Music Racer - Test, Musik & Party, XboxOne, PC, Switch, PlayStation4
Im Kern sind die meisten Musikspiele ziemlich simpel gestrickt, geht es doch oft nur darum, im richtigen Moment bzw. möglichst im Takt die richtigen Knöpfe zu drücken. Music Racer schafft es dagegen, dieses einfache Grundprinzip sogar noch zu unterbieten. Denn die Aufgabe besteht lediglich darin, das zuvor gewählte Vehikel durch Rechts-/Linksbewegungen auf dem typischen „Noten-Highway“ in die richtige Spur zu manövrieren, um dabei möglichst viele der kreuz und quer verteilten Symbole ("Beats") durch Drüberfahren automatisch aufzusammeln. Taktgefühl oder ein bestimmtes Timing wird dabei im Prinzip nicht benötigt. Auch ist es egal, wenn man nicht alle Noten erwischt, was aufgrund der Platzierung ohnehin kaum oder nur mit den Reflexen eines Ninjas möglich wäre. Hauptsache, man hält den Kombozähler weiter aufrecht, um ordentlich zu punkten. Die Geschwindigkeit der Vehikel wird automatisch angepasst. Das sorgt zwar bei Tempowechseln für eine gewisse Dynamik, aber bei flotten Abschnitten wird es in Kombination mit den Höhenunterschieden und Kurven mitunter arg unübersichtlich.
Wenig Substanz
Auf der niedrigsten Stufe ist das alles überhaupt kein Problem und Music Racer präsentiert sich als Zen-Gaming mit elektronischen Beats, das hinsichtlich des niedrigen Niveaus nur vom Cinematic-Modus unterboten wird. Dort spielt sich das Spiel nämlich einfach nur selbst. Zumindest bekommt man hier die Chance, die durchaus stylische Kulisse von AbstractArt mit ihren abstrakten Architekturen und den grellen Neonfarben zu bewundern. Das alles ist zwar grafisch simpel gestaltet und mitunter sogar ziemlich minimalistisch, sieht streckenweise aber richtig cool aus. Daher trifft für Music Racer die geläufige Redewendung „Style over Substance“ ins Schwarze.
Vorsicht, Hindernis!
Aber wozu soll man sich überhaupt die Mühe machen, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen? Für die Bestenlisten jedenfalls nicht, denn die erreichten Punktzahlen werden weder lokal noch für einen Online-Vergleich mit anderen Spielern gespeichert. Man erfährt also bei mehrmaligen Läufen nicht einmal, ob man sich verbessert.
Keine Bestenlisten
Tatsächlich dienen die Punkte einzig dazu, um weitere Fahrzeuge und Streckendesigns freizuschalten, was angesichts der teils happigen Anforderungen schnell in einen nervigen Grind ausartet, wenn man wirklich Zugriff auf alle Inhalte bekommen will. Immerhin stehen von Anfang an die knapp 30 Songs zur Auswahl, die überwiegend aus dem Bereich der elektronischen Musik stammen und von eher unbekannten Künstlern stammen. Wirklich mitgerissen hat mich keiner der Tracks, aber die Synthie-Klänge sind insgesamt ganz okay und fügen sich gut in den drögen Spielverlauf ein. Das Importieren eigener Musik, wie es auf dem PC noch möglich war, ist auf den Konsolen aus den üblichen Lizenzgründen nicht erlaubt.
Von K.I.T.T. bis zu Marty McFly
Fazit
Music Racer ist auf jeden Fall ein echter Hingucker! Obwohl die Hintergründe meist sehr abstrakt gestaltet wurden und die Grafik recht minimalistisch ausfällt, hat es mir die Farbgebung mit ihrem Neon-Look angetan. Beim Artstyle trifft AbstractArts für mich auf jeden Fall den richtigen Ton! Leider kann die Trackliste mit ihrem meist nur durchschnittlichen Elektro-Gedüdel da nicht mithalten, die man auf den Konsolen im Gegensatz zum PC leider nicht mit eigener Musik aufpeppen kann. Spielerisch würde es aber ohnehin keinen Unterschied machen: Das Spieldesign von Music Racer ist so flach wie ein Auto in der Müllpresse und so öde wie eine unendlich lange Baustelle auf der Autobahn. Rhythmusgefühl spielt kaum eine Rolle, wenn man mit dem Vehikel seiner Wahl gelangweilt die Spuren wechselt, um ein möglichst gutes Ergebnis einzufahren, das nirgends verewigt wird. Wirken die Fahrten in kurzen Dosen durchaus entspannend, nimmt auf höheren Stufen aufgrund von fies platzierten Hindernissen der Frust zu und der nötige Grind zum Freischalten aller Inhalte zehrt zunehmend an den Nerven. In diesen Momenten zeigt Music Racer trotz der stylischen Optik die hässliche Fratze seines mobilen Ursprungs. Für das visuelle Erlebnis kann man den niedrig angesetzen Preis durchaus zahlen. Wer aber gleichzeitig Wert auf ein unterhaltsames Musikspiel legt, sollte sich das Geld lieber sparen.
Pro
- stylische Neon-Optik
- tolle Vehikel-Auswahl
Kontra
- ödes Spielprinzip
- lästiger Grind
- keine Bestenlisten
- durchschnittliche Trackliste
- kein Import eigener Songs möglich