Psikyo Shooting Stars Bravo - Test, Arcade-Action, Switch

Psikyo Shooting Stars Bravo
21.02.2020, Matthias Schmid

Test: Psikyo Shooting Stars Bravo

Retro-Shoot'em-Ups auf Switch

Wer A(lpha) sagt, muss auch B(ravo) sagen: Die zweite Ballerspiel-Sammlung komplettiert die Shoot’em-Up-Retrospektive für die Nintendo-Konsole. Wir nehmen Psikyo Shooting Stars Bravo (ab 124,99€ bei kaufen) im Test unter die Lupe!

Eigentlich könnte ich die Hälfte meines Tests der Psikyo Shooting Stars Alpha vom Vormonat kopieren: Das Entwicklerstudio Psikyo ist nämlich (immer noch) für seine Shoot’em-Ups bekannt, die es nach seiner Gründung im Jahr 1992 rund zehn Jahre lang produzierte. Ihre Shooter kamen (immer noch) zuerst in die Spielhalle und wurden teilweise auf Heimkonsole portiert, z.B. auf Playstation, Saturn oder Dreamcast. Und bereits auf PS2 existierten (immer noch) drei kleine Psikyo Shooting Collections mit jeweils zwei Titeln, ein paar davon kamen über das einstige Budget-Label 505 GameStreet sogar nach Europa.

Zweiter Sixpack

Für die beiden Switch-Psikyo-Collections ist aber relevant: Bereits Ende 2018 bis Anfang 2019 wurden in Hongkong und Korea drei Retro-Sammlungen (Psikyo Collection Vol. 1-3) mit jeweils vier Psikyo-Spielen veröffentlicht - exklusiv für Switch und auf Modul. Erst im Sommer 2019 war Japan dran: Die zwölf Psikyo-Titel wurden dort auf zwei Module verteilt und als Psikyo Shooting Library 1&2 verkauft. Und nun sind diese beiden Collections auch in Europa erhältlich: Psikyo Shooting Stars Alpha kam schon am 24. Januar, das nun getestete Bravo-Modul erscheint am heutigen 21. Februar.

In Samurai Aces Episode 2: Tengai fliegt euer Charakter von links nach rechts durch die 2D-Welten - am schicksten sind die Bossgegner.
Diese sechs Spiele sind in Psikyo Shooting Star Bravo enthalten: Samurai Aces, Samurai Aces Episode 2: Tengai, Samurai Aces Episode 3: Sengoku Cannon, Gunbird, Gundbird 2 und Gunbarich. Die ersten fünf davon sind Shoot’em-Ups (drei vertikal, zwei horizontal), Gunbarich hingegen ist eine knallbunte Variation des Breakout-Spielprinzips. Fünf der sechs Titel kann man für je 6,99 Euro einzeln im eShop kaufen - käme dann also auf knapp 35 Euro; Samurai Aces Episode 3: Sengoku Cannon ist bislang nur im japanischen eShop einzeln als Download erhältlich. Ihr seht schon: Einen guten Grund, zur digitalen 40-Euro-Fassung von Psikyo Shooting Stars Bravo zu greifen, gibt es also nicht. Jäger und Sammler schielen schon eher zur verpackten Version, die 60 Euro kostet; enthalten sind (wie bei der Limited Edition der Alpha-Collection) neben dem Spiel drei Soundtrack-CDs, ein Heftchen mit Bauplänen und Kunstdrucke.

eShop oder mit Packung?

Samurai Aces (in Japan: Sengoku Ace) aus dem Jahr 1993 ist das erste Psikyo-Spiel überhaupt - und das merkt man. Es trägt eindeutig die Handschrift von Firmengründer Shin Nakamura, der zuvor bei Video System das Ballerspiel Sonic Wings entwickelt hatte. In Samurai Aces wird schnörkellos und geradlinig geflogen und geschossen, es sieht mit seinem pixeligen Mecha-Edo-Mix noch gut aus für ein Shoot’em-Up von 1993 und fungiert dank seiner illustren Charakterriege als Blaupause für kommende Psikyo-Titel. Samurai Aces Episode II: Tengai (in Japan: Sengoku Blade) wechselt die Ausrichtung ins Horizontale, dreht an der Schwierigkeitsschraube und pumpt die Körbchengröße der beliebtesten Spielfigur Koyori auf - vor allem die Bossgegner sind immer noch cool anzusehen. Den dritten Teil der Samurai-Aces-Reihe könnten auch jüngere Shoot’em-Up-Fans kennen, schließlich erschien er 2005 für die PSP. Die Spielbarkeit der Horizontal-Scrollers geht zwar in Ordnung, doch ist die grobschlächtige Polygon-Kulisse derart abscheulich, dass es als bisheriger Serienabschluss ein denkbar unwürdiger war.

Und die Software so?

Zweiter Teil und Ableger: links ein sehenswerter Smart-Bomb-Einsatz in Gunbird 2, rechts das quietschbunte Gunbird-Spinoff Gunbarich.
Die zweite in der Sammlung enthaltene Reihe heißt Gunbird. Teil 1 landete 1994 in der Spielhalle und wurde damals für Segas Saturn und die erste PlayStation umgesetzt. Hier wird ähnlich schnörkellos vertikal geballert wie im ersten Samurai Aces - doch die Grafik ist hübscher und bunter; ein Plus ist außerdem das niedliche Ensemble an wählbaren Spielfiguren. Gunbird 2 setzte 1998 in allen Belangen was drauf: mehr coole Charaktere, drei Schussarten statt zwei und ein taktisch vielseitigeres Scoring-System, das aus Smart Bombs sogenannte Nice Bombs macht, falls der Spieler den Mut hat, sie zu zünden, wenn ein feindliches Projektil zwar nicht die eigene Hitbox aber bereits das Character-Sprite touchiert. Gunbird 2 gab es auch schon für Dreamcast, sogar als PAL-Fassung. Ebenfalls in Europa für PS2 erhältlich war Gunbird: Special Edition, eine Mini-Collection mit Ports beider Gunbird-Episoden. Bleibt als letztes Spiel der Psikyo Shooting Stars Bravo noch das seltsam benannte Gunbarich: Stellt euch auf einen zuckersüßen, kunterbunten Breakout-Klon ein. Man lenkt am unteren Bildrand einen kleinen Schläger und muss dafür sorgen, dass ein fliegender Ball alle Blöcke oben zerschießt, aber nicht nach unten durchfällt. Gunbarich peppt das olle Spielprinzip mit Flippermechaniken auf: Der vom Spieler gelenkte Schläger besteht nämlich tatsächlich aus zwei Flipperarmen - so kann man der Kugel Drall mitgeben; außerdem gibt es mit Multiball-Items und Punkte spendenden Bumpern weitere Pinball-Elemente.

Vogel mit Pistole?

In puncto Umsetzung geben die Oldies der Jahre 1993 bis 2006 keinen Grund für Beanstandungen: Alle Titel haben sehr kurze Ladezeiten, laufen superflüssig, verfügen über (überschaubare) Filter-Optionen und wurden klasse emuliert. Bei den Spielen mit Vertikal-Ausrichtung lässt sich der Bildschirm drehen (Tate nennt der Shoot’em-Up-Profi das), zudem gibt es viel Einstellungsspielraum bei Schwierigkeit und Continue-Zahl. Wie schon bei der Alpha-Collection muss ich kritisieren, dass es weder Speichermöglichkeiten noch Rückspul-Funktion oder Artwork-Galerien in die Sammlung geschafft haben; gerade die Fan-Artworks zu Samurai Aces Episode 2, die bei der Saturn-Version auf einer zweiten CD schlummerten, wären eine coole Dreingabe gewesen.

Fazit

Müsste ich mich zwischen einer der beiden Sammlungen entscheiden, würde ich zu Psikyo Shooting Stars Alpha greifen - obwohl das in Bravo enthaltene Gunbird 2 mein Lieblingstitel aller zwölf Psikyo-Spiele ist. Zum einen finde ich die Samurai-Aces-Spiele weniger prickelnd als die in der Alpha-Collection enthaltenen Strikers-Episoden. Zum anderen ist das grafisch üble Polygonspiel des Bravo-Sortiments (Samurai Aces Episode 3) nicht nur optisch schäbiger, sondern auch spielerisch viel schwächer als das hässliche Polygon-Entlein der Alpha-Sammlung (Zero Gunner 2). Die Portierung auf Switch ist technisch wieder einwandfrei, leider ist die Ausstattung jenseits von Schwierigkeits- und Grafikoptionen erneut spartanisch. Wer mit seiner Switch ein bisschen Shoot’em-Up-Geschichte nachholen möchte, sollte aber trotzdem zugreifen!

Pro

  • vier gute, schnörkellose 2D-Ballerspiele
  • sauber emuliert, mit einigen Einstellungsmöglichkeiten
  • einige hübsche Pixel-Settings (v.a. in Gunbird 2)
  • viele lustige bis coole Charaktere

Kontra

  • Samurai Aces 3 war grafisch schon 2006 eine Frechheit
  • keine Speicherfunktion
  • keine Artwork-Galerien
  • beim Collection-Digitalkauf keine Ersparnis im Vergleich zum einzelnen Digitalkauf

Wertung

Switch

Vier ordentlich gealterte Shoot'em-Ups, eine hässliche PSP-Ballerei und ein Breakout-Klon - spielehistorisch interessante, aber nicht durchgehend hochwertige Retro-Collection.

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Kommentare
sabienchen.banned

Zero Gunner 2, ein hässliches Entlein. Hmmpff. ... ..^.^''

vor 4 Jahren