Mokoko - Test, Logik & Kreativität, PC

Mokoko
18.02.2020, Matthias Schmid

Test: Mokoko

Sexy Puzzle oder lahmer Schweinkram?

Viel nackte Haut zum kleinen Steam-Preis - ist das im Jahr 2020 noch ein reizvolles Konzept? Wir haben Mokoko, den Klon des Arcade-Oldies Qix, durchgespielt und raten vom Kauf ab.

Um Mokoko richtig einzuordnen, starte ich eine kleine Zeitreise ins Jahr 1981: Damals erschienen heute legendäre Titel wie Donkey Kong, Defender, Frogger oder Castle Wolfenstein. Außerdem: Taitos Geschicklichkeitsspiel Qix. Darin lenkt man eine bunte Linie, die Flächen umfährt und so den gesamten Bildschirm Stück für Stück einfärbt. Qix wurde für alle möglichen Systeme umgesetzt - vom Amiga über den Game Boy bis hin zum DOS-PC, zuletzt tauchte es 2006 als Teil der Retro-Sammlung Taito Legends 2 auf. Nachdem Taito mit Volfied 1989 das Spielprinzip kopiert und um fantasievolle Hintergründe und Feinde erweitert hatte, griffen in den 1990ern gleich mehrere Entwickler das Qix-Konzept auf. Und zwar mit einem Twist: nackte Haut! Vor allem in der Spielhalle unterliefen nämlich etliche Studios die auf Konsolen und PCs üblichen Altersfreigaben - hier war Sex kein Tabuthema.

Ein echter Oldie

Mitte der 1990er erschienen mit der Gal’s-Panic-Serie, Miss World ’96, Perestroika Girls oder den Fantasia-Titeln einige Qix-Klone, die das erfolgreiche Abfahren des Spielfeldes mit Nacktbildchen belohnten. Diese Titel trieben bisweilen seltsame Blüten: Mal konnte man Promis von Schwarzenegger bis Arafat als Charakterbilder wählen (was aber keinen spielerischen Einfluss hatte), mal verwandelten sich die Nackedeis bei ungeschicktem Vorgehen in Horrorbilder, mal waren auch die Herren der Schöpfung untenrum ohne im Spiel. Sogar auf Heimkonsole gab es leicht anrüchige Qix-Kopien: In Silhouette * Stories auf der ersten Playstation behielten die Manga-Mädels ihre Kleidung an, in Uncover featuring Tatjana gab es auf Philips’ Flopkonsole CD-i immerhin Softcore-Bildchen der holländischen Schauspielerin Tatjana Simic zu sehen.

Im Auswahlmenü der jeweiligen Manga-Dame steht ihre absurde Lebensgeschichte. Nachdem man ihre drei Levels geschafft hat, kann man sie ohne Kleidung, BH und Unterwäsche ansehen.
Zurück im Jahr 2019: Im letzten November konnte der Indie-Entwickler Naisu Games via Kickstarter gerade mal 2.000 Euro für sein Erotik-Spielchen Mokoko mobilisieren - die Kohle sollte in die Überarbeitung der Übersetzungen und Werbung für den Titel fließen, fertig programmiert war das Teil nämlich schon. Und jetzt, Mitte Februar, steht Mokoko für schlanke 3,29 Euro im Steam-Krämerladen. So richtig schlüpfrig wird der Titel übrigens nur, wenn man auch den zeitgleich erschienenen, kostenlosen Nudity-Patch via Steam herunterlädt.

Von Kickstarter zu Steam

Im Spielmenü, hinter dem Punkt Story verborgen, wartet dann die erste Manga-Dame, Ayane, mitsamt ihrer Hintergrundgeschichte: „Ayane findet die Nächte bezaubernd. Das Gefühl, wenn eine kühle Prise des Windes, ihre zarte Haut streichelt, während alles in Dunkelheit ist, lässt sie lebendig fühlen.“ [sic] Blöd nur, dass es fiese Kräfte im Spiel gibt: „Federic Das bewusste Spielzeug erlangte Bewusstsein, nachdem sein Erschaffer auf Serienproduktion für seine Duplikate mit geringerer Qualität gewechselt war. Nachdem das geschehen war, ermordete das Spielzeug seinen Erschaffer.“ [sic] Was das mit Ayane zu tun hat? Nun: „In einigen ziellosen Jahren, hatte Federic nur Leute beobachtet. Jetzt glaubt er, er müsse diese nachahmen. Angenommen das er ein Mann sei, sucht Federic jetzt eine Weibliche Kumpanin. Sie kann ihn reparieren oder ihm von Zeit zu Zeit einen Ölwechsel geben und er kann dann seinen Wirbel-Tanz für ihre Unterhaltung vorführen. (…) Eines Nachts begegnete er Ayane. Ayane war nicht an seinem Angebot interessiert. Federic war vollkommen außer sich und dachte, dass Menschen nicht besser sein, als sein Erschaffer. Jetzt, alles wonach er sich sehnt, ist es alle Menschen zu vernichten, angefangen mit Ayane.“  [sic]

Ihr wisst also Bescheid! Dämlich-abstruse Story? Check! Billige Sexklamotte voller Klischees? Check! Schlechte Übersetzung? Check! In spielerischer Hinsicht ist die Mission des Spielers, die stereotypischen Animefrauen (von denen es acht gibt) aus ihren Notsituationen zu erretten, indem man ihre Feinde (wie Federic) besiegt. Das geht nach Qix-Manier so: Man lenkt den Cursor zunächst entlang der Randlinie über das Spielfeld. Zieht man nach innen, ist der Cursor verwundbar - wer in diesem Zustand von einem der herumwuselnden Feinde getroffen wird, verliert einen Lebenspunkt. Also umrundet man mit dem Cursor schnell eine Fläche, schließt sie dadurch ab und ist dann nicht mehr verwundbar. Dadurch erhöht sich die Prozentzahl am Bildschirmrand - letztlich muss man immer 70% des Bildschirms Stück für Stück umranden, damit der Feind als besiegt gilt.

Frauenrettung als Puzzlegame

Zum Dank lässt die jeweilige Dame ein Kleidungsstück nach dem anderen fallen. Bis zum bitteren Ende: Am Schluss der drei Stages pro Manga-Frau liegt, sitzt oder kniet sie splitternackt vor dem Spieler, inklusive expliziter Details unter der buchstäblichen Gürtellinie. Das wirkt im Zeitalter der unendlich verfügbaren Pornografie nicht nur obsolet, sondern ist tatsächlich unangenehm, weil das Spiel die Kulleraugen-Mädchen und ihre lasziven Posen mit eindeutigen Hintergrundgeschichten verquickt. Kurzversion: Die heißen, aber hilflosen Weiber brauchen deine Unterstützung. Steh’ ihnen zur Seite und als Zeichen der Dankbarkeit gibt es Titten zu sehen!

So geht Mokoko (und Qix): Umfahrt per Cursor Bereiche, damit ihr den Bildschirm Stück für Stück abarbeitet und so die Dame dahinter freilegt.
All das könnte man ausblenden, hätte Naisu Games dem Arcade-Oldie eine in spielerischer Sicht spannende Überarbeitung zukommen lassen. Leider ist dies nicht der Fall: Das Qix-Konzept wurde bieder und plump wiedergekäut - ohne eigene Geistesblitze, geschicktes Leveldesign oder pfiffig agierende Gegner. Stage um Stage meistere ich im Handumdrehen, nur die letzten drei, vier (von insgesamt 24) Levels sind fordernder und damit auch besser. Nach 90 Minuten sind alle Areale gemeistert, alle verrückten Feinde verpufft und alle Frauen gerettet (aka entkleidet). Der freigeschaltete Arcade-Modus ist dann nochmal dasselbe in Grün. Ich empfehle übrigens, Mokoko mit Controller zu spielen - per Analogstick lassen sich viel leichter schräge Linien fahren, mit Tastatur fühlt sich das Spiel unhandlicher an.

 

90-Minuten-Quickie

Fazit

Ich habe keinen Knobelspiel-Meilenstein erwartet, finde es aber doch schade, wie uninspiriert der Entwickler das alte Spielprinzip von Qix aufgewärmt hat. Da hatten die „erotischen“ Klone der 1990er, allen von die Gal’s-Panic-Reihe, weit mehr eigene Ideen und Kniffe bei Feinden und Leveldesign zu bieten. Mokoko ist obendrein zu kurz und zu leicht! Ob die entblätterten Anime-Mädels heutzutage noch ein Argument sind, den Titel durchzuzocken, wage ich zu bezweifeln. Bleiben die hanebüchenen Hintergrundgeschichten der Feinde - hier blitzt bisweilen etwas von dem absurden Humor durch, den ich z.B. auch in der Tauben-Dating-Sim Hatoful Boyfriend schätze. Damit wehrt Mokoko letzlich das 4Players-Gütesiegel „Ungenügend“ ab und holt sich ein solides „Mangelhaft“.

Pro

  • unverwüstliches Arcade-Puzzle-Prinzip
  • einige Lacher wegen der Hintergrundgeschichten
  • mit Gamepad oder Tastatur spielbar
  • Nacktpatch ist gratis

Kontra

  • zu leicht und viel zu kurz
  • keine eigenen Spielideen
  • fehlerbehaftete deutsche Texte
  • einfallsloses Leveldesign
  • hässliche Gegner
  • hilfsbedürftige Mädchen, die sich zum Dank ausziehen

Wertung

PC

Spielerisch banaler Puzzle-Titel, der den Arcade-Klassiker Qix einfallslos kopiert - garniert mit drallen Manga-Nackedeis.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
Kommentare
sabienchen.banned

Ändern die Damen beim entfernen/ändern der Kleidung auch die Pose, oder ist s immer die selbe?
BTW die Hintergrundinfo zu den Damen scheint mehrere GoogleTranslateIterationen hinter sich zu haben.

Den neuen Tester weiß ich allerdings zu schätzen.
ArcadeTitel werden endlich recht vernünftig getestet, und auch bei einem solchen Spiel steht das eigentliche Gameplay im Zentrum der Kritik, nicht die leicht bekleideten Frauen.


..^.^''

vor 4 Jahren
MrLetiso

Na klar, die stehen da wegen Doki Doki Literature Club
Damit hätte ich rechnen müssen

vor 4 Jahren
forest_hunter

keine Hülle ?


kostet 2,79 Euro ohne Hülle die vermutlich kein Handbuch hat.

Ich sehe die Alterseinstufung nicht, ich wette das ist ab 12 freigegeben.
Könnte auch ab 16 sein laut dem screenshot hier, aber muss nicht. Hm ohne Hülle um 2,79 Euro zu teuer, wenn es das gratis gäbe würde ich es eventuell mal installieren.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
forest_hunter

Interessiert mich so und so nicht, wenn es das nicht für Playstation gibt, ja mein Computer hat bei win7 beim grafiktest einen score von 7,9 (maximum 2x) und beim rest 7,8. Aber warum sollte ich mir ein schlechtes Spiel kaufen . Ich habe die Wertung gesehen, da steht was von viel Nackter Haut und es sieht nach Anime Frauen aus wie viel kostet das ?

Hm... viel nackte Haut, Steam das könnte heißen das Spiel ist in Amerika auch ganz normal erhältlich. Dann ist es bei uns vermutlich ab 12 oder 16. Viel Nackte haut? heißt dass da sind komplett nackte Anime Charaktere drin die z.B. Sex haben ? Idealerweise nur Frauen. Hm wäre immer noch nicht sonderlich interessant wenn es das nicht mit Hülle zum Kaufen gibt.

--- geht zu google
gibt ein mokoko steam shop
first result, es kostet 2,79 Euro ohne Hülle die vermutlich kein Handbuch hat.

Ich sehe die Alterseinstufung nicht, ich wette das ist ab 12 freigegeben.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren