-Feind-Feature ist halbgar umgesetzt und wenig spannend, vor allem wenn der Gesuchte zufällig schon 800 Meter weg ist. Bleibt ein in manchen Duellen durchaus spaßiger Arena-Klopper-Shooter mit angenehmer Steuerung und einfallsreichem Moderator-Feature. Die etwas zu große Karte in Verbindung mit den nicht vorhandenen Waffen- und Rüstungsupgrades sorgt aber dafür, dass bei mir nach spätestens zwanzig Partien die Luft raus war und ich Darwin Project nach dieser ausgiebigen Testphase den Rücken kehren werde. Das hat mich dann zwar nichts gekostet, aber vielleicht hätte ich meine Zeit doch lieber in einen besseren Vertreter wie Apex Legends investieren sollen…
Pro
- flüssige Comic-Optik, technisch sauber
- tadellose Steuerung
- Klassen-Gadgets sind ein echter Mehrwert
- man kann als Show Director spielen
- Kälte-Feature eher spaßig als nervig
- Zuschauen kann unterhaltsam und lehrreich sein
Kontra
- wenig interessante Orte auf der Karte
- Bogen zieht zu wenig Energie ab
- mangels Bauen und Waffen-Sammeln etwas langweilig
- teure kosmetische Items
- nur drei Klassen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.