Snack World: Die Schatzjagd - Gold - Test, Rollenspiel, Switch

Snack World: Die Schatzjagd - Gold
26.02.2020, Jens Bischoff

Test: Snack World: Die Schatzjagd - Gold

Auf Beutehatz im Märchenland

Nach der 3DS-Premiere 2017 und dem japanischen Switch-Debüt 2018 servieren Level-5 und Nintendo das Action-Rollenspiel Snack World - Die Schatzjagd: Gold jetzt auch in westlichen Gefilden. Wir haben uns als Testesser gemeldet.

Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, hat Snack World gar nicht viel mit Essen zu tun. So werden Monster einfach Snacks genannt und diverse Ortsnamen kulinarisch aufgepeppt. Doch wer in den Gorgonzola-Ruinen mit Schimmelkäse oder im Guacamole-Sumpf mit Avocado-Dips rechnet, liegt falsch. Das Szenario ähnelt eher einer mittelalterlichen Märchenwelt, deren Figuren, wie auch der selbst kreierte Spielcharakter, oft nur knapp über Mii-Niveau liegen.

Guten Appetit?

Die Story hat weitestgehend Alibi-Charakter: Die meiste Zeit versucht man als unter Amnesie leidender Schatzjäger der verzogenen Königstochter irgendwelche seltenen Wunschobjekte zu besorgen - alberne Überraschungen und Wendungen inklusive. Humor gibt’s jedenfalls reichlich, wenn auch auf sehr kindliche Art und Weise. Es werden sogar deutschsprachige Dialekte und Gesänge geboten, auch wenn sich die Sprachausgabe in der Regel auf kurze Ausrufe und Floskeln beschränkt.

Missionen kommen nicht nur aus dem Königshaus, sondern auch von Dorfbewohnern - manche freiwillig, manche verpflichtend, wenn man die Geschichte vorantreiben will. Bereits gemeisterte Einsätze lassen sich zudem beliebig oft wiederholen, was später vor allem dann Sinn macht, wenn seltene Belohnungen winken. Welche Beute man letztendlich erhält, ist aber sehr vom Zufall abhängig. Gerade für die ausgeschriebene Hauptbelohnung eines Auftrags muss man immer wieder den gleichen Einsatz bestreiten, um irgendwann das Objekt der Begierde tatsächlich in den Händen zu halten.

Ein zähes Unterfangen

Ohne Fleiß kein Preis: Die Beutehatz in den zufallsgenerierten Dungeons ist sehr grind-lastig.
Die Beutechancen kann man zwar durch besondere Leistungen erhöhen, manche Wunschobjekte auch in Shops mit zufällig wechselndem Sortiment erwerben oder in Lotterien gewinnen, Grind- und Glücksfaktor sind aber trotzdem überdurchschnittlich hoch. So wird der Spielspaß durch ständiges Wiederholen und Daumendrücken unnötig getrübt - es sei denn, man ist Fan von zufällig befüllten Beutekisten...

Auch die Dungeons im Spiel werden bei jedem Betreten zufällig zusammengesetzt, was zwar für Abwechslung sorgt, aber auch viel nerviges Herumirren mit sich bringt: Mal sind die Treppen ins nächste Stockwerk gleich nebenan und der Weg zum Endgegner nur wenige Minuten lang, während man ein andermal das Zehnfache der Zeit für denselben Dungeon braucht und am Ende auch noch feststellt, dass man vor einer mehrfach gesicherten Türe steht, die nicht aufgeht, weil man irgendwo am Anfang eine falsche Abzweigung genommen und einen Schalter übersehen hat. Außerdem lässt sich die oft viel zu nah platzierte Kamera nur sehr eingeschränkt anpassen, so dass man immer wieder in zu spät ersichtliche Fallen rennt oder von Anhöhen verdeckte Schätze übersieht.

Wer sucht, der findet

Hinzu kommt, dass es zwar eine praktische Kartenfunktion gibt, die sogar zwei Zoomstufen bietet, aber trotzdem nicht in der Lage ist, eine Gesamtkarte des aktuellen Orts darzustellen. Immerhin gibt es neben den darüber hinaus auch noch mit tödlichen Countdown-Verfolgern à la Gauntlet aufwartenden Zufallslabyrinthen auch vorgefertigte Schauplätze, die man rasch verinnerlicht hat und bei Bedarf auch mal schnell durchlaufen kann. Schön auch, dass man bei der Entwicklung des eigenen Charakters selbst Hand anlegen kann, auch wenn die Entfaltungsmöglichkeiten begrenzt sind und irgendwann eh auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen.

Gekämpft wird direkt an Ort und Stelle gegen stetig nachwachsende Zufallsgegner, die Gold, Energieauffrischungen oder Materialien hinterlassen, mit denen man zurück in der Stadt Tränke und Ausrüstung mit individuellen Merkmalen produzieren kann. Die Aktionsmöglichkeiten im Kampf sind überschaubar: Man kann einen Standardangriff ausführen, eine Fertigkeit einsetzen, einen Gegner provozieren, ausweichen und blocken. Zudem kann man in begrenzter Anzahl ausgerüstete Heil- und Aufputschtränke konsumieren sowie einen etwas fummelig auszuführenden Spezialangriff aufladen.

Auf ins Getümmel

Darüber hinaus kann man jederzeit auf Knopfdruck zwischen bis zu sechs mitgeführten Waffen wechseln, was auch wichtig ist, da die Gegner nur mit geeigneten Waffengattungen ernstzunehmenden Schaden erleiden, der sich durch passende Waffenfarben noch steigern lässt. Da die Auswahl bei anvisierten Gegnern automatisch erfolgt, bleiben die Auseinandersetzungen trotzdem flott und dynamisch. Schön, auch dass sich die eigene Ausrüstung vor Missionsbeginn automatisch an die zu erwartenden Gegner sowie aktuelle Modetrends, die bessere Beute versprechen, anpassen lässt.

Gegner, die man oft genug besiegt hat, lassen sich fotografieren und so als Begleiter rekrutieren.
Besiegt man einen bestimmten Gegnertypus oft genug, kann man ihn mit einem gut getimten Schnappschuss sogar rekrutieren und später als Begleiter oder temporäres Alter-Ego heraufbeschwören. Durch entsprechende Spielfortschritte kann man bis zu drei KI-Begleiter gleichzeitig ins Schlepptau nehmen und stufenweise die Beziehungen zu ihnen festigen sowie bis zu sechs Verwandlungsvorlagen festlegen. Auch aktive Wiederbelebungen untereinander sind möglich.

Teamwork mit Grenzen

Alternativ kann man auch mit bis zu drei anderen Spielern auf Schatzjagd gehen -  allerdings nur im Rahmen spezieller Nebenmissionen. Und auch das lediglich online oder mit lokal verlinkten Konsolen und eigenen Spielexemplaren. Couch-Koop mit geteiltem Bildschirm oder ein kooperatives Spielen der Story-Kampagne werden leider nicht unterstützt - ebenso wenig wie Touchbedienung im Handheld-Modus. Außerdem ist die Schrift mitunter etwas klein, so dass sie sowohl unterwegs als auch vom Sofa aus Probleme bereiten kann. Auch die Bildrate gerät regelmäßig, wenn auch nur leicht ins Stottern, vor allem im stationären Betrieb. Gravierend sind diese Mankos allerdings nicht

Fazit

Snack World ist eine knuffig inszenierte Monster- und Beutehatz für eher jüngere und jung gebliebene Switch-Spieler. Man kämpft sich allein oder mit bis zu drei Begleitern bzw. Freunden durch sowohl vorgefertigte als auch prozedural generierte Levels, plättet haufenweise Widersacher und hofft auf passende Beute für neue Ausrüstung, die man im Kampf dynamisch an seine Gegner anpassen kann. Die vielen Wiederholungen und Zufallselemente können mit der Zeit allerdings ganz schön nerven. Man könnte Snack World aufgrund der starken Grind- und Glücksfaktoren auch spöttisch „Lootbox - The Game“ nennen... Der Koop-Modus birgt ebenfalls eine herbe Einschränkung: Er lässt sich nur online oder mit lokal verlinkten Konsolen spielen - Sofa-Sessions vor geteiltem Bildschirm bleiben leider verwehrt. Auch Kamera- und Kartenfunktion leiden unter Einschränkungen, die Bildrate unter Rucklern und die Lesbarkeit unter teils recht kleiner Schriftgröße. Touch-Komfort wird auch nicht geboten. Beim Inhalt kann man hingegen nicht meckern: Neben einem New-Game-Plus-Modus sind auch alle einstigen DLC bereits an Bord und der Spielspaß in dosierter Form auf solidem Niveau.

Pro

  • knuffig inszenierte Beutehatz
  • rekrutierbare Monster
  • dynamische Ausrüstungswechsel
  • Crafting- und Upgrade-Elemente
  • kooperativer Mehrspielermodus...

Kontra

  • viel Grind und Wiederholung
  • limitierte Kamera
  • und Kartenfunktion
  • holprige Bildrate (vor allem im TV-Modus)
  • teils recht kleine Schrift (vor allem im Handheld-Modus)
  • ...der aber keinen Splitscreen bietet
  • keine Touch-Unterstützung

Wertung

Switch

Knuffige Beute- und Monsterhatz im Märchenland mit hohem Grind-Faktor und ohne Splitscreen-Option.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

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Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
Kommentare
Der Chris

Das sind nur fast nur. Nintendo Titel. Witcher 3,Doom,Skyrim usw sind olle Kamellen. Für mich als PC Spieler ist das nicht "neu".Und der Rest sind ebend alles Indi Titel.
Was fehlt denn da konkret?

Wenn du darauf anspielst, dass auf der Switch EA und Ubisoft nahezu komplett ausfallen...das stimmt schon. Aber deren Klamotten bekommst du doch eh am PC und das sogar besser als auf Konsole.

Auch versteh ich nicht wirklich was "nur Nintendo Titel" bedeuten soll. Die genannten Beispiele sind jetzt allesamt sowohl in Tonalität als auch in Gameplay eigentlich komplett unterschiedliche Spiele. Da waren jetzt auch nur die Releases aus dem letzten Jahr genannt. Wenn du natürlich eher nach den "westlichen" Games suchst...dann hast du da natürlich ein Problem. Das Spieleangebot verleugnet die Herkunft von Nintendo jedenfalls nicht. Um das mal so zu sagen.

Ich muss sagen...ich hab selten auf einer Konsole so viel Software für mich gefunden.

vor 4 Jahren
James Dean

"Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, hat Snack World gar nicht viel mit Essen zu tun."

So etwas hasse ich ja, wenn der Titel etwas anderes suggeriert, als es eigentlich ist. Wenn der Titel impliziert, es gehe um Essen, aber es geht um etwas ganz anderes. Wenn der Titel impliziert, du spielst ne Wirtschaftssimulation um einen Itemshop, es ist aber dann ein Dungeoncrawler und sowas.

vor 4 Jahren
djsmirnof

Das sind nur fast nur. Nintendo Titel. Witcher 3,Doom,Skyrim usw sind olle Kamellen. Für mich als PC Spieler ist das nicht "neu".Und der Rest sind ebend alles Indi Titel.

vor 4 Jahren
aGamingDude

Von daher kann ich ihn gut verstehen das die Switch nicht so sein ist.Ich hab mir auch überlegt eine zu Kaufen, was ich bis jetzt wegen den für mich dürftig Software Angebot daran abgehalten hat mir eine zu kaufen.
- Astral Chain
- Fire Emblem - Three Houses
- Mario Maker 2
- Luigis Mansion 3
- Daemon X Machina
- Links Awakening

Das sind 6 richtig starke Exclusives. Abgesehen davon hat die Switch vergangenes Jahr an Third-Party-Support mächtig zugelegt (Witcher 3, POE, Divinity 2, etc.)

Also die Switch als Indie-Konsole zu betiteln ist halt Bullshit.

vor 4 Jahren
oceansoul1987

Und wieder ein Spiel mit der Optik eines Handy Games von 2017....
Bis auf ein paar gute Spiele von Nintendo (größter Teil Portierungen von Wii U Spiele) kann man die Games für die Switch echt in die Tonne hauen.
Eine Grafik wie vor 10 Jahren....Gameplay hin oder her, das ist für mich unglaublich was im Moment für Spiele heraus kommen.
Diese ganzen Indie Games mit ihrer 8/16 Bit Optik gefallen mir überhaupt nicht, das Spiele Angebot für die Switch ist daher sehr limitiert für mich.
Alle gute Games waren von der Wii U, daher sind die enzigsten 2 Spiele die ich besitze.
Zelda und Mario and Rabbits(geniales Spiel!).
In meinem Freundeskreis wird das leider genau so gesehen, echt Schade, richtige Innovationen sucht man auf der Switch aktuell vergebens.
Viele Leute vergessen einfach, dass es sich um einen Handheld handelt, welcher an den TV angeschlossen werden kann. Aber: es ist und bleibt ein Handheld. Und dafür das es ein Handheld ist, zeigen viele wie man Spiele richtig auf die Switch portiert oder grundsätzlich für die Switch entwickelt. Ein gutes Beispiel ist hier quasi alles von: Panic Button, Feral Games, Saber. Was alles mit der Switch möglich ist mit wenigen Einschränkungen. Alien: Isolation, dass einfach mal auf der Switch besser aussieht als auf der PS4 - schon beeindruckend für einen Handheld.

vor 4 Jahren