The Pedestrian - Test, Logik & Kreativität, PlayStation5, Switch, PC, XboxSeriesX, PlayStation4, XboxOne
Bis The Pedestrian von der Idee über die Kickstarter-Kampagne und Demo zu einem vollwertigen Spiel reifte, dauerte es Jahre. Wer den sympathischen drei Herren von Skookum Arts bei diesem schwierigen Prozess zusehen wollte, hatte dank vieler Blog-Posts und Videotagebücher reichlich Gelegenheit. Nun ist der Titel endlich für PC erschienen - und hat mich gut fünf, sechs Stunden lang vortrefflich unterhalten. Aber worum geht es eigentlich, in diesem Straßenschilder-Spiel? Und ist es ein Plattformer oder doch mehr Belastungstest fürs Oberstübchen?
Strichmännchen to go
Letzteres! Zwar hopst die Spielfigur schon mal über tödliche Laser oder erklimmt Leitern - allerdings treten die Geschicklichkeitselemente zu Gunsten der Denksport-Einlagen deutlich in den Hintergrund. Per Tasten- oder Knopfdruck - The Pedestrian lässt sich mit Maus und Tastatur sowie Gamepad klasse lenken - wechselt man vom Action-Modus, in dem das Strichmännchen kontrolliert wird, in den Bau- und Plan-Modus. Hier ordnet man einzelne Schild-Tafeln an und baut Verbindungswege zwischen Türen und Leitern. Und das geht so: Man kann eine Tür, die rechts aus einem Schild führt mit einer Tür verbinden, die links in ein anderes Schild hineingeht. Oder eben eine Leiter, die oben aus einem Raum ragt, mit einer anderen, die unten ins nächste Schild hineingeht. Zurück im Action-Modus, kann meine Figur dann den neu geschaffenen Durchgang nutzen und von einem Schild zum nächsten gelangen.
Um die Ecke denken
Denkspiele wandern bekanntlich auf einem schmalen Grad zwischen Lust und Frust. Einem Portal (kennt jeder) oder Crush (PSP, kennt kaum einer) gelang dieser Spagat zwischen „Arrgh, ich komm’ nicht drauf“ und „Heureka, was eine geile Lösung“ formidabel. Der Spieler wird gefordert, muss probieren, scheitert wiederholt - am Ende ist das Spiel aber nie so schwer, dass die Frustseite die Oberhand gewinnt. The Talos Principle hatte da schon mehr Schlagseite, allen unbestrittenen Qualitäten zum Trotz waren manche Rätsellösungen sehr anspruchsvoll.
Stress oder Spaß?
The Pedestrian ist in dieser Hinsicht, vom finalen Master-Rätsel abgesehen, vortrefflich austariert: Die Lösungen werden selten auf dem Silbertablett serviert, sind aber nie so abwegig oder krass kompliziert, dass man seinen Monitor vom Tisch werfen möchte. Die Steuerung der Figur und das Anordnen der Schilder geht dabei sehr angenehm von der Hand, zumal die Entwickler zwischen komplexe Schilderwälder immer wieder kurze Abschnitte einstreuen, in denen das bloße Laufen oder Ansehen der Hintergründe im Fokus steht.
Strom & Farbe
Fazit
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich an The Pedestrian trauen sollte: Ich liebe 2D-Jump’n’Runs, habe aber Respekt vor kniffligen Rätseln. Und ich wusste, dass dieser Titel mehr in Richtung Denkspiel geht. Weil es so hinreißend inszeniert ist, gab ich mir aber einen Ruck - und habe es nicht bereut. Das Spielkonzept mit dem Anordnen der einzelnen Schilder, dem Schaffen von Wegen zwischen diesen Tafeln und dem Zurücksetzen, wenn man etwas verändert - all das ist durchdacht und macht dabei viel Laune. Klar muss man ordentlich nachdenken, kommt aber mit guter Planung angenehm flott voran. Und für meine Super-Mario-Seele ist zwischendurch auch immer wieder etwas lockeres Hopsen im Programm. Die Farbmechanik in der zweiten Spielhälfte finde ich leider nicht besonders benutzerfreundlich, da werden dann doch Qualitätsunterschiede zu einem Knobel-Meilenstein à la Portal 2 deutlich. Trotzdem: Auch weil sich The Pedestrian ein überraschend cooles Finale erlaubt, sollte jeder Denkspiel-Freund einen Blick riskieren - meine grauen Zellen wurden schon eine Weile nicht mehr so gut unterhalten.
Pro
- kluge, einfallsreiche Spielidee
- klasse Steuerung beim Hüpfen und Bauen
- anspruchsvolle Rätselmechanik
- charmant animierte Spielfigur
- optisch abwechslungsreiche Schild-Stile
- gut ausbalancierter Schwierigkeitgrad
- grandioses, überraschendes Finale
Kontra
- Farb-Mechanik wird unzureichend erklärt
- nur ein Speicherplatz
- Musik bleibt nicht im Gedächtnis hängen
- technisch mittelmäßige Umgebungsgrafik
Echtgeldtransaktionen
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