Doom 64 - Test, Shooter, Switch, N64, Stadia, PlayStation4, XboxOne, PC
id Software und Nintendo-Konsolen - das war selten eine innige Liebesbeziehung. Glaubt man Fabien Sanglards Ausführungen in seinem 2018 erschienenen Buch „Game Engine Black Book - Doom“, dann war die Tatsache, dass es das erste Doom überhaupt auf das Super Nintendo schaffte, vor allem der Genialität eines Mannes zu verdanken: Dem US-Programmierer Randy Linden. Der solte später auch den PlayStation-Emulator Bleem! coden und hievte den Ego-Shooter auf Nintendos 16-Bit-Konsole - trotz deren überschaubaren Fähigkeiten im 3D-Bereich. Linden und Sculptured Software (aus denen Acclaim hervorgehen sollte) gelang es im Herbst 1995, Doom auf einem SNES-Modul mit Super-FX-Chip zu veröffentlichen, gut 20 Monate nach dem ursprünglichen MS-DOS-Release. Eine Konsolengeneration später war Midway an der Reihe: Nicht nur die Nintendo-64-Fassung des ersten Quake, sondern auch Doom 64 wurden von dem US-Studio entwickelt.
Doom auf Konsole
Im Dezember 1996 verkündete Midways Marketing-Chef Andrew Hoolan: „id Software war sehr darauf bedacht, dass Doom 64 genau so in die Läden kommt, wie sie sich das vorgestellt haben. Nach zwei intensiven Wochen des Testens und Begutachtens haben sie unser Studio in San Diego voll des Lobes verlassen.“ Wohlwollend reagierte dann auch die Spielepresse auf Doom 64, als es im April 1997 in den USA für das Nintendo 64 erschien: IGN nannte den Konsolenshooter die bisher beste Inkarnation von Doom, die EGM lobte das puristische Spielprinzip. Die amerikanische GamePro zückte ihre Höchstnote in allen Kategorien und die deutsche MAN!AC vergab im Import-Test 88% für die „grafisch beste Version des berüchtigten Ego-Shooters“. Dabei muss angemerkt werden: Midway überarbeitete nicht nur Grafik plus Sound von Doom und Doom 2, sondern designte und programmierte 32 neue Levels voller Dämonen, Geheimtüren und Schlüsselkarten.
Wandelbare 3D-Welt
Was auch gravierend auffällt und sich tatsächlich alt anfühlt: Springen ist nicht möglich und gezielt wird nur links und rechts - die unterschiedlichen Höhen auf der Y-Achse werden automatisch anvisiert. Es mag angenehm simpel klingen, dass höher oder tiefer platzierend Feinde automatisch getroffen werden, hat man kurz davor aber einen modernen Shooter gespielt, vermisst man diese heutzutage selbstverständliche Steuerungskomponente. Und weil Doom 64 an alle Vorbesteller von Doom Eternal verschenkt wird, drängt sich ein (unfairer) Vergleich mit dem Platin-Shooter auf: Doom Eternal ist ungleich turbulenter, spielt gekonnt mit der Vertikalität und lässt den Spieler große Entfernungen in der Luft im Nu überbrücken - all das kann das Remaster von Doom 64 natürlich nicht liefern.
Bleib’ auf dem Boden
Doppel-Schrotflinte, BFG, Plasmakanone & Co. rattern und knattern, dass es eine Freude ist, mit aktivierter Sprintfunktion fliegen die pixeligen Korridore geschmeidig und superflüssig an mir vorbei. Die Portierung von Doom 64 ist super gelungen, auf Wunsch kann ein Filter aktiviert werden, der die pixeligen Texturen weicher darstellt und so an frühe 3dfx-Spiele erinnert. Mir persönlich sind die knackscharfen Pixeltapeten aber lieber - auch wenn es die seinerzeit bei einer 320 x 240er Auflösung auf dem N64 so natürlich nicht gab. Quicksave- und Quickload auf Tastendruck ist ebenfalls möglich. Kenner des 1997er Originals freuen sich zudem über ein paar frische Abschnitte, die Entwickler Nightdive direkt ans finale Level gehängt hat.
Knackscharfe Pixel
Fazit
Schön, dass es dieses sauber programmierte Retro-Remaster gibt. Diese Doom-Episode blieb aufgrund ihrer Nintendo-64-Exklusivität vielen Shooter-Fans verwehrt - oder man zockte auf dem N64 damals im Rausch der Polygone lieber das neblige Turok. Dabei sollte man Doom 64 nicht unterschätzen: Midway holte dank ausgefeiltem Leveldesign und grafischer Politur viel aus dem überschaubaren Rezept heraus. Aus heutiger Sicht fühlen sich die engen Korridore und das Verweigern von Sprung und vertikalem Zielen natürlich sehr altbacken an, trotzdem steckt noch eine Menge Ballerspaß im Spiel. Auch wenn ich das Suchen von Zugangskarten und Geheimgängen mitunter mühevoll finde, so genieße ich doch die derben Dauerfeuer-Gefechte mit Imp, Cacodemon & Co. Die guten alten Cheats sind für mich die Zuckerglasur auf dem Retro-Dessert: Nach einer aufreibenden Runde Doom Eternal fand ich es tatsächlich entspannend, mit der BFG und ermogelter Unverwundbarkeit in Doom 64 ein paar Bosse zu plätten.
Pro
- technisch einwandfrei
- schnell und superflüssig
- Steuerung frei belegbar
- Quicksave und Quickload
- viele Levels
- alte Cheat-Codes gehen noch
- neu programmierte Bonus-Stages
- ikonische Ballermänner
- knackiger Schwierigkeitsgrad
- ausgefeilte, verzweigte Areale
Kontra
- kein Springen möglich
- man vermisst vertikales Zielen
- Suchen von Schlüsselkarten teils nervig
- monotoner Spielablauf
- hatte und hat keinen Mehrspieler-Modus
Echtgeldtransaktionen
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