Animal Crossing: New Horizons - Test, Simulation, Switch

Animal Crossing: New Horizons
16.03.2020, Jens Bischoff

Test: Animal Crossing: New Horizons

Reif für die Insel

Sieben Jahre nach New Leaf auf dem 3DS gibt es mit New Horizons auf der Switch endlich wieder ein vollwertiges Animal-Crossing-Abenteuer für virtuelle Aussteiger. Und Nintendo hat einige interessante Neuigkeiten für Farmer, Bastler und Sammler integriert. Wie uns der Trip auf die Trauminsel gefallen hat, verrät der Test.

Bevor der Inseltrip beginnt, bastelt man sich per simplem Editor ein Alter Ego im Mii-Stil und legt Name sowie Geburtstag fest. Danach entscheidet man, ob man lieber auf die Nord- oder Südhalbkugel will und wie die künftige Heimatinsel in etwa aussehen soll. Und schon bringt einen ein Flieger ans ersehnte Ziel, wo einen Reiseveranstalter Tom Nook persönlich begrüßt. Dann verteilen Nooks Gehilfen Nepp und Schlepp Zelte, für die jeder ein schönes Plätzchen wählt. Nach getaner Arbeit wird erstmal gegrillt und gefeiert.

Ab ins Flugzeug

Zum Auftakt befinden sich lediglich zwei weitere Aussteiger auf der Insel, mit denen man quatschen kann und die einander helfen. Später kommen weitere hinzu: manche nur als Besucher, während sich andere dauerhaft niederlassen. Darunter natürlich auch bekannte Gesichter aus früheren Teilen. Zwar ist die Insel selbst gar nicht so groß, aber ein Plätzchen für Neuankömmlinge findet sich meist trotzdem. Zur Not muss man halt ein paar Bäume fällen oder Felsen entfernen.

Um gewisse Rohstoffe zu erhalten, muss man erst das passende Werkzeug besitzen.


Heimwerker gesucht

Dazu benötigt man in der Regel allerdings Werkzeuge, die man per Werkbank selbst herstellen kann, sofern man im Besitz der dafür nötigen Materialien ist. Äste, Steine und Muscheln kann man einfach aufheben oder wie Früchte durch das Schütteln von Bäumen erlangen. Für Hölzer und Erze braucht man hingegen schon ein Beil, das sich mit der Zeit abnutzt und erneuert werden muss. Mit einer Angel kann man sogar Fische, mit einem Kescher Insekten und andere Kriechtiere fangen.

Wer hingegen Gartenarbeit bevorzugt, kann auch Setzlinge pflanzen und per Gießkanne tränken, damit sie auch bei trockener Wetterlage gedeihen. Die Anzahl an Werkzeugen nimmt stetig zu - ebenso wie die Zeit zum Wechseln selbiger. Später kann man seine Gerätschaften zwar auch über ein praktisches Ringmenü auswählen, aber leider bringt man auch dort nicht alle verfügbaren Utensilien unter.

Das Wachstum von Pflanzen und Früchten ist stark beschleunigt, die Uhren im Spiel ticken jedoch in Echtzeit: Wer also morgens spielt, erlebt auch New Horizons zur Morgenstunde. Und wer erst abends spielt, ist auch im Spiel während der Dämmerung unterwegs. Selbst der Wechsel der Jahreszeiten wird je nach gewählter Erdhalbkugel realitätsnah abgebildet. Nur Niederschlag erfolgt willkürlich, da keine Wetter- und Standortdaten abgeglichen werden.

Alles zu seiner Zeit

Je nachdem wie spät es auf der Systemuhr ist, ändert sich auch die Tageszeit im Spiel.

Wer Lust auf eine Schneeballschlacht hat, muss jedoch warten bis Winter ist - oder an der Systemuhr der Switch-Konsole drehen, denn nach der richtet sich auch das Spiel. Ob man sich in Geduld übt oder schummelt, bleibt einem selbst überlassen - ebenso wie die Bestimmung des Spieltempos, denn New Horizons übt keinerlei Zeitdruck aus. Man kann machen, was man will, so lange man will - und so schnell oder langsam man will. Selbst Kredite, die man z. B. zum Ausbau der eigenen vier Wände aufnimmt, haben keine Fristen. Wer überhaupt nicht zahlt, kann aber auch nicht weiter ausbauen.

Was es sonst Neues gibt, verkündet Tom Nook in täglichen Ansprachen oder per Schwarzem Brett, das man auch selbst für Mitteilungen nutzen kann. Ansonsten grast man Tag für Tag die Insel nach neuen Schätzen ab, sammelt Ressourcen, redet mit anderen Inselbewohnern, kauft ein, verscherbelt überschüssigen Kram oder beschäftigt sich mit Handwerk. Mit Rohstoffen und Fundstücken kann man nämlich nicht nur Werkzeuge herstellen, sondern auch allerlei Objekte für Haus und Garten erschaffen. Angefertigte Möbel kann man später sogar farblich umgestalten oder Kleidungsstücke mit selbst gemalten Motiven bedrucken.

Wer sucht, der findet

Erbeutete Insekten, Fische und Fossilien darf man übrigens dem örtlichen Museum stiften, das sich größer und imposanter als je zuvor präsentiert, aber auch vielen Ladeunterbrechungen unterworfen ist. Es gibt Aquarien mit Glastunneln, riesige Gärten und Schmetterlings-Pavillons sowie Ausstellungen zusammengesetzter Dinosaurierskelette, deren Knochen man persönlich mit der Schaufel ausgegraben hat. Wer will, kann sich von Eulenkurator Eugen sogar jeden Fund kurz erklären lassen - und das zu jeder Uhrzeit, auch wenn der insektenscheue Kauz eher nachtaktiv ist.

Doch egal wie motivierend das ständige Suchen und Sammeln auch verpackt ist, auf Dauer kann es trotzdem langweilig werden. Zwar zieht es einen immer wieder auf die Insel zurück, aber eher in kurzen Dosen. Immerhin versucht Nintendo mit regelmäßigen Events und Besuchern für Auflockerungen sowie Überraschungen zu sorgen. Hier und da kann man sogar kleine Quests wie das Aufspüren verschütteter Handy-Bauteile absolvieren.

Gegen die Routine

Das großräumig und liebevoll designte Museum entfacht die Sammelleidenschaft.

Außerdem entdeckt man immer wieder liebevolle Details wie korrekt funktionierende Uhren und Radios, bei Regen herauskommende Schnecken, von geschüttelten Bäumen herabfallende Wespennester oder andere Inselbewohner, die einem zuwinken, zuzwinkern oder zulächeln. Man kann sich sogar eine eigene Musiksammlung aufbauen und per Tonbandgerät abspielen. Überhaupt ist die Inszenierung ungemein charmant, da holen andere Insulaner bei Regen ihre Schirme raus, trällern vergnügt ein Liedchen, treiben Sport, gehen angeln oder versuchen von sich aus Kontakt zu knüpfen. Wer will, kann ihnen auch Geschenke machen, Emotionen zum Ausdruck bringen oder Briefe schreiben.

Hin und wieder wird sogar eine Flaschenpost angespült, die einem neben ein paar Zeilen meist auch Baupläne für neue Möbel oder Deko-Artikel beschert. Oder es fliegt ein Geschenke-Ballon vorbei, den man mit einer Schleuder vom Himmel holen kann. Auch fahrende Händler schauen regelmäßig vorbei oder eröffnen neue Läden. Mit gekauften Rüben, deren Preise täglich variieren, kann sogar spekuliert werden. Das recht knapp bemessene Inventar lässt sich zum Glück recht früh erweitern, während das Lager im eigenen Haus jede Menge Platz bietet. Es gibt sogar einen Verein, der Wohnungseinrichtungen bewertet und prämiert.

Der Mühe Lohn

Doch es gibt ein noch besseres Prämienprogramm: Nooks Bonusmeilen. Die erhält man für alle möglichen Leistungen und Errungenschaften, wodurch man immer wieder zu neuen Taten unterschiedlicher Form angespornt wird. Denn mit den Meilen kann man online Shoppen gehen und neben exklusiven Klamotten und Einrichtungsgegenständen z. B. auch Flugtickets erwerben, um andere Inseln zu besuchen, wo man zum Teil exotische Mitbringsel erhält.

Gespeichert wird automatisch sowie manuell - nur leider nicht in der Cloud, was bei Konsolenwechseln oder -beschädigungen natürlich von Nachteil ist. Zudem wird pro Konsole nur ein Spielstand bzw. eine Insel gespeichert, die sich dann alle Nutzer teilen müssen. Bei der Beutehatz bedeutet das: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Allerdings kann man das auch positiv sehen, da man so auch Kräfte bündeln oder Aufgaben untereinander verteilen kann. Tauschhandel und Geschenke sind jedenfalls kein Problem.

Eine Insel für alle

Bis zu vier Spieler können sogar Seite an Seite unterwegs sein - egal ob mit geteiltem Bildschirm, Konsolen-Link oder online. Verständigen kann man sich per Text-Chat oder Gefühlsgesten, die man schrittweise von anderen Inselbewohnern lernen kann. Wer irgendwo hängt, kann per Handy eine Bergung per Helikopter anfordern. Darüber hinaus werden dort auch entdeckte Tierarten registriert, Baupläne und Designentwürfe gespeichert, Aufenthaltsorte anderer Inselbewohner angegeben, Aufgaben für Bonusmeilen aufgelistet, Mitspieler eingeladen oder Fotos geschossen - diverse Filter inklusive.

Dank Fotofunktion kann man überall Bilder schießen - es gibt sogar ein spezielles Studio dafür.


Bitte lächeln

Für Fotofans gibt es sogar ein spezielles Studio, in dem man verschiedene Kulissen und Möbel nutzen sowie per Amiibo-Funktion Statisten einladen kann. Bewegungssteuerung wird dazu allerdings nicht genutzt und auch Touch-Unterstützung gibt’s meist nur bei Texteingaben - dabei hätte die Bedienung auch an anderen Stellen deutlich davon profitieren können. Schade auch, dass man nicht wie in Monster Hunter endlich mal den Schritt gewagt hat, neben dem putzigen Kauderwelsch auch alternative Tonspuren mit realen Sprachen anzubieten. Gerade für jüngere Spieler wäre dadurch ein ganz anderer Zugang möglich gewesen. Die deutschen Texte sind allerdings klasse!

Ebenfalls lobenswert ist die jederzeit gut lesbare Schriftgröße, die auch vom Sofa aus oder im Handheld-Modus keine Lupe erfordert. Auch die Steuerung ist bis auf das zu kleine Ringmenü für Werkzeuge angenehm handlich, die grafische Präsentation mit ihrer gekrümmten Inseldarstellung und Zeichentrickfiguren sehr hübsch. Später kann man die Landschaft sogar eigenhändig umgestalten. Zuvor errichtet man Treppen und Brücken, um bei der Inselerkundung nicht immer auf mitgeführte Leitern und Sprungstäbe angewiesen zu sein.

Fazit

Mit Animal Crossing: New Horizons ist Nintendo ein unglaublich charmantes Inselabenteuer gelungen, von dem man sich nur schwer wieder lösen kann. Man erkundet, sammelt, baut, kommuniziert und bestimmt selbst das Spieltempo. Das neue Museum ist eine echte Augenweide, das meilenbasierte Prämienprogramm überraschend motivierend. Hier und da kann man sogar richtig kreativ werden. Zwar ist auch New Horizons ein Spiel, das auf lange Sicht durch seine vielen Wiederholungen langweilen kann. Doch Monotonie und Routine werden immer wieder durch besondere Ereignisse sowie Besucher aufgebrochen. Zudem entdeckt man viele liebevolle Details, wenn man mit bis zu drei Freunden die Gegend unsicher macht. Wer sich eine Konsole teilt, muss sich aber auch die Insel teilen, was man ebenso wie die unverständliche Sprachausgabe kritisieren kann. Zudem hätte ich mir eine Cloud-Save-Option, mehr Touch-Unterstützung sowie ein größeres Ringmenü zur Werkzeugauswahl gewünscht. Aber unterm Strich wird man auf der Insel langfristig gut unterhalten.

Pro

  • charmante Inszenierung
  • viele liebevolle Details
  • motivierende Bau- und Sammelreize
  • kreative Gestaltungsmöglichkeiten
  • regelmäßige Events und Überraschungen
  • frei bestimmbares Spieltempo
  • bis zu vier Spieler auf einer Insel
  • stets gut lesbare Schriftgröße (auch im Handheld-Modus)

Kontra

  • nur eine Insel pro Konsole
  • keine Cloud-Save-Option
  • zu kleiner Werkzeugring
  • kaum Touch-Unterstützung
  • nur Kauderwelsch als Sprachausgabe

Wertung

Switch

Nintendos Inseltrip kann mitunter etwas langweilig, aber auch herrlich erholsam sein - auf jeden Fall ist er unglaublich charmant.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
Kommentare
casanoffi

Von meiner alten Swtich hat es den Akku zerbröselt, daher nutze ich diese nur noch im Dock.
Für unterwegs hab ich mir ne Lite besorgt und Dank Cloudsaves ist das ja normalerweise kein Ding ^^

vor 4 Jahren
Chibiterasu

Ich werde auch immer unruhiger, wenn ich an meine Insel denke und mir dann einfällt, dass da unter Umständen alles weg ist, wenn mir die Konsole gestohlen wird oder eingeht (die übrigens bei AC mit vielen Objekten und Blumen) extrem ins Schwitzen kommt...).

Nintendo, gebt mir bitte möglichst bald zumindest die Möglichkeit meinen Save irgendwo hochzuladen, dass er für den Support zugänglich ist.
Mehr bräuchte ich nicht.



@chillig.

Reden wir in 3 Wochen nochmal, wenn sich immer mehr Projekte auftun
Ich hab eigentlich immer irgendein To Do im Kopf und das kann schon in leichten Stress ausarten...

vor 4 Jahren
casanoffi

Hatte mit Animal Crossing bisher nie was am Hut. Weder das Gameplay wirkte auf mich sonderlich verlockend und mit der Optik konnte ich noch viel weniger was anfangen.

Aber seit die Switch auf dem Markt ist, hat sich mein Geschmack mehr und mehr verändert (bzw. habe ich auf meine alten Tage tatsächlich noch einen anderen Geschmack „entdeckt“ ^^).

Habe es seit Montag und mich instant verliebt.
Es ist für mich das perfekte Chillout-Game. Nichts, aber auch wirklich gar nichts in diesem Spiel, stresst mich.
Die Grafik finde ich charmant, das hektische Gebrabbel finde ich süß, der sanfte Soundtrack beruhigt von der ersten Sekunde an, der ganze Sammel- und Bastel-Kram ist einfach nur nett gemacht und den Umstand, dass alles in Echtzeit mit der realen Zeit abläuft, halte ich für genial.

Da ich hauptsächlich spät Abends spiele, ist die nächtliche Atmosphäre auf der Insel herrlich.


Mit der Savegame-Politik schießt Nintendo für mich aber immer wieder den Vogel ab… Auch wenn es nicht viele Spiele sind, die die Cloud nicht unterstützen - bereits eines ist mir schon zu viel.

Sei es nun Dark Souls, Pokemon oder eben Animal Crossing.
Ich würde wirklich gerne mal die wahren Gründe dafür erfahren…

In meinem Haushalt existieren mehrere Switch und diese Savegame-Bindung ist einfach nur großer Mist.
Wenn man das ganze Konzept bei Animal Crossing schon auf Biegen und Brechen auf die Mehrspieler-Nutzung auslegt, dann sollte es doch möglich sein, hier eine Option zur Verfügung zu stellen, die die Inseln voneinander trennt.

Einzelspieler-Insel, unterstützt die Cloud und Savegame-Nutzung auf mehreren Geräten
Mehrspieler-Insel, an ein Gerät gebunden

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Spiritflare82

Was genau ist der Reiz von dem Game oder der Serie?

Nicht falsch verstehen, aber das sieht dermaßen kindisch aus, original wie Spielzeug für 5 jährige...und darauf stehen so viele Leute?

und die wechseln dann über zu Doom Eternal nachdem sie ihr Inselchen bepflanzt haben?
In meinen Augen ist Animal Crossing das perfekte Chillout-Spiel. Wenn ich Abends nochmal ein wenig entspannen möchte, gehe ich auf meine Insel und fühle mich wohl, während ich in aller Seelenruhe Käfer fange und mit verwirrten Tierchen spreche.
Es ist schwer für mich zu erklären, aber ich fühle mich auf jeden Fall immer gut, wenn ich ein AC gespielt habe. Es gibt vermutlich nichts entspannenderes - vor allem weil es eben kein Ziel oder tieferen Sinn gibt.

Und ja, ich werde mir auch Doom Eternal holen - die Reihenfolge sieht dann aber vermutlich eher so aus: DOOM zocken, bis ich eine Pause brauche... und Animal Crossing in der Pause
Ja, jedem das seine, kann ja durchaus unterhaltsam sein. ich kann mit dem Look absolut nichts anfangen, echt nicht mein Ding.

vor 4 Jahren
johndoe-freename-69020

Bin seit Freitag am durchsuchten. Hätte ich nie für möglich gehalten.

Bin gespannt wie lange die Motivation anhält, aber hab das Spiel jetzt schon mehr gespielt als viele andere Full Price Titel. Also hat sich jetzt schon gelohnt.

Verzichte extra auf das Spulen oder den Geldcheat und erhoffe mir so eine lange Motivation, sodass ich zumindest auch später immer mal wieder das Spiel einschalte. Da ich selbst bei Pokemon für Events das Spiel immer mal wieder anschmeiße, obwohl die jetzt nicht der Brüller sind, erhoffe ich mir von AC eig. Ziemlich viel.

Man darf gespannt sein, was sich Nintendo für Events ausgedacht hat. Ich lass mich extra nicht spoilern

hö was is los , Bin gespannt wie lange die Motivation anhält, ich bin gespannt wie gespannt ich bin.. ich bin gespannt lol

vor 4 Jahren