Ein leicht schräg hängender Bilderrahmen? Sushi mit Messer und Gabel essen? Den USB-Stick einfach abziehen? Wenn euch solche Dinge nerven, dann ist Dude, Stop das perfekte Spiel für euch. Die lustigste Minigame-Sammlung seit WarioWare im Test.
Machen wir uns nichts vor: Humor ist nicht die große Stärke von Videospielen! Natürlich gibt es lustige Ausnahmeerscheinungen, etliche davon aus dem Adventure-Bereich: The Secret of Monkey Island, Sam & Max oder Discworld waren z.B. solche Sternstunden der Blödelei. Auch das derbe Conker's Bad Fur Day, die geistreichen Gags aus den Portal-Titeln oder das jüngste South Park-RPG-Duo fallen vielen Spielern ein, wenn die Sprache auf lustige Games kommt. Davon abgesehen, wird die Luft aber schon dünn - im Gegensatz zu Kino, TV oder Bühne wird in digitalen Welten weit mehr gestorben als gelacht.
Lacht mal wieder!
Da ist es umso schöner, dass Dude, Stop, das schon 2018 auf Steam veröffentlicht wurde, jetzt auf Switch für ein paar humorvolle Stunden sorgt. In puncto Spielstruktur besteht Dude, Stop ganz simpel aus dutzenden Mikrospielen - ähnlich wie es die WarioWare-Reihe vorgemacht hat; allerdings wird hier nur alleine gezockt. Als Spieler verkörpert man eine Art Versuchskaninchen und wird mit allerhand alltäglichen Aufgaben konfrontiert. Ein englischer Sprecher aus dem Off erklärt, was zu tun ist, und spart nicht mit entnervten Kommentaren. Denn alle Miniprüfungen können auf gute oder supernervige Art gelöst werden: In die Waschmaschine kommt z.B. ganz artig nur weiße Wäsche - oder aber man wirft noch eine rote Socke in die Trommel. Und vor dem Sushi-Teller greift man brav zu den Essstäbchen - oder aber zu Messer und Gabel. Handy und Schlüsselbund wandern in die beiden hinteren Taschen einer Hose - oder aber zusammen in eine. Und mit dem Auto überholt man natürlich auf der linken Spur - oder fährt dort extra langsam und verursacht einen Stau. Ich denke, ihr versteht die Richtung, die Dude, Stop einschlägt…
Soll heißen: Man kann sich in jeder Szene wie Chaot verhalten und absichtlich unschöne Dinge erzeugen. Vielleicht hat der ein oder andere von euch sich schon über Internet-Bildchen und Memes amüsiert, die genau solche Szenen zeigen: Das runde Bauklötzchen, das durch die dreieckige Form gezwängt wurde, der Kitkat-Schokoriegel, bei dem einmal quer über alle vier Stäbchen abgebissen wurde, oder die Tablettenpackung, wo alle Pillen bis auf eine brav der Reihe nach entnommen wurden. Gerne untertitelt mit einer flammenden „some people just want to see the world burn“-Schrift. Genau daran erinnert das Spiel. Zwar zündet in Dude, Stop nicht jedes der vielen Mikrogames, allzu oft ertappt man sich aber bei einem breiten Grinsen sowie einem Gefühl der Genugtuung, wenn man den Testleiter durch sein Verhalten mal wieder an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht hat. Weiße Katze auf schwarzer Kleidung? Rote Murmel in einer Schale mit grünen Murmeln? Sein Autor quer über drei Parkplätze abstellen? Ein Glas Nutella wegwerfen, obwohl noch reichlich Reste vom Schokoaufstrich drin sind? Bei einem Fragebogen absichtlich idiotische Antworten ankreuzen? Euren diabolischen Gelüsten sind keine Grenzen gesetzt!
Liebe das Chaos!Präsentiert werden all diese Aufgaben in grober, zweckmäßiger Pixeloptik - das Beste an der Präsentation ist zweifelsohne der äußerst engagierte Sprecher, dem man seine Verzweiflung tatsächlich abnimmt. Weil es für das Erfüllen bestimmter Voraussetzungen in den verschiedenen Testreihen allerhand Pokale und pfiffige Achievements gibt, ist auch ein zweiter oder dritter Durchgang lohnenswert. Mitunter ist es nämlich nicht sofort ersichtlich, wie in einer Szene Chaos erzeugt werden kann oder man muss Items aus anderen Minigames in die nächste Disziplin mitnehmen - besonders kreative Unruhestifter werden also belohnt. Wurde Dude, Stop am PC komfortabel per Maus gesteuert, so müssen sich Switch-Spieler zwischen Stick- plus Button-Kontrollen oder Touchscreen im Mobilbetrieb entscheiden. Beides funktioniert ordentlich, fühlt sich aber nicht allzu präzise an. Obendrein gibt es zwei Minispielchen, bei denen man ohne Touchscreen partout nicht erfolgreich sein kann - da wurde bei der Konsolenportierung geschlampt.
Fazit
Dude, Stop spielt intelligent mit dem im Menschen verankerten Wunsch nach Ordnung. Es triezt und fordert den inneren Monk heraus, der in jedem von uns schlummert. Und lässt uns gleichzeitig Chaos stiften, wenn uns danach ist. In spielerischer Hinsicht wird zwar nur eine große Zahl von simplen Mikrospielen geboten - die vielen lustigen Szenen in Kombination mit dem angenehm entnervten Sprecher sorgen aber für ein einzigartiges Spielerlebnis. Dude, Stop ist handwerklich und mechanisch unspektakulär, in der Konzeption und der Ideenfindung aber doch so besonders, dass ich über die vielen kleinen Macken bei der Steuerung und manch lausig erklärte Disziplin hinwegsehen kann. Wer die WarioWare-Spiele mochte oder sich an kreativem Chaos erfreuen kann, der sollte einen Blick riskieren.
Pro
sehr viele ungewöhnliche Minispiele
geistreiche Spielidee
ordentlicher Umfang für so ein Spielprinzip
teilweise richtig lustig
sehr guter englischer Sprecher
viele angenehm unangenehme Szenen
Pokale freizuspielen motiviert
Kontra
Steuerung mit Stick und Buttons etwas träge
Touchscreen-Steuerung auch nicht optimal
ein paar Minigames nicht gut erklärt
sehr schlichte Pixeloptik
Wertung
Switch
Minispiel-Sammlung für Zocker mit einem Hang zu Chaos und Sadismus - handwerklich überschaubar, aber sehr kreativ und lustig.
Echtgeldtransaktionen
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