Mokoko - Test, Logik & Kreativität, PC
Um Mokoko richtig einzuordnen, starte ich eine kleine Zeitreise ins Jahr 1981: Damals erschienen heute legendäre Titel wie Donkey Kong, Defender, Frogger oder Castle Wolfenstein. Außerdem: Taitos Geschicklichkeitsspiel Qix. Darin lenkt man eine bunte Linie, die Flächen umfährt und so den gesamten Bildschirm Stück für Stück einfärbt. Qix wurde für alle möglichen Systeme umgesetzt - vom Amiga über den Game Boy bis hin zum DOS-PC, zuletzt tauchte es 2006 als Teil der Retro-Sammlung Taito Legends 2 auf. Nachdem Taito mit Volfied 1989 das Spielprinzip kopiert und um fantasievolle Hintergründe und Feinde erweitert hatte, griffen in den 1990ern gleich mehrere Entwickler das Qix-Konzept auf. Und zwar mit einem Twist: nackte Haut! Vor allem in der Spielhalle unterliefen nämlich etliche Studios die auf Konsolen und PCs üblichen Altersfreigaben - hier war Sex kein Tabuthema.
Ein echter Oldie
Mitte der 1990er erschienen mit der Gal’s-Panic-Serie, Miss World ’96, Perestroika Girls oder den Fantasia-Titeln einige Qix-Klone, die das erfolgreiche Abfahren des Spielfeldes mit Nacktbildchen belohnten. Diese Titel trieben bisweilen seltsame Blüten: Mal konnte man Promis von Schwarzenegger bis Arafat als Charakterbilder wählen (was aber keinen spielerischen Einfluss hatte), mal verwandelten sich die Nackedeis bei ungeschicktem Vorgehen in Horrorbilder, mal waren auch die Herren der Schöpfung untenrum ohne im Spiel. Sogar auf Heimkonsole gab es leicht anrüchige Qix-Kopien: In Silhouette * Stories auf der ersten Playstation behielten die Manga-Mädels ihre Kleidung an, in Uncover featuring Tatjana gab es auf Philips’ Flopkonsole CD-i immerhin Softcore-Bildchen der holländischen Schauspielerin Tatjana Simic zu sehen.
Von Kickstarter zu Steam
Im Spielmenü, hinter dem Punkt Story verborgen, wartet dann die erste Manga-Dame, Ayane, mitsamt ihrer Hintergrundgeschichte: „Ayane findet die Nächte bezaubernd. Das Gefühl, wenn eine kühle Prise des Windes, ihre zarte Haut streichelt, während alles in Dunkelheit ist, lässt sie lebendig fühlen.“ [sic] Blöd nur, dass es fiese Kräfte im Spiel gibt: „Federic Das bewusste Spielzeug erlangte Bewusstsein, nachdem sein Erschaffer auf Serienproduktion für seine Duplikate mit geringerer Qualität gewechselt war. Nachdem das geschehen war, ermordete das Spielzeug seinen Erschaffer.“ [sic] Was das mit Ayane zu tun hat? Nun: „In einigen ziellosen Jahren, hatte Federic nur Leute beobachtet. Jetzt glaubt er, er müsse diese nachahmen. Angenommen das er ein Mann sei, sucht Federic jetzt eine Weibliche Kumpanin. Sie kann ihn reparieren oder ihm von Zeit zu Zeit einen Ölwechsel geben und er kann dann seinen Wirbel-Tanz für ihre Unterhaltung vorführen. (…) Eines Nachts begegnete er Ayane. Ayane war nicht an seinem Angebot interessiert. Federic war vollkommen außer sich und dachte, dass Menschen nicht besser sein, als sein Erschaffer. Jetzt, alles wonach er sich sehnt, ist es alle Menschen zu vernichten, angefangen mit Ayane.“ [sic]
Ihr wisst also Bescheid! Dämlich-abstruse Story? Check! Billige Sexklamotte voller Klischees? Check! Schlechte Übersetzung? Check! In spielerischer Hinsicht ist die Mission des Spielers, die stereotypischen Animefrauen (von denen es acht gibt) aus ihren Notsituationen zu erretten, indem man ihre Feinde (wie Federic) besiegt. Das geht nach Qix-Manier so: Man lenkt den Cursor zunächst entlang der Randlinie über das Spielfeld. Zieht man nach innen, ist der Cursor verwundbar - wer in diesem Zustand von einem der herumwuselnden Feinde getroffen wird, verliert einen Lebenspunkt. Also umrundet man mit dem Cursor schnell eine Fläche, schließt sie dadurch ab und ist dann nicht mehr verwundbar. Dadurch erhöht sich die Prozentzahl am Bildschirmrand - letztlich muss man immer 70% des Bildschirms Stück für Stück umranden, damit der Feind als besiegt gilt.
Frauenrettung als Puzzlegame
Zum Dank lässt die jeweilige Dame ein Kleidungsstück nach dem anderen fallen. Bis zum bitteren Ende: Am Schluss der drei Stages pro Manga-Frau liegt, sitzt oder kniet sie splitternackt vor dem Spieler, inklusive expliziter Details unter der buchstäblichen Gürtellinie. Das wirkt im Zeitalter der unendlich verfügbaren Pornografie nicht nur obsolet, sondern ist tatsächlich unangenehm, weil das Spiel die Kulleraugen-Mädchen und ihre lasziven Posen mit eindeutigen Hintergrundgeschichten verquickt. Kurzversion: Die heißen, aber hilflosen Weiber brauchen deine Unterstützung. Steh’ ihnen zur Seite und als Zeichen der Dankbarkeit gibt es Titten zu sehen!
90-Minuten-Quickie
Fazit
Ich habe keinen Knobelspiel-Meilenstein erwartet, finde es aber doch schade, wie uninspiriert der Entwickler das alte Spielprinzip von Qix aufgewärmt hat. Da hatten die „erotischen“ Klone der 1990er, allen von die Gal’s-Panic-Reihe, weit mehr eigene Ideen und Kniffe bei Feinden und Leveldesign zu bieten. Mokoko ist obendrein zu kurz und zu leicht! Ob die entblätterten Anime-Mädels heutzutage noch ein Argument sind, den Titel durchzuzocken, wage ich zu bezweifeln. Bleiben die hanebüchenen Hintergrundgeschichten der Feinde - hier blitzt bisweilen etwas von dem absurden Humor durch, den ich z.B. auch in der Tauben-Dating-Sim Hatoful Boyfriend schätze. Damit wehrt Mokoko letzlich das 4Players-Gütesiegel „Ungenügend“ ab und holt sich ein solides „Mangelhaft“.
Pro
- unverwüstliches Arcade-Puzzle-Prinzip
- einige Lacher wegen der Hintergrundgeschichten
- mit Gamepad oder Tastatur spielbar
- Nacktpatch ist gratis
Kontra
- zu leicht und viel zu kurz
- keine eigenen Spielideen
- fehlerbehaftete deutsche Texte
- einfallsloses Leveldesign
- hässliche Gegner
- hilfsbedürftige Mädchen, die sich zum Dank ausziehen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?